Rezension
von Sabine Ibing
Trolle, Wichtel, Pixies und Waldwesen aus aller Welt
von Malin Neumann
Der Anfang:
Hörst du das Knacken in den Zweigen?
Das Rascheln der Blätter?
Ein Flüstern, ein Kichern,
vielleicht sogar eine helle Stimme,
die deinen Namen ruft?
Durchstreifen wir die Märchen, Mythen, Sagen dieser Welt, so finden wir in allen Kulturen Waldwesen. Manche sind niedlich, andere zottelig, unheimlich – groß oder klein – aber nimm dich in Acht! Einige sind zwar nett, andere doch recht biestig! Trolle, Wichtel, Pixies, Riesen; Bekanntes und Unbekanntes, Malin Neumann reist mit uns durch die Welt. Am Ende des Buchs gibt es eine Weltkarte, auf der die Wesen noch einmal zu sehen sind.
Bei den Lakotas, in Nordamerika, wohnen kleine Baumbewohner, die in Träumen erscheinen können. Das ist typisch, da die Ureinwohner der USA die Traumdeutung sehr stark in den Vordergrund stellten. Im Amazonas-Regenwald wohnt die Pflanzenmutter aller Lebensformen. Weniger mystisch geht es in Europa zu. In Schottland wohnt der bekannte Ghilli Dhu, der Kindern, die sich im Wald verirrt haben, den Weg zeigt. Die Pixies in Cornwall sind Pferdenarren und feiern gern, spielen den Menschen mit viel Spaß Streiche. In Skandinavien finden wir Trolle und kleine Nisser. So geht es weiter durch die Welt: Sibirien, China, Japan, Australien, Afrika – Waldfabeltiere sind überall zu Hause. Ein paar sind Beschützer des Waldes, der Bäume.
Das Bilderbuch besticht durch seine stimmungsvollen Grafiken. Zarte Aquarelle, die mit Zeichenstift, und Deckfarben ausgearbeitet sind, ein Hingucker. Die Texte sind staubtrocken – leider. Bis auf die erste Seite fehlt es dem Text an Atmosphäre. Es klingt wie das Abarbeiten von Sachtexten. Dieses Wesen wohnt in ... sieht so aus wie und macht dies oder das. Hin und wieder wird eine Geschichte mit zwei drei Sätzen zu dem Sagenwesen eingestreut. Da dieses Buch für Kinder ab 5 Jahren vom Bohem Verlag ausgewiesen ist, hätte es auch mehr Text verkraftet. Der Altersempfehlung schließe ich mich an. Ich hätte mir zu jedem Wesen eine spannende Geschichte gewünscht. Die feinen Grafiken haben die spröden Textpassagen nicht verdient. Letztendlich ist das Kinderbuch ein Nachschlagwerk mit schönen Bildern geblieben. Wahrscheinlich wollte die Autorin darauf hinaus, dass wir den Wald bewahren sollen; letztendlich kommt diese Message erst auf der letzten Seite – schützt die Wälder, weil diese Kreaturen darin wohnen. Das ist mir ein wenig schwach. Die uralten Geschichten der Ureinwohner Nord- und Südamerikas hätten gute Antworten darauf gegeben, wie Natur, Mensch, Tier und Pflanzen eine Einheit bilden, die es zu bewahren gilt. Eine Aufzählung von Sagenwesen aus dem Wald gibt hierauf keine Antwort.
Sagenwesen und Mythen faszinieren nicht nur Kinder. Und wir alle lieben Geschichten! «Umso wichtiger, dass ihre Geschichten erzählt werden», heißt es gleich am Anfang in diesem Buch. Jedoch wird dieses Versprechen nicht eingelöst. Und wie gesagt, die Grafiken von Malin Neumann haben mir gut gefallen. Die Texte sind mir für Kinder zu lexikonartig strukturiert – da diese Bilder ja eigentlich Geschichten erzählen wollen. Meine Freude und Erwartung in das Buch wurde enttäuscht, leider. Letztendlich passen Bild und Text für mich nicht zusammen.
Malin Neumann, geb. 1995, wuchs im Ruhrgebiet auf und studiert Design mit den Schwerpunkten Mediendesign und Illustration an der MSD Münster. Beim Illustrieren liebt sie den Moment, wenn gezeichnete Figuren anfangen vom Papier zurückzublicken und freut sich besonders über Regentage – die beste Zeit für kreatives Arbeiten. Sie lebt und arbeitet in Münster.
Trolle, Wichtel, Pixies und Waldwesen aus aller Welt
Bilderbuch, Kinderbuch, Märchen, Mythen, Sagen
Hardcover, 52 Seiten, 20 x 28,4 cm
Bohem Verlag 2020
Altersempfehlung: ab 5 Jahren
Fremde Kulturen und Mythen in der Kinder- und Jugendliteratur
Wann hat der Mensch mit dem Schreiben begonnen? Fremde Kulturen, verschiedene Schriften … Warum feiern die Chinesen das Mondfest – das genauso wichtig wie das Neujahrsfest ist – bei dem die ganze Familie zusammenkommt? Wer kennt sich aus mit den nordischen Göttern, beim Odin, oder mit den nordischen Fabelwesen? Trolle kennt jeder. Aber wie sieht es mit Vitte und Vätte, Nöck, Michhase und Grollborsten aus? Die griechischen Götter waren nicht immer göttlich, sie konnten ordentliche Miststücke sein, zornig, eifersüchtig, missgünstig … Wer sich für solche Bilderbücher, Kinderbücher, Jugendbücher interessiert, wir hier fündig werden.Interessiert? Hier geht es zu: Fremde Kulturen und Mythen in der Kinder- und Jugendliteratur
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