Direkt zum Hauptbereich

Sherlock Holmes - Das Kochbuch von Silke Martin - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Sherlock Holmes - Das Kochbuch 


von Silke Martin

Auf den kulinarischen Pfaden Sherlock Holmes

 

Nach 56 Kurzgeschichten und vier Romanen ist es nun an der Zeit, auch das kulinarische Leben des Sherlock Holmes in einem Buch festzuhalten. Inspiriert durch die Kriminalgeschichten von Arthur Conan Doyle hat Silke Martin 50 Rezepte in fünf Kapiteln präsentiert. 




Manche Rezepte sind mit einem Fall vernetzt, die wenigsten Gerichte werden in den Holmes-Geschichten erwähnt. Natürlich beginnt das Buch mit dem Frühstück: Mit Henry Baskerville wird ein Omelett genossen. Zitronen-Ricotta-Pancakes mit Blaubeersoße, Waffeln, Spinat-Lachs-Wraps für unterwegs, Eggs Benedict usw. Zum Lunch finden wir Shepherds Pie, Grillgemüse mit Gewürznüssen, Rote-Beete-Tarte mit Ziegenkäse, Yorkshire Pudding, Roastbeef mit Remouladensoße, Zunge mit Madairasoße. Zur Tea-Time gibt es natürlich Scones mit Clotted Cream und Lemon Curd, Shortbread, Gurkensandwich, Cottish Baps mit Cheddar und Zwiebelchutney, Zitronen-Lavendel-Cheacake, Schokokekse. Interessant ist das Rezept, Clotted Cream selbst herzustellen (die gibt es bei uns schwer zu kaufen). Die Geschichte dazu klingt unwahrscheinlich, denn über Scones mit Clotted Cream und Lemon Curd würde sich hier Holmes in der Schweiz an den Reichenbachfällen freuen ... würde ... kommt in der Geschichte nicht vor. Besser hätte ein Schweizer Rezept gepasst, das er vielleicht wirklich hätte genießen können. Zum Dinner bekommen wir ein orientalisches Kürbisragout aufgetischt – in dem, so erfahren wir, im Original Opium untergemischt war. In den Gänsekeulen lassen sich Weihnachtsgeschenke verstecken: Im Original ein blauer Diamant. Mit dabei sind Beef Wellington, Hummerkrabbensuppe, Forelle aus dem Mühlbach, Flammkuchen mit Speck und Zwiebeln, Lammkeule mit Erbsen in Kräuter Minz-Pesto und das Coq au Vin mit Austernpilzen kommt sehr englisch daher. Am Ende dürfen gute Drinks nicht fehlen, wie Tee-Coctail mit Gin, Grapefruit und Ingwer, Baker Street Nightcap oder Sherlocks Espresso Martini.




Forelle aus dem Mühlbach



Grillgemüse mit Gewürznüssen


Die Rezepte sind typisch britisch – na klar. Und die meisten sind hinlänglich bekannt. Somit nichts Neues auf dem Rezeptblock. Eine Schmuckausgabe in Lederhaptik, etwas für Sherlock Holmes-Fans. Als witzige Beigabe gibt es einen Kugelschreiber mit UV-Licht am Kopf, der bei gedämmtem Licht Geheimnisse in Scharlachrot preisgibt. Bei normalem Tageslicht ist nicht viel zu sehen. Mal sind es Fingerabdrücke, ein Fahrrad, ein Giftfläschchen – Illustrationen – oder ein kleiner Brief von Holms an Watson. Ganz witzig in der Idee, aber leider kein Aha-Erlebnis, außerdem ist das Austauschen der Batterien nicht möglich. Die Rezepte sind traditionell urbritisch – was sonst. Aus dieser Reihe hatte ich «Das große Kochbuch inspiriert von Tolkiens Legenden» vorgestellt, das erstaunlich gute Rezepte liefert, witzig, mit Pfiff. Hier sind die Rezepte teilweise merkwürdig herangezogen, denn so viel Kulinarisches gibt der Holmes nicht her ... Holms braucht Zeit, um Informationen zu sammeln. «Da kommen diese hübschen Cupcakes zum Tee gerade recht.» Oder die «Cambridge Burnt Cream: «... die braucht Holms nach einem langen anstrengenden Tag auf dem Fahrrad ...» Viele Rezepte haben gar keinen Bezug zu den Kriminalgeschichten – Inspiration. Und da dies eben nicht mit den Büchern kombiniert ist, hätte man sich in der Inspiration etwas Ausgefallenes ausdenken können, anstatt Altbekanntes zu wiederholen; den Wraps gab es zu Sherlocks Zeiten auch noch nicht. Alles in allem bin ich eher enttäuscht! Mag sein, dass an einen Holmes-Fan mit dem Kochbuch begeistern kann. Mich konnte es nicht überzeugen. Die Rezepte sind einfach bis schwierig, die Fotos ansprechend, zu jedem Rezept ein Foto.




Sherlocks Espresso Martini


Silke Martin arbeitet als freie Buchautorin und Lektorin für namhafte Verlage, vor allem in den Bereichen Kulinarik, Reise, Lifestyle und Kunsthandwerk. Daneben gehört ihre große Leidenschaft dem Kochen, der «besten Entspannungsmethode, die es gibt».

Tina Bumann lebt und liebt Food von seiner schönsten Seite. Das Rezept entwickeln, sich beim Einkaufen inspirieren zu lassen, zu kochen und dabei das Schöne zu verstärken und der Bildkomposition einen außergewöhnlichen Charakter zu verleihen. Sie arbeitet als freie Fotografin, Foodstylistin und Rezeptentwicklerin. Ihre Fotos schmücken zahlreiche Cover und Magazinseiten, Homepages und Social-Media-Kanäle.



Silke Martin
Sherlock Holmes - Das Kochbuch
Fotos: Tina Bumann
Sachbuch, Kochbuch, Kulinarisches, Rezepte, Lieblingsrezepte, Sherlock Holmes 
U-Leder, Blindprägung und Folienprägung in Gold; Ausstattung: mit versteckten Hinweisen in UV-Sonderfarbe, Beigaben: mit Kugelschreiber mit UV-Lampe und 3 formgestanzte Lesezeichen, 128 Seiten, 184 x 241 mm
Hölker Verlag, 2021





Aus dieser Reihe:

Das große Kochbuch inspiriert von Tolkiens Legenden von Robert Tuesley Anderson

Tolkin-Fans, ihr wolltet doch schon immer wissen, wie Lembas oder Beorns Honigkuchen schmecken? Dann begebt euch mit mir, Hobbit Frodo, Sam, Pippin, Merry und Gandalf auf eine kulinarische Reise! Mit dem Kochbuch, inspiriert von Tolkiens Legenden, begeben wir uns auf eine Expedition durch Mittelerde. Wir rasten im Gasthaus «Zum tänzelnden Pony», nehmen einen kräftigen Schluck Miruvor in Rosis Kneipe «Zum grünen Drachen» und schlemmen uns durch Kulinarisches aus Mittelerde. Wer gern deftig isst, findet hier leckere, einfache Rezepte, herzustellen meist aus heimischen Zutaten der Region; es gibt viele Gerichte mit Winter-Gemüse. Und Tolkin-Fans werden sowieso begeistert sein – eine prima Geschenkidee. Keine Food-Fotos, dafür aber inspirierende Mittelerde-Illustrationen.

Weiter zur Rezension:   Das große Kochbuch inspiriert von Tolkiens Legenden von Robert Tuesley Anderson


Kulinarische Bücher 

Kochbücher, Backbücher und alles rund um Lebensmittel findet sich kompakt auf dieser Seite. Auch Genussromane, soweit ich welche lese. Schleckermäulchen also hierher klicken:

Kommentare

  1. Das klingt ein wenig, als würde ich ein Kommissar-Maigret-Kochbuch entwickeln und darin koreanische Tteobokki, Köttbullar, Tres-Leches-Kuchen und Chossamenbowls feilbieten. Schade. Und seltsam. Danke für die wertvolle Einschätzung!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

  Rezepte, die du lieben wirst Der Israeli Yotam Ottolenghi hat zusammen mit seinem dreiköpfigen Küchenteam das nächste Kochbuch entwickelt. Das Team widmet sich dem Comfort Food und liefert inspirierende Gerichte, die nach Zuhause und Geborgenheit schmecken. Aber auch nach Kindheitserinnerungen und Reiseeindrücken. Comfort Food bedeutet für jeden etwas anderes, auf jeden Fall etwas wie Geborgenheit und Wohlfühlgefühl: ein Gefühl von Nostalgie, aber auch Vertrautheit. So sind über 100 Rezepte entstanden, von der Bolognese (mit asiatischen Gewürzen) bis zu Eier-Gerichten, von der One-Pot-Pasta bis zum Apfelkuchen. Rezepte, die zugleich originell aber auch vertraut und bewährt sind. Und immer mit dem gewissen Ottolenghi-Twist. Weiter zur Rezension:    Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

Rezension - Der Rückwärtsdieb - Mehr als nur ein Trick! von Ulrich Fasshauer von Ulla Mersmeyer

  Der Vater des 11-jährigen Nachwuchs-Zauberkünstler Lenny ist Antiquar. Die wertvollsten Bücher hält er im Tresor verschlossen. Das eine will er nun verkaufen, es ist ziemlich viel wert. Es sei ein uraltes, wertvolles Zauberbuch. Lenny glaubt, es können ihm weiterhelfen, berühmt zu werden; und so stibitzt er den Band, nur ausgeliehen! Was soll denn schon passieren? Doch dann wird Lenny selbst bestohlen! Wer könnte es auf das alte Buch abgesehen haben? Spannend, turbulent, witzige Dialoge. Lesespaß ab 10 Jahren.  Weiter zur Rezension:    Der Rückwärtsdieb - Mehr als nur ein Trick! von Ulrich Fasshauer von Ulla Mersmeyer

Rezension - O du schreckliche: Ein garstiger Weihnachtskanon

  Kurzgeschichten herausgegeben von Felix Jácob Felix Jácob liebt Weihnachten und fürchtet es zugleich. Im Kreis seiner großen Familie wird an den Feiertagen zelebriert, beschenkt – und lautstark gestritten. Als passionierter Leser, studierter Philologe und langjähriger Büchermacher in europäischen Verlagen sammelt er seit Jahren die schönsten und bösesten Geschichten zum Fest. Wer spricht davon, Weihnachten zu feiern? Überstehen ist alles! Garstige, schräge Weihnachtsgeschichten für Lesende, die schwarzen Humor lieben. Weiter zur Rezension:     O du schreckliche: Ein garstiger Weihnachtskanon

Rezension - Chronisch gesund statt chronisch krank von Dr. med. Bernhard Dickreiter

Von der Schulmedizin bis heute ignoriert: Die wahren Ursachen der chronischen Zivilisationskrankheiten – und was man dagegen tun kann Noch nie hat es so viele chronisch Kranke gegeben wie heute: Arthrose, Diabetes, Alzheimer, Rückenleiden, Krebs, Burnout usw. Der Internist, Reha-Experte und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter ist überzeugt, dass diese Patienten selbst aktiv etwas dagegen unternehmen können. Sein Standpunkt: Wir müssen alles dafür tun, damit es den Zellen in unserem Organismus gut geht. Jede Zelle ist von einer organtypischen Umgebung eingeschlossen, in die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Dort zieht die Zelle ihre Nährstoffe, den Sauerstoff, und hier entsorgt sie ihre Abfallstoffe. Ist die Zellumgebung nicht gesund, werden wir krank. Die Schulmedizin bekämpft meist nur Symptome: Schmerzen – Schmerztablette. Die Ursachen werden oft nicht hinterfragt, bzw. operabel versucht zu beheben: neues Knie, neue Hüfte usw. Dickreiter geht ganzheitlich vor. ...

Rezension - Die Schatzinsel von Sebastià Serra, nach Robert Louis Stevenson

In diesem hochwertigen Pappbilderbuch wird der Klassiker «Die Schatzinsel» in Reimform erzählt. Es ist die Geschichte einer abenteuerlichen Suche nach einem Piratenschatz, bei der der Junge Jim eine Hauptfigur ist; ebenso eine Schatzkarte. Ich war ja ehrlich gesagt skeptisch, ob man einen dicken, spannenden Roman in eine kurze Reimform bringen kann. Das ist gelungen. Spannendes Bilderbuch ab 3 bis 4 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Schatzinsel von Sebastià Serra, nach Robert Louis Stevenson

Rezension - L’Osteria Grande Amore von L’Osteria und Diana Binder

  Die Geheimnisse unserer Küche L’Osteria Grande Amore – das erste Restaurant eröffnete 1999 in Nürnberg. Systemgastronomie – heute hat die Kette gut 200 Restaurants in neun Ländern mit rund 8.000 Beschäftigten. Seitdem hat sich das Ursprungskonzept mehr als bewährt: Frische italienische Küche, lässiges Ambiente, Pizze, die über den Tellerrand hinausragen und Systemgastronomie, die schmeckt. Im Buch sind in der Einführung einige Fotos zu den Lokalitäten enthalten. Und dann geht es los zu den Rezepten aus L’Osteria Grande. Neues Rezepte zu Pasta und Pizza! Empfehlung! Weiter zur Rezension:    L’Osteria Grande Amore von L’Osteria und Diana Binder

Rezension - Franz – oder warum Antilopen nebeneinander laufen von Christoph Simon

Ein Schweizer Kultbuch von 2001, neuaufgelegt, ein Comming of age – Roman, schräg, amüsant, empathisch, spleenig. Franz ist einer, der weiß, dass er irgendwie die Schule überstehen muss, mit Abschluss, aber wozu das alles gut sein soll, hat er noch lange nicht kapiert. Schule ist irgendwie ein Stück Heimat, wenn nur der Unterricht nicht wäre. Ein typisches Jugendbuch, allerdings in einer Form, das auch Erwachsenen gefällt. Hier geht es zur Rezension:    Franz – oder warum Antilopen nebeneinander laufen von Christoph Simon

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Der Schneeflockensammler von Robert Schneider und Linda Wolfsgruber

  Eine wunderschön poetisch geschriebene Geschichte über einen verträumten Jungen, der viel Zeit mit Nachdenken verbringt und fasziniert ist von den kleinen Dingen der Welt im Lauf der Jahreszeiten: den Eigenheiten der Blätter, der Steine und der Schneekristalle, die ihn besonders begeistern. Immer wieder entrückt Wilson Bently bei der Arbeit, beschäftigt sich mit den Details der Natur. Schau dir das Ulmenblatt an, es hat die gleiche Form wie der Baum, in der Mitte der Stamm, die Verästelung der Blattadern, wie ein kleiner Baum. Schneekristalle begeistern ihn. Wilson Bently ist eine reale Person – es ist eine Biografie. Linda Wolfsgruber taucht die Erzählung in winterliches Blau-Weiß ein, Grafiken, die sich in die Tonalität von Robert Schneider einpassen. Empfehlung! Bilderbuch ab 5 Jahren. Weiter zur Rezension:    Der Schneeflockensammler von Robert Schneider und Linda Wolfsgruber

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer