Direkt zum Hauptbereich

Ramen - Japanische Nudelsuppen für jeden Tag von Tove Nilsson - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Ramen - Japanische Nudelsuppen für jeden Tag 


von Tove Nilsson


Ich liebe Ramen und habe mir schon lange überlegt, selbst eine Brühe zu kochen. Brühe und ein paar frische Toppings ... Der Weg bis zur verwendbaren Brühe ist lang – darüber sollte man sich bewusst sein! Der Rahmen jeder Ramen-Suppe besteht aus drei Säulen: Brühe, Nudeln, Topping. Das wichtigste ist die Brühe, sagt Tove Nilsson. Es gibt drei Grundvarianten: Eine reine Hühnerbrühe, bzw. eine Mischbrühe (Shio- und Shoyu-Ramen) und die Tonkotsu-Brühe, die aus Schweinefleisch- und -knochen hergestellt wird. Selten ist eine vierte Variante aus Fischresten und Meerestierschalen. Mit der Hühnerbrühe habe ich mein erstes Problem in der Schweiz. Das Hühnerfleisch hier stammt von abgehungerten Hühnchen, die kaum Fett und keinen Eigengeschmack haben. Das sieht in Spanien völlig anders aus, dort bekomme ich als Geschmacksträger obendrauf noch Hühnerbeine. Für die hier beschriebene Tonkotsu-Brühe benötigt man 15 Schweinefüße halbiert, 12 Liter Wasser (solch großen Topf besitze ich nicht), 4 Zwiebeln, Salz. Jetzt wird es zeitintensiv. Die Schweinefüße mit Wasser bedecken, für 12 Stunden in den Kühlschrank stellen, Wasser mehrfach wechseln. So einen großen Kühlschrank habe ich nicht – selbst für die Hälfte des Rezepts würde mein größter Topf mit 6 Liter Fassungsvermögen nicht reichen, und dann fragt es sich, ob der Aufwand für ein ¼ sich lohnen würde, denn die Füße müssen zunächst nach dem Einweichen im Backofen geröstet werden. Danach in einem 20-Liter-Topf 10-18 Stunden kochen – nicht köcheln! Bei den 12 Litern verbleiben ca. 8 Liter, für die man im Tiefkühler ja auch den Platz haben muss ... Jetzt mal ehrlich, spätestens hier ist mir persönlich die Lust vergangen, mich an dieser Brühe zu versuchen. Bei der Hühnerbrühe sieht es anders aus: Ein Huhn – 5 Liter Wasser, 5-6 Stunden abgedeckt köcheln. Letztendlich aber auch viel zu lange.




Tonkotsu-Brühe



Nach dem Grundgeschmack werden je nach Suppe weitere Aromen, die sogenannte Tare, zugwfügt: Hühner- und Schweinefett (das Schmalz selbst zubereiten), Szechuan-Chilipaste, Chiliöl, schwarzes Knoblauchöl, Knoblauchpüree, Bonito-Salz, Fünf-Ingwer-Chilipaste – zu allen Tare-Einlagen gibt es Rezepte, sie selbst herzustellen. Auch die Nudeln kann man selbst herstellen – Rezepte für Ramen-Nudeln, Udon und Soba liegen bei. Weiter geht es zu den Toppings. Ein wichtiger Bestandteil sind die eingelegten Eier – Ajitsuke Tamago – die einfach herzustellen sind. Die weichgekochten, abgepellten Eier werden in einer zubereiteten Würze mit der Grundlage von Sojasoße 10-24 Stunden eingelegt. Chashu, «langsam in Sojasoße, Mirin» (Reiswein, der seine Süße nur durch Gärung erlangt), in «Ingwer und Frühlingszwiebeln geschmortes Schweinefleisch»; BBQ-Schweinefleisch, Onsen-Ei, marinierte Eigelbe, geröstete Tomaten, Shichimi (eine japanische Gewürzmischung), Furikake (Gewürzmischung) - Rezepte anliegend. 



Miso Ramen



Shio-Ramen


Und nun geht es ins Anrichten der Ramen. Tove Nilsson beschreibt, wie die Komponenten geschichtet werden. Neben frischen Einlagen wie Bohnensprossen, Zuckererbsen, Baby Pak-Choi, Spinat, Shiitake, Frühlingszwiebeln, Koreaner usw. kommen weitere Würz-Komponenten hinzu, je nach Rezept. Das sind Misopaste, Katsuobushi (steinhartes Stück getrockneter und geräucherter Bonito-Thunfisch, für das man einen speziellen Hobel braucht) oder Bonitoflocken (bereits vorgehobeltes Katsuobushi), Doubanjiang (fermentierte Bohnen-Chili-Paste), Algen und Seetang, Ingwer, Zitronengras, Limettenblätter, Sojasoße, Fischsoße, Okonomiyaki-Soße, Neri Goma (japanische Sesamposte, auch durchTahini ersetzbar Sesamöl, Gochugaru (koreanisches Chilipulver), Koriandersaat, Sesam, Sake (japanischer Reiswein) usw. Neben den 22 Ramen-Rezepten gibt es weitere Nudelmenüs, sowie Snacks (Tempura, Gyoza usw.). Für Vegetarier und Veganer ist hier nicht viel zu finden.


Pilz-Tofu-Ramen

Die Frage stellt sich, ob man die Brühen, Nudeln und Gewürztoppings selbst herstellt – in diesem Fall wird es zeitaufwenig und sicher komplizierter. Man kann sich mit Fertigprodukten weiterhelfen – einige Bausteine weglassen. Dann wird der Geschmack leiden. Ramen wirklich mit allen Komponenten selbst herzustellen – dazu braucht es ein verlängertes Wochenende, große Töpfe und Herdplatten, Platz im Gefriergerät und Lust, sich die Zeit ans Bein zu binden. Ich ziehe meinen Hut vor allen, die es durchziehen! 



Kohlenfisch-Ramen


Tove Nilsson ist eine leidenschaftliche Köchin und Kochbuchautorin. Inspiriert von kreativen Thai-Restaurants in Metropolen wie New York, L.A., Berlin, San Francisco, London und natürlich Bangkok bringt ihr neues Buch die besten Gerichte Thailands in unsere heimischen Küchen.



Tove Nilsson
Ramen - Japanische Nudelsuppen für jeden Tag
Aus dem Schwedischen übersetzt von Melanie Schirdewan
Kochbuch, Asiatische Küche, Rezepte, Kulinarisches, Ramen, Suppen
Hölker Verlag, 2017
Hardcover mit Lesebändchen, 152 Seiten




Meine japanische Küche von Paul Stevan

Endlich einmal ein alltagstaugliches Kochbuch zur japanschen Küche! Ramen, Miso, Sushi und Sashimi, die grüne Küche Japans und der japanische Grill. Nach einer kurzen Einführung in die Warenkunde, japanischen Grundzutaten, haben mich sogleich die Brühen begeistert. Ein Huhn, Gewürze, Gemüse, mit Wasser bedecken, zwei Stunden leise köcheln lassen. Keine 12 Liter, die 18 Stunden mit der Einlage auf Volldampf kochen müssen ... Hier finden wir Rezepte mit Zutaten, die leicht erhältlich sind, Menüs, die unkompliziert herzustellen sind. Etwas für Einsteiger in die japanische Küche: Ramen, Udon Nudelsuppen, Tataki, Sushi, Donburi und Bowls, Pfanne und Grill, Desserts usw.

Weiter zur Rezension:   Meine japanische Küche von Paul Stevan


Ramen, Bowls und Dumplings von Pippa Middlehurst

In ihrem Vorwort und im Kapitel «Brühe meets Wissenschaft» macht uns Pippa Middlehurst bereits hungrig, weil sie sich über Aromen und Geschmack auslässt. Denn eins ist klar: Eine gute Suppe, ein Ramen, benötigt eine gute Brühe! Mit der Brühe steht und fällt der Geschmack des Gerichts. Asiatische Küche mit selbstgemachten asiatischen Nudeln wie Ba Mee, Udon, Biang Biang und Dumplings (div. Teigtaschen). Man sollte Zeit einplanen für eine gute Brühe und die Nudeln. Aber es lohnt sich!

Weiter zur Rezension:   Ramen, Bowls und Dumplings von Pippa Middlehurst


Kulinarische Bücher 

Kochbücher, Backbücher und alles rund um Lebensmittel findet sich kompakt auf dieser Seite. Auch Genussromane, soweit ich welche lese. Schleckermäulchen also hierher klicken:


















Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Drainting: Die Kunst, malen und zeichnen zu verbinden von Felix Scheinberger

  Als Drainting bezeichnet Felix Scheinberger die intuitive Kombination von Malen und Zeichnen. Damit hebt er die jahrhundertealte heute vollkommen unnötige Trennung zwischen Flächen malen und Linien zeichnen auf und verbindet das Beste aus beiden Welten. Früher machten wir einen Unterschied zwischen Zeichnen und Malen und damit fingen die Schwierigkeiten an. Wo es nämlich gar keine Umrisslinien gibt, gilt es, diese abstrakt zu (er)finden. Die intuitive Kombination aus Zeichnen (Drawing) und Malen (Painting) garantiert gute Ergebnisse und unendlichen Spaß! Eine gute Einführung erklärt das Knowhow und Grundsätzliches zum Malen und Zeichnen – gute Ideen, die man selbst umsetzen kann. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Kunst, malen und zeichnen zu verbinden von Felix Scheinberger 

Rezension - Lügen, die wir uns erzählen von Anne Freytag

  Helene hätte ihren Mann, Georg, verlassen können – damals – für Alex. Aber sie hat es nicht getan. Und jetzt hat ihr Mann sie verlassen – weil er sich in eine andere verliebt hat. ‹Es ist einfach passiert.›, sagt er, zieht bei Mariam ein. Aber vielleicht ist das Ende gar kein Ende? Vielleicht ist es ein Anfang für die Mittvierzigerin. Vielleicht ist sie gekränkt weil Georg einfach ging – eifersüchtig, eben auch, weil die Kinder diese junge Yogalehrerin mögen. Doch gleichzeitig ist sie jetzt frei – vielleicht für Alex, denn die beiden haben sich seit ihrer Studienzeit in Paris nie aus den Augen verloren. Eine verdammt gut geschriebene Familiengeschichte. Empfehlung!  Weiter zur Rezension:     Lügen, die wir uns erzählen von Anne Freytag

Helisee - Der Ruf der Feenkönigin von Andreas Sommer

  Im 10. Jahrhundert gehört der westliche Teil der heutigen Schweiz zum Königreich Birgunt, erzählt uns diese Geschichte. Es ist eine wilde Gegend voller Wälder und Sümpfe, wo viele Menschen noch im Glauben an die alten Götter und Geister leben. Die Mauren greifen das Land an. Die Königin Bertha schützt das Land tapfer gegen räuberische Einfälle der mediterranen Mauren. Als der Hirtenjunge Ernestus, den die Leute im Dorf Erni nennen, einer ausgerissenen Ziege in den Wald folgt, überschreitet er unabsichtlich die Grenze des verrufenen Landstriches Nuithônia, dem Land der Feen. Seit Menschengedenken ist es verboten, dieses Gebiet am Fuß der Alpen zu betreten. Und er findet dort einen besonderen weißen Kiesel … Ein epischer Roman der High Fantasy, ein wenig Schweizer Sagenwelt, gut zu lesen. Weiter zur Rezension:    Der Ruf der Feenkönigin von Andreas Sommer

Rezension - Alt, fit, selbstbestimmt: Warum wir Alter ganz neu denken müssen von Lutz Karnauchow und Petra Thees

  Alter könnte so schön sein. Doch ältere Menschen werden in unserer Gesellschaft diskriminiert. Schlimmer noch, sie denken sich alt und grenzen sich selbst aus, sagen die Autor:innen. Das hat Folgen: Krankheit und Gebrechlichkeit im Alter gelten als normal. Altenpflege folgt daher dem Prinzip «satt, sauber, trocken». Und genau dieses Prinzip kritisieren Dr. Petra Thees und Lutz Karnauchow und gehen mit ihrem Ansatz neue Wege. Dieses Buch stellt einen neuen Blick auf das Alter vor - und ein radikal anderes Instrument in der Altenpflege. «Coaching statt Pflege» lautet die Formel für mehr Lebensglück im Alter. Ältere Menschen werden nicht nur versorgt, sondern systematisch gefördert. Das Ziel: ein selbstbestimmtes Leben. Bewegung, Physiotherapie und Sport statt herumsitzen! Ein interessantes Sachbuch, logisch in der Erklärung, ein mittlerweile erfolgreiches, erprobtes Konzept. Weiter zur Rezension:    Alt, fit, selbstbestimmt: Warum wir Alter ganz neu denken müssen von Lutz...

Rezension - Lindis und der verschwundene Honigtopf von Viola Eigenbrodt

Bendix, der Häuptling des Keltendorfs Taigh, ist außer sich: Jemand hat seinen Honigtopf gestohlen! Lindis, der Ziehsohn der Dorfdruidin Kundra und dessen Freunde Finn und Veda wollen der Sache auf den Grund gehen. War der Dieb hinter der wertvollen Amphore her oder hinter deren speziellem Inhalt? War es einer der fahrenden Händler? Und dann ist auch noch die kleine Tochter der Sklavin verschwunden! Unter dem Vorwand, fischen gehen zu wollen, machen sich die drei Jugendlichen heimlich auf die Suche nach den Händlern und kommen dabei einem Geheimnis auf die Spur … Weiter zur Rezension:    Lindis und der verschwundene Honigtopf von Viola Eigenbrodt 

Rezension - Der Gott des Waldes von Liz Moore

Im August 1975 findet wie jedes Jahr ein Sommercamp in den Adirondack Mountains für Kinder und Jugendliche statt. Als Barbara eines Morgens nicht wie sonst in ihrer Koje liegt, beginnt eine großangelegte Suche nach der 13-Jährigen. Barbara ist keine gewöhnliche Teilnehmerin: Sie ist die Tochter der reichen Familie Van Laar, der das Camp und das umliegende Land in den Wäldern gehören. Viele Jahre zuvor verschwand hier der achtjährige Bear, ihr Bruder, der seit 14 Jahren vermisst wird. Hängen die Vermisstenfälle zusammen? Liz Moore zeigt mit ihrem literarischen Krimi ein Gesellschaftsbild, bei dem Frauen nichts zu sagen haben. Spannender Gesellschaftsroman, ein komplexer Kriminalroman. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Der Gott des Waldes von Liz Moore

Rezension - Der Kaffeedieb von Tom Hillenbrand

  Gesprochen von Hans Jürgen Stockerl Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 12 Std. und 7 Min. Wir schreiben das Jahr 1683. Der junge Engländer Obediah Chalon, Spekulant, Händler und Filou, hat sich in London gerade mit der Investition von Nelken verspekuliert und eine Menge Leute um ihr Geld gebracht, das mit gefälschten Wechseln. Conrad de Grebber, Direktoriumsmitglied der Vereinigten Ostindischen Compagnie bietet Obediah  die Möglichkeit, der Todesstrafe zu entgehen: Er wird auf eine geheime Reise geschickt, um etwas zu stehlen: Kaffeepflanzen. Spannender Abenteuerroman rund um den Kaffee. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Der Kaffeedieb von Tom Hillenbrand

Rezension - Die Legende von John Grisham

  Die Schriftstellerin Mercer Mann wird auf ein Drama aufmerksam, das sich quasi direkt vor ihren Augen abspielt: Ein skrupelloses Bauunternehmen will eine verlassene Insel zwischen Florida und Georgia bebauen, ein Touristenparadies mit Hafen, Golfplatz, Spielcasino, Hotels, Villen, Apartmenthäusern – ein Luxusreservoir. Lovely Jackson, die letzte Bewohnerin der Insel hingegen behauptet, die Insel gehöre ihr, als letzte Nachfahrin der entflohenen Sklaven, die dort seit Jahrhunderten gelebt haben. Sie will das Naturparadies aufrechterhalten, die Gräber ihrer Vorfahren pflegen. Die Geschichte der Sklaverei, verbunden mit einem Gerichtsurteil im Jetzt. Kann man lesen, aber nicht der beste Grisham. Weiter zur Rezension:    Die Legende von John Grisham