Rezension
von Sabine Ibing
Moonfleet von J. Meade Falkner
Ein Klassiker der englischen Literatur (1898 erstmals veröffentlicht) – atmosphärisch dicht, spannend erzählt und voller moralischer Zwischentöne. Ein abgelegener Küstenort im südlichen England, Mitte des 18. Jahrhunderts. Der junge John Trenchard entdeckt das Geheimnis der Schmuggler im Dorf und gerät mitten hinein in das gefährliche Geschäft. Und er löst das Geheimnis um einen Schatz. Zwischen Gräbern, Höhlen und stürmischer See entwickelt sich ein Netz aus Gier, Loyalität und Verrat: und auch die Liebe findet ihren Platz. Nicht alles, was glänzt, ist Gold und John muss seinen Preis zahlen.
Waisenjunge John Trenchard wächst in einem Schmugglernest namens Moonfleet auf. Die Leute im Dorf erzählen sich, der Friedhof werde vom Geist des berüchtigten Colonel Mohune bewacht, der dort vor seinem Tod einen Schatz versteckt hat. Und der würde jedem den Hals umdrehen, der nachts dort herumschleicht. Durch einen Zufall entdeckt John nach einem Sturm mit Hochwasser den Zugang zur Familiengruft der Mohunes, die nämlich den Schmugglern als Versteck dient. Im Sarg des Colonels findet er ein Amulett mit einem uralten Pergament, das vielleicht den Weg zu dem Diamanten zeigt, den der Colonel versteckt haben soll. John und Elzevir Block, der Anführer der Schmugglerbande, machen sich auf den Weg, den Edelstein zu finden. Dabei müssen sie erfahren, was Gier aus Menschen macht. Aus einem naiven Jungen wird am Ende ein gestählter Mann.
Einer der berühmtesten Abenteuerromane der Literaturgeschichte, in neuer Übersetzung. Großartige Naturbeschreibungen und eine spannende, klassische Abenteuergeschichte machen das Buch zu einem Leseerlebnis. Typische Archetypen, fein ausgefeilte, tiefe Charaktere runden die Geschichte ab. Themen wie Liebe (die nicht erreichbar scheint), Armut und Reichtum im Kontrast; der Junge, der ohne Eltern aufwächst, wird von freundlichen Menschen aufgenommen – überhaupt, bedingungslose Freundschaft ist hier Thema; die Gier um das Geld, der Grusel der Schauergeschichten mit Friedhofcharakter, Seemannsgarn, Mord und Totschlag, ein Schatz, Sklaverei, ein Coming of Age – alles Zutaten, die gut gemixt, spannend und wendungsreich präsentiert ein prima Rezept für Weltliteratur ergeben. Ein dicht verwobener Abenteuerroman, der noch heute funktioniert, weil er atmosphärisch eine zwischen den Figuren eine starke Tiefe aufbaut. Empfehlung.
John Meade Falkner (1858–1932), geboren in der Grafschaft Wiltshire, war Autor, Antiquar und Unternehmer. Nach dem Studium in Oxford arbeitete er zunächst als Lehrer, unternahm ausgedehnte Reisen durch Europa und fand anschließend Anstellung als Privatlehrer im Hause eines Waffenfabrikanten. Später trat er in dessen Unternehmen ein und leitete es von 1915 bis 1926. Anschließend wurde er Honorarprofessor für Paläografie. Falkner veröffentlichte drei Romane, mehrere Reiseführer und eine Geschichte der Grafschaft Oxfordshire.
kontrabande Verlag, 2025
Zeitgenössische Literatur
Hier verbirgt sich manche Perle der Literatur. Ich lese auch mal einen Bestseller, natürlich, aber mein Blick ruht  immer auf den kleinen Verlagen, auf den freien Verlagen. Sie trauen sich was - und diese Werke sind in der Regel besser als der Mainstream der meistgekauften Bücher …Zeitgenössische Roman


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