Interview mit Viola Eigenbrodt
von Sabine Ibing
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© Viola Eigenbrodt |
Viele Jahre hat Viola Eigenbrodt als freie Journalistin für Kulturseiten verschiedener deutscher Tageszeitungen und Magazine Künstlerporträts, Rezensionen und Berichte über kulturelle Veranstaltungen verfasst. Sechs Jahre lebte sie in Meran in Südtirol und begann dort erste Geschichten, Märchen für Freunde zu schreiben und verfasste Biografien. Im Sommer 2012 ist sie wieder nach Deutschland zurückgekehrt, zunächst nach Mannheim, seit 2018 lebt sie in der Nähe von Stuttgart. Ihr Genre ist der Cosy-Krimi, Geschichten, die im Alpenraum angesiedelt sind, phantastische Geschichten und Entwicklungsromane. Und neuerdings ist Viola Eigenbrodt in die Kinder- und Jugendliteratur eingestiegen.
S.I.: Viola, wie würdest du dich aktuell in drei Hashtags beschreiben?
V.E.: #zufrieden #besorgt #interessiert
S.I.: Warum schreibst du gerade im Genre Kriminalliteratur?
V.E.: Das war Zufall. Allerdings habe ich bereits vor 40 Jahren gerne Krimis gelesen, die Klassiker wie Chandler und Simenon, dann aber auch die Inspector Jury Romane, oder Elisabeth George bis hin zu Fred Vargas. Eine Kollegin hielt mich für geeignet, es mit Regionalkrimis zu probieren, als ich aus Südtirol zurückkam. Und dann habe ich es einfach probiert.
S.I.: Mein Anspruch ist der, Geschichten zu schreiben, die...
V.E.: Mein Anspruch ist der, Geschichten zu schreiben, die unterhalten, die nicht langweilig sind und die ein gewisses Niveau haben. Das Rad neu erfinden kann keiner von uns, aber ich persönlich mag keine Geschichte á la boy meets girl in der zigtausendsten Varainte lesen. Daher gebe ich mir sehr viel Mühe, Fälle zu erfinden, die es in dieser Form noch nicht gab. Ich bin mir dabei sehr bewusst, kein Mainstream zu sein und werde oft als «speziell» bezeichnet, was auch immer das heißen mag.
S.I.: Kriminalliteratur ist immer politisch, obwohl sie es nicht unbedingt sein will, tangiert sie die finsteren Ecken unserer Gesellschaft. Harmlos ist sie nie. Denn sie stellt unsere ordnungspolitischen Vorstellungen in den Vordergrund, erklärt richtig und falsch, gut und böse. Was ist dir dabei wichtig?
V.E.: Ich fand schon immer die Idee bei Krimis, warum jemand etwas macht, weniger das «who dunnit», sondern das Warum, spannend. Psychologische Hintergründe, keine psychotischen wie bei vielen Thrillern. Deswegen finde ich auch viele sogenannte Thriller, die in erster Linie mit viel Blut, Ekel und Grausamkeit arbeiten, todlangweilig. Ich liebe Suspense. Was gut und böse ist, möchte ich nicht proklamieren, dazu bin ich zu unwichtig, und es wird in vielen Fällen auch meine persönliche Meinung bleiben. Die sollte nicht überbewertet werden.
S.I.: Zwischen dem Leser und dem Autor gibt es immer einen Interessenkonflikt. Der Schreibende will großartige Literatur erschaffen, der Lesende möchte unterhalten werden. Wie löst du den Konflikt?
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© Viola Eigenbrodt |
V.E.: Den Anspruch, große Literatur zu erschaffen, habe ich nicht. Ich weiß, dass ich in recht vielen Fällen besser als der Durchschnitt bin, doch das ist nicht immer der Anspruch der Leser. Für viele ist ein Buch reines Entertainment, eine schriftliche Soapopera. Meine Bücher sind komplexer. Meine großen Vorbilder liegen komischerweise auch nicht Bereich der Literatur, sondern des Films. Ich bewundere Regisseure wie Federico Fellini, Billy Wilder, Francois Truffaut, Agnes Varda. Wahrscheinlich beruhen darauf einige wohlmeinende Rezensionen, die meinen Dialogen Drehbuchqualität zumessen.
S.I.: Du hast zur Kinder- und Jugendliteratur einen Abstecher gemacht. Erzähle kurz darüber.
V.E.: Die Idee entstand durch die Kinderschreibworkshops, die ich für die Hector Stiftung gebe. Dabei gibt es einen Detektivkurs und einen Archäologiekurs. Ich bin ja Archäologin. Eines Tages war die Idee da: Ein Krimi in der Keltenzeit (ich lebe in einer sehr alten Kulturgegend), und der Druide ermittelt. Das habe ich dann in der Endfassung etwas verändert.
S.I.: Was macht für dich ein gutes Kinderbuch aus?
V.E.: Auf jeden Fall kein erhobener Zeigefinger, keine offensichtliche Besserwisserei. Viel Spaß und Humor. Freundschaft sollte im Mittelpunkt stehen und das Rätsel, das gelöst werden soll. Im Team. Mut machen.
S.I.: Welche Umstellung hast du als Autorin leisten müssen, um ein Kinderbuch zu schreiben und was fiel dir dabei schwer?
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© Viola Eigenbrodt |
V.E.: Es fiel mir nicht so arg schwer, weil ich ständig mit Kindern in dem Alter zu tun habe, für die das Buch geschrieben wurde. Und ich hatte zwei elfjährige Testleser.
S.I.: Welche Kinderbuchautoren liest du persönlich besonders gern?
V.E.: Ich habe damals meinem Sohn Lindgren, Kästner, Paul Maar, Michael Ende vorgelesen. Als Kind liebte ich die kleine Hexe, den Räuber Hotzneplotz und Jim Knopf und finde diese Bücher noch heute ganz bezaubernd.
S.I.: Du schreibst in deiner Biographie, als Brotjob sei dir die Arbeit mit Kindern sehr wichtig. Welchen Brotjob hast du? Das hat sicher mit Schreiben zu tun?
V.E.: Das habe ich gerade oben beschrieben, ja, damit sind die Kinderkurse gemeint. Ich unterrichte aber auch an der VHS Stuttgart im Bereich der Grundbildung in verschiedenen - hier sogenannten - «Bildungscafés». Hier geht es nicht nur um das Erlernen oder Verbessern der deutschen Sprache, sondern auch um Demokratie, politische Bildung und Allgemeinwissen.
S.I.: Du wirst von mir zum Essen eingeladen. Mit was könnte man dich jagen?
S.I.: Drei Dinge, die zu einem perfekten Tag dazu gehören?
V.E.: Sonne, sehr viel Ruhe und mein Mann.
S.I.: Und wo würdest du am liebsten mal deinen Urlaub verbringen – Kosten egal?
V.E.: Eine Weltreise.
S.I.: Vielen Dank für das Interview, Viola.
Lindis und der verschwundene Honigtopf von Viola Eigenbrodt
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Schriftsteller, Verleger, Kritiker, Buchhändler, Designer und
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