Direkt zum Hauptbereich

Piepmatz macht Wald aus euch von Michael Stavarič und Stella Dreis - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Piepmatz macht Wald aus euch 

von Michael Stavarič und Stella Dreis

Weltrettdings für Vorangeschrittene


Der Anfang: 

Ist Wald nicht voll papatastisch? Ich bin ja selbst ganz Wald, immer sshon. Flieg schmoof rum, denk dauernd, urdinogeil ein Vogel zu sein. ... Wie ihr mich heißt? ... Waldgärtner, Baumwächter, Buntrockförster, den gescheckerten Dingsbums. Viele auch nur Eichelhäher. Einige wenige Dickvogel und so Zeug, ey, passt, schon alles gucci. Ich nenn euch Kopflistige, Menschwesige, Menschkauzige, Zweibeinige


«Aus mit Plapperblabla!», in dieser Wutrede - verfasst in «Eichelhäherisch» - richtet sich dieser Piepmatz an die Menschheit. Höchste Zeit, ihm zuzuhören! Er will die Welt retten! Die Menschen roden Wälder, bauen immer neue Häuser und Straßen, für die Tiere bleibt kein Platz mehr. Einem Eichelhäher platzt der Kragen, die Menschen müssen gestoppt werden! Er ist wütend, weil die Menschen zu dumm sind, um zu sehen, was sie anrichten. So pflanzt er Bäume, wo es ihm gerade passt, mit dem Ziel, die ganze Welt zu bewalden.



Zunächst mal stellt sich der kleine Vogel vor in «Eichelhäherisch», das ein wenig an Yodas Sprache erinnert. Er erklärt uns, dass auch er nicht alle Vögel versteht, wie zum Beispiel das Eulisch oder Bussardisch. Der Mensch ist ein kriegerisches Wesen, zerstöre die Welt, erklärt er uns. Alles kaputtmachen, so dass die Tiere keinen Lebensraum mehr haben und aussterben. 


Vielleicht meinst du jetzt: Mach nicht so ein Drama ey, bleib cremig, mach nicht so viel Übertreibung. Mach nicht so fies Missstimmung gegen uns Menschkauzige. Und dass ihr viele, viele, sehr viele gute Dinglichkeiten tut. Meine Sichtweise: Ich seh das nicht. Und hab echt zwei scharfe Augen und was im Kopfhörer.



Und er bemüht sich, dem Bäumesterben etwas entgegenzuhalten, er erklärt den Menschen den Krieg. Er nimmt die Eicheln, schleppt sie fort und vergräbt sie, so viel wie er kann, damit überall neue Eichen wachsen! Ich habe lange überlegt, ob mir das Kinderbuch gefällt oder nicht. Einerseits ja, andererseits nicht so sehr. Kreativität in der Sprache finde ich immer gut. Genau das gefällt mir an diesem Buch. Allerdings ist es teil grenzwertig, die Piepmatzsprache als Kind zu verstehen. Preziös schimpft der Vogel los. Im Prinzip richtig. Aber das klingt wie ein Wutbürger, der unstrukturiert herunterschimpft, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Zunächst geht es um Vogelsprachen – wobei der Piepmatz über die anderen Vögel meckert. Dann geht es um Krieg – nicht nur Menschen sind kriegerisch. Auf geht es zur Zerstörung von Lebensräumen durch den Menschen und weiter zur Aktion des Eichelhähers, die Welt mit Wald zu bepflanzen. Alles querbeet, kurz angesprochen, nichts auserzählt. Genau das hat mir nicht gefallen. 



Wälder weg. Tiere weg. Klima weg. Meschwesige weg.,


sagt die Piepmatz. Die Illustrationen von Stella Dreis haben mir gut gefallen, die im Mischstil Aquarell-Gouache angelegt, in gedeckten Naturfarben gestaltet sind. Der Piepmatz ist zauberhaft. Durch das Buch hindurch können wir Tierspuren verfolgen, die am Ende aufgelöst werden. Tier- und Naturschutz ist das Thema, und dazu gibt es leider nur winzige Informationen, die mir eben nicht genug waren, zu sehr durcheinandergingen. Micheal Stavarič, hatte mich mit seinem Sachbuch «Faszination Krake» begeistert, das zum Junior-Wissenschaftsbuch 2022 gewählt wurd. Dies bleibt für mich um Längen dahinter zurück. Der Leykam Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 6 Jahren. Das passt für mich.



Michael Stavarič, geboren 1972 in Brno, lebt als freier Schriftsteller, Übersetzer und Dozent in Wien. Er wäre früher gerne Meeresbiologe geworden, jetzt schreibt er Kinderbücher, Romane und Gedichte, interessiert sich aber noch immer für Fauna und Flora. Wenn er nicht gerade Bücher schreibt, verbringt er seine Zeit mit Naturdokumentationen. Zuletzt erschien »Faszination Krake« (Leykam 2021).


Stella Dreis, geboren 1972 in Plovdiv, Bulgarien, lebt heute als freie Künstlerin und Illustratorin in Heidelberg. Bäume und Vögel faszinieren sie besonders und sie würde so einiges geben, um einen alten Baum interviewen zu können. 



Michael Stavarič, Stella Dreis
Piepmatz macht Wald aus euch
Kinderbuch, Bilderbuch, Natur, Umweltschutz
Hardcover, 53 Seiten
Leykam Verlag, 2022
Altersempfehlung: ab 6 Jahren




Faszination Krake von Michael Stavarič und Michčle Ganser

Ein ungewöhnliches Kindersachbuch, weil es mehr ist als das. Michael Stavarič erklärt alles, was es  über Kraken zu berichten gibt, Humorvolles, Randgeschichten, obendrauf einiges zum Mitmachen. Die schwarz-weiß Federzeichnungen von Michčle Ganser machen das Ganze zum Kunstwerk. Licht, Erde, Evolution, Genetik, Witze über Kraken, Suchbilder, Sprachliches, Geschichtliches, Literarisches, Literaturtipps, Filmtipps, Bilder zum ausmalen, ein Fundus an Informationen ... ab 8 Jahren. Empfehlung!

Weiter zur Rezension:  Faszination Krake von Michael Stavarič und Michčle Ganser


Bilderbücher, Kinderbücher Vor- und Grundschule 5 - 10 Jahre






Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur











Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Zappenduster von Hubertus Becker

Wahres aus der Unterwelt Kurzgeschichten aus der Unterwelt: »Alle Autoren haben mehr als zehn Jahre ihres Lebens im Gefängnis verbracht.« 13 Geschichten von 6 verschiedenen Autor*innen. Diverse Schreibstile, vermischte Themen, aber das Zentralthema ist Kriminalität. Knastgeschichten, Strafvollzug, die Erzählungen haben mir unterschiedlich gut gefallen – zwei davon haben mich beeindruckt, die von Sabine Theißen und Ingo Flam. Weiter zur Rezension:  Zappenduster von Hubertus Becker 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Kein Bock mehr von Anna Lott und Andrea Ringli

  Eine witzige Geschichte über ein starkes Mädchen, das Verantwortung für ihre Umwelt übernimmt. Eines Tages kommt Juli aus dem Haus und der Baum ist weg. Wo mag er geblieben sein? Doch als Juli nach Hause kommt, liegt er in ihrem Bett: «Kein Bock mehr!» Den Baum hat es erwischt: Burnout. Kein Wunder, dass er so viel arbeiten muss, denn er ist der einzige Baum weit und breit. Aber wo soll die Amsel denn nun ihr Nest bauen? Und wo soll die Fledermaus schlafen? Kein Problem, meint Juli, der Baum brauchte sicher nur mal eine Pause. Und so lange kann sie ja für die Tiere da sein … Humorvolles Bilderbuch mit Tiefgang ab 3 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Kein Bock mehr von Anna Lott und Andrea Ringli 

Rezension - Zeiten der Auflehnung von Aram Mattioli

  Aram Mattioli erzählt zum ersten Mal den langanhaltenden Widerstand der First Peoples in den USA - vom First Universal Races Congress (1911) über die Red Power-Ära und die Besetzung von Wounded Knee (1973) bis hin zu den Protesten gegen die Kolumbus-Feierlichkeiten (1992). Die American Indians waren dabei nie nur passive Opfer, sondern stellten sich dem übermächtigen Staat sowohl friedlich als auch militant entgegen.  Schwer verdaulich, wie die Native Americans noch im 20. Jahrhundert entrechtet und diskriminiert wurden. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Zeiten der Auflehnung von Aram Mattioli

Rezension - Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

  Eine fantasievolle poetische Gutenachtgeschichte, eine Bilderbuch-Reise über das, was in der Nacht geschieht. Eine Tochter fragt den Papa: «Was ich dich schon immer mal fragen wollte ..... Was passiert eigentlich, wenn ich schlafe?» Und der Papa beginnt zu erzählen. Es beginnt um neun Uhr. Stunde um Stunde verändert sich die Nacht und zeigt uns ihr wahres, ihr traumgleiches Antlitz: Statuen spielen verstecken, Telefone rufen sich gegenseitig an, der Wal im Schwimmbad traut sich an die Wasseroberfläche, die Laternen trinken aus Pfützen… Ist das möglich, was Papa erzählt? Oder will er uns einen Bären aufbinden? Eine wunderschöne Gutenachtgeschichte ab 4 Jahren, die zu herrlichen Träumen einlädt. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

Rezension - Ein Freund wie kein anderer von Oliver Scherz und Barbara Scholz

Die Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die einige Krisen überwinden muss. Ein illustriertes spannendes Kinderbuch zum Vorlesen, ebenso für Erstleser geeignet. Ein Erdhörnchenkind und ein Wolf freunden sich an, haben manches Abenteuer zu bestehen und ihre Freundschaft wird auf die Probe gestellt. Weiter zur Rezension:    Ein Freund wie kein anderer von Oliver Scherz und Barbara Scholz

Rezension - Das Wassergespenst von John Kentrick Banges und Barbara Yelin

Dieses witzig-gruslige Jugendbuch, bzw., schlicht Comic, nimmt eine über 100 Jahre alten Geschichte von John Kendrick Bangs auf. Die Comic-Zeichnerin Barbara Yelini interpretiert die Story neu mit wundervollen Wasserbildern. Ein wundervoller Comic für Jugendliche, die nicht sehr lesebegeistert sind. Zur Rezension:    Das Wassergespenst von John Kentrick Banges und Barbara Yelin

Rezension - In allen Spiegeln ist sie Schwarz von Lolá Ákínmádé Åkerström

  Kemi, Brittany-Rae und Muna: drei Frauen leben in Schweden – drei völlig unterschiedliche Lebenswelten; eins haben sie gemeinsam: Sie sind schwarz und nicht in Schweden geboren. Ihre Ausgangssituationen können kaum unterschiedlicher sein. Trotzdem beginnen sich ihre Leben auf unerwartete Weise zu überschneiden – in Stockholm, einer als liberal geltenden Stadt. «In allen Spiegeln ist sie Schwarz» erzählt die schwierigen Themen Migration, Rassismus, Sexismus und Identität mit Leichtigkeit; obwohl nichts komplexer ist als dieser Themenbereich. Spannender zeitgenössischer Roman. Empfehlung!  Weiter zur Rezension:   In allen Spiegeln ist sie Schwarz von Lolá Ákínmádé Åkerström

Rezension - In der Ferne von Hernan Diaz

  Anfang der 1850er Jahre, Håkan Söderström lebt zu einer Zeit in Schweden, in der die Menschen täglich ums Überleben kämpfen. Auszuwandern ins gelobte Land Amerika scheint eine Chance. So schickt der Vater die ältesten Jungen los. Zusammen mit seinem großen Bruder Linus steigt Håkan auf das Schiff nach England. Von dort soll es nach Nujårk, New York, weitergehen, doch im Hafen von Portsmouth verlieren sich die Brüder. Håkan fragt sich durch: Amerika! Doch der Bruder erscheint nicht auf dem Schiff – denn Håkan sitzt auf dem nach Buenos Aires. Das kapiert er zu spät, steigt in San Francisco aus. New York ist sein Ziel. Fest entschlossen, den Bruder zu finden, macht er sich zu Fuß auf den Weg, entgegen dem Strom der Glückssucher und Banditen, die nach Westen drängen. Sprachlich ausgefeilt, eine spannender, berührender Anti-Western, ein Drama mit einem feinen Ende. Die Epoche der Besiedlung Amerikas, Kaliforniens, wird hautnah eingefangen. Empfehlung! Weiter zur Rezension:  In der Ferne v

Rezension - Ist Oma noch zu retten? von Marie Hüttner

  Ein herrlich spaßiger, spannender Kinderkrimi! Mit Papa und seiner neuen Flamme in die Berge zum Wandern oder zu Oma Lore. Keine Frage! Bei der fetzigen Lore ist es immer lustig. Jetzt sitzt Pia aber seit über einer Stunde auf dem Bahnhof, ohne dass Oma sie abgeholt hat. Sehr seltsam. Omas Haus ist nicht weit entfernt; und so macht sich Pia mit ihrem Rollkoffer auf den Weg. Niemand öffnet die Tür! Durch ein offenes Fenster gelangt sie hinein. Doch Oma bleibt verschwunden. Die Detektivarbeit beginnt … Ein Pageturner, ein Kinderroman, eine waschechte Heldenreise, ein rasanter Abenteuerroman und nervenkitzelnder Kinderkrimi ab 8-10 Jahren. Unbedingt lesen!  Weiter zur Rezension:   Ist Oma noch zu retten? von Marie Hüttner