Rezension
von Sabine Ibing
LAURA
von Guillem March
Die 20-jährigen Laura ist verliebt in Marcos, ihren allerbesten Freund. Doch für ihn ist sie eben nur die allerbeste Freundin, mehr nicht. Er ist mit Paz zusammen. In einer lauschigen Nacht kommt es zu einem Kuss. Marcos erklärt, es war ein Versehen, sie möge das verzeihen. Laura ist völlig am Boden zerstört. Sie leidet. Für sie ist es so, als sei eine langjährige Beziehung auseinandergebrochen. Und weil sie sich zu Hause in ihre Erinnerungen an schöne Stunden verkriecht, versucht Elena sie auf die Beine zu bringen. Ab ins Leben! Elena ist eine offene, sympathische Person, die sofort Mittelpunkt in Gruppen steht – im Gegenteil zu Laura, die sich schüchtern gern an den Rand stellt. Und so lernt sie Luis kennen … Aber etwas läuft schief.
Guillem March erzählt feinfühlig in Wort und Illustration vom Schmerz einer unerwiderten Liebe und nagendem Selbstzweifel: Kann es sein, dass mit ihr etwas nicht stimmt? Muss Laura sich damit abfinden, dass Liebe nun einmal so ist? Laura ist unsicher auf allen Ebenen. Die selbstsichere Elena hilft ihr, den Schmerz zu verarbeiten und ihr Leben weiterzuleben, eine neue Liebe zu finden. Und dabei ist sie ganz findig, stellt mit Laura einen Katalog von 10 Lebensgrundsetzen auf, der ab sofort für sie beide gelten soll: Denk nicht so viel nach! – Es ist nicht meine Schuld! – Wenn wir sterben ist alles vorbei. Mach das Beste aus deiner Zeit! …
Ein typischer Young-Adult-Comic, der sich mit gebrochenem Herzen befasst und nach Lösungen sucht, den Schmerz zu verarbeiten. Und das funktioniert. Die Szenen und die Dialoge sind absolut realistisch, lebensecht. Marchs Umgang mit seinen Figuren in diesem Commig of Age ist stets respektvoll, fängst das Leben zur Selbstfindung ein. Partys, der Absturz nach zu viel genossenem Alkohol, die Überlegungen, welchen beruflichen Weg man nach dem Schulabschluss einschlagen soll, Urlaubsszenen … eine typische Geschichte auf dem Weg in einen neuen Lebensabschnitt.
Die Grafiken an sich sind zwar auf den ersten Blick sehr schön gestaltet, aber leider setzt Guillem March hier auf Barbiefiguren und Muskelmänner. Zu oft wird der knackige Po, der Busen, der weiblichen Figuren und der athletische Oberkörper der männlichen in den Panels in Szene gesetzt. Alle Protagonist:innen sind unglaublich schön, haben fehlerlose Körper. Auf der einen Seite bringt der Grafiker hier die typischen Sorgen von jungen Menschen einfühlsam ins Spiel, die auf dem Weg ins Erwachsenenleben gleiten, aber andererseits zeigt der makellose Bodys, die es schwer machen, der Message Glauben zu schenken, sich mit ihnen zu identifizieren. Am Ende von diesem Band gibt es als Zugabe Skizzen zu der Graphic Novel, die Einblick in den Schaffensprozess des Künstlers gewähren. Der Inhalt hat mir gut gefallen, jedoch spiegelt sich in der optischen Wiedergabe der Figuren ein Klischee vom perfekten Menschen wieder.
Guillem March ist ein renommierter Comiczeichner, Illustrator und Autor aus Spanien. Er stammt aus Mallorca. Er begann 2000 seine Karriere im Comic-Business beim spanischen Verlag Eros Comix. Sein US-Debüt gab er 2008 bei DC Comics. Hier hat er an vielen großen Titeln, wie Batman, Detective Comics, Gotham City Sirens, Justice League und Harley Quinn mitgewirkt. Guillem hat auch seine eigenen Artbooks und Comics veröffentlicht – darunter Monika, Summer Muse und sein ganz eigenes Werk KARMEN.
LAURA
Graphic Novel, Comic, Young Adult, Commig of Age, spanische Literatur
Hardcover, 104 Seiten, 21.1 x 31.6 cm
Cross Cult Verlag, 2023
Wow sehr schön
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