Rezension
von Sabine Ibing
Eisiges Land
von Tore Kvæven
Gesprochen von Uve Teschner
Spieldauer: 14 Stunden und 10 Minuten
Drei Zehnriemer, zwei Achtriemer, vier Boote mit sechs und zwei oder drei kleine Boote mit jeweils zwei Ruderern. Alle hinterließen grün schimmerndes Kielwasser im Schatten der Felswände. Arnar dachte, dass ihr Boot an diesem Tag wohl kaum vom Meergott gestoppt werden könnte. Denn er wusste, dass Steinulfur und Burfell über gewaltige Körperkräfte verfügten. Er spürte ihre Ruderzüge durch den Rumpf des Boots dringen. Und auch die anderen beiden Männer, Vermund und Gunnar, waren gute Ruderer, auch wenn sie es nicht mit den Himin-Gorms Brüdern aufnehmen konnten. Arnar selbst würde zeigen, dass auch er sich den Platz auf der Ruderbank verdient hatte. Von diesem Tag an und bei allen Walrossjagden, die noch kommen würden.
Grönland, 1293: Ein Gesetz besagt, dass alle Höfe informiert müssen, wenn Walrösser in die Fjorde kommen. Der 15-jährige Arnar Vilhjalmsson, Sohn von Vilhjalm Rågsson, darf an seiner ersten Walrossjagd teilnehmen. An Bord trifft er auf den gefürchteten Stammesanführer Himin-Gorm und seinen Sohn Hûnvarg – und Arnar geht als ein Held aus der Jagd hervor, was dazu führt, dass eine andauernde Rivalität zwischen ihm und Hûnvarg beginnt. Im Laufe der Handlung werden sich immer wieder blutig ihre Wege kreuzen. Das Land ist karg und unerbittlich, weshalb die Stämme sich strenge Verbote auferlegt haben, die Arnar stets im Weg stehen, ob Landrechte, Jagdrechte und Fischereirechte – auch wenn es um die Frau geht, in die er sich verliebt hat.
Spannung zwischen den Kulturen
Atmosphärisch wird das Leben in der kargen Region erzählt, sehr eindrucksvoll die Bedrohung durch einen Eisbär; oder die Szene, als der Eisbär auf einen Grönland-Hai tifft. Historisch fundiert hält sich Tore Kvæven an die Geschichte von Erich dem Roten, der in Norwegen und auf Island kontinuierlich für Ärger sorgte, bis er nach Grönland verbannt wurde. Zwischen 984 n. Chr. und einem unbekannten Jahr im 15. Jahrhundert lebten die Wikinger in zwei Siedlungen an der Westküste. Obwohl sie eine blühende Gesellschaft aufbauten, die über 400 Jahre lang Bestand hatte, bleibt ihr Verschwinden eines von Grönlands großen Geheimnissen. Die verschiedenen Kulturen waren sich nicht immer ganz grün. In den Bergen hält man Schafe und Kühe, glaubt an die alten Götter der Asen, löst Streitigkeiten auf dem Blutanger – der Stärkere bekommt Recht. In den Fjorden lebt man vom Fischfang, und hier ist man zum christlichen Glauben übergetreten, wo man Streitigkeiten auf dem Thingplatz mit Worten ausfechtet und Recht spricht. Genau das sorgt für Spannung zwischen den Kulturen. Ebenso tauchen nun auch noch die Skrälinger auf - die Inuit, die mit ihren Hundeschlitten, den anderen beiden Gruppen in der Bewegungsfreiheit überlegen sind.
Die Siedlungen waren dem Untergang geweiht
In der Welt, in der er lebte, und in den Träumen, die ihn beflügelten, hatte ihm die Zukunft offen gestanden. Noch hatte er nicht verstanden, dass Träume aus Luft und Menschen aus Stein sein konnten.
Arnar ist ein Antiheld – er möchte sich etwas aufbauen, einen eigenen Hof errichten, aber immer steht ihm Himin-Gorm im Weg. Arnar verliebt sich in Eir, und genau diese Frau verliebt sich in ihn. Doch sie ist längst Hûnvarg versprochen. Der Autor versetzt sich nicht nur ausschließlich in seine Figuren, er schlüpft ebenso in Tiere hinein, einen Moschusochsen, einen Eisbären, einen alten Wal und einen dreihundert Jahre alten Grönlandhai. Das Leben für die Menschen war hart, Getreide, musste importiert werden, auf Holz konnte man lediglich hoffen – auf das, was das Meer an den Strand schwemmte. Ohne Holz keine Boote. Doch plötzlich wurde der Schiffsverkehr mit Europa eingestellt, warum auch immer und es gab keinen Nachschub lebenswichtiger Waren. Die Siedlungen waren dem Untergang geweiht. Ein eindrucksvoller historischer Roman]
Tore Kvæven, geboren 1969 in Sirdal, Südnorwegen, studierte an der Landwirtschaftsschule Lyngdal sowie am Agder University College. Er hat neben seiner Tätigkeit als Schafzüchter und Autor auch als Lehrer gearbeitet. Mit „Eisiges Land“ gelang ihm der literarische Durchbruch. Das Buch gewann alle wichtigen norwegischen Literaturpreise, darunter auch den renommierten Brageprisen.
Historische Romane und Sachbücher
Im Prinzip bin ich an aller historischer Literatur interessiert. Manche Leute behaupten ja, historisch seien Bücher erst ab Mittelalter. Historisch - das Wort besagt es ja: alles ab gestern - aber nur was von historischem Wert ist. Was findet ihr bei mir nicht? Schmonzetten in mittelalterlichen Gewändern. Das mag ganz nett sein, hat für mich jedoch keine historische Relevanz. Hier gibt es Romane und Sachbücher mit echtem historischen Hintergrund.Historische Romane


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