Rezension
von Sabine Ibing
In den Stunden einer Nacht
von Federico Axats
Mit siebenundzwanzig Jahren ist John Brenner bereits ein trockener Alkoholiker, von seiner Frau geschieden und seine vierjährige Tochter sieht er seltener, als ihm lieb ist. Eines Nachts wacht er auf dem Fußboden seines Wohnzimmers auf, ohne Erinnerung an die letzten Stunden. Neben ihm liegen eine leere Wodkaflasche, eine Pistole und die Leiche einer Frau, die er noch nie zuvor gesehen hat. Ist er der Mörder, oder hat man ihm die perfekte Falle gestellt? Wie ist jemand in sein gut gesichertes Haus gekommen? Er muss erstmal raus hier. Er rennt in den «seinen» Wald, um Luft zu holen, nachzudenken, und dort steht beleuchtet ein Wagen, weit und breit ist niemand zu sehen. Neugierig schaut John hinein: Computer, eine Menge Technik, er sieht sein Wohnzimmer in Echtzeit auf dem Bildschirm!
Oberflächlich gestaltet, ohne psychologisches Feingefühl
Wer und warum sollte John einen Mord anhängen? John weiß, dass die Antwort in den Stunden liegt, die er vergessen hat. Als er beginnt nachzuforschen, trifft er im Internet auf einen Mann, der ebenfalls einen Erinnerungsverlust erlitten hat. Und der nachts von jener Frau träumt, die tot in Johns Wohnzimmer lag. Was steckt dahinter? Es begann recht spannend, doch nach einem Viertel zieht sich die Geschichte, wird teilweise wissenschaftlich abstrus, es plätschert vor sich hin. Ich war froh, es bis zur letzten Seite geschafft zu haben. Denn literarisch hatte das Buch wenig Kraft – wenn es wenigstens das gewesen wäre. Und die Charaktere sind oberflächlich gestaltet, ohne psychologisches Feingefühl. Wer der Böse ist, hat man schnell heraus. Kann man lesen, verpasst aber nichts, wenn den Kriminalroman verpasst.
Federico Axat wurde 1975 in Buenos Aires geboren und war Ingenieur, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Mit seinem Thriller "Mysterium" gelang ihm der Durchbruch. Federico Axat verbrachte einige Jahre in den USA, bevor er wieder nach Buenos Aires zurückkehrt, wo er heute lebt.
In den Stunden einer Nacht
Aus dem argentinischen Spanischen von Matthias Strobel.
Psychothriller, Südamerikanische Literatur, Argentinische Literatur, Kriminalliteratur, Kriminalroman
Kartoniert, 432 Seiten
btb verlag, 2024
Krimis und Thriller
Ich liebe Krimis und Thriller. Natürlich. Spannend, realistisch, gesellschaftskritisch oder literarisch, einfach gut … so stelle ich mir einen Krimi vor. Was ihr nicht oder nur geringfügig bei mir findet: einfach gestrickte Krimis und blutrünstige Augenpuler.
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