Rezension
von Sabine Ibing
Im Zeichen der Reliquie
von Pierpaolo Brunoldi und Antonio Santoro
Italien, Altopascio, Heimat der Tau-Ritter, zu Beginn des 13. Jahrhunderts, eine Zeit der gesellschaftlichen und religiösen Umbrüche – Bonaventura, ein Mönch voller Entdeckerfreude, gerät immer wieder ins Visier der Inquisition, da er die rigiden Vorschriften des Papstes hinterfragt und sich für die neuesten wissenschaftlichen Errungenschaften der Medizin und Alchemie interessiert. Und dann erfährt er, dass sein Mentor, Franz von Assisi, entführt wurde und an einem geheimen Ort gefangengehalten wird. Zusammen mit Weggefährten und Tau-Rittern zum Schutz begeben sie sich auf die Suche nach Franz von Assisi. Er solle nach einer Blume suchen und einem Adler mit Kreuz … gibt ihm ein sterbender Mönch auf den Weg. Die junge Fleur trägt ein Medaillon mit diesen Zeichen, Bonaventura rettet sie, bittet sie, mitzukommen. Doch die eigensinnige Frau hat eigene Pläne und entwischt … immer wieder. Es ist nicht ungefährlich dieser Tage in der Gegend Siena, Luca, Trasimeno unterwegs zu sein, zudem die päpstlichen Schergen versuchen, Fleur aufzutreiben, und sie suchen nach Bonaventura – es geht um eine Reliquie. Fleur steckt voller Geheimnisse, von denen sie selbst nichts weiß.
Zwei Außenseiter, zwei starke Charaktere
«Die Festung der Vergeltung» heißt es im Original – der Titel ist passender. Bonaventura genießt den Ruf eines Magiers und Zauberers, eines Dieners der dunklen Künste, nur weil er mit Heilkräutern arbeitet und mit alchemistischen Dingen vertraut ist. Fleur wird der Hexerei beschuldigt, weil sie Visionen hat, das sogenannte dritte Auge. Zwei Außenseiter, zwei starke Charaktere, eine schöne, widerspenstige Frau, die immer wieder von anderen gerettet werden muss. Historische Gewänder, Mystik, der Antichrist, der ehrenvolle Ritter mit der Maske, ein Geheimnis, das gelüftet werden muss, so die Kurzversion.Nette Unterhaltung
Der Roman wurde angekündigt als adäquat des Romans «Der Namen der Rose». Damit wurde der Mund ziemlich voll genommen. Denn ein Vergleich ist eher peinlich – dieses Buch kommt weder inhaltlich noch sprachlich an Umberto Eco heran, liegt Klassen dahinter. Und historisch ist nur die Ausstattung von Equipment, Kulisse und Kostümen. Und da wären wir auch beim Film angekommen. Der Roman liest sich schnell, spannend, erinnert stark an eine Drehbuchvorlage – beide Autoren kommen aus dieser Sparte. Nette Unterhaltung, das ist es auf jeden Fall. Vom literarischen Gehalt fehlte mir Atmosphäre und sprachliche Gewandtheit. Inhaltlich gibt es historisch gesehen rein gar nichts her. Wer schlicht einen spannenden Schmöker sucht, der liegt richtig.Pierpaolo Brunoldi ist ausgebildeter Tierarzt und machte danach einen Master im Fach «Drehbuchschreiben». Seit vielen Jahren arbeitet er als Drehbuchautor für Fernseh- und Kinoproduktionen. Außerdem schreibt er Theaterstücke und hat Erzählungen in mehreren Anthologien veröffentlicht.
Antonio Santoro, geboren 1974, arbeitet seit vielen Jahren als Regisseur, Schauspieler und Autor am Theater. «Im Zeichen der Reliquie» ist der erste zusammen mit Pierpaolo Brunoldi verfasste historische Roman.
Pierpaolo Brunoldi, Antonio Santoro
Im Zeichen der Reliquie
Originaltitel: La fortezza del castigo, Newton Compton Editori, 2018
Aus dem Italienischen übersetzt von Verena von Koskull
Historischer Roman
Hardcover mit Schutzumschlag, 384 Seiten
C. Bertelsmann, 2019
Historische Romane
Im Prinzip bin ich an aller historischer Literatur interessiert. Manche Leute behaupten ja, historisch seien Bücher erst ab Mittelalter. Historisch - das Wort besagt es ja: alles ab gestern - aber nur was von historischem Wert ist. Was findet ihr bei mir nicht? Schmonzetten in mittelalterlichen Gewändern. Das mag ganz nett sein, hat für mich jedoch keine historische Relevanz.Historische Romane
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