Direkt zum Hauptbereich

Im Garten von Monet von Kaatje Vermeire - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Im Garten von Monet 


von Kaatje Vermeire


Claude Monet (1840–1926), war einer der Väter des Impressionismus, einer der wichtigsten Künstler des 19. Jahrhunderts. 1870 heiratete er die Malerin Camille Doncieux, die sein beliebtestes Modell war. Ihr früher Tod 1879 stürzte Monet in eine Krise. Eine Einzelausstellung seiner Werke 1883 brachte ihm zwar keinen Ruhm, aber ein wenig Geld in die Kasse – die Impressionisten gewannen an Aufmerksamkeit. So war Monet in der Lage, ein Haus zu mieten: das Haus in Giverny, in dessen Umgebung er in den Folgejahren seinen berühmten Garten anlegte. Er wohnte hier mit seinen beiden Söhnen, sowie Alice Hoschedé und deren Kindern. 1890 kaufte er das Haus mit Grundstück, das er später erweiterte. Seine Bilder wurden nun endlich gut verkauft. So erzielten beispielsweise die Bilder der Serie Kathedrale von Rouen Mitte der 1890er Jahre Preise von 15.000 Francs – es ging bergauf. Ein japanischer Gartenarchitekt entwarf Monet den bekannten, prächtigen Garten mit exotischen Blumen, Rosenbögen, Teich mit Seerosen und Brücke. Die Beziehung zur Natur war immer sein Anliegen. Am Ende seiner Schaffensperiode gehörte er zu den berühmtesten Malern seiner Zeit. Eines der Seerosenbilder von 1907 erzielte im Jahre 1989 den Preis 10,5 Millionen Dollar, damals Rekordpreis –  und ein Gemälde aus der «Heuschober»-Serie wurde 2019 wurde für den Rekordpreis von 110,7 Millionen Dollar verkauft.

Das Musée Marmottan Monet in Paris beherbergt die größte Sammlung der Werke von Claude Monet, wozu auch das Gemälde Impression, soleil levant gehört, wovon sich die Bezeichnung der Kunstrichtung Impressionismus ableitet. Das berühmte Haus mit Garten in der Normandie kann besichtigt werden, dazu gesellte sich im Ort das Musée des impressionnismes Giverny.




Wasser – Licht – Farben – Blumen


Im Impressionismus kommt erstmals nicht das Wahrgenommene selbst (fotografisch), sondern der Wahrnehmungsprozess des Künstlers zu Darstellung. Ein paar Grundprinzipien haben sich dazu entwickelt:

Die Verwendung reiner Spektralfarben
Die Nutzung des Komplementärkontrastes
Der deckende statt lasierende Farbauftrag in kurzen Pinselstrichen, die jeweils eine farbliche Einheit bilden

Vielleicht verdanke ich es den Blumen, dass ich Maler geworden bin. (Claude Monet) 




Kaatje Vermeire verdanken wir ein wunderschönes Buch, das sich dem großen Meister der Natur- und Landschaftsmalerei nähert, ohne ihn zu imitieren. Im impressionistischen Stil – in Anlage an Monet – erfahren die Kinder etwas über diesen Maler und sein Leben. Auf der ersten Seite ist ein kurzer Lebenslauf angegeben, den man auf jeden Fall lesen sollte, damit man die Stationen versteht. Der Künstler selbst ist in jedes Bild als Person eingebunden. Und auf jeden Fall sollte man das Buch gemeinsam mit dem Kind lesen, eine wenig erklären. Warum fühlt sich Monet nicht wohl in der Kunstakademie? Wie arbeiteten die Künstler damals? Was wollte er anders machen? Camille ist zu zu sehen – in der Art, wie wir sie von Monets Bildern kennen. Sehr fein hat Kaatje Vermeire den Tod von Camille eingefangen, die Traurigkeit von Monet und den Kindern. Das Wort Tod wird leider nicht erwähnt («Sie ist nicht mehr da.»). Monet hat ein Haus gefunden und er entwirft einen Garten, ein Paradis. Der Teich entsteht, die Seerosen und prächtigen Pflanzen folgen. Seerosenbilder, die Brücke, Lupinen und Goldrgen. Dieses Bilderbuch gibt einen kleinen Einblick in das Schaffen von Monet – den Einblick in das Haus in Giverny. Monet malte natürlich viele andere Motive. Aber Camille und der Garten waren seine Obsession. Von daher passt dieser Ausschnitt seines Schaffens perfekt. Kleine Texte erklären die Bilder – allerdings versteht man sie nur, wenn man den Lebenslauf von Monet kennt – siehe 1. Seite, vor der Titelseite – das kann man schnell übersehen. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Information gewünscht – zumindest besser positioniert.




Für mich sind die Bilder Kaatje Vermeire absolut gut gelungen. Monet findet man nicht nur auf jeder Doppelseite, sondern man spürt seine Bilder auf jedem Blatt. Ich bin mir sicher, Monet hätte das Buch gefallen. Ein farbprächtiges Buch, in das man sofort versinkt. Um ein Kind an Kunst – speziell an den Maler Claude Monet heranzuführen, eignet sich dieses Bilderbuch ausgezeichnet. Die Altersempfehlung liegt bei ab 5 Jahren, das ist für mich völlig ok.



Kaatje Vermeire wurde 1981 in Gent geboren, sie ist eine flämische Grafikerin und Illustratorin. Nach dem Abitur studierte sie Grafikdesign und Werbung an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Gent und fing während des Studiums leidenschaftlich Feuer fürs freie Illustrieren und Malen, was nicht nur zum Wechsel ins Fach Grafik führte, sondern mittlerweile auch zu poetischen und künstlerischen Büchern, die bereits in zahlreiche Sprachen übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet wurden. So kam u.a. ›Mare en de dingen‹ (›Maia and what matters‹) auf die Liste The 50 Best Children’s Books of 2013.


Kaatje Vermeire
Im Garten von Monet
Originaltitel: De tuin van Monet
Aus dem Niederländische übersetzt von Eva Schweikart
Bilderbuch, Kunst
32 Seiten, Format: 28.6 x 23.8 cm
Verlag Freies Geistesleben, 2020
ab 5 Jahren

Hier noch ein wundervoller Einblick in das Buch auf 3Sat
Im Garten von Monet

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Die Grille in der Geige von Anna Haifisch

  Eines Sommers findet eine wandernde Grille im Wald eine alte Geige . «Wie praktisch!», ruft sie und zieht in das geräumige Instrument ein. Sie töpfert und zieht Nudeln und des Nachts zupft sie die Saiten, erfreut alle Insekten und Mäuse in der Umgebung mit ihrer Musik. Doch als ein bitterkalter Winter das Land überzieht, stürmen die Insekten das Heim der Grille , zerhacken es und zünden es an … Ein humorvolles Bilderbuch ab 4 Jahren – Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Grille in der Geige von Anna Haifisch 

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann . Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Rezension - Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

  Ein atmosphärisch dichter und spannender Schweden-Krimi von Hans Rosenfeldt, bekannter Krimiautor und Drehbuchautor (skandinavische TV-Serie «Die Brücke», britische Fernsehserie «Marcella» über Netflix) erwartet uns mit dem Auftakt einer neuen Serie. Die Erwartungen waren hoch. Rosenfeldt hat geliefert. Die Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, wird zufällig zum Schauplatz eines Drogendeals. Wer hat die Drogen und das Geld, wer wird sie am Ende bekommen? Der einzige der durchblickt, ist der Leser – Dank Mehrperspektivität. Denn alle Protagonisten tappen im Dunkeln – wissen nichts voneinander. Ein komplexer und spannungsreicher Thriller! Weiter zur Rezension:    Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Kalte Füße von Francesca Melandri

  Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der «Rückzug aus Russland» hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt - auch in der Familie von Francesca Melandri, einer der wichtigsten Autorinnen Italiens. Ihr Vater hat ihn überlebt. Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Der Vater ist vor allem in der Ukraine gewesen. Sie tritt mit ihrem verstorbenen Vater in ein Zwiegespräch, wobei sie den Krieg damals mit dem Heutigen in der Ukraine vergleicht. Und es ist eine Abrechnung mit der italienischen Linken. Empfehlung, unbedingt lesen! Weiter zur Rezension:    Kalte Füße von Francesca Melandri 

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

Rezension - Dunkle Sühne von Karin Slaughter

  Gesprochen von NinaPetri  Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 19 Stunden und 55 Minuten  Willkommen in North Falls - einer kleinen Stadt, in der jeder jeden kennt. Das glauben zumindest alle. Bis zum großen Feuerwerk am 4. Juli . Als in dieser Nacht zwei Teenager-Mädchen verschwinden, ist die Stadt in Aufruhr. Für Deputy Emmy Clifton wird der Fall zur Bewährungsprobe – beruflich und persönlich, ihr Vater ist der Sheriff der Kleinstadt. Eines der vermissten Mädchen ist die Tochter ihrer besten Freundin, und Emmy weiß, dass sie sie nach Hause bringen muss, um eine alte Schuld zu begleichen. Doch je tiefer Emmy in die Ermittlungen eintaucht, desto stärker wird ihr bewusst, dass hinter den vertrauten Gesichtern der Kleinstadt dunkle Abgründe lauern. Ein klasse Auftakt für eine Serie,  Copkrimi , Whodunnit , ein düsterer, stimmungsvoller literarischer Krimi aus den ländlichen Südstaaten, gut aufgebaute Charaktere, toxische Männlichkeit , Spannung, Familiendramen, Wendun...

Rezension - Was danach kommt von Anika Suck

  Karmen passt einen Moment beim Autofahren nicht auf und verursacht einen Verkehrsunfall mit tragischem Ausgang – ein Kind ist tot. Es sind nur ein paar Sekunden, die Karmens Leben in seinen Grundfesten erschüttern. Denn im darauffolgenden Prozess muss sie sich einer Schuld stellen. Von der Presse Kindsmörderin getauft und von der Empörungsgesellschaft vorverurteilt, wird sie auch von ihrem sozialen Netz fallen gelassen. Am Ende muss Karmen selbst entscheiden, ob sie schuldig ist oder nicht. Mich konnte das Buch nicht überzeugen, da für mich die Darstellung der Geschichte absoluter Gerichts-Nonsens ist. Weiter zur Rezension:    Was danach kommt von Anika Suck  

Rezension - Aggie und der Geist von Matthew Forsythe

  Aggie freut sich darauf, endlich in ihr eigenes Haus einzuziehen – bis sie feststellt, dass dort bereits ein Geist wohnt. Das Zusammenleben läuft mehr schlecht als recht; nirgendwo hat sie ihre Ruhe. Also stellt Aggie Regeln auf. Doch der Geist hält sich leider nicht gerne an Regeln, bricht sie alle. Aggie fordert ihn völlig entnervt zu einem Wettkampf in Tic-Tac-Toe heraus – wer gewinnt, bekommt das Haus. Ein herrliches Bilderbuch an 4 Jahren, das mit viel Humor geschrieben ist und eine Menge Diskussionen zum Zusammenleben bietet. Weiter zur Rezension:    Aggie und der Geist von Matthew Forsythe