Rezension
von Sabine Ibing
Herr Bert und Alfonso jagen einen Dieb
von Laura D’Arcangelo
Herr Bert und sein Dackel Alfonso werden von allen übersehen. Schon dumm, dass der karierte Anzug von Herrn Bert den Tischdecken im italienischen Restaurant gleicht – er verschwimmt fast darin. Dackel Alfonso zieht Leine und schwupps, stürzt der Kellner. Welch ein Unglück für Herrn Bert, der sich entschuldigt und das Lokal verlässt. Doch nun stellen alle Leute im Raum fest, sie sind bestohlen worden! Wer aufmerksam bis hier hin die Bilder verfolgt hat, kennt den Dieb.
Doch der Verdacht fällt auf Herrn Bert. Er wird zur Fahndung ausgeschrieben. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich selbst auf die Suche nach dem Dieb zu machen. Eine Bilder-Detektivgeschichte mit einer wilden Verfolgungsjagd. Spurensuche in Text und Bild. Das Buch ist extrem textreduziert und auf den Bildern ist sofort erkenntlich, wer der Dieb ist. Kurzweilige Unterhaltung, denn lustig ist das Buch auf jeden Fall. Wahrscheinlich soll hinter dieser Geschichte der Außenseiter als Sündenbock stehen. Das ist mir allerdings nicht ganz ersichtlich, da die Außenseiterposition für mich nicht zu erkennen ist. Auf der Straße befinden sich viele Menschen, alle allein. Sie grüßen sich. Herr Bert verschwimmt mit seiner Umgebung, wird deshalb nicht wahrgenommen. Ebenfalls im Restaurant. Jeder sitzt hier für sich, es gibt keine Gruppenbildung. Als alle aber nun feststellen, dass sie bestohlen worden sind, beschuldigen sie Herrn Bert, der nach dem Sturz des Kellners das Lokal verlassen hat. Er ist der, der sich verpieselt hat. Überall in der Stadt wird Herr Bert nun gesucht, doch weil er so unscheinbar ist, wird ihm das nun ein Vorteil. Falsche Beschuldigung unter falscher Bewertung der Ereignisse. Das ist für mich die Message. Beschuldige niemanden, wenn du es nicht beweisen kannst! Es könnte ganz anders gewesen sein.
Laura D’Aracangelo hat hier witzige Illustrationen in Mehrfachtechnik computeranimiert auf das Papier gebracht, die ordentlich Spaß bringen. ie Darstellungen sind im italienischen Stil der 60-er gezeichnet – bei dem Dieb hat man gleich das Bild eines schmierigen Mafioso im Kopf. Das Bilderbuch ist textreduziert, aus den Grafiken ist schnell ersichtlich, was passiert, hier fehlt mir die Detailarbeit zum Mitraten. Herrn Berts Detektivarbeit ist nicht ergiebig, er findet den Dieb durch Zufall. Der Ganove ist für die Leser deutlich ab dem ersten Bild bekannt, mitraten ausgeschlossen, Beweissammlung in Wimmelbildform gibt es auch nicht. Insofern ist diese Detektivgeschichte zwar recht lustig, aber ein extrem kurzer Zeitvertreib. Der Atlantisverlag gibt eine Leseempfehlung ab 6 Jahren, ich tendiere auf Grund der einfachen Struktur für: ab 4 Jahren.
Laura D’Arcangelo, geboren 1995 in Bern, studierte ‹Illustration Fiction› an der Hochschule Luzern. Seither arbeitet sie als freischaffende Illustratorin und Bilderbuchzeichnerin. Seit 2019 ist Laura D’Arcangelo in der Projektleitung des Bolo Klubs, einem Netzwerk zur Förderung des Bilderbuchschaffens in der Schweiz. »Herr Bert und Alfonso jagen einen Dieb« wurde 2019 für »The Unpublished Picturebook Showcase« von dPictus und Picturebook Makers ausgewählt.
Herr Bert und Alfonso jagen einen Dieb
Bilderbuch, Detektivgeschichte
Gebunden, 48 Seiten, 18.1 x 25.3 cm
Atlantis Verlag, 2021
Leseempfehlung ab 6 Jahren (von mir eher ab 4 Jahren)
Kinder- und Jugendliteratur
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