Direkt zum Hauptbereich

Feuerjagd von Tana French - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Feuerjagd 


von Tana French

Gesprochen von Wolfgang Wagner
Ungekürztes Hörbuch Spieldauer: 15 Std. und 13 Min.


Ein ungewöhnlich heißer Sommer hat Irland im Griff. Die Farmer sind nervös, die Ernten bedroht. Die 15-jährige Trey ist eine Außenseiterin, ihr Vater war abgehauen, hat Frau und Kinder sitzen lassen. Sicherheit bietet der ehemalige Chicagoer Polizist Cal, der sie liebt wie eine Tochter und ihr das Schreinern beibringt. Er war hier hängengeblieben der Liebe wegen und weil ihm diese abgelegene Ecke von Irland gefiel. Plötzlich steht Treys Vater Johnny vor der Tür; wie immer charmant, zwielichtig und vollgepackt mit Lügen. Mit offenen Armen empfängt ihn niemand, doch er ist einer von ihnen, und er bringt einen verheißungsvollen, gefährlichen Plan mit, die Dörfler reich zu machen. 


Die Gier nach Gold und Geld

Den Dorfbewohnern ist klar, sie sollen über den Tisch gezogen werden! Natürlich wird einer über das Ohr gehauen! Nämlich der reiche Engländer, den er mitgebracht hat, sagt Johnny. Denn der glaubt, hier sei in einem bestimmten Gebiet Gold zu finden. Man kann ja nachhelfen, damit er auch was findet … Jeder im Dorf verdient und der Typ hat genug Geld, um was abzugeben. Und schon sind die Männer von Ardnakelty mit Begeisterung dabei. Cal traut den beiden Burschen nicht, hat sie im Visier. Auch Tery hat etwas vor, nur was? Cal versucht er, Trey zu schützen, aber sie will keinen Schutz. Sie will Rache. Vielschichtig und atmosphärisch wird hier ein Dorf aufgerollt. Herrliche Figuren – eben wie es nun Mal so ist: Intelligente, Dumme, Verschlagene, Witzige, Besonnene, Tölpelhafte, Geschwätzige, Wachsame usw.; hier wird die gesamte Gruppendynamik aufgerollt. Rache, Wut, Verzweiflung, Liebe, Hass, Eifersucht, Intrigen, die Gier nach Geld – und sogar ein Mord. Aber eins ist klar: Das Dorf hält zusammen wie Pech und Schwefel – Schuld sind nur die, die nicht von sind; und wenn sie es nicht waren, wird es so gebogen …


Kriminalliteratur vom Feinsten

Ein spannender literarischer Krimi mit ungemein guten Dialogen! Irischer Charme und die irische Seele werden uns auf dem Tablett geliefert. Diese Menschen haben es nicht einfach, mit Landwirtschaft ist nicht mehr viel zu verdienen. Man hält zusammen, irgendwie – und jeder, der nicht von hier kommt, der hat hier eigentlich nichts zu suchen. Der Dorfladen als Mittelpunkt, der verfluchte Feenort, der Stammtisch der Männer in der Dorfkneipe, Frauen, die alleine klar kommen müssen, hier gibt es alles, was ein irisches Dorf ausmacht. Umrahmt wird dieser spannende Kriminalroman mit wundervollen Landschaftsbeschreibungen. Humor bis Dramatik – eine ausgefeilte Geschichte, die es sich lohnt zu lesen oder zu hören. Gut Ding will Weile haben – Kriminalliteratur vom Feinsten!


Tana French schreibt Romane und Kriminalromane von mächtiger Spannung und Schönheit. Die vielfach ausgezeichnete Autorin zeichnet mit ihrer eindrücklichen Sprache ​markante Natur- und Gesellschaftsbilder und schaut tief in die Seelen der Menschen. Ihre Werke stehen weltweit ganz oben auf den Bestsellerlisten. Tana French wuchs in Irland, Italien und Malawi auf, absolvierte eine Schauspielausbildung am Trinity College und arbeitete für Theater, Film und Fernsehen. ​Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern im nördlichen Teil von Dublin. Nach »Der Sucher« ist »Feuerjagd« der zweite Roman, den Tana French im weiten, bergigen Westen von Irland angesiedelt hat.



Tana French
Feuerjagd
Gesprochen von Wolfgang Wagner
Ungekürztes Hörbuch Spieldauer: 15 Std. und 13 Min.
Originaltitel: ‎The Hunter
Aus dem Englischen übersetzt von Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
Krimi, Irische Literatur, Kriminalroman, Literarischer Krimi, Kriminalliteratur
Argon Verlag, Audible, 2024
FischerVerlag; Hardcover, 528 Seiten, 2024




Der Sucher von Tana French

Cal Hooper, ehemaliger Cop aus Chicago, hat nach seiner Scheidung den Dienst quittiert und sich im Westen von Irland niedergelassen, um seinen Ruhestand auf dem Lande zu genießen. Er hatte sich ein einsam gelegenes Cottage gekauft, ist dabei, es Stück für Stück zu renovieren. Plötzlich fühlt sich Cal beobachtet und entdeckt ein Kind, das um sich sein Haus herumtreibt. Eine Freundschaft entwickelt sich, die Cal in gefährliche Dorfgeheimnisse hineinzieht ... Ein literarischer Thriller, der mit Sprache und Atmosphäre besticht, komplexe Figuren, die sich fein gezeichnet langsam aufblättern.  Empfehlung für diesen Kriminalroman!

Weiter zur Rezension:   Der Sucher von Tana French



Krimis und Thriller

Ich liebe Krimis und Thriller. Natürlich. Spannend, realistisch, gesellschaftskritisch oder literarisch, einfach gut … so stelle ich mir einen Krimi vor. Was ihr nicht oder nur geringfügig bei mir findet: einfach gestrickte Krimis und blutrünstige Augenpuler.
Krinis und Thriller


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Chronisch gesund statt chronisch krank von Dr. med. Bernhard Dickreiter

Von der Schulmedizin bis heute ignoriert: Die wahren Ursachen der chronischen Zivilisationskrankheiten – und was man dagegen tun kann Noch nie hat es so viele chronisch Kranke gegeben wie heute: Arthrose, Diabetes, Alzheimer, Rückenleiden, Krebs, Burnout usw. Der Internist, Reha-Experte und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter ist überzeugt, dass diese Patienten selbst aktiv etwas dagegen unternehmen können. Sein Standpunkt: Wir müssen alles dafür tun, damit es den Zellen in unserem Organismus gut geht. Jede Zelle ist von einer organtypischen Umgebung eingeschlossen, in die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Dort zieht die Zelle ihre Nährstoffe, den Sauerstoff, und hier entsorgt sie ihre Abfallstoffe. Ist die Zellumgebung nicht gesund, werden wir krank. Die Schulmedizin bekämpft meist nur Symptome: Schmerzen – Schmerztablette. Die Ursachen werden oft nicht hinterfragt, bzw. operabel versucht zu beheben: neues Knie, neue Hüfte usw. Dickreiter geht ganzheitlich vor.

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Eisbären von Marie Luise Kaschnitz illustriert von Karen Minden

Marie Luise Kaschnitz war in meiner Jugendzeit meine Lieblingsautorin und so war für mich dies von Karen Minden illustriere Buch ein Genuss, Bleistiftzeichnungen, die sich wunderschön mit der Kurzgeschichte verbinden. »Eisbären«, die Novelle ist Kaschnitz-Fans geläufig: Eine Frau hatte schon geschlafen, wacht auf vom Geräusch des Türschlosses. Endlich kommt ihr Mann nach Hause. Doch er macht kein Licht. Ein Einbrecher? Seine Stimme bittet sie, das Licht nicht auszulassen. Sie soll die Wahrheit erzählen – damals im Zoo – auf wen habe sie gewartet? Weiter zur Rezension:    Eisbären – Novelle von Marie Luise Kaschnitz, illustriert von Karen Minden

Rezension - Wie der Hase läuft von Rebekka Salm

  Amsterdam, 1943: Emma de Vries und ihr Mann, der singende Bäcker Cees, lieben sich sehr. Eines Tages fällt in der Bäckerei ein Schuss, hinter dem Tresen stirbt der Inhaber, der immer wieder Juden versteckte. Seine Witwe, gerade volljährig, wird von der Patentante im Baselland aufgenommen. 2022, die junge Teresa arbeitet in der Brockenstube und sie ist mit Mirco zusammen. Durch die Räumung von Emmas Wohnung gibt es Spuren: Teresas Großvater hat wahrscheinlich als blutjunger deutscher Soldat den Bäcker in Amsterdam erschossen, der erste Mann von Mircos Großmutter; und sie begibt sich auf Spurensuche. Erinnerungen zweier Familien, die sich nicht erinnern wollen. Klang gut – konnte mich aber nicht packen. Weiter zur Rezension:    Wie der Hase läuft von Rebekka Salm 

Rezension - Das Buchmaultier von Córdoba von Wilfrid Lupano und Léonard Chemineau

  Das Kalifat von Córdoba im Jahre 976: Unter den Herrschern al-Rahman III. und seinem Sohn al-Hakam II. erblühte das Reich im Zeichen von Frieden, Kultur und Wissenschaft auf den Zenit. Die Hauptstadt Córdoba gilt als unangefochtene Perle des Okzidents, als al-Hakam II. jung verstirbt. Der Wesir Amir nutzt die Gunst der Stunde, um die Macht im Kalifat an sich zu reißen. Unterstützt wird er von religiösen Fundamentalisten. Der Preis für ihre Unterstützung ist hoch: Die 400.000 Bücher der Bibliothek von Córdoba sollen dafür auf dem Scheiterhaufen enden. Am Vorabend der größten Bücherverbrennung der Welt sind der Eunuch Tarid, der Bibliothekar, und seine Kopistin Lubna, panisch damit beschäftigt, so viele Bücher wie möglich einzusammeln und zu retten. Nur wie? Ein Comic, der berührt, klasse geschrieben und gezeichnet, mit historischem Hintergrund zur Buchverbrennung. Graphic Novel Allage ab 14 Jahren als Jugendbuch. Empfehlung Weiter zur Rezension:    Das Buchmaultier von Córdoba von Wil

Rezension - Warum die Welt nicht fair ist von Yuval Noah Harari und Ricard Zaplana Ruiz

  Unstoppable Us 2 Warum sind manche Menschen reich und andere arm? Wieso gibt es Unterschiede zwischen Kasten, Hautfarben und Geschlechtern? In Band 2 der ‹Unstoppable Us› – Reihe erzählt Bestsellerautor Yuval Noah Harari mitreißend und anschaulich, wie es dazu kam. Der Weizen ist schuld! Als der Mensch anfing, Weizen anzubauen, wurde er sesshaft und das Unglück nahm seinen Lauf … Ein weiteres Buch zur Graphic Novel « Sapiens - Die Falle » und zu Yuval Noah Hararis Weltbestseller «Eine kurze Geschichte der Menschheit» – und in Kurzformat für Kinder ab 10 Jahren. Weiter zur Rezension:   Warum die Welt nicht fair ist von Yuval Noah Harari und Ricard Zaplana Ruiz 

Rezension - Cane Warriors: Niemand ist frei, bis alle frei sind von Alex Wheatle

  Jamaika, 1760 (Britische Kolonie): Die Easter Rebellion war der größte Sklavenaufstand in der Geschichte der karibischen Insel, angeführt von dem charismatischen Tacky und seinen Zuckerrohrkriegern. Ihr Motto: Niemand ist frei, bis alle frei sind. Dieses historische Ereignis wird aus der Perspektive des vierzehnjährigen Moa geschildert, der auf der Frontier-Zuckerrohrplantage aufwächst. Die Arbeit unter der brennenden Sonne ist hart, die Körper der Sklaven werden bis an die Grenzen und darüber hinaus, belastet. Sie leben in Angst vor den brutalen Peitschenhieben der Sklaventreiber, an denen so mancher verstirbt. Diese kurze, aber eindrucksvolle Erzählung beleuchtet den Aufstand der jamaikanischen Sklaven, Jugendroman ab 14 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Cane Warriors: Niemand ist frei, bis alle frei sind von Alex Wheatle 

Rezension - So weit das Licht reicht von Sabrina Imbler

  Das Problem bei Büchern, die nicht halten, was sie versprechen, kann entweder beim Lesenden doch ankommen oder eben aus diesem Grund durchfallen. Dieses Buch ist völlig in Ordnung, aber weniger in meinem Interessenbereich verankert. Der Klappentext verspricht: Eine besondere Faszination geht von den geheimnisvollsten Kreaturen der Tiefsee aus, die verborgen vor den Augen der Welt ein Dasein fernab vom Sonnenlicht fristen. … in jedem Kapitel verbindet Sabrina Imbler naturkundliche Beobachtungen mit Geschichten aus dem eigenen Leben und reflektiert über das Erwachsenwerden, Anpassung, fluide Sexualität, Migration, Gemeinschaft und Umweltzerstörung. Leider treten die Meeresbewohner dabei ganz in den Hintergrund. Weiter zur Rezension:    So weit das Licht reicht von Sabrina Imbler

Rezension - Malnata von Beatrice Salvioni

  Gesprochen von Rike Schmid Ungekürztes Hörbuch Spieldauer: 6 Std. und 44 Min. Unter der sengenden Sonne der Lombardei im Jahr 1935 begegnet Francesca zum ersten Mal Maddalena, die von allen im Ort nur «die Malnata» genannt wird: «Die Unheilbringende». Francesca – zu Konformität und Gehorsam erzogen – ist sofort fasziniert von dem barfüßigen Mädchen, dessen Hände immer schmutzig sind, die Augen voller Trotz. Entgegen allen Warnungen freundet sich Francesca mit Maddalena an und lernt mit der Zeit, den Lügen der Erwachsenen zu misstrauen. Die Malnata traut sich was! Ein Mädchen, das Jungen anführt, mit der Hand Fische im Fluss fängt, viel Blödsinn im Kopf hat und ängstlich von anderen gemieden wird; sie und Francesca werden beste Freundinnen. Ein spannender atmosphärischer Roman, zur Zeit des italienischen Faschismus unter Mussolini. Die Gesellschaft ist gespalten. Wem Ferrante gefällt, sollte hier zugreifen! Weiter zur Rezension:    Malnata von Beatrice Salvioni

Rezension - Die Liebeslieder von W.E.B. Du Bois von Honorée Fanonne Jeffers

  Eine Familiengeschichte, die bis nach Afrika zurückgeht, eine Geschichte der Sklaverei, Generationen von Sklaven, die Geschichte einer schwarzen Familie bis heute. Die Hauptprotagonistin ist Ailey Pearl Garfield; sie ist vorlaut, und sie weiß, was sie will. Jeden Sommer reist die Familie nach Chicasetta, Georgia, wo die Familie ihrer Mutter seit Jahrhunderten lebt. Ihre Großmutter wohnt dort in dem Haus, das früher dem Besitzer der Baumwollplantage Wood Place gehörte. Um ihren Platz in der Welt zu finden, muss Ailey die verschlungene Geschichte ihrer Familie verstehen. Denn sie trägt das Erbe der Unterdrückung und des Widerstands, der Sklaverei und der Selbstermächtigung in sich - ein Erbe, so widersprüchlich und lebendig wie Amerika selbst. Ein Epos, eine Familiengeschichte über Generationen bis zurück nach Afrika – Rassismus, Sklaverei, die Besiedlung von Georgia, ein Bildungsroman, die Schwarze Sicht der amerikanischen Geschichte. Empfehlung! Weiter zur Rezension:  Die Liebesliede