Rezension
von Sabine Ibing
Endlich groß, das wär famos!
von Laura Ellen Anderson
Klein zu sein nervt! Und noch mehr nervt es, wenn man unter den leinen der Kleinste ist – größere Geschwister hat.
Meine Freunde sind größer, versperr’n mir die Sicht und geben mir Namen wie Kirps oder Wicht.
Jeder kennt sie, sie magischen Latten in Vergnügungsparks: 1.20 Meter – wer nicht anlangt, darf nicht hinein. Die anderen dürfen Achterbahn fahren, unser Icherzähler nicht. Anziehsachen von den Großen auftragen – die nicht richtig sitzen, weil sie für jemand anderen gekauft wurden – der nach seinem Geschmack aussuchen durfte. Klein sein ist ätzend! Vor Wut schmeißt der Junge seinen Lieblingsteddy in die Luft, der zum Unglück auch noch auf dem höchsten Baum festhängt.
Nun muss er sich wirklich etwas einfallen lassen: hüpfen, einen Karton aufstellen, auf Stelzen gehen … das alles klappt nicht. Schnell wachsen! Die Lösung. Und wie wächst etwas? Viel essen, den Kopf mit der Blumenkanne begießen … nützt auch nicht viel. Doch da erscheint die Retterin in Not. Mit Freunden an der Seite ist es gar nicht so schlimm klein zu sein …
Dies ist ein ziemlich witziges Bilderbuch mit Herz für die kleinen Leute. Jeder kann sich in die Situation einfühlen, wie gemein es sein kann, für alles Mögliche zu klein zu sein und nirgendwo heranzukommen. Und genau das ist ein riesiges Problem für Kinder im Bilderbuchalter. Typische Situationen, die man als jüngster Spross erlebt. Laura Ellen Anderson bringt es zeichnerisch auf den Punkt. Empathisch, mit reduzierten Zeichnungen bringt sie den kleinen namenlosen Jungen aufs Papier. Er ist der Mittelpunkt, seine Verzweiflung, seine Wut, seine Freude. Seine riesigen Augen unterstreichen die Szenen. Dazu gibt es einen Text in Reimform, dessen Reime rhythmisch nicht immer ganz stimmig sind. Manches reimt sich, anderes nicht. Vielleicht liegt es auch an der Übersetzung, dass man hier lyrisch nicht ganz sauber ist. Aber das ist egal. Diese Bilder funktionieren letztendlich auch ohne Text. Wir haben es hier mit einem Icherzähler zu tun, der Junge bekommt keinen Namen. Das Mädchen auch nicht. Geschickt nimmt hier die Autorin den kleinen Leser mit – er identifiziert sich mit dem kleinen Kerl aus dem Buch. Die Altersempfehlung des Magellan Verlag: ab 3 Jahren ist passend. Ein lustiges Buch für kleine Leute, die endlich groß werden wollen.
Laura Ellen Anderson wurde 1988 geboren und lebt in London. Im Jahr 2010 schloss sie ihr Illustrationsstudium mit Auszeichnung ab und hat seitdem zahlreiche erfolgreiche Buchprojekte umgesetzt. Glattes Haar wär’ wunderbar ist das erste Buch, für das sie auch den Text verfasste.
Laura Ellen Anderson
Endlich groß, das wär famos!
Original: I Don’t Want To Be Small
Aus dem Englischen übersetzt von Pia Jüngert
Bilderbuch
32 Seiten, 25 x 27,9 cm Hardcover
Magellan Verlag 2020
ab 3 Jahren
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