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Eine kurze Geschichte der Farbe von Camille Viéville - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing





Eine kurze Geschichte der Farbe 


von Camille Viéville


Dieses Sachbuch gibt einen Überblick über die Geschichte, Hauptwerke der Kunst, Materialien und Symbolik der Farbe, Technik, Einsatz und Bedeutung der Farbe in der Kunst. Angefangen mit prähistorischen Höhlenbildern über die Werke berühmter Künstler:innen des Barocks und des Impressionismus bis zur Postmoderne erkundet dieses Buch die Materialien und die Symbolik der Farben. Anhand von 60 Meisterwerken wird die Anwendung von Farbe exemplarisch beschrieben: in den Lichtinstallationen von Dan Flavin, der Monochromie von Yves Klein sowie ausgewählten Bildern von Veronese, Van Gogh, Delaunay, Warhol Rothko und vielen anderen. 






Wie in ähnlichen Büchern der Reihe ‹Eine kurze Geschichte der ...›, arbeitet das Buch am unteren Bildband mit Verweisen auf andere Seiten mit der Bezugnahme zu Beispielen. Die Autorin beginnt mit der Farbgeschichte der Höhlenmalerei, Ägypten, Aristoteles Farbsystem, indisches Holi-Fest, geht weiter zu Hedralik (Handschriften, Wappen) und göttliche Farben im Mittelalter, Erfindung der Ölmalerei, Renaissance usw. Dabei gibt es immer Beispiele und bekannte Künstler werden benannt. Am unteren Bildrand finden wir den Verweis zu ev. weiteren Werken, zur Symbolik der Farben.







Im nächsten Kapitel geht es um die Symbolik der Farben: Schwarz, Weiß, Primär- und Sekundärfarben, Gold, Silber, Streifen, Regenbogen. Zur jeder Farbe gibt es das Farbbeispiel von dunkel nach hell, die Benennung der Hauptnuancen, wesentliche Merkmale und die Symbolik. Beispiel Rot: «die Farbe schlechthin», stand für religiöse und militärische Macht, Blut (Jesus), Farbe der Kardinäle und Päpste, blutgetränkte Fahne der Revolution in Frankreich, Farbe der Volksaufstände, der Arbeiter, der Sowjetunion. Nun folgt das längste Kapitel. Hier werden wichtige Werke der Kunstgeschichte mit Bild und Text vorgestellt und ihre Bedeutung, bzw. die der Farbgestaltung. Am Ende folgt das Kapitel Materialien und Techniken. Was sind natürliche und synthetische Pigmente, einige Farbton-Pigmente werden vorgestellt; Tempera, Fresko, Öl, Aquarell und Gouache, Acryl und Vinyl, Glas, Druck.








Hier sind wichtige Aspekte der Kunstgeschichte leicht verständlich erklärt. Wann wurden welche Farben und Techniken angewandt, bzw. entwickelt und welchen Symbolcharakter hatten die Farben im Lauf der Jahrhunderte in den Kulturen. Das Sachbuch ist reich illustriert, und gibt einen interessanten Blick auf die Farbe in der Kunst. Nehmen wir Blau für Jungen und rosa für Mädchen, was symbolisch erst im 20. Jahrhundert Mode wurde: Blau war die Farbe der Jungfrau Maria – Blau für Frauen. Rot und Magenta stand für die Macht von König und Kirche. Mit der Französische Revolution wandelte sich dies langsam, die Mächtigen trugen weniger Auffälliges, eher dunkle, schmucklose Anzüge. Bereits Ludwig XIV. trug lieber ein sattes Blau, anstatt Rot. Neben den Farbsymbolen werden weitere wichtige Symbole gedeutet, die auf den Bildern zu erkennen sind. Kurz und knapp das Wichtigte auf den Punkt gebracht. Empfehlung!


Camille Vieville ist promovierte Kunsthistorikerin. Ihr Schwerpunkt liegt auf der modernen und zeitgenössischen Kunst. Sie ist Autorin verschiedener Bücher über Frauen in der Kunst, Aktmalerei sowie über Maurice Denis und Georgia O’Keeffe. Außerdem hat sie zahlreiche Beiträge in Zeitschriften und Ausstellungskatalogen veröffentlicht.



Eine kurze Geschichte der Farbe
Camille Viéville
Originaltitel: Petite histoire des couleurs
Aus dem Französischen übersetzt von Gisa Roudil d’Ajoux-Hillebrand
Sachbuch, Kunst, Kunstgeschichte, Farbe, Farbgeschichte, Symbolik, Farbgestaltung, Pigmente, Maltechnik
Klappenbroschur, 224 Seiten, 15.8 x 21.7 cm
Laurence King Verlag, 2023




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