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Ein dreckiges Geschäft von Chris Offutt - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



 

Ein dreckiges Geschäft 


von Chris Offutt


Mick Hardin arbeitet bei der Strafverfolgungsbehörde CID der US Army; derzeit allerdings kuriert er eine Verletzung durch einen Sprengstoffanschlag in Afghanistan aus. Er ist bei seiner Schwester im Elternhaus einquartiert und langweilt sich. Sie ist Sheriff in Rocksalt, ein Kaff in den Kentucky Mountains. Als Fuckin’ Barney Kissick, ein stadtbekannter Drogendealer, tot aufgefunden wird, bittet seine Mutter Mick, den Mörder zu finden. Die Polizei ermittelt lasch bei einem Typen, den wohl nur seine Familie vermissen wird, und Micks Schwester ist nicht zuständig. Doch die kann Mick als Deputy gebrauchen, da gerade einiges los ist vor Ort, und sie viel mit ihrem Wahlkampf zur Wiederwahl als Sheriff um die Ohren hat. Mick stochert zunächst im Dunkel, denn irgendwie will der Tod von Barney nicht ins Drogenmilieu passen. Was oberflächlich harmoniert, fällt beim genauen Hinsehen sofort auseinander. Hier hat jemand etwas inszeniert, um von sich abzulenken. Bald wird auch Barney Bruder tot aufgefunden und jemand hat es auf Mick abgesehen. Jetzt wird es persönlich. 


Ein Country-Noir, der etwas braucht, bis die Spannung zieht


‹Der Chief will, dass wir noch mal gründlich überprüfen, in wessen Zuständigkeitsbereich der Tote fällt. Die Stadtgrenze verläuft genau hier irgendwo. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob die Leiche auf dem Gebiet der Stadt oder vom County liegt.›

‹Na, dann gehört er entweder mir oder euch.›

‹Ja, so ungefähr. Der Chief schickt uns einen Landvermesser mit der Flurkarte vorbei.›


Dieser Krimi ist verwurzelt im ländlichen Kentucky und beschreibt Land und Leute, die Zuständigkeit der verschiedenen polizeilichen Behörden. Ein wenig Nature Writing, raubeinige Hillbillys, Menschen, die sich durch das Leben kämpfen, dichte Wälder, ein verlassenes Bergwerk; ein atmosphärischer Krimi, bei dem sich die Spannung immer weiter verdichtet. Schnell ist klar, dass Micks Schwester nicht unbedingt wissen muss, womit er sich den Tag …. Ein Country-Noir, der etwas braucht, bis die Spannung zieht, was aber ausgeglichen wird durch die ausdrucksstarke Beschreibung Kentuckys und deren Einwohner. Genau diese Kombination macht den Krimi interessant, zeigt das karge ländliche Leben in einer abgehängten Region. Und zum Ende geht es hart zur Sache. Empfehlung!


Chris Offutt, geboren 1958, ist Autor mehrerer Romane, für die er mit dem Whiting Writers Award und dem American Academy of Arts and Letters Fiction Award ausgezeichnet wurde. Zuletzt erhielt er 2019 für Country Dark den französischen Prix Mystère de la Critique. Er lebt im ländlichen Lafayette County in der Nähe von Oxford, Mississippi.  



Chris Offutt
Ein dreckiges Geschäft 
Originaltitel: Shifty’s Boys
Aus dem Amerikanischen von Anke Caroline Burger
Krimi, Kentucky-Krimi, Country-Noir, Noir, Noir-Krimi, Kriminalroman, Kriminalliteratur, Amerikanische Literatur
Klappenbroschur, 272 Seiten 
Tropen Verlag, Stuttgart 2023





Krimis und Thriller

Ich liebe Krimis und Thriller. Natürlich. Spannend, realistisch, gesellschaftskritisch oder literarisch, einfach gut … so stelle ich mir einen Krimi vor. Was ihr nicht oder nur geringfügig bei mir findet: einfach gestrickte Krimis und blutrünstige Augenpuler.
Krinis und Thriller

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