Direkt zum Hauptbereich

Die zwölf Heldentaten des Herkules von Anna Kindermann und Timo Becker - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Die zwölf Heldentaten des Herkules 


von Anna Kindermann und Timo Becker 

Nach Gustav Schwab


Herkules ist mindestens so beliebt wie Odysseus. Ein griechischer Mythos um den Sohn des Zeus taucht bereits in der «Ilias» und der «Odyssee» von Homer auf. Eine griechische Heldensaga, die sich über die Jahrhunderte in Beliebtheit gehalten hat, in diversen Varianten. Gustav Schwab (1792-1850) hielt in «Die schönsten Sagen des klassischen Altertums» die Geschichten des Herkules fest. Anna Kindermann hat sich diese Version zur Orientierung genommen und erzählt kindgerecht in moderner Sprache die spannenden Geschichten der zwölf Heldentaten des Herkules. Das war der, der den Stall des Augias mit seinen 3.000 Rindern an einem Tag ausmisten sollte.




Und das kam so: Herkules, Sohn des Zeus, und der sterblichen Königin Alkmene, ist zwar ein ziemlich starker Typ, wohl der stärkste überhaupt, aber leider ist es ihm als Halbgott nicht vergönnt, bei seinem Vater auf dem Olyp zu wohnen – denn dort dürfen nur die Unsterblichen leben. Bereits vor seiner Geburt war abgemacht worden, dass dieser Knabe einmal der Herrscher von Mykene werden wird. Doch Göttin Hera, die Gattin von Zeus, funkte dazwischen. Sie setzte Eurystheus auf den Thron. Doch als der starke Herkules immer mehr Ansehen erhält, wird es König Eurystheus mulmig, er bangt um seine Krone. Er überlegt, wie er Herkules loswerden kann. Na ganz einfach: Er sendet ihn los, ihm das Fell des Nemeischen Löwen zu bringen. Denn von der Jagd auf dieses Tier war noch niemand zurückgekehrt. Doch Herkules  erlegt den Löwen, bringt das Fell, zum Entsetzen des Königs, der ihn dann zur Erlegung der Hydra schickt. Nebenbei erfährt Herkules im Orakel von Delphi, dass ihm die Unsterblichkeit erwartet, wenn er alle Aufgaben erledigt – ein weiterer Anreiz für ihn. Zwölf gefährliche Herausforderungen: Er muss gegen Ungeheuer kämpfen, zu den entferntesten Orten segeln, sogar den Himmel auf seinen Schultern zu tragen, in die Unterwelt gehen. Aber er wäre nicht Herkules, wenn er sich diesen Aufgaben nicht stellen würde, um seinen Platz im Olymp einzunehmen!




Anna Kindermann schafft es, die zwölf Heldentaten des Herkules spannend und kindgerecht zu erzählen, in die griechische Mythologie einzutauchen, weil sie sich auf das Wesentliche reduziert, nicht ausschweifend wird. Damit hält sie die Spannung hoch. Götter und Göttinnen, immer ein faszinierendes Thema. Gleich im Einband befindet sich die Karte des alten Griechenlands, auf der die einzelnen Stationen eingezeichnet sind, denn der Held muss weit reisen, zum Thermodon, dem Fluss der Amazonen in der Türkei, nach Abdera in Thrakien, ins Atlasgebirge, nach Arkadien, Kreta, und Erythia, eine Insel bei Spanien – nicht zu vergessen, bis in die Unterwelt, den Hades. Mit diesem Kinderbuch wird eine neue Reihe eröffnet: Sagen für Kinder. Der Auftakt ist gelungen. Das Lesealter wird vom Kindermann Verlag ab 6 Jahren angegeben. Das ist für mich in Ordnung, da man die Geschichten ja nicht auf einmal lesen muss. Obwohl es eine Menge Text ist, bleibt er durch Stil und Aufbereitung fesselnd und gut verständlich. Am Ende gibt es ein «Gruppenfoto» der Götterfamilie des Olymps.

Timo Beckers Illustrationen in milchigen Naturtönen geben der Geschichte den visuellen Anstrich. Leicht kantig im Strich pointieren sie die neuzeitliche Aufmachung. Eine gelungene Einführung in die grechische Mythologie!


Anna Kindermann, geboren 1987 in Berlin, hat u.a. in China und Frankreich studiert und gearbeitet, ehe sie 2015 die Bereiche Marketing und Foreign Rights im Kindermann Verlag leitete. Im Jahr 2020 übernahm sie die Geschäftsführung von ihrer Mutter Barbara Kindermann. »Die zwölf Heldentaten des Herkules« ist Anna Kindermanns Debüt als Autorin.

Timo Becker, geboren 1988 in Hamburg, arbeitete bereits während seines Designstudiums an der Fachhochschule Münster als Illustrator für verschiedene Verlage. Darauhin folgten Illustrationen für Kinderbücher, Spiele und Serien sowie Lehrtätigkeiten in Berlin und Kassel. Heute lebt der mehrfach ausgezeichnete Designer und Illustrator mit seiner Familie in Hamburg.


Die zwölf Heldentaten des Herkules   
Nach Gustav Schwab
Neu erzählt von Anna Kindermann
Mit Bildern von Timo Becker
Reihe »Sagen für Kinder«
Kinderbuch, Sagen, Mythen, griechische Mythologie
Halbleinen, Pappband matt kaschiert, 40 S., 22 x 30 cm
Kindermann Verlag , 2021
Ab 6 Jahren


Hier geht es zum Interview mit Anna Kindermann


Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.

Kinder- und Jugendliteratur


Fremde Kulturen und Mythen in der Kinder- und Jugendliteratur

Wann hat der Mensch mit dem Schreiben begonnen? Fremde Kulturen, verschiedene Schriften … Warum feiern die Chinesen das Mondfest – das genauso wichtig wie das Neujahrsfest ist – bei dem die ganze Familie zusammenkommt? Wer kennt sich aus mit den nordischen Göttern, beim Odin, oder mit den nordischen Fabelwesen? Trolle kennt jeder. Aber wie sieht es mit Vitte und Vätte, Nöck, Michhase und Grollborsten aus? Die griechischen Götter waren nicht immer göttlich, sie konnten ordentliche Miststücke sein, zornig, eifersüchtig, missgünstig … Wer sich für solche Bilderbücher, Kinderbücher, Jugendbücher interessiert, wir hier fündig werden.
Interessiert? Hier geht es zu:   Fremde Kulturen und Mythen in der Kinder- und Jugendliteratur

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Chronisch gesund statt chronisch krank von Dr. med. Bernhard Dickreiter

Von der Schulmedizin bis heute ignoriert: Die wahren Ursachen der chronischen Zivilisationskrankheiten – und was man dagegen tun kann Noch nie hat es so viele chronisch Kranke gegeben wie heute: Arthrose, Diabetes, Alzheimer, Rückenleiden, Krebs, Burnout usw. Der Internist, Reha-Experte und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter ist überzeugt, dass diese Patienten selbst aktiv etwas dagegen unternehmen können. Sein Standpunkt: Wir müssen alles dafür tun, damit es den Zellen in unserem Organismus gut geht. Jede Zelle ist von einer organtypischen Umgebung eingeschlossen, in die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Dort zieht die Zelle ihre Nährstoffe, den Sauerstoff, und hier entsorgt sie ihre Abfallstoffe. Ist die Zellumgebung nicht gesund, werden wir krank. Die Schulmedizin bekämpft meist nur Symptome: Schmerzen – Schmerztablette. Die Ursachen werden oft nicht hinterfragt, bzw. operabel versucht zu beheben: neues Knie, neue Hüfte usw. Dickreiter geht ganzheitlich vor.

Rezension - Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

  Rezepte, die du lieben wirst Der Israeli Yotam Ottolenghi hat zusammen mit seinem dreiköpfigen Küchenteam das nächste Kochbuch entwickelt. Das Team widmet sich dem Comfort Food und liefert inspirierende Gerichte, die nach Zuhause und Geborgenheit schmecken. Aber auch nach Kindheitserinnerungen und Reiseeindrücken. Comfort Food bedeutet für jeden etwas anderes, auf jeden Fall etwas wie Geborgenheit und Wohlfühlgefühl: ein Gefühl von Nostalgie, aber auch Vertrautheit. So sind über 100 Rezepte entstanden, von der Bolognese (mit asiatischen Gewürzen) bis zu Eier-Gerichten, von der One-Pot-Pasta bis zum Apfelkuchen. Rezepte, die zugleich originell aber auch vertraut und bewährt sind. Und immer mit dem gewissen Ottolenghi-Twist. Weiter zur Rezension:    Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Die weiße Wölfin von Vanessa Walder und Simona M. Ceccarelli

  Das geheime Leben der Tiere (Wald, 1) Ein heftiger Sturm tost durch das Flusstal, als fünf Wolfswelpen geboren werden. Die Jüngste ist eine winzige Wölfin. Ausgerechnet sie hat enormen Mut und nimmt sich vor, die allergrößte Jägerin zu werden. Eine Leitwölfin obendrein! Sie erhält vom Rudel den Naman «Fünf». Ein Rabenschwarm begleitet stetig das Rudel, denn sie weisen den Weg zur Beute, eine Teamarbeit. Der Rabe Raak ist der beste Freund von Fünf. Eine spannende, realitätsbezogene Tiergeschichte zum Leben der Wölfe! Empfehlung für Leseanfänger ab 8 Jahren! Weiter zur Rezension:    Die weiße Wölfin von Vanessa Walder und Simona M. Ceccarelli

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Eisbären von Marie Luise Kaschnitz illustriert von Karen Minden

Marie Luise Kaschnitz war in meiner Jugendzeit meine Lieblingsautorin und so war für mich dies von Karen Minden illustriere Buch ein Genuss, Bleistiftzeichnungen, die sich wunderschön mit der Kurzgeschichte verbinden. »Eisbären«, die Novelle ist Kaschnitz-Fans geläufig: Eine Frau hatte schon geschlafen, wacht auf vom Geräusch des Türschlosses. Endlich kommt ihr Mann nach Hause. Doch er macht kein Licht. Ein Einbrecher? Seine Stimme bittet sie, das Licht nicht auszulassen. Sie soll die Wahrheit erzählen – damals im Zoo – auf wen habe sie gewartet? Weiter zur Rezension:    Eisbären – Novelle von Marie Luise Kaschnitz, illustriert von Karen Minden

Rezension - Simply Jamie von Jamie Oliver

  Jeden Tag was Gutes In fünf Kapiteln werden tägliche schnelle Gerichte, ebenso Wochenend-Wunder, bewährte Ofenrezepte bis hin zu leckeren Nachspeisen von Jamie Oliver vorgestellt. Simply Jamie ist dazu da, die Lust am Kochen zu wecken. Das Buch steckt voller köstlicher, unkomplizierter Ideen, die schnell angerichtet sind. Und der Clou: Es gibt Grundzutaten wie Soßen oder ein pochiertes Huhn usw., aus denen sich wiederum eine Menge verschiedene Varianten herstellen lassen. Weiter zur Rezension:     Simply Jamie von Jamie Oliver

Rezension - Caspar Plautz - Rezepte mit Kartoffeln von Kay Uwe Hoppe, Dominik Kli – und Theo Lindinger

  Der Marktstand Caspar Plautz auf dem Viktualienmarkt in München ist wegen seiner Kartoffelvielfalt beliebt. Dazu gehört ein kleiner, aber feiner Imbiss, der mittags im Mittelpunkt seiner Gerichte die Kartoffel würdigt. Die Kartoffel erobert im Caspar Plautz die Welt. Der Erdapfel ist wendig, anpassungsfähig, geschmacklich variabel. Das ist ein wirklich exzellentes Kochbuch, das zeigt, wie die moderne Küche sich Ideen aus aller Herren Länder greift, sie neu kombiniert – wunderbar harmoniert. Von traditionell zu Weltküche – vegetarisch zu Fisch und Fleisch – hier findet jeder seine Lieblingskartoffelgerichte. Weiter zur Rezension:    Caspar Plautz - Rezepte mit Kartoffeln von Kay Uwe Hoppe, Dominik Kli – und Theo Lindinger Theo Lindinger

Rezension - Indians! von Tibure Oger

  Der dunkle Schatten des weißen Mannes  1922, irgendwo in Amerika. White Wolf, ein ehemaliger Häuptling der Chippewa, sitzt als Zirkusattraktion vor Publikum und erzählt aus seinen Erinnerungen. Es sind Geschichten aus einem langen Leben, das bald sein Ende finden wird. Geschichten aus 400 Jahren Kolonialismus, von einseitigen Kriegen und zweischneidigen Verträgen, von Heldenmut und von Habgier. Geschichten vom wackeren Kampf der First Nations gegen den Mord an ihrem Volk und von ihrer scheinbar unausweichlichen Niederlage. Tiburce Oger hat für «Indians!» sechzehn herausragende Künstlerinnen und Künstler der Neunten Kunst versammelt, um eine Chronik der Eroberung des Westens zwischen 1540 und 1889 zu erschaffen: Die bittere Kehrseite des amerikanischen Traums, die Auslöschung von Kulturen der indigenen Völker. Sehr guter Comic, der in kleinen Graphic Novels aus der Sicht der Ureinwohner die Geschichte ins rechte Licht rückt. Weiter zur Rezension:    Indians! von Tibure Oger

Rezension - Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler

  Mischa und Nits sind beste Freunde. Mischa liebt die Poems von Nits. Und der bewundert Mischa, weil er schlau ist und ein wandelndes Lexikon über Tiere zu sein scheint. Lügen geht gar nicht, so Nits Überzeugung. Darum fragt er sich, warum Mischa dem Lehrer weismachen will, er hätte eine Chlorallergie, als der Schwimmunterricht beginnt – Nits erzählt er, die Badehose sei von Mäusen angefressen worden. Überhaupt scheint Mischa in Schwierigkeiten zu stecken – doch wohl eher sein Vater ... Nits betritt in dieser Familie plötzlich eine völlig andere Welt – die der Armut. Aber das ist ein Unterthema – Mischas Vater ist untergetaucht; Mischa und Nits werden ihn nicht im Stich lassen – aber das könnte gefährlich werden ... Spannung, Humor und ein wenig Tragik machen das Buch zu einem Leseerlebnis. Meine Empfehlung ab 11 Jahren für diesen exzellenten Kinderroman.  Weiter zur Rezension:    Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler