Direkt zum Hauptbereich

Die Werkzeugkiste der Tiere von Angelika Huber-Janisch und Jana Walczyk - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing






Die Werkzeugkiste der Tiere 


von Angelika Huber-Janisch und Jana Walczyk


Als Werkzeug bezeichnen Verhaltensbiologen jeden Gegenstand, der zur späteren Verwendung aufgesammelt und mitgenommen wird. Manche Wissenschaftler zählen auch Erde, Sand oder Wasser dazu, wenn die Materialien später gezielt eingesetzt werden – beispielsweise zum Bauen oder Schießen.





Hausbau, Verteidigung, Schlammbaden, Handwerkszeug, Materiallager, Medizin herstellen … Der Mensch? Weit gefehlt! Viele Tiere verwenden Werkzeuge. Sie benutzen sie, um an leckeres Futter heranzukommen, um auf die Jagd zu gehen, zur Herstellung von Medizin, bei der Partnersuche oder zum Schutz. Und manchmal auch einfach nur aus Spaß! Man unterscheidet zwischen «den angewachsenen» Werkzeugen, wie etwa der Rüssel eines Elefanten, der vielfältig benutzt wird, und einem echten Werkzeug, also ein Hilfsmittel, dass sich ein Tier aufsammelt, um es zu einem Zweck zu verwenden. Und dann gibt es noch den Verstand! Krähen zum Beispiel haben verstanden, wie man Nüsse knackt: Sie sitzen mit einer Nuss im Schnabel auf Ampeln, warten auf die Rotphase uns legen die Nuss vor ein stehendes Auto. Fährt es an: Nuss geknackt. Das Werkzeug ist ein Auto.




In diesem Buch kannst du viele bekannte und unbekannte Tiere und ihren einfallsreichen Werkzeuggebrauch kennenlernen. Um sich zu tarnen, «Ihren Mittagsschlaf zu halten», bedienen sich Kraken an Kokosnüssen. Eine geöffnete Schale, die im Meer liegt, stülpen sie sich über – schleppen die Schale sogar mit sich herum. Delfine graben im Meeresboden nach Nahrung. Um ihre empfindliche Nase zu schützen, stülpen sie sich einen Schwamm drüber. Einige Tiere benutzen Schusswaffen, um sich zu schützen oder an ihre Nahrung zu gelangen. Steine sind gute Werkzeuge, um Schalen von Tieren und Nüssen zu knacken – einige Tiere wissen das. Der Kakadu beißt Äste so zurecht, dass sie ihm als Hebel dienen, um Samen und Früchte aus einem Spalt zu hebeln. Und so finden sich eine Menge cleverer Tiere in diesem Buch zusammen. 




Jede Doppelseite beschreibt entweder ein Tier oder aber eine Thematik, bei der verschiedere Tiere zum Thema zusammengefasst sind. Bei Ersteren gibt es einen kleinen Steckbrief zum Tier. Die Illustrationen von Jana Walczyk haben mir gut gefallen. Im typischen Tierlexikon-Stil sind die Zeichnungen fast fotografisch echt. Sehr detaillierte Einzelsequenzen der Tiere sind auf das Bild auf hellblauem Grund verteilt, dazwischen harmonisch in Vignetten die Textblöcke. Diese Gesamtkomposition kommt prima herüber. Der neurale Hintergrund lenkt nicht ab, man kann sich auf die detaillierten Illustrationen konzentrieren. Die Texte sind verständlich für das Grundschulalter umgesetzt, die Buchstabengröße und Textlänge lädt zum Selbstlesen ein. Neben Alltäglichem finden wir hier Kurioses. Somit ist dieses Sachbuch ziemlich spannend gehalten und manchmal sogar humorvoll. Ein hervorragendes Sachbilderbuch über Verhaltensbiologie, dass nebenbei Spaß macht. Der Rotfuchs Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren. Ich sage mal so: Zum Vorlesen oder selbst lesen ab Grundschule. Empfehlung!




Angelika Huber-Janisch ist promovierte Biologin, Fachjournalistin und Buchautorin. Wenn sie nicht gerade Bücher schreibt, verfasst sie Natur-Artikel für verschiedene Zeitschriften. Für ihre Veröffentlichungen in Kinder- und Jugendmedien wurde sie mit dem Deutschen Preis für Naturjournalismus, Sonderpreis «Der Wilde Rabe», ausgezeichnet.

Jana Walczyk, geboren 1989, studierte Design und Illustration in Münster, Bologna und Hamburg, wo sie 2017 erfolgreich ihr Masterstudium als Illustratorin abschloss. Ihr Debüt im Bereich Kinder-und Jugendbuch erschien 2017. Seitdem arbeitet sie als Buchillustratorin, sowohl im Bereich des erzählenden Kinderbuchs als auch in dem der Sachthemen und Wissensvermittlung und hat bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht.




Angelika Huber-Janisch, Jana Walczyk
Die Werkzeugkiste der Tiere
Hardcover, 64 Seiten
Sachkinderbuch, Sachbilderbuch, Natur, Tiere, Kinderbuch, Verhaltensbiologie, Kinder- und Jugendliteratur
Rotfuchs, Rowohlt Verlag, 2023
Altersempfehlung: ab 8 Jahren






Kinder- und Jugendbücher zum Thema Natur

Die Natur fasziniert uns jeden Tag auf Neue. Es gibt so viel zu lernen. Pflanzen, Tiere, Landschaften. Viele Orte, Pflanzen oder Tiere werden wir nie kennenlernen. Aber zum Glück gibt es Bücher, die uns die Schönheiten und Besonderheiten unserer Welt erklären und zeigen. Hier meine Tipps zu Kinder- und Jugendbüchern, die sich mit der Natur beschäftigen:   Kinder- und Jugendbücher zum Thema Natur




Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Drainting: Die Kunst, malen und zeichnen zu verbinden von Felix Scheinberger

  Als Drainting bezeichnet Felix Scheinberger die intuitive Kombination von Malen und Zeichnen. Damit hebt er die jahrhundertealte heute vollkommen unnötige Trennung zwischen Flächen malen und Linien zeichnen auf und verbindet das Beste aus beiden Welten. Früher machten wir einen Unterschied zwischen Zeichnen und Malen und damit fingen die Schwierigkeiten an. Wo es nämlich gar keine Umrisslinien gibt, gilt es, diese abstrakt zu (er)finden. Die intuitive Kombination aus Zeichnen (Drawing) und Malen (Painting) garantiert gute Ergebnisse und unendlichen Spaß! Eine gute Einführung erklärt das Knowhow und Grundsätzliches zum Malen und Zeichnen – gute Ideen, die man selbst umsetzen kann. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Kunst, malen und zeichnen zu verbinden von Felix Scheinberger 

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Der Kaffeedieb von Tom Hillenbrand

  Gesprochen von Hans Jürgen Stockerl Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 12 Std. und 7 Min. Wir schreiben das Jahr 1683. Der junge Engländer Obediah Chalon, Spekulant, Händler und Filou, hat sich in London gerade mit der Investition von Nelken verspekuliert und eine Menge Leute um ihr Geld gebracht, das mit gefälschten Wechseln. Conrad de Grebber, Direktoriumsmitglied der Vereinigten Ostindischen Compagnie bietet Obediah  die Möglichkeit, der Todesstrafe zu entgehen: Er wird auf eine geheime Reise geschickt, um etwas zu stehlen: Kaffeepflanzen. Spannender Abenteuerroman rund um den Kaffee. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Der Kaffeedieb von Tom Hillenbrand

Rezension - Lügen, die wir uns erzählen von Anne Freytag

  Helene hätte ihren Mann, Georg, verlassen können – damals – für Alex. Aber sie hat es nicht getan. Und jetzt hat ihr Mann sie verlassen – weil er sich in eine andere verliebt hat. ‹Es ist einfach passiert.›, sagt er, zieht bei Mariam ein. Aber vielleicht ist das Ende gar kein Ende? Vielleicht ist es ein Anfang für die Mittvierzigerin. Vielleicht ist sie gekränkt weil Georg einfach ging – eifersüchtig, eben auch, weil die Kinder diese junge Yogalehrerin mögen. Doch gleichzeitig ist sie jetzt frei – vielleicht für Alex, denn die beiden haben sich seit ihrer Studienzeit in Paris nie aus den Augen verloren. Eine verdammt gut geschriebene Familiengeschichte. Empfehlung!  Weiter zur Rezension:     Lügen, die wir uns erzählen von Anne Freytag

Rezension - So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

  Am Fuße der Elk Mountains in Colorados strömt der Gunnison River an einer alten Pfirsichfarm vorbei. Hier lebt in fünfter Generation in den 1940ern die 17-jährige Victoria mit ihrem Vater, dem Onkel und ihrem Bruder Seth. In der Stadt begegnet sie Wilson Moon, und beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Dramatische Ereignisse zwingen Victoria, selbst das Leben in die Hand zu nehmen. Ein wenig schwülstig, doch gut lesbar, atmosphärisch, ein Familienroman, ein Coming-of-age – gute Unterhaltung … eine Hollywood-Geschichte. Die Pilcher-Fraktion wird begeistert sein!  Weiter zur Rezension:    So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

Rezension - Der Gott des Waldes von Liz Moore

Im August 1975 findet wie jedes Jahr ein Sommercamp in den Adirondack Mountains für Kinder und Jugendliche statt. Als Barbara eines Morgens nicht wie sonst in ihrer Koje liegt, beginnt eine großangelegte Suche nach der 13-Jährigen. Barbara ist keine gewöhnliche Teilnehmerin: Sie ist die Tochter der reichen Familie Van Laar, der das Camp und das umliegende Land in den Wäldern gehören. Viele Jahre zuvor verschwand hier der achtjährige Bear, ihr Bruder, der seit 14 Jahren vermisst wird. Hängen die Vermisstenfälle zusammen? Liz Moore zeigt mit ihrem literarischen Krimi ein Gesellschaftsbild, bei dem Frauen nichts zu sagen haben. Spannender Gesellschaftsroman, ein komplexer Kriminalroman. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Der Gott des Waldes von Liz Moore

Rezension - Detektivbüro LasseMaja – Das Weltraumgeheimnis von Martin Widmark und Helena Willis

  (Detektivbüro LasseMaja, Bd. 37)  Es gibt hochfliegende Pläne im Ort Valleby: Ein Astronaut macht mit seiner Raumkapsel in der Kleinstadt Station und will als Nächstes den Planeten Neptun ansteuern. Und laut tönt er, er suche Astronaut:innen, die ihn begleiten. Bewerber will er einem Astronauten-Test unterziehen, danach bestimmt er, wer mitfliegen darf! Natürlich benötigt er auch Spenden für sein Projekt. Die Detektiv:innen Lasse und Maja hören genau zu. Und bei dem, was der Mann so erzählt, kommt schnell der Verdacht, dass an der Geschichte etwas faul ist und der Typ ein Betrüger ist. Das teilen sie dem Dorfpolizisten mit – doch der hat gerade keine Zeit für sie. Ein Dieb geht um … Spannender, witziger Kinderkrimi ab 8 Jahren, Empfehlung!  Weiter zur Rezension:   Detektivbüro LasseMaja – Das Weltraumgeheimnis von Martin Widmark und Helena Willis 

Rezension - Lindis und der verschwundene Honigtopf von Viola Eigenbrodt

Bendix, der Häuptling des Keltendorfs Taigh, ist außer sich: Jemand hat seinen Honigtopf gestohlen! Lindis, der Ziehsohn der Dorfdruidin Kundra und dessen Freunde Finn und Veda wollen der Sache auf den Grund gehen. War der Dieb hinter der wertvollen Amphore her oder hinter deren speziellem Inhalt? War es einer der fahrenden Händler? Und dann ist auch noch die kleine Tochter der Sklavin verschwunden! Unter dem Vorwand, fischen gehen zu wollen, machen sich die drei Jugendlichen heimlich auf die Suche nach den Händlern und kommen dabei einem Geheimnis auf die Spur … Weiter zur Rezension:    Lindis und der verschwundene Honigtopf von Viola Eigenbrodt 

Rezension - Osso – Geschichte einer Freundschaft von Michele Serra und Alessandro Sanna

  Ein alter Mann lebt in einem Haus am Waldrand, mit Blick auf die Stadt. Eines Tages kommt ein hungriger Hund zum Haus, der sich nicht herantraut. Der Mann stellt Futter hin und geht zurück ins Haus. Jeden Tag kommt der Hund am Morgen und am Abend, und weil er so knochendürr ist, nennt der Mann ihn Osso, schließt den Streuner ins Herz. Eine wunderschön erzählt und illustrierte Geschichte über die Beziehung Mensch und Hund. Allage, ab 10 Jahren – Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Osso – Geschichte einer Freundschaft von Michele Serra und Alessandro Sanna