Direkt zum Hauptbereich

Die Tierpolizei – Mach nicht so 'ne Welle! von Anna Böhm und Ramona Wultschner - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Die Tierpolizei – Mach nicht so 'ne Welle! 


von Anna Böhm und Ramona Wultschner

Band 3


Das kann doch nicht sein! Der Fluss ist weg! Wer hat ihn geklaut? Die Otterfamilie reibt sich am Morgen die Augen. Wo einmal Wasser floss, steht nur noch eine klägliche Pfütze. Durstig machen sie sich auf den Weg zur Tierpolizei und bitten sie um Hilfe: Flopson, die Katzenbärin, das Pony Fridolin, Meili, die Blaumeise und Jack, der Teddyhamster. Kammmolche, Rohrdommeln und andere berichten entsetzt von ihrem verlorenen Zuhause. Schnell werden die kleinen Wassertiere in Eimer gesammelt, damit sie ohne Wasser nicht sterben. Die Kommissare nehmen sofort die Ermittlungen auf. Ein Fluss kann nicht einfach verschwinden! Sofort gerät die Nudelbande in Verdacht, denn Gangsterchef Tortellini wacht nun über die letzte große Pfütze und will abkassieren, bestimmt über die letzten Wasservorräte: Wer einen Schluck trinken möchte, soll dafür bezahlen. So geht es nicht, sagt die Tierpolizei!




Bei weiteren Ermittlungen stößt man auf weit Schlimmeres. Zwei fiese Menschen wollen hier im Grünen eine Waschpulverfabrik bauen. Zapperlapp! Jetzt schlägt es aber Dreizehn! Haben die etwas mit dem Fluss zu tun? Doch Rettung naht, als die Kommissare die Papiere einer Naturschützerin einsehen können. Dort, wo zu schützende Tiere leben, darf nicht gebaut werden. Genau diese Tiere wohnen doch hier: Rohrdommel, Kammmolch, Fischotter, Kaulbarsch, Distelkäfer. Wird die Tierpolizei mit der wasserscheuen Hauptkommissarin Flopson, dem verfressenen Fridolin, dem kantigen Jack und Meili mit dem Überblick aus der Luft den Bau verhindern können und den Fluss wiederfinden? 


Charmant und extrem witzig ist hier eine spannende Geschichte mit Niveau entstanden. Was will man mehr? Neben der packenden Story erfahren die Kinder etwas über bedrohte Arten, über das Ökosystem Bach und See und Umweltschutz. Auch die Nudelbande, die sofort die Stunde nutz, um abzukassieren, ist herrlich. Interessant ist das kleine eingeflochtene Thema «Angst». Eine rundum wunderbare Geschicht, komplex, die obendrein noch spaßig ist. Überdies hat das Kinderbuch sprachlich etwas zu bieten – Sprachwitz! Die Grafiken von Ramona Wultschner passen sich gut ein, lockern den Text auf. Dieses Buch hebt sich ab in der Gesamtkomposition unter den Kinderbüchern. Der Oetinger Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren. Meine Empfehlung doch eher ab der Vorschule zum Vorlesen, ab Lesealter zum Selbstlesen, es sind große Buchstaben. Gut für Erstleser geeignet. Meine Empfehlung!


Anna Böhm ist in Berlin geboren, wo sie noch immer mit ihrer Familie lebt. Sie war am Theater tätig, studierte Drehbuch und arbeitet seither als Autorin. Für Deutschlandradio Kultur hat sie zahlreiche Hörspiele und Kindergeschichten geschrieben. Die Reihe «Emmi & Einschwein» ist Anna Böhms erfolgreiches Kinderbuchdebüt bei Oetinger. Mit der turbulenten «Tierpolizei» zeigt sie nun ein weiteres Mal ihr Gespür für Sprachwitz, originelle Figuren und spannende Geschichten.

Ramona Wultschner studierte Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim, bevor ihre Arbeit bei einem Trickfilmstudio in Köln sie nach Neuss zog. Von dort aus wirkt sie als selbstständige Illustratorin bei Trickfilmproduktionen, Kinderbüchern und Spiele-Entwicklungen mit. Durch ihr leidenschaftliches Hobby «Sketchnoting» ist sie 2015 mit der Bikablo Akademie in Kontakt gekommen, wo sie seither als Visualisierungstrainerin in Erscheinung tritt und ihre Begeisterung fürs Zeichnen an andere weitergibt. Am liebsten ist sie in der Natur, spielt mit ihren verrückten Katzen, isst pappsüßes Zeug und zeichnet oder malt in ihren Skizzenblock, den sie immer bei sich trägt.


Anna Böhm und Ramona Wultschner
Die Tierpolizei – Mach nicht so 'ne Welle!
Band 3
Kinderbuch, Kinderroman, Detektivgeschichte, Kinderkrimi, Umweltkrimi, Tiergeschichte, Erstleser
Hardcover, 224 Seiten
Oetinger Verlag, 2021
Altersempfehlung: ab 8 Jahren





Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Zappenduster von Hubertus Becker

Wahres aus der Unterwelt Kurzgeschichten aus der Unterwelt: »Alle Autoren haben mehr als zehn Jahre ihres Lebens im Gefängnis verbracht.« 13 Geschichten von 6 verschiedenen Autor*innen. Diverse Schreibstile, vermischte Themen, aber das Zentralthema ist Kriminalität. Knastgeschichten, Strafvollzug, die Erzählungen haben mir unterschiedlich gut gefallen – zwei davon haben mich beeindruckt, die von Sabine Theißen und Ingo Flam. Weiter zur Rezension:  Zappenduster von Hubertus Becker 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Kein Bock mehr von Anna Lott und Andrea Ringli

  Eine witzige Geschichte über ein starkes Mädchen, das Verantwortung für ihre Umwelt übernimmt. Eines Tages kommt Juli aus dem Haus und der Baum ist weg. Wo mag er geblieben sein? Doch als Juli nach Hause kommt, liegt er in ihrem Bett: «Kein Bock mehr!» Den Baum hat es erwischt: Burnout. Kein Wunder, dass er so viel arbeiten muss, denn er ist der einzige Baum weit und breit. Aber wo soll die Amsel denn nun ihr Nest bauen? Und wo soll die Fledermaus schlafen? Kein Problem, meint Juli, der Baum brauchte sicher nur mal eine Pause. Und so lange kann sie ja für die Tiere da sein … Humorvolles Bilderbuch mit Tiefgang ab 3 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Kein Bock mehr von Anna Lott und Andrea Ringli 

Rezension - Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

  Eine fantasievolle poetische Gutenachtgeschichte, eine Bilderbuch-Reise über das, was in der Nacht geschieht. Eine Tochter fragt den Papa: «Was ich dich schon immer mal fragen wollte ..... Was passiert eigentlich, wenn ich schlafe?» Und der Papa beginnt zu erzählen. Es beginnt um neun Uhr. Stunde um Stunde verändert sich die Nacht und zeigt uns ihr wahres, ihr traumgleiches Antlitz: Statuen spielen verstecken, Telefone rufen sich gegenseitig an, der Wal im Schwimmbad traut sich an die Wasseroberfläche, die Laternen trinken aus Pfützen… Ist das möglich, was Papa erzählt? Oder will er uns einen Bären aufbinden? Eine wunderschöne Gutenachtgeschichte ab 4 Jahren, die zu herrlichen Träumen einlädt. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

Rezension - Zeiten der Auflehnung von Aram Mattioli

  Aram Mattioli erzählt zum ersten Mal den langanhaltenden Widerstand der First Peoples in den USA - vom First Universal Races Congress (1911) über die Red Power-Ära und die Besetzung von Wounded Knee (1973) bis hin zu den Protesten gegen die Kolumbus-Feierlichkeiten (1992). Die American Indians waren dabei nie nur passive Opfer, sondern stellten sich dem übermächtigen Staat sowohl friedlich als auch militant entgegen.  Schwer verdaulich, wie die Native Americans noch im 20. Jahrhundert entrechtet und diskriminiert wurden. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Zeiten der Auflehnung von Aram Mattioli

Rezension - In allen Spiegeln ist sie Schwarz von Lolá Ákínmádé Åkerström

  Kemi, Brittany-Rae und Muna: drei Frauen leben in Schweden – drei völlig unterschiedliche Lebenswelten; eins haben sie gemeinsam: Sie sind schwarz und nicht in Schweden geboren. Ihre Ausgangssituationen können kaum unterschiedlicher sein. Trotzdem beginnen sich ihre Leben auf unerwartete Weise zu überschneiden – in Stockholm, einer als liberal geltenden Stadt. «In allen Spiegeln ist sie Schwarz» erzählt die schwierigen Themen Migration, Rassismus, Sexismus und Identität mit Leichtigkeit; obwohl nichts komplexer ist als dieser Themenbereich. Spannender zeitgenössischer Roman. Empfehlung!  Weiter zur Rezension:   In allen Spiegeln ist sie Schwarz von Lolá Ákínmádé Åkerström

Rezension - In der Ferne von Hernan Diaz

  Anfang der 1850er Jahre, Håkan Söderström lebt zu einer Zeit in Schweden, in der die Menschen täglich ums Überleben kämpfen. Auszuwandern ins gelobte Land Amerika scheint eine Chance. So schickt der Vater die ältesten Jungen los. Zusammen mit seinem großen Bruder Linus steigt Håkan auf das Schiff nach England. Von dort soll es nach Nujårk, New York, weitergehen, doch im Hafen von Portsmouth verlieren sich die Brüder. Håkan fragt sich durch: Amerika! Doch der Bruder erscheint nicht auf dem Schiff – denn Håkan sitzt auf dem nach Buenos Aires. Das kapiert er zu spät, steigt in San Francisco aus. New York ist sein Ziel. Fest entschlossen, den Bruder zu finden, macht er sich zu Fuß auf den Weg, entgegen dem Strom der Glückssucher und Banditen, die nach Westen drängen. Sprachlich ausgefeilt, eine spannender, berührender Anti-Western, ein Drama mit einem feinen Ende. Die Epoche der Besiedlung Amerikas, Kaliforniens, wird hautnah eingefangen. Empfehlung! Weiter zur Rezension:  In der Ferne v

Rezension - Ist Oma noch zu retten? von Marie Hüttner

  Ein herrlich spaßiger, spannender Kinderkrimi! Mit Papa und seiner neuen Flamme in die Berge zum Wandern oder zu Oma Lore. Keine Frage! Bei der fetzigen Lore ist es immer lustig. Jetzt sitzt Pia aber seit über einer Stunde auf dem Bahnhof, ohne dass Oma sie abgeholt hat. Sehr seltsam. Omas Haus ist nicht weit entfernt; und so macht sich Pia mit ihrem Rollkoffer auf den Weg. Niemand öffnet die Tür! Durch ein offenes Fenster gelangt sie hinein. Doch Oma bleibt verschwunden. Die Detektivarbeit beginnt … Ein Pageturner, ein Kinderroman, eine waschechte Heldenreise, ein rasanter Abenteuerroman und nervenkitzelnder Kinderkrimi ab 8-10 Jahren. Unbedingt lesen!  Weiter zur Rezension:   Ist Oma noch zu retten? von Marie Hüttner

Die wichtigen deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchpreise 2021

  Deutscher Jugendbuchpreis 2021, Kinderbuchpreis 2021, Serafina (Illustration), Schweizer Jugendbuchpreis, Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis Wie heißt es so schön: Es ist geschafft! Natürlich gibt es eine Menge kleiner Preise für Kinder- und Jugendliteratur. Ich habe mir die wichtigsten deutschsprachigen herausgenommen: Drei nationale Preise, Deutschland, Österreich, Schweiz und den Preis für Illustration im Bilderbuch. Ich habe auch den neuen Kinderbuchpreis (eine Privatinitiative) mit hineingenommen, da er beachtenswert für Autoren und Verlage ist - und weil er in der Jury Kinder mit einbezieht. Deutscher Jugendliteraturpreis 2021 - Gewinner und Nominierte Die Preise der Kritiker- und Jugendjury sind mit je 10.000 Euro dotiert Sparte Bilderbuch  Gewinner: Sydney Smith  Unsichtbar in der großen Stadt Aus dem Englischen von Bernadette Ott Aladin Verlag Ab 4 Jahren Allein in der großen Stadt zu sein, ist manchmal unheimlich. Besonders, wenn man klein ist und alles um einen h

Rezension - Ein Freund wie kein anderer von Oliver Scherz und Barbara Scholz

Die Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die einige Krisen überwinden muss. Ein illustriertes spannendes Kinderbuch zum Vorlesen, ebenso für Erstleser geeignet. Ein Erdhörnchenkind und ein Wolf freunden sich an, haben manches Abenteuer zu bestehen und ihre Freundschaft wird auf die Probe gestellt. Weiter zur Rezension:    Ein Freund wie kein anderer von Oliver Scherz und Barbara Scholz