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Die Rache der Bücher von Tom Gauld - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Die Rache der Bücher 


von Tom Gauld


Satiriker, Comiczeichner und Kinderbuchautor Tom Gauld zeichnet seit 14 Jahren wöchentlich für die Literaturbeilage des britischen «Guardian» kleine bitterböse Comic-Strips über Autor:innen, den Literaturbetrieb und über die Lesen:den. Mit herrlich britischem Humor, trocken und bissig macht er sich lustig über das Lotterleben von Schriftsteller:innen, über fiese Verleger:innen, Buchhändler:innen, Bibliothekar:innen, Kritiker:innen, und über Booknerds, SuBs (Stapel ungelesener Bücher) und Katzen. Hier bekommt jeder sein Fett ab – aber mit viel Liebe verteilt! Selbst über KI macht er sich lustig.



Einen Booknerd kann nichts erschrecken, auch wenn Frau herausfindet, mit einem Vampir verheiratet zu sein. Macht doch nichts, denn der hat eine riesige Bibliothek in seiner Burg. Klassiker werden umgeschrieben, neue Titel erfunden: mal als Prequel («Der junge Mann und das Meer», «Der erste Mohikaner», «Erstes Mal mit Bridesheard») oder modernisiert oder umgekehrt. Er macht sich lustig über Klassiker: «Henry James schreibt einen so langen und verschlungenen Satz, dass James drei Tage nicht mehr hinausfindet.» Und Chandler bekommt von einem knallharten, dunklen Satz einen Mord angehängt … 




Ein Krimi-Konzept-Generator oder ein Plot-Baukasten zeigen amüsant etwas zur Entstehung von Büchern. Anfängerfehler beim Schreiben: Zu viele Figuren, zu viele Orte … Der Umgang mit Kritikern fällt den Autor:innen nicht leicht. Oder der Lektor, der das Skript zurückgibt mit drei gelben Post-its: diese Seiten müssen ein wenig überarbeitet werden. Und die restlichen Seiten müssen «total neu geschrieben werden». Auch der Verleger macht den Schreibenden nicht immer glücklich. Aber dafür gibt es ja «Notfallmedikamente für Autor:innen», z.B. «Spannungspulver».



Die Zeichnungen sind minimalistisch – mal szenisch, aber auch mit lustigen Statistiken und Diagrammen bestückt. Wer schon immer mehr über den Literaturbetrieb und Bücherwürmer wissen wollte, wird hier fündig. Wer mitten drinsteckt, der hält den Spiegel in der Hand – und wer sich hier nicht wiederfindet, leidet an Selbstverleugnung. Laut lachen, schmunzeln, breit grinsen, Seite für Seite tiefschürfender Humor! Diese Satire wird das Herz von allen Bücherliebenden und Schreibenden berühren. Ein klasse Geschenk für sich selbst oder einen Booknerd, für Autoren usw. Na eben für alle Buchschnüffler.



Tom Gauld, *1976, wuchs in Schottland auf und lebt heute mit seiner Familie in London. Seine Comicstrips erscheinen regelmäßig im Guardian, dem New Yorker, dem New Scientist (und auch schon im Strapazin). Zuletzt erschien sein Kinderbuch «Der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin» im Moritz Verlag.


Tom Gauld
Die Rache der Bücher
Übersetzt aus dem Englischen von Claudia Barandun
Comic, Satire, Bücherwürmer, Autorenleben, Schriftsteller
Hardcover, 60 Seiten, farbig, 21 × 15 cm
Edition Moderne, 2023



Der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin von Tom Gauld

Die größte Sehnsucht des Königspaars war ein Kind! Und weil es nicht klappt, spricht der König mit einer Erfinderin, die Königin gleichzeitig wendet sich an eine alte Hexe. So geht der Wunsch doppelt in Erfüllung. Der König erhält einen Holzroboter-Prinzen und die Königin eine Prinzessin. Allerdings gibt es einen Haken an der Sache: Nachts verwandelt sich die Baumstumpfprinzessin zurück in das Stück Holz, aus dem sie geboren wurde, muss morgens von ihrem Bruder mit einem Zauberspruch zurückverwandelt werden. Aber eines Morgens kommt er nicht pünktlich ... Ein wundervolles Märchen ab 4 Jahren, eins der besten Bilderbücher des Jahres.

Weiter zur Rezension:   Der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin von Tom Gauld



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Weiter zur Rezension:  Book Love von Debbie Tung



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