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Die Lodge von Peter Heller - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Die Lodge 

von Peter Heller 


Der Anfang: 

Sie gaben ihm ein Quartier in einer Hütte am Fluss. In einer waldigen Schlucht, Fichten und Kiefern, mit hohen Felsen und ins Wasser stürzendem Geröll.


Mit seinem Thriller «Der Fluss» hatte mich Peter Heller begeistert. Geruhsam beginnt das Buch: zwei junge Männer wollen im Norden der USA ein Seenhopping machen – doch ein Waldbrand verändert alles ... wunderschöne Natur, Entspannung am Wasser, kleine, beunruhigende Ereignisse sind die Vorboten zu einem Chaos ... Auch die Loge folgt diesem System. Jack, der im vorigen Band überlebte, ist noch immer traumatisiert von den Ereignissen, bei dem sein Freund starb. Da bietet sich ein bestens bezahlter Job in einer Loge: die Kingfisher Lodge in Colorado. Mitten im schönsten Fischgebiet darf er in einem Luxus-Resort bei bester Verpflegung als Guide einen Promi beim Fliegenfischen betreuen. Promi-Gehalt, dabei seinem Hobby nachzugehen – was kann einem Besseres passieren?


Warum angelt hier niemand?


Er wollte tatsächlich auch die Landschaft hier erkunden. Um eine Gegend zu verstehen, musste man mit eigenen Augen sehen, wie die Dinge miteinander verbunden waren, wie die Grate verliefen, die Wasserabflüsse, die Höhen. Aber was er vor allem wollte, war die Lode aus der Vogelperspektive zu sehen.


Die Lodge entpuppt sich als hermetisch abgeriegeltes großzügiges Gebiet: Zäune, Kameras, Hunde. Zur Sicherheit der prominenten Gäste. Jack bekommt Alison zugewiesen – eine bekannte Sängerin, die Jack nicht gleich erkennt. Die beiden verstehen sich gut, haben ähnliche Vorlieben beim Fliegenfischen. Doch man muss vorsichtig sein, ein gnatziger alter Nachbar bewacht sein Grundstück bis an die Zähne bewaffnet. Bitte die Grenze nicht übertreten! Dieser Mann schießt wirklich, müssen Jack und Alison feststellen, als sie einem Fisch an der Angel nachjagen und die beschilderte Begrenzung überschreiten. Irgendetwas stimmt hier nicht, sagt Jacks Bauchgefühl von der ersten Minute an. In einer Mittagspause schleicht er sich davon, um auf einer Anhöhe das Gelände zu erkunden – und er macht mehrere überraschende Entdeckungen. Was geht hier vor?, fragt er sich. Auch Alison merkt, dass irgendetwas merkwürdig ist. Sie scheinen die einzigen Gäste zu sein, die beim Fliegenfischen unterwegs sind. Alle anderen scheinen lediglich die Natur zu genießen und den Wellnessbereich zu besuchen. Doch entspannt wirken sie nicht. Alison ist genauso neugierig wie Jack. Und so schnüffeln sie neben dem Fischen herum ...


Nature Writing kombiniert mit einem Kriminalroman


Er hatte sein Leben lang in den Bergen von Colorado geangelt und wusste, wo er welche Insekten vorfinden würde. Er band eine Trockenfliege und einen Springer fest, einen fransigen Stimmulator aus Elchhaar oben und eine fasanene Goldkopfnymphe unten.


Eine Mischung aus Nature Writing und Kriminalgeschichte – ein Outdoor-Thriller. In beiden Romanen setzt Peter Heller den Thrill ziemlich früh. Der Lesende merkt, dass es unterhalb der Naturbeschreibung brodelt. Immer weiter zieht die Geschichte an, bis zum Showdown. Der Thriller ist gut, aber «Der Fluss» war um Längen besser. Im ersten Roman entsprang die spannende Stimmung aus den Protagonisten heraus, aus dem Abenteuerroman – niemand traute dem anderen, auch der Lesende konnte sich nie gewiss sein, wer gut und wer böse ist; eine spannende Fahrt auf dem Fluss mit Naturgewalt. Dieser Roman ist fast ein Kammerspiel. Jack und Alison – ihre Beziehung zueinander, das Fliegenfischen. Die anderen Protagonisten sind eher Statisten, die der Beobachtung dienen oder als Informationsquelle – letztendlich spielen sie keine Rolle. Gut und Böse sind klar gesetzt. Auch die Zahlenkombination, die Jack anfangs von einem Zimmermädchen gesteckt bekommt, ist ein wenig offensichtlich, platt eingearbeitet – der Lesende wartet gespannt auf den Einsatz. Nicht immer handeln die Protagonist:innen absolut logisch. Nature Writing kombiniert mit einem Kriminalroman, ein herrliches Zusammenspiel, «Die Logde» ist ein spannender Thriller mit kleinen Abstrichen, der hinter seinem hervorragenden Vorgänger zurückbleibt. Alles in allem Empfehlung!

 

Peter Heller, geboren 1959 in New York City. Seine Romane und Sachbücher wurden mehrfach ausgezeichnet. Hellers Debütroman The Dog Stars (Knopf 2012) war ein New York Times-Bestseller, Der Fluss – sein vierter Roman, gehörte zu den meist erwarteten Titeln des Frühjahrs in den USA und stürmte auf Anhieb diverse Charts: Amazon Pick of the Month, Indie Bookseller Pick of the Month, New York Times: 12 Books to read. Heller lebt in Denver, Colorado.



Peter Heller 
Die Lodge
Originaltitel: The Guide
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Marlene Fleißig
Thriller, Kriminalliteratur, Outdoor-Thriller, Nature Writing, Fliegenfischen, Amerikanische Literatur
Hardcover, 270 Seiten
Nagel&Kimche, Verlag 2022



Der Fluss von Peter Heller


Berge, Bücher und das Angeln – drei der Dinge, die Wynn und Jack miteinander verbinden. Die beiden machen sich auf, den Maskwa River in Nordkanada mit dem Kanu zu befahren bis hinaus zur Hudson Bay; sie freuen sich auf lange Tage geruhsamen Paddelns, dazu nächtliches Sterneschauen und Westernlesen. Ein nahender Waldbrand und eine vermisste Frau bringen ihren gesamten Plan durcheinander. Plötzlich stecken sie in diversen Schwierigkeiten. Ein Abenteueroman, ein Thriller, moderner Wild West - einfach klasse!

Weiter zur Rezension:   Der Fluss von Peter Heller



Krimis und Thriller

Ich liebe Krimis und Thriller. Natürlich. Spannend, realistisch, gesellschaftskritisch oder literarisch, einfach gut … so stelle ich mir einen Krimi vor. Was ihr nicht oder nur geringfügig bei mir findet: einfach gestrickte Krimis und blutrünstige Augenpuler.
Krinis und Thriller

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