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Die besten Weltuntergänge von Andrea Paluch und Annabelle von Sperber - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing 





Die besten Weltuntergänge 


von Andrea Paluch und Annabelle von Sperber

Was wird aus uns? Zwölf aufregende Zukunftsbilder



Eigentlich ist der Titel falsch, denn dieses Bilderbuch entwirft zwar zwölf Szenarien für unsere Zukunft, doch die Welt wird nicht untergehen. Aber vielleicht der Mensch. Manche dieser Bilder sind bedrückend, andere sind beglückend. Wird eine große Dürre kommen, werden unsere Städte einmal frei von Autos sein oder müssen wir uns auf Raumschiffe retten? Alle diese Vorstellungen öffnen unsere Fantasie für die Frage: Wie wollen wir leben? Die meisten Szenarien sind freundlich, bzw. sie zeigen auf, dass der Mensch Lösungen finden kann. Ein klasse Kinderbuch, um über unsere Zukunft zu diskutieren. Welche Probleme hat unsere Welt derzeit, was könnte in der Zukunft passieren und wie würde die Welt aussehen? Was können wir tun, um eine Katastrophe zu verhindern. 




Wir schauen gern apokalyptische Filme: Weltuntergangsszenarien. Und manche der Probleme, die dort behandelt werden, könnten theoretisch real sein. Warum also nicht ein Kinderbuch darüber gestalten, was mit unserer Welt geschehen könnte – und wie wir damit umgehen. Es gibt schöne Bilder, wie z. B. «Welt ohne Grenzen» oder «Stadt ohne Autos»; witzige Szenarien wie das Leben in Booten nach dem Abschmelzen der Polkappen: «Nach der großen Flut». Die Kinder hassen die vitaminreichen Algen auf dem Frühstücksteller – sehnen sich nach Gemüse, das nämlich nun selten geworden ist. «Leben im Raumschiff» eine Alternative im Weltall, allerdings ohne Natur. «Zeitalter der Dürre» zeigt ein erschreckendes Szenario und am Ende wird ein Szenarium mit der Erde ohne Menschen gezeigt, eine Natur, die sich erholt. Kann man Kinder mit dem Buch schockieren? Meiner Meinung nach nicht, denn sie sind kreativ und neugierig, diskutieren gern. Es gibt ja auch nicht viele Schreckensszenarien. Kinder gehen im Allgemeinen mit solchen Dingen realistisch um. Die Kinder sind die Zukunft unsere Welt, und darum sollten sie sich frühzeitig Gedanken über die Entwicklung der Erde machen.




«Alle Tiere sind frei»: Hier leben die Tiere frei neben den Menschen auf den Straßen und Wiesen. Eine herrliche Diskussion, wenn man überdenkt, was passieren wird, wenn Tiere, die keine Fressfeinde haben in Freiheit leben … Insgesamt ein klasse Bilderbuch, das Gedanken anregt, zur Diskussion auffordert. Die Welt geht nicht unter, lediglich manches Leben auf der Erde. Die Frage ist, ob wir das zulassen wollen. Die Illustrationen von Annabelle von Sperber sind wimmelbildartig differenziert und man findet eine Menge Einzelheiten, über die man sprechen kann. In den Texten fischt sich Andrea Paluch einzelne Szenen daraus heraus und beschreibt, damit die Kinder auf den Bildern auch Namen bekommen. Doch die Tonalität ist sehr sachlich gehalten. Der Klett Kinderbuch Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren. Das passt. Empfehlung!




Andrea Paluch, Jahrgang 1970, studierte Literaturwissenschaft und schreibt Bücher für Kinder und Erwachsene. Sie hofft auf eine grüne Zukunft, kann sich aber auch düsterere Szenarien vorstellen. „Die besten Weltuntergänge“ ist ihr erstes Buch bei Klett Kinderbuch. Andrea Paluch lebt in Flensburg und Berlin.

Annabelle von Sperber, Jahrgang 1973, ist Diplom-Designerin und studierte Buchkunst an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Seit Jahren illustriert sie Kinderbücher für verschiedene Verlage. International machte sie sich mit ihren Kunst- und Architektur-Wimmelbüchern einen Namen. Außerdem lehrt sie an der Akademie für Illustration und Design Berlin und an der Akademie Faber Castell. Annabelle von Sperber lebt in Berlin und im Schwarzwald.



Andrea Paluch, Annabelle von Sperber 
Die besten Weltuntergänge 
Bilderbuch, Umwelt, Klimaveränderung, Zukunft, Dystopie
Hardcover, ‎ 32 Seiten, 25.2 x 32.4 cm
Klett Kinderbuch Verlag, 2021
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
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