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Der Zauberlehrling von Gerda Muller Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Der Zauberlehrling 

von Gerda Muller


Hier sitzt der große deutsche Dichter Johann Wolfgang Goethe. Sein Dienstmädchen bringt ihm geade eine Tasse Kaffee. ›Herr ich muss euch unbedingt erzählen, was vor langer Zeit, als die Urgroßmutter meines Großvaters noch lebte, in ihrem Dorf geschehen ist. Dort gab es nämlich einen sehr unvorsichtigen Zauberlehrling …



So das Vorwort. Ein Junge namens Florian geht auf Wanderschaft, da seine Eltern verstorben waren. Er sucht nach Arbeit. Denn er hat keine Lust mehr, die Ziegen eines bitterbösen Bauern zu hüten. Am Abend klopft er erschöpft an ein Haus, bittet um etwas zu essen. Und was für ein Glück, Zauberer Sigiswald sucht gerade einen Lehrling. Von Sigiswald lernt Florian lesen, schreiben und rechnen. Ihm verspricht er auch, keine Zauberformel ohne sein Beisein zu gebrauchen.  Wie die Geschichte ausgeht wissen wir. Florin setzt die Besen in Bewegung, Wasser zu holen, das klappt prima. Doch der Lehrling ist kein Meister – »Besen, Besen, seid`s gewesen« – er findet den Zauberspruch nicht, setzt das ganze Dorf unter Wasser. Wie gut, dass der Meister nach Hause kommt.



Die Ballade modern umgesetzt, es ist ein Spaß, den Text zu lesen. Aber auch die Illustrationen sind wundervoll. Gerda Muller zeichnet detailreich in gedeckten frischen Farben, im Stil traditioneller Bilderbücher. Jedes Bild ist eine Geschichte in sich, in der es viel zu entdecken gibt. Eine alte Mär aufgefrischt! Viel Spaß beim Vorlesen! Der Moritz Verlag gibt als Altersangabe 36 Monate bis 6 Jahre an. Die Bilder sind sehr detailreich und es gibt eine Menge Text. Meine Empfehlung: ab 4 Jahre.





Gerda Muller, geboren 1926 in Naarden (Niederlande), studierte zunächst an der Kunstgewerbeschule von Amsterdam, wo den Studenten aber mitgeteilt wurde, dass außerhalb der Werbung mit Illustrationen kein Lebensunterhalt zu verdienen sei. So machte sie sich Ende der 40er-Jahre mit einem Koffer und ihrem Fahrrad auf nach Paris, um bei dem französischen Plakatkünstler Paul Colin zu studieren. Doch auch hier stand die Werbung stets im Mittelpunkt. Da aber ihr Wunsch, Bücher für Kinder zu illustrieren immer größer wurde, verließ sie das Atelier Colins nach einem Jahr. Sie blieb in Frankreich. Die Möglichkeit, Bücher für Kinder zu machen, bot sich bald: 1951 begann Gerda Muller beim Verlag Père Castor in Paris und arbeitete danach mit einer Reihe von Verlagen in Frankreich zusammen.

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