Rezension
von Sabine Ibing
Der Teufel will mehr
von Wallace Stroby
Der erste Satz: Die untergehende Sonne tauchte das Meer in Feuer.
Die US-Serie um Crissa Stone hat mich vom ersten Buch gepackt. Eine Noir-Serie um eine Gangsterin, für die Ganovenehre noch zählt: Crissa teilt stets wie abgesprochen und sie verabscheut Gewalt. Schon gar nicht würde sie jemanden verpfeifen. Und ihr Prinzip: Beklaue Gangster oder zumindest die ganz Großen, denen es nicht weh tut. Leider halten heutzutage nicht mehr so viele Ganoven etwas von Ehre. Und so passiert es immer wieder, dass man versucht, Crissa über`s Ohr zu hauen oder sie sogar auszuschalten. Doch Vorsicht, wenn man Crissa gierig an den Hals gehen will … Dann wird aus dem sanften Charakter eine Katze. Crissa hasst Gewalt, doch was will man machen, wenn man angegriffen wird? Und hier ist diese Reihe um Crissa so verdammt glaubhaft. Sie ist kein Übermensch, denn das hat sie nicht nötig bei ihrer Intelligenz. Mit Köpfchen und Unberechenbarkeit, viel Vorsicht und gesundem Misstrauen haut sie sich raus aus heiklen Situationen.
Nur schnell einen Lkw stoppen - umladen
Dieses Mal musste sie anderen mehr vertrauen als sonst, musste teilweise die Kontrolle über Dinge abgeben, die sie gewohnt war, selbst in der Hand zu haben. Sie wusste, so war es am besten, aber es machte sie unruhig.
Crissa arbeitet nicht oft, doch hin und wieder braucht auch sie einen Job, wenn das Geld zur Neige geht. Bei diesem hier ist ihr von Anfang an nicht wohl, denn sie hat dieses Mal nicht allein die Kontrolle, sie muss die Leitung der Aktion teilen. Ein reicher Kunstsammler hatte illegal einige Werke aus dem Iran erworben, die nun wieder zurückgeführt werden müssen. Leider – er hätte sie gern behalten, erklärt er Crissa. Der Lkw, der die Fracht zum Hafen bringt, ist kaum bewacht, ein einfacher Coup, bei dem nichts schiefgehen kann, es keine Toten geben wird, und obendrein springt eine verführerische Summe heraus. Nur leider muss sie mit dem charismatischen Hicks zusammenarbeiten, Ex-Militär, das gefällt ihr gar nicht. Eine gute Vorbereitung für einen Coup ist für Crissa elementar. Wenn hier alles stimmt, ist die Sache schon fast gelaufen. Und genau weil sie eine sorgsame Planerin ist, war sie ausgewählt worden, die Unternehmung zu leiten. Ihr Team: Fahrer, Verlader und Hicks Team: zuständig für kleine Sprengungen. Doch wie immer spielt irgendjemand im gesamten Team ein falsches Spiel.
Ein Pageturner mit Klasse
Remington 870‹, sagte Hicks. ›Polizeitaktisches Modell. Vorderschaft-Repetierflinte. Wenn du bei der den Lauf zurückziehst, hast du die Aufmerksamkeit von allen. Es gibt kein anderes Geräusch, das solch einen Eindruck macht.
Jeder Band aus der Crissa-Reihe ist ein Pageturner, auch dieser neue Roman. Wallace Stroby braucht nicht viel, um seine Figuren aufzustellen, sie glaubhaft zu machen. Die Dialoge sind ausgefeilt, präzise mit leichtem Humor unterfüttert. Letztendlich könnte man den Roman von den Dialogen her eins zu eins in ein Drehbuch umsetzen. Luft anhalten und durch bis zur letzten Seite … Das ist Unterhaltungsliteratur auf hohem Niveau, und davon gibt es leider nicht so viel auf dem Literaturmarkt. Wer im Urlaub in gute Spannung abtauchen will, der liegt bei Crissa Stone auf der richtigen Seite. Man kann jeden Band unabhängig lesen, jeder ist in sich abgeschlossen.
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