Rezension
von Sabine Ibing
Der PUPU
von Helga Bansch
Ziegen und Schafe wohnen in Eintracht in einem versteckten Tal. Sie haben viele Gemeinsamkeiten, wie die Liebe zum Gras und Vogelgesang und ihre Angst vorm Wolf. Doch eines Tages liegt ein Ding auf der Wiese. Niemand weiß, was es ist und wozu es gut ist, und so nennen sie es PUPU. Mit dem PUPU kann man nichts machen, also ehren sie das Ding mit Blumen, die Schafe mit Veilchen, die die Ziegen wegfressen und Gänseblümchen hinlegen – die wiederum von den Schafen aufgefressen werden usw. Natürlich gibt es bald Ärger, Ziegen und Schafe werden sich spinnefeind, der PUPU wird im Kampf zerrissen, und so geht jede Herde mit dem halben PUPU seinen Weg. Wobei noch nicht geklärt ist, wer die bessere Hälfte besitzt. Als der Winter einbricht, besinnen sich alle wieder darauf, welche Vorteile das gemeinsame Leben für alle hatte. Sie rücken zusammen und der PUPU ist vergessen, bis im Frühjahr eine Ziege einen halben PUPU auf der Wiese entdeckt. Hammel und Bock stürmen gleichzeitig los, um ihn zu erwischen. Doch eine alte Ziege schleudert den PUPU geistesgegenwärtig in die Schlucht. Was soll man mit diesem nutzlosen PUPU?
Was ist denn eigentlich ein PUPU? Darüber kann man diskutieren, sich vorstellen, was dieses Ding nun wirklich sei? Man könnte ihn malen. Eins steht fest: Der PUPU ist ein nutzloses Ding. Immerhin kann man sich wundervoll darum streiten. Es geht zu wie in der Geschichte, in der in Afrika eine leere Colaflasche aus einem Flugzeug geworfen wird und ein ganzes Dorf sich in den Haaren liegt – oder man denke an den Kosakenzipfel von Loriot ... Wem gehört es, wer darf es betreuen, und wer hat die bessere Hälfte abbekommen, die schönere, die größere ... Menschen haben die Eigenart, sich messen zu müssen, besitzen zu wollen, und Neid auf andere ist das Ergebnis. Und dann schlägt das Leben solche Kapriolen, dass man sich über völlig sinnloses Zeug streitet, über Ideologien – und dabei vergisst, dass sie Gemeinsamkeiten wesentlich überwiegen. Ob es um sinnvolles Teilen von Ressourcen, kuscheln, oder Wesensverwandtschaft in der Kultur geht, oder etwa Gefahrenabwehr gegen den gemeinsamen Feind – so ein kleiner PUPU kann alles zunichtemachen. Die alte Ziege ist weise: Weg mit dem PUPU, der nichts taugt und nur Ärger bringt. Vielleicht sollten wir auch mal unsere PUPUs in die Schlucht schmeißen.
Helga Busch hat hier eine nette Geschichte konzipiert, die der Phantasie freien Raum gibt. Mit Zeichenstiften und Acrylfarben hat sie dazu farbenprächtige Grafiken in Naturtönen entworfen, die sehr humorig gestaltet sind. Die Altersempfehlung ab 3 Jahren vom Jungbrunnen Verlag geht für mich in Ordnung.
Helga Bansch wurde 1957 in Leoben in der Steiermark geboren. Nach der Matura besuchte sie die Pädagogische Akademie in Graz, wo sie eine Ausbildung zur Volksschullehrerin absolvierte. Ab 1978 arbeitete sie als Volksschullehrerin in Weixelbaum in der Südsteiermark. Im Rahmen einer Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin arbeitete sie mit verhaltensauffälligen Kindern und entdeckte das Malen als Ausdrucksmittel. Seither malt sie Bilder mit Acryl auf Karton oder Leinwand, illustriert Kinderbücher, macht Puppen, Marionetten und Objekte aus Sandstein, Ton und Papiermaché. Sie lebt und arbeitet in Wien.
Der PUPU
Bilderbuch, Kinderbuch
Gebunden, 32 Seiten, Format: 21 x 25,3 cm
Jungbrunnen Verlag
Altersempfehlung: ab 3 Jahren
Kinder- und Jugendliteratur
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