Direkt zum Hauptbereich

Der geheime Ursprung der Wörter von Andrea Schomburg und Irmela Schautz - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing


Der geheime Ursprung der Wörter 


von Andrea Schomburg und Irmela Schautz

Das Herkunfts-Wörterbuch zum Mitraten


Manche benutzen sie, andere kennen diese Wörter gar nicht mehr – zumindest für mich alles geläufige Wörter, viele selten benutzt. Der Berliner würde jetzt sagen: Mach da ken Brimborium draus, is eh allet Mumpitz. Papperlapapp, Larifari, Kladderadatsch, Brimborium, Mumpitz, Firlefanz, Pleitegeier, Gesindel,  Wischiwaschi – woher stammen diese Begriffe? Wo war ihr Ursprung? Das Buch beginnt mit dem Berserker. Toben wie ein … oder arbeiten wie ein …  Hört sich das russisch an oder arabisch? Oder vom englischen «to go berserk» – ausrasten, am Rad drehen? Gehen wir weiter zu den alten Germanen zurück, in der laut der Mythologie der Berserkus … Stimmt nicht, es ist Altisländisch. Aber es gibt auch eine Anlehnung an den Dialekt aus Thüringen. Was stimmt? Diese vier Möglichkeiten werden ausführlich beschrieben. Ich kannte zufällig die richtige Antwort – denn nur eine ist korrekt. Bei Mumpitz lag ich völlig daneben. Bei den anderen Begriffen mussten wir raten, diskutieren. Denn dieses Buch ist ein Rätselbuch!


«Larifari», eine Narrenfigur im venezianischen Karneval?, oder kommt der Begriff von der italienischen Tonbezeichnungen do, re, mi, fa, sol, la, ti oder hat dieses Wort gar nichts mit Italien zu tun? Und ist das Wort «Tohuwabohu» – so etwas wie kenianische Märchen, Geschichten von Tohu und Bohu? «Papperlapapp», hat das etwas mit Pappe zu tun, andernfalls angelehnt ans Französische, eine Verballhornung des Wores papotage (Geschwätz), oder gibt es noch mehr Erklärungen? Ach ja, verballhornen – der Zweck dieses Buches! Hier will uns jemand verhohnepipeln! Das Ballhorn ein Ungeheuer? Oder geht es auf Johann Balhorn zurück, einen Buchdrucker – auf ein geschwätziges lateinisches Verb, oder etwas auf den Code Napoléon? Verhohnepipeln, ein Präfix? Nein, es wurde nach Sigismund Honepiper benannt, einem Journalisten – weiß man doch. So könnte man argumentieren. Ok, ok, es mag auch aus dem Mittelhochdeutschen stammen, oder ist es sogar ein Begriff aus der Bibel?



35 Wörter, deren Herkunft vier Möglichkeiten aufzeigt, alle ziemlich glaubhaft. Man kann das Buch alleine lesen. Aber Spaß macht es erst gemeinsam! Diskutieren, erklären, wie man darauf kommt! Doch nur eine Darlegung ist richtig, der Rest ist «Mumpitz, hanebüchen, völliger Humbug, man will uns verhohnepipeln!». Eine wundervolle Beschäftigung für die ganze Familie, sollte es im Lockdown langweilig werden! Neugierig wie wir sind, wollen wir die Wahrheit wissen. – Die gibt es auf den letzten Seiten zum Nachschlagen. Die Seiten sind farbig gestaltet, mit jedem neuen Begriff wechselt sie. Das Ganze ist mit witzigen Grafiken Irmela Schautz aufgelockert.


Andrea Schomburg ist Kabarettistin und Autorin. Sie lehrt Lyrik und Theatertechniken an der Universität Lüneburg und hat neben Lyrikbänden für Erwachsene zahlreiche Kinderbücher veröffentlicht. Ihr Buch ›Der Mondfisch in der Waschanlage‹ wurde 2019 in Köln zum »Jungen Buch für die Stadt« gekürt.

Irmela Schautz, ist freie Illustratorin. Sie arbeitet u. a. in den Bereichen Sachbuch und Kreativbuch sowie für Magazine und Zeitungen. Ihre Bücher schafften es auf die Spiegel-Bestseller-Liste, die Shortlist des World Illustrators Award und unter die schönsten Bücher Deutschlands.


Andrea Schomburg, Irmela Schautz 
DER GEHEIME URSPRUNG DER WÖRTER
Das Herkunftswörterbuch zum Mitraten
Sachbuch, Literatur, Sprachforschung, Gesellschaftsspiel
176 Seiten, 35 farbige Abbildungen
Dumont, 2020



Sachbücher

Hier stelle ich Sachbücher vor, die im Prinzip nichts mit Fachliteratur zu tun haben. Eben Sachbücher jeder Art, die ein breites Publikum interessieren könnte.
Sachbücher

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Splendido. Primavera/Estate: Italienische Küche für Frühling und Sommer von Juri Gottschall und Mercedes Lauenstein

  Lauenstein und Gottschall laden wieder dazu ein, die Vielfalt und Hochwertigkeit der regionalen italienischen Küche zu entdecken. Eine Reise durch Italien mit Fotos von Landschaften und Menschen, von hervorragenden Rezepten. Die Frühjahrs-Sommerküche überzeugt durch die Qualität der Zutaten, denn das ist der Grundstock des Geschmacks. 70 Rezepte zu saisonalen Besonderheiten, Ursprüngen, Küchengeschichten, italienische Kultur und Feste – saisonale Schätze und Spezialitäten spielen zu bestimmten Anlässen eine große Rolle. Wieder ein sehr gutes Kochbuch, das Liebhaber der italienischen Küche im Regal stehen haben sollten. Weiter zur Rezension:    Splendido. Primavera/Estate: Italienische Küche für Frühling und Sommer von Juri Gottschall und Mercedes Lauenstein 

Abbruch - Virtuoso von Jelena Moskovich

  Virtuoso  von Jelena Moskovich Jelena Moskovich hat einen schrägen Roman geschrieben, der mich immer wieder zum Abbruch bewegte, andererseits faszinierte, so dass ich weiterlas. Abwechselnd hin und hergerissen. Eine teils surreale Story, mit feinem lyrischen Stil. Ich habe nicht durchgehalten, in der Mitte dann doch abgebrochen. Eine tote Frau in einem Hotelzimmer, die Schauspielerin Céline. Die mit ihr verheiratete Arzthelferin Aimée kommt ins Zimmer, nähert sich dem leblosen Körper, versucht, Céline wiederzubeleben, betrachtet ihn von allen Seiten.  Paranoia war unsere Spezialität. Ich erinnere mich, wie mein Onkel kurz für diesem letzten Herbst 1989 zu meinem Vater sagte, er solle sich auf kein Klo setzen, ohne vorher in die Schüssel zu schauen. Es geht zurück zum Beginn der Beziehung der beiden Frauen, aber auch ins Prag von 1980, zu zwei Kindern, Jana und Zorka. Die Angst im kommunistischen Regime rückt in den Vordergrund und Kindesmissbrauch. Als das kommunistisch...

Rezension - Grazie Roma von Daniel Gottschlich, Sebastian Späth und Dimitrios Katsavaris

  Wie ich mein Sternerestaurant zurückließ, in Italien Inspiration für neue Gerichte fand und mich am Ende selbst überraschte Daniel Gottschlich erhielt als erster Koch das Stipendium an der Deutschen Akademie in Rom – die bedeutendste Auszeichnung für deutsche Künstler im Ausland. Ein Koch, als Künstler? Man argumentierte mit dem von Joseph Beuys geprägtem «erweiterten Kunstbegriff», der das Kreative mit dem Künstlerischen gleichsetzt. Tage des Austauschs und der Inspiration, Stunden voller kreativer Eindrücke und künstlerischer wie musischer Erlebnisse. Im Mittelpunkt aber stand: die ausgezeichnete italienische Küche. Neben dem Reisebericht und den Eindrücken gibt es 30 Rezepte. Das erzählende Sachbuch ist eine Mischung aus Reiseliteratur und Kochbuch. Inspirierte Italienische Küche, Kulinarisches der mediterranen Küche, Lieblingsrezepte, Weltküche. Ein gelungenes Buch! Empfehlung! Rezension:   Grazie Roma von Daniel Gottschlich, Sebastian Späth und Dimitrios Katsavaris...

Rezension - Irrfahrt von Toine Heijmans

  Donald, der Skipper befindet sich mit seiner sieben Jahre alte Tochter auf einen Segeltörn. In zwei Tagen wollen sie von Dänemark bis in die Niederlande segeln. Doch in der Nacht schlägt das Wetter um, es wird Sturm geben. Der Vater meint, die Tochter schliefe in der Kajüte. Doch dann ist sie nicht dort – sie kann nur über Bord gefallen sein. Weiter zur Rezension:    Irrfahrt von Toine Heijmans 

Rezension - Männer, die die Welt verbrennen von Christian Stöcker

  Der entscheidende Kampf um die Zukunft der Menschheit  Profiteure der fossilen Brennstoffe versus erneuerbare Energien im Zeichen der Klimakatastrophe – wer ist dabei, unsere Welt zu verbrennen und warum? Die Welt steckt in der Endphase eines Kulturkampfs: Gier gegen Gerechtigkeit, Zerstörung gegen Nachhaltigkeit, Zynismus gegen Empathie. Nichts zeigt dies deutlicher als die Reaktionen auf die Klimakatastrophe: Hier jene, die versuchen, das Schlimmste zu verhindern, dort jene, die alles tun, um aus dem Verbrennen fossiler Stoffe Profit zu ziehen, die behaupten, es gäbe keinen Klimawandel, bzw. das sei alles nicht schlimm. Jahrzehntelang haben Ultrareiche mit ihren Unternehmen mit CO₂-Produktion gut verdienen, mit skrupelloser Desinformation Zweifel daran gesät, dass wir Menschen mit unserer Sucht nach fossilen Brennstoffen die Erde aufheizen.  Ich kann nur jedem raten, dieses Buch zu lesen, wenn er die Klimaerwärmung verstehen will. Denn Öl, Gas und Kohle sind die Haupt...

Rezension - Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler

  Mischa und Nits sind beste Freunde. Mischa liebt die Poems von Nits. Und der bewundert Mischa, weil er schlau ist und ein wandelndes Lexikon über Tiere zu sein scheint. Lügen geht gar nicht, so Nits Überzeugung. Darum fragt er sich, warum Mischa dem Lehrer weismachen will, er hätte eine Chlorallergie, als der Schwimmunterricht beginnt – Nits erzählt er, die Badehose sei von Mäusen angefressen worden. Überhaupt scheint Mischa in Schwierigkeiten zu stecken – doch wohl eher sein Vater ... Nits betritt in dieser Familie plötzlich eine völlig andere Welt – die der Armut. Aber das ist ein Unterthema – Mischas Vater ist untergetaucht; Mischa und Nits werden ihn nicht im Stich lassen – aber das könnte gefährlich werden ... Spannung, Humor und ein wenig Tragik machen das Buch zu einem Leseerlebnis. Meine Empfehlung ab 11 Jahren für diesen exzellenten Kinderroman.  Weiter zur Rezension:    Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler 

Rezension - Der Gott des Waldes von Liz Moore

Im August 1975 findet wie jedes Jahr ein Sommercamp in den Adirondack Mountains für Kinder und Jugendliche statt. Als Barbara eines Morgens nicht wie sonst in ihrer Koje liegt, beginnt eine großangelegte Suche nach der 13-Jährigen. Barbara ist keine gewöhnliche Teilnehmerin: Sie ist die Tochter der reichen Familie Van Laar, der das Camp und das umliegende Land in den Wäldern gehören. Viele Jahre zuvor verschwand hier der achtjährige Bear, ihr Bruder, der seit 14 Jahren vermisst wird. Hängen die Vermisstenfälle zusammen? Liz Moore zeigt mit ihrem literarischen Krimi ein Gesellschaftsbild, bei dem Frauen nichts zu sagen haben. Spannender Gesellschaftsroman, ein komplexer Kriminalroman. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Der Gott des Waldes von Liz Moore

Rezension - Gleich ... von Katja Reider und Sabine Wilharm

  Jeder kennt das, jemand sagt zu dir, was du tun musst: GLEICH? Nein, JETZT! Warum haben es nur alle immer so eilig? Wenn Lenni morgens noch ein bisschen mit Teddy Eddi Dschungel spielen will, soll er zum Frühstück kommen. GLEICH! Und wenn er ein paar Müslikörner auf der Nasenspitze balanciert, soll er sich anziehen. Dabei hat er das passende Shirt für den Waldausflug ja noch gar nicht gefunden! GLEICH! Und GLEICH geht’s los, sagt Papa. Aber dann will Mama vorher noch schnell die Betten machen und was reparieren. Ein lustiges Bilderbuch vom Trödeln und Drängeln, Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Gleich ... von Katja Reider und Sabine Wilharm