Direkt zum Hauptbereich

Das Wetter – Pop-up-Buch von Maike Biederstädt - Rezension

Rezension 

von Sabine Ibing



Das Wetter – Pop-up-Buch 


von Maike Biederstädt

Wie Stürme und Regen, Kälte und Hitze entstehen


Papierkunst, die fasziniert! In diesem Pop-up-Buch werden Wetterphänomene zum Leben erweckt: von der stürmischen See bis hin zu einem leuchtenden Regenbogen über dunklen Wolken. Das Wetter und wie es sich verändert. Wer die fünf Doppelseiten des Kindersachbuchs aufschlägt, dem entfaltet sich eine Landschaft: Ein Frachter balanciert wie eine Nussschale zwischen riesigen Wellen im Meer; ein Auto flieht vor der zerstörerischen Kraft eines Tornados; eine regenspeiende Gewitterwolke thront wie ein Wolkenkratzer über einem Bauernhaus; die zarte Schönheit der Natur zeigt sich in den komplizierten Formen von Schneeflocken.




Mitten auf der Innenseite sehen wir die Erdkugel und das Zusammenspiels der äußeren Faktoren, die Erdsphären, durch die unser Wetter beeinflussen. Erdrotation, Druckgebiete, Polarfront, Jetstream, die Bewegung der Luftmassen – die Entstehung des Wetters wird prägnant allgemein beschrieben. Der Text ist sehr anspruchsvoll und spricht die Kinder der weiterführenden Schule an. Auf der nächsten Doppelseite geht es um Wind und Stürme, wie sie entstehen und wie man Wind in Energie umsetzen kann. Er folgt der Tornado. Auf der dritten Doppelseite ergießt sich Regen über einen Hof, erklärt in kurzen Worten seine Wichtigkeit, die Entstehung und den Regenbogen. Das folgende Szenarium stellt die Sonora-Wüste in Mexiko da. Wie entstand diese Wüste? Auch hier wieder ein letzter Satz zum Klimaschutz. Auf der letzten Doppelseite entfalten sich Schneeflocken, ein paar Worte zum Schnee. Zum Schluss das Thema Klimawandel. Auch hier wieder ein anspruchsvoller Text, der gut erklärt, worum es beim CO2 geht. Papierkunst, die beeindruckt – mit dem Nachteil, dass die Erklärungen allumfassend kurz ausfallen, konzentriert auf ein Phänomen. Der Eingangs- und Schlusstext ist länger, das auf hohem Erklärungsniveau. Der Prestel Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 7 Jahren (für Kinder und Erwachsene). Das ist für mich an der Altersstufe vorbeigeschossen. Das Buch erklärt bei weitem nicht das Wetter. Schon gar nicht kindgerecht. Optisch reizvoll und mit Liebe gemacht, das ist das Kinderbuch allemal. Es gibt zum Thema bessere Kinderbücher. Ich würde das Buch gemessen an den Texten erst ab 10-12 Jahren empfehlen. Was wunderbar funktioniert, ist eine Kombination zwischen einem gut erklärenden, kindgerechten Sachbuch über das Wetter und dem optisch-haptischen Reiz von diesem Buch. Kunst und Wissenschaft vereint. 



Maike Biederstädt ist Pop-up-Designerin, Papieringenieurin und Illustratorin von Büchern, Grußkarten und anderen dreidimensionalen Kunstwerken. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin und arbeitet in einer Bürogemeinschaft in einem ehemaligen Fabrikgebäude in Kreuzberg, zusammen mit Kreativen aus unterschiedlichen Branchen.


Maike Biederstädt 
Das Wetter. Pop-up-Buch
Wie Stürme und Regen, Kälte und Hitze entstehen
Kinderbuch, Kindersachbuch, Naturereignis, Wetter
Fester Einband, 302mm x 211mm, 14 Seiten
Prestel Verlag, 2021
Altersempfehlung: ab 7 Jahren - von mir ab 10 Jahren



Weiteres zum Thema:

Sonne, Wind und Regen von Steve Parker, Jen Metcalf und Caroline Attia
Dieses Bilderbuch macht Kindern Lust «das Wetter» und seine stürmisch-wechselhaften Phänomene zu verstehen. Warum verschwinden Felder und Wiesen oft im Morgennebel? Wie entstehen die Farben des Regenbogens? Warum krachen und zucken Donner und Blitz nur gemeinsam? Was haben die Meeresströmungen und Erderwärmung mit dem Wetter zu tun? Naturereignisse kindgerecht erklärt, Empfehlung! Kindersachbuch ab 7 Jahren. 

Weiter zur Rezension:   Sonne, Wind und Regen von Steve Parker, Jen Metcalf und Caroline Attia



Kinder- und Jugendbücher zum Thema Natur

Die Natur fasziniert uns jeden Tag auf Neue. Es gibt so viel zu lernen. Pflanzen, Tiere, Landschaften. Viele Orte, Pflanzen oder Tiere werden wir nie kennenlernen. Aber zum Glück gibt es Bücher, die uns die Schönheiten und Besonderheiten unserer Welt erklären und zeigen. Hier meine Tipps zu Kinder- und Jugendbüchern, die sich mit der Natur beschäftigen:   Kinder- und Jugendbücher zum Thema Natur



Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.

Kinder- und Jugendliteratur


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Zappenduster von Hubertus Becker

Wahres aus der Unterwelt Kurzgeschichten aus der Unterwelt: »Alle Autoren haben mehr als zehn Jahre ihres Lebens im Gefängnis verbracht.« 13 Geschichten von 6 verschiedenen Autor*innen. Diverse Schreibstile, vermischte Themen, aber das Zentralthema ist Kriminalität. Knastgeschichten, Strafvollzug, die Erzählungen haben mir unterschiedlich gut gefallen – zwei davon haben mich beeindruckt, die von Sabine Theißen und Ingo Flam. Weiter zur Rezension:  Zappenduster von Hubertus Becker 

Rezension - Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

  Eine fantasievolle poetische Gutenachtgeschichte, eine Bilderbuch-Reise über das, was in der Nacht geschieht. Eine Tochter fragt den Papa: «Was ich dich schon immer mal fragen wollte ..... Was passiert eigentlich, wenn ich schlafe?» Und der Papa beginnt zu erzählen. Es beginnt um neun Uhr. Stunde um Stunde verändert sich die Nacht und zeigt uns ihr wahres, ihr traumgleiches Antlitz: Statuen spielen verstecken, Telefone rufen sich gegenseitig an, der Wal im Schwimmbad traut sich an die Wasseroberfläche, die Laternen trinken aus Pfützen… Ist das möglich, was Papa erzählt? Oder will er uns einen Bären aufbinden? Eine wunderschöne Gutenachtgeschichte ab 4 Jahren, die zu herrlichen Träumen einlädt. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

Rezension - Kein Bock mehr von Anna Lott und Andrea Ringli

  Eine witzige Geschichte über ein starkes Mädchen, das Verantwortung für ihre Umwelt übernimmt. Eines Tages kommt Juli aus dem Haus und der Baum ist weg. Wo mag er geblieben sein? Doch als Juli nach Hause kommt, liegt er in ihrem Bett: «Kein Bock mehr!» Den Baum hat es erwischt: Burnout. Kein Wunder, dass er so viel arbeiten muss, denn er ist der einzige Baum weit und breit. Aber wo soll die Amsel denn nun ihr Nest bauen? Und wo soll die Fledermaus schlafen? Kein Problem, meint Juli, der Baum brauchte sicher nur mal eine Pause. Und so lange kann sie ja für die Tiere da sein … Humorvolles Bilderbuch mit Tiefgang ab 3 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Kein Bock mehr von Anna Lott und Andrea Ringli 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - In allen Spiegeln ist sie Schwarz von Lolá Ákínmádé Åkerström

  Kemi, Brittany-Rae und Muna: drei Frauen leben in Schweden – drei völlig unterschiedliche Lebenswelten; eins haben sie gemeinsam: Sie sind schwarz und nicht in Schweden geboren. Ihre Ausgangssituationen können kaum unterschiedlicher sein. Trotzdem beginnen sich ihre Leben auf unerwartete Weise zu überschneiden – in Stockholm, einer als liberal geltenden Stadt. «In allen Spiegeln ist sie Schwarz» erzählt die schwierigen Themen Migration, Rassismus, Sexismus und Identität mit Leichtigkeit; obwohl nichts komplexer ist als dieser Themenbereich. Spannender zeitgenössischer Roman. Empfehlung!  Weiter zur Rezension:   In allen Spiegeln ist sie Schwarz von Lolá Ákínmádé Åkerström

Kreativ - Kunst - Zeichnen - Lesen - Künstler - Was gibt es Neues?

Kreativ - Kunst - Zeichnen - Lesen - Künstler - Was gibt es Neues? Große Kunst wird gekauft und verkauft, sie kommt unter den Hammer und wird vorn und hinten versichert. Kleine Kunst ist kein Produkt. Sie ist eine Haltung. Eine Lebensform. Große Kunst wird von ausgebildeten Künstlern und Experten geschaffen. Kleine Kunst wird von Buchhaltern geschaffen, von Landwirten, Vollzeitmüttern am Cafétisch, auf dem Parkplatz in der Waschküche.  (Danny Gregory) Das Farbenbuch von Stefan Muntwyler, Juraj Lipscher und Hanspeter Schneider Als ich dieses Kraftpaket von Buch in den Händen hielt, war ich zunächst einmal platt. Wer dieses Sachbuch hat, benötigt keine Hanteln mehr! Aber Spaß beiseite, wer dieses Buch gelesen hat, hat auch keine Fragen mehr zum Thema Farben. Farben werden aus Pigmenten hergestellt, soweit bekannt. Die beiden Herausgeber sind der Kunstmaler Stefan Muntwyler und der Chemiker Juraj Lipscher, beide lebenslange Farbspezialisten, und dies ist ein Kompendium der P

Rezension - Zeiten der Auflehnung von Aram Mattioli

  Aram Mattioli erzählt zum ersten Mal den langanhaltenden Widerstand der First Peoples in den USA - vom First Universal Races Congress (1911) über die Red Power-Ära und die Besetzung von Wounded Knee (1973) bis hin zu den Protesten gegen die Kolumbus-Feierlichkeiten (1992). Die American Indians waren dabei nie nur passive Opfer, sondern stellten sich dem übermächtigen Staat sowohl friedlich als auch militant entgegen.  Schwer verdaulich, wie die Native Americans noch im 20. Jahrhundert entrechtet und diskriminiert wurden. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Zeiten der Auflehnung von Aram Mattioli

Rezension - Das Wassergespenst von John Kentrick Banges und Barbara Yelin

Dieses witzig-gruslige Jugendbuch, bzw., schlicht Comic, nimmt eine über 100 Jahre alten Geschichte von John Kendrick Bangs auf. Die Comic-Zeichnerin Barbara Yelini interpretiert die Story neu mit wundervollen Wasserbildern. Ein wundervoller Comic für Jugendliche, die nicht sehr lesebegeistert sind. Zur Rezension:    Das Wassergespenst von John Kentrick Banges und Barbara Yelin

Rezension - In der Ferne von Hernan Diaz

  Anfang der 1850er Jahre, Håkan Söderström lebt zu einer Zeit in Schweden, in der die Menschen täglich ums Überleben kämpfen. Auszuwandern ins gelobte Land Amerika scheint eine Chance. So schickt der Vater die ältesten Jungen los. Zusammen mit seinem großen Bruder Linus steigt Håkan auf das Schiff nach England. Von dort soll es nach Nujårk, New York, weitergehen, doch im Hafen von Portsmouth verlieren sich die Brüder. Håkan fragt sich durch: Amerika! Doch der Bruder erscheint nicht auf dem Schiff – denn Håkan sitzt auf dem nach Buenos Aires. Das kapiert er zu spät, steigt in San Francisco aus. New York ist sein Ziel. Fest entschlossen, den Bruder zu finden, macht er sich zu Fuß auf den Weg, entgegen dem Strom der Glückssucher und Banditen, die nach Westen drängen. Sprachlich ausgefeilt, eine spannender, berührender Anti-Western, ein Drama mit einem feinen Ende. Die Epoche der Besiedlung Amerikas, Kaliforniens, wird hautnah eingefangen. Empfehlung! Weiter zur Rezension:  In der Ferne v

Rezension - Meine geniale Freundin von Chiara Lagani und Mara Cerri nach Elena Ferrante

Die Neapolitanische Saga Band 1 Ein moderner Klassiker als Graphic Novel umgesetzt – ich war gespannt, da Elena Ferrante sehr ausführlich in ihrer Tetralogie nicht nur die Freundschaft zwischen Elena und Lila beschreibt, sondern gleichzeitig ein Sittengemälde der Zeit wiedergibt, soziale und politische Strukturen aufnimmt, die Übernahme der Camorra in Neapel beschreibt. Wenn ich das zusammenziehe, ist der Comic missglückt. Denn der bezieht sich wirklich nur auf einen wesentlichen Kern: auf die Beziehung zwischen Elena und Lila, zwei Lebensläufe, die gemeinsam beginnen, aber auseinanderdriften. Zeichnerisch ist das Buch sehr gelungen.  Weiter zur Rezension:    Meine geniale Freundin von Chiara Lagani und Mara Cerri nach Elena Ferrante