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Urban Watercolor Workbook von Sue Hiepler - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing





Urban Watercolor Workbook 


von Sue Hiepler

Finde deinen eigenen Stil mit kreativen Übungen


Mit Sue Hieplers neuem Übungsbuch soll man einen eigenen Malstil zum Urban Watercolor finden und verfeinern. Es gibt Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Skizzieren von urbanen Motiven, Aktivseiten, Homework-Einheiten und Platz zum Ausarbeiten von kleinen Objekten.


Häuser ohne Hintergrund und Tiefe

Leider bin ich eher enttäuscht von diesem Buch. Einen eigenen Malstil zum Urban Watercolor wird man hier nicht finden, da ein einseitiger Malstil zum Kopieren vorgegeben wird. Für mich ist die Grundlage des urbanen Malens zunächst das Sehen und Umsetzen von Stadtbildern: Perspektive ist dabei das Zauberwort, von wo betrachte ich, auf gleicher Ebene, von oben oder unten, Fluchtlinien, Vordergrund und Hintergrund erfassen und umsetzen, das räumliche Skizzieren. Und genau das fehlt völlig. Genauso fehlt der Umgang mit Aquarellfarben, die verschiedenen Techniken. Somit richtet sich das Buch auf jeden Fall an Personen, die mit Aquarellfarben und perspektivischen Malen bereits Erfahrung haben. Sue Hieplers Stil ist in die Richtung naiven Malerei einzuodnen. Es geht los mit den verschiedenen Malmaterialien: Bleistift, Fineliner, Aquarellfarbe. Zu Pinsel und Papier wird nichts gesagt. Als erste Aufgabe stellt sich, eine Häuserzeile zu erweitern. Ganz ohne Hintergrund, Straße, ohne Tiefe, ohne reale Sicht, lediglich die Frontfläche. Im nächsten Bild, das auf Papier zu übertragen ist, fährt im Vordergrund ein Schiff. Dann folgt ein Kaffeeanhänger zum Übertragen; auf der Nebenseite soll man Gegenstände aus dem Kaffeewagen zeichnen.




Erklärungen zu Fluchtpunkt und Perspektive 

Bleistifthärten, Türen, Buntstifte; Ausschnitte aus einer Häuserfront; mit Markern umgehen; Auto, Eiswagen, Roller, dann wirklich erstmals ein perspektivisch gestalteter Straßenausschnitt. Hier wird erklärt, dass man mit der Farbgebung seinen eigenen Stil entwickelt und es wird etwas über Farbwirkung erklärt. Und wieder Häusermeer ohne Boden und Hintergrund. Bei der Erklärung von analogen Farben gibt das erste Mal ein Beispiel zum perspektivischen Zeichnen von Häusern, doch erklärt wird dazu nichts. Immer wieder Reihen von Häuserzeilen mit Frontansicht im naiven Stil, bis dann wirklich mal ein doppelseitiges Straßenbild erscheint. Spätestens hier hätte ich Erklärungen zum Fluchtpunkt und Perspektive erwartet. Dazu kein Wort. Es geht weiter mit Details: Fliesen zeichnen. Auf geht es zu Bäumen. Die Darstellung von verschiedenen Bäumen wird gezeigt, verschiedene Pflanzen. Das ist gelungen, wobei auch hier nur eine zeichnerische Stilrichtung gezeigt wird. Leider auch nur einzelne Bäume und Pflanzenteile, verschiedene Backsteine, Pflastersteine, Holz, Fachwerk und Dächer, Wasserflächen, die nicht in Zusammenhang in der Bildkomposition gezeigt werden. Das Thema Menschen umfasst eine Seite. Und immer wieder einzelne Häuser, gleicher Stil, nur die Front ohne Bildkomposition ohne Perspektive.




Hier wird detailreich mit Lineal gearbeitet

Vielleicht verstehe ich etwas anderes unter urbanem Skizzieren. Für mich ist es ein Straßenbild oder der Ausschnitt davon mit Tiefe, nicht die Anreihung von Häuserreihen im naiven Stil wie Perlen auf einer Reihe, ohne Hintergrund und Straße. Menschen und Tiere gehören zum Stadtbild, das Zusammenspiel zwischen Häusern und Bäumen, Plätzen. Genau das kommt hier nicht vor. Um seinen eigenen Stil kennenzulernen, müsste man verschiedene Stile ausprobieren, verschiedenes Skizzieren. Hier wird detailreich mit Lineal gearbeitet. Schön wäre es gewesen, auch angedeutetes Skizzieren zu zeigen, Häuserlinien ziehen ohne Lineal – denn draußen hat man kein Lineal dabei. Dem Kapitel Mensch wird mir zu wenig Raum gegeben. Die Farbe wird hier akkurat in Linie gezogen. Das typische Aquarellieren mit Farbflächen, auch über die Linie hinaus und Nasstechniken kommen nicht vor. Für urbanes Skizzieren wird hier eindeutig zu viel mit dem Lineal und mit akkuraten Strichen gearbeitet. Wirklich kreativ ist für mich persönlich etwas anderes.




Für ein Arbeitsbuch eignet sich die Heftung nicht

Das Buch mag interessant sein für Detailverliebte, die mit dem Lineal Aquarelle im urbanen, naiven Stil erstellen. Für das Arbeiten im Feld halte ich es für ungeeignet. Auf jeden Fall muss man Vorkenntnis im Zeichnen mitbringen, auch im Umgang mit Watercolor. Das Handling mit dem Buch gestaltet sich schwierig. Man muss im Buch arbeiten, bzw. Skizzen übertragen. Das Buch ist im Taschenbuchstil gestaltet, was bedeutet, liegt es auf dem Tisch, kann man die Seite nicht richtig gerade aufschlagen und arbeiten, nimmt man die Hände weg, schlägt das Buch schnell zu. Für ein Arbeitsbuch eignet sich die Ringheftung oder die lose Fadenheftung oder ein gutes Hardcover im Großformat. Will man hier kopieren, muss man das Buch beschweren, damit es nicht zuschlägt, darin zu arbeiten ist ziemlich hinderlich. Alles in allem zeigt das Buch nicht wirklich, was es verspricht .


Sue Hiepler ist Illustratorin und Teil des bekannten Creative Studios »May & Berry«. Die Künstlerin ist mittlerweile eine feste Größe im Community-Editions-Programm und sorgt regelmäßig für Veröffentlichungen mit Bestseller-Platzierungen. Sue Hiepler verfügt über einen schier unerschöpflichen Vorrat an Ideen und hat zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Yasmin Reddig bereits mehrere Produkte für den Künstlerbedarf entwickelt.



Urban Watercolor Workbook von Sue Hiepler 
Finde deinen eigenen Stil mit kreativen Übungen
Vorlagen und Aktivseiten 
Aquarellmalerei, Watercolor, urbanes Zeichnen, Aquarell, Wasserfarben 
Taschenbuch, 160 Seiten, 17 x 23.5 cm
Community Editions Verlag




Kreative, künstlerische Seite

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