Rezension
von Sabine Ibing
Sketchnotes
von Nadine Roßa
Wer kennt das nicht, kritzeln beim Telefonieren oder während eines Vortrags. Zeichnen hilft, sich zu konzentrieren. Zeichnen fördert das aktive Zuhören und die Merkfähigkeit. Ich glaube, meine Lehrer können ein Lied davon singen … Ich bekam häufig Ärger, weil ich im Unterricht zeichnete. Und mein Erdkundelehrer sagte jedes Mal, wenn er mich ertappte und darauf etwas fragte, ich zu seinem Erstaunen sofort die richtige Antwort gab: »Pass endlich auf! Irgendwann erwische ich dich!« – was nie passierte – denn das Zeichnen erhöht die Aufmerksamkeit. Warum ist das so? Wir haben zwar fünf Sinne, aber wir nehmen Zweidrittel aller Informationen visuell auf. Visuell bereicherte Texte bleiben uns besser im Gedächtnis. Na? Liebst du Similis und Emojis? Warum? Weil eine kleine Zeichnung einen ganzen Satz ersetzen kann, weil sie mehr Endorphine, Glücksgefühle, freisetzt als ein geschriebener Satz. Sketching in Beruf, Studium und Schule oder schlicht im Alltag. Du planst einen Kindergeburtstag? Luftballons, Torte, Einladungskarten … man kann einen Merkzettel schreiben, aber auch malen. Apropos Einladungskarten, gestalte diese doch einmal gemeinsam mit deinem Kind!
Nadine Roßa weist in der Mitte des Buchs auf die Symbolik der Visualisierung auf. Zeichen, die jeder Mensch erkennt, visuelle Metaphern. Bereits unsere Vorfahren haben sich durch Höhlenmalerei ausgedrückt, Geschichten, die wir bis heute sofort verstehen. Man denke an die Symbolik von Schildern und Zeichen, die jeder Mensch versteht. Leonardo da Vinci war ein Meister des Sketchings! Nachdem die Autorin etwas über die Grundlagen des Sketching erklärt, kommen Beispiele: Postkarten aus dem Urlaub, Reisetagebuch, Weihnachtsgrüße, Partyplanung.
Nach einer kurzen Einführung in die Materialien geht es zum visuellen Alphabet: Punkt, Linie, Winkel, Bogen, Kreis, Welle, Spirale. – Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht. Denn mit einfachen Strichen können wir uns ausdrücken – eben die Symbolik, die im Menschen seit Jahrtausenden genetisch weitergegeben wird. Wir zeichnen mit einfachen Strichen Gefühle, die jeder identifizieren kann. Politische Symbole, religiöse, Handlungsanweisungen (roter Kreis mit Diagonalstrich = verboten), Gefahrenzeichen usw. Es folge die symbolischen Metaphern, ein sehr interessantes Kapitel.
Weiter geht es mit graphischen Elementen: Sachlichkeit, Gedankenblasen, Sprechblasen – auch die kann man symbolisch gestalten – erinnern wir uns an Comics. Wie gestalten wir Aktionen, Bewegung oder Gerüche (auch diese Symbole stehen für Emotionen). Beispiel: dampfender Kaffee oder Sch...haufen.
Die Figurenzeichnung finde ich sehr gelungen. Kopfformen, Nasen, Haare, Mund, Frisuren oder schlicht das Strichmännchen. Zeichnen kann JEDER! Und um eine einfache Zeichnung aufzupeppen reicht ein Schatten, ein Farbkontrast. Struktur in die Notizen bringen, Blattaufteilung, ein kurz angerissenes Thema, ebenso eine kleine Einführung ins Handwriting. Am Ende zeigt Nadine Roßa noch ein paar Tricks zur Gestaltung. In Sketchnote-Interviews mit Sketchnotern zeigt sich die vielfältige Darstellung. Jeder Zeichner hat einen persönlichen Stil.
Sketchnote-Elemente wie Container, Rahmen, Pfeile und Aufzählungszeichen, Symbolik, Menschen und Figuren, ein wenig Hintergrundwissen und ganz viel Zeichnungen runden das Buch zu einem wissenswerten Nachschlagwerk für Anfänger ab. Wer sich für zeichnerisches Visualisieren und Sketching interessiert liegt hier richtig. Didaktisch ist das Buch sehr durchdacht gestaltet. Eine
absolute Empfehlung für Jugendliche und Erwachsene!
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