Direkt zum Hauptbereich

Ruth Bader Ginsburg – Richterin für Gerechtigkeit von Heike Wolter, Julia Christof und Bettina Springer-Ferazin - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Ruth Bader Ginsburg – Richterin für Gerechtigkeit 


von Heike Wolter, Julia Christof und Bettina Springer-Ferazin


Es gab eine Frau, die ihr Leben lang für die Gerechtigkeit kämpfte: Ruth Bader Ginsburg (1933–2020). Hier ist ihre kindgerecht aufgearbeitete Biografie. Und sie macht Spaß! 1.55 Meter groß, aber eine Frau von Größe! Sie war Professorin, Anwältin und schließlich Richterin am obersten Gericht der USA. Doch weil sie eine Frau war, hat man sie oft unterschätzt.



Ruth Bader Ginsburg nannte sich selbst eine Feministin, und sie wuchs in einer Zeit auf, als Frauen noch vom Vater oder Ehemann die Erlaubnis und Unterschrift für die Eröffnung eines Kontos benötigten. Einer Frau war es erlaubt zu studieren – doch man belächelte Frauen, die diesen Weg wählten. Ruth studierte in Harvard: 552 Studierende, davon lediglich 9 Frauen. Und ein Professor fragte sie, warum sie einem Mann den Studienplatz wegnähme. Es gab eine Menge Ungerechtigkeit auf dem Berufsweg für Ruth, weil sie eine Frau war. Aber sie hat es durchgestanden. Sie setzte sich für Menschenrechte ein, für Gleichberechtigung, für Frauenrechte, auf das Recht auf Abtreibung – und für Meinungsfreiheit, engagierte sich für die Amerikanische Bürgerrechtsunion ACLU.



Es ist der erste Titel aus der Reihe «Starke Frauen». Es sind kurze Texte zur Autobiografie und den Lebenszielen der Frauen. Darunter jeweils ein kleiner Kasten mit einer prägnanten Sachinformation und rechts eine erfrischende Illustration, in diesem Fall zu Ruth, in einem Kreis ein Zitat von ihr und unten eine «Forschungsaufgabe». Hier wird der Lesende selbst gefordert: Welche Lebenswege hatten die Mitglieder deiner Familie – was kannst du besonders gut – welche Menschen- und Bürgerrechte gibt es in unserem Land? Hier wird der Lesende aufgefordert mitzudenken, weiterzudenken, zu recherchieren. Und am Ende vom Buch gibt es ein paar kreative Aufgaben zu erledigen. 



Besonders hat mir die Aufmachung des Kindersachbuchs gefallen: Kurz und bündig kindgerechte Information, Gehaltvolles auf den Punkt gebracht, dazu die Forschungsaufgabe, die den Lesenden aktiviert, somit kein passives Lesen stattfindet. Die Illustrationen von Bettina Springer-Ferazin dazu sind einfach, aber eindrucksvoll, bleiben hängen. Im Sommer wird ein Band über Angela Merkel erscheinen. Auf den freue ich mich bereits jetzt. Ein kleines Buch mit großer Wirkung. Ich empfehle die Reihe auf jeden Fall als Schullektüre und für die Schulbibliothek. Es gibt eine Menge Bücher in dieser Form über das Leben von berühmten Menschen. Dieser Band hat mich absolut überzeugt! Der Verlag edition riedenburg gibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren. Dem kann ich mich anschließen – aber auch ältere Kinder und Jugendliche sind garantiert noch von dem Buch begeistert, weil es eine Menge Infos und Diskussionsstoff bietet. Letztendlich finden wir hier einen historischen Hintergrund. Ruth ist 1933 geboren, Martin Luther King 1929. Der Bürgerrechtler, der sich für die Rechte der schwarzen Bevölkerung einsetzte, wurde 1968 in Memphis erschossen. Zu der Zeit lehrte Ruth an der Universität als Juradozentin, u. a. über Geschlecht und Gesetz, die Benachteiligung von Frauen und sie setzte sich stark für die Gleichberechtigung aller Menschen ein, hat hier viel bewegt. Sie steht im historischen Kontext zur Durchsetzung von Bürger- und Menschenrechten, für die Gleichberechtigung.



Dr. phil. Heike Wolter, geboren 1976, studierte Germanistik, Geschichte, Sozialkunde und Ethik. Sie ist beruflich Historikerin, Universitätsdozentin, Autorin  und  Lektorin. Gemeinsam mit 10 engagierten SchülerInnen des Gymnasiums Neutraubling (P-Seminar Geschichte) folgte sie den Spuren der Geschichte in die historischen Winkel und Ecken von Regensburg. Heike Wolters Themen, mit denen Sie sich beruflich beschäftige, umfassen - völlig ungeordnet - beispielsweise deutsch-jüdische Geschichte, Tourismusgeschichte, Geschichte von Räumen und DDR-Geschichte; Familie, Schwangerschaft und Geburt; Verlust und Trauer.


Julia Christof studiert Geschichte, Englisch und Ethik, um Gymnasiallehrerin zu werden. Vielseitig interessiert und offen für Neues entschied sie sich für eine besondere Zulassungsarbeit: ein Schülerprojekt zum Schicksal der Freisinger Juden im Nationalsozialismus. Gemeinsam mit 14 Gymnasiasten begab sie sich in Freising auf Spurensuche zur jüdischen Geschichte. Julia Christof engagiert sich zudem in der Deutsch-Jordanischen Gesellschaft und organisiert dort interkulturelle Jugendbegegnungen.


Bettina Springer-Ferazin ist Archäologin und zeichnet für ihr Leben gern. Schon als kleines Mädchen hat sie damit begonnen. Sie hofft, dass jeder etwas im Leben hat, das ihn glücklich macht.


Heike Wolter, Julia Christof, Bettina Springer-Ferazin 
Ruth Bader Ginsburg – Richterin für Gerechtigkeit
Kinderbuch, Kindersachbuch, Biografie, historisches Sachbuch
Paperback, 60 Seiten , 15,5 x 22 cm
edition riedenburg, 2020
Altersempfehlung: ab 8 Jahren



Weitere Bücher zu dieser Reihe

Angela Merkel – Die erste Bundeskanzlerin von Heike Wolter, Julia Christof und Bettina Springer-Ferazin

Sie ist seit 16 Jahren Bundeskanzlerin und wird demnächst ihr Amt verlassen. Die erste Frau in diesem Amt. Wer ist Angela Merkel und was macht sie aus? Hier ihre Biografie, kindgerecht aufgearbeitet und präsentiert. Einerseits ist das Kindersachbuch in Ordnung, aber andererseits ist es mir zu undifferenziert und einseitig. Bei aller Liebe zu Frau Merkel – Superwomen ist sie nicht. Nein, sie hat nicht die Frauenrechte forciert und schon gar nicht hat sie die Umwelt gerettet in ihrer Kanzlerschaft. Biografie zur Kanzlerin ab 8 Jahren.

Weiter zur Rezension:   Angela Merkel – Die erste Bundeskanzlerin von Heike Wolter, Julia Christof und Bettina Springer-Ferazin





Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

  Ein atmosphärisch dichter und spannender Schweden-Krimi von Hans Rosenfeldt, bekannter Krimiautor und Drehbuchautor (skandinavische TV-Serie «Die Brücke», britische Fernsehserie «Marcella» über Netflix) erwartet uns mit dem Auftakt einer neuen Serie. Die Erwartungen waren hoch. Rosenfeldt hat geliefert. Die Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, wird zufällig zum Schauplatz eines Drogendeals. Wer hat die Drogen und das Geld, wer wird sie am Ende bekommen? Der einzige der durchblickt, ist der Leser – Dank Mehrperspektivität. Denn alle Protagonisten tappen im Dunkeln – wissen nichts voneinander. Ein komplexer und spannungsreicher Thriller! Weiter zur Rezension:    Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

Rezension - Kalte Füße von Francesca Melandri

  Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der «Rückzug aus Russland» hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt - auch in der Familie von Francesca Melandri, einer der wichtigsten Autorinnen Italiens. Ihr Vater hat ihn überlebt. Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Der Vater ist vor allem in der Ukraine gewesen. Sie tritt mit ihrem verstorbenen Vater in ein Zwiegespräch, wobei sie den Krieg damals mit dem Heutigen in der Ukraine vergleicht. Und es ist eine Abrechnung mit der italienischen Linken. Empfehlung, unbedingt lesen! Weiter zur Rezension:    Kalte Füße von Francesca Melandri 

Rezension - Die Grille in der Geige von Anna Haifisch

  Eines Sommers findet eine wandernde Grille im Wald eine alte Geige . «Wie praktisch!», ruft sie und zieht in das geräumige Instrument ein. Sie töpfert und zieht Nudeln und des Nachts zupft sie die Saiten, erfreut alle Insekten und Mäuse in der Umgebung mit ihrer Musik. Doch als ein bitterkalter Winter das Land überzieht, stürmen die Insekten das Heim der Grille , zerhacken es und zünden es an … Ein humorvolles Bilderbuch ab 4 Jahren – Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Grille in der Geige von Anna Haifisch 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann . Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

Rezension - So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

  Am Fuße der Elk Mountains in Colorados strömt der Gunnison River an einer alten Pfirsichfarm vorbei. Hier lebt in fünfter Generation in den 1940ern die 17-jährige Victoria mit ihrem Vater, dem Onkel und ihrem Bruder Seth. In der Stadt begegnet sie Wilson Moon, und beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Dramatische Ereignisse zwingen Victoria, selbst das Leben in die Hand zu nehmen. Ein wenig schwülstig, doch gut lesbar, atmosphärisch, ein Familienroman, ein Coming-of-age – gute Unterhaltung … eine Hollywood-Geschichte. Die Pilcher-Fraktion wird begeistert sein!  Weiter zur Rezension:    So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

Rezension - Was danach kommt von Anika Suck

  Karmen passt einen Moment beim Autofahren nicht auf und verursacht einen Verkehrsunfall mit tragischem Ausgang – ein Kind ist tot. Es sind nur ein paar Sekunden, die Karmens Leben in seinen Grundfesten erschüttern. Denn im darauffolgenden Prozess muss sie sich einer Schuld stellen. Von der Presse Kindsmörderin getauft und von der Empörungsgesellschaft vorverurteilt, wird sie auch von ihrem sozialen Netz fallen gelassen. Am Ende muss Karmen selbst entscheiden, ob sie schuldig ist oder nicht. Mich konnte das Buch nicht überzeugen, da für mich die Darstellung der Geschichte absoluter Gerichts-Nonsens ist. Weiter zur Rezension:    Was danach kommt von Anika Suck  

Rezension - Wenn das Wasser steigt von Dolores Redondo

  1983 , der Polizist Noah Scott ist besessen davon, den Serienmörder Bible John zu erwischen. Er steht im Verdacht, Frauen, die aus Diskotheken verschwanden, nie wieder auftauchten, ermordet zu haben. Seit Jahren ist Noah an dem Fall dran, und er glaubt, den Täter identifiziert zu haben. Er folgt John Clyde und es gelingt ihm, auf seinem persönlichen Friedhof die Handschellen anzulegen – doch dann krampft sich etwas in seiner Brust zusammen und es wird schwarz vor seinen Augen … Ein spanischer literarischer Thriller vom Feinsten! Weiter zur Rezension:    Wenn das Wasser steigt von Dolores Redondo