Direkt zum Hauptbereich

Rostige Herzen von Beka und Jose Luis Munuera - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Rostige Herzen 


von Beka und Jose Luis Munuera

1: Debry, Cyrano und ich


In einer retrofuturistischen Welt sind Roboter den Menschen zu Diensten. Isea wurde von ihrem  Roboter-Kindermädchen Debra großgezogen. Liebevoll kümmert sich Debra sich um das Anziehen, die Hausaufgaben, badet Isea, kocht, wäscht, hört sich ihre Sorgen an und gibt Ratschläge. Die gefühlskalte Mutter ist nie zu Hause – wirkt eher wie ein Roboter. Diese exzentrische Frau, die keine Bindung zu ihrem Kind hat, hat in Isea etwas ausgelöst: Sie traut keinem Menschen, weil sie Angst hat, zurückgestoßen zu werden. In der realen Welt hat Isea keine Freunde – lediglich mit ihrer Onlinefreundin Tal redet sie über alles. Und die hat ihr empfohlen den Film Cyrano de Bergerac anzusehen. Isea ist begeistert. Tilio, ein Klassenkamerad, wäre gern ihr Freund, doch den beachtet sie nicht. In ihrer Einsamkeit traut sie nur Tal – die sie nur über den Hologramm-Projektor kennt und ihrem Roboter-Kindermädchen, das ihr Geborgenheit und Wärme vermittelt.





Als eines Tages Debry zu Hause nicht aufzufinden ist, eröffnet die Mutter Isea, sie sei alt genug, ohne sie klarzukommen. Sie habe den Roboter verkauft. Isea entschließt sich, von zu Hause wegzulaufen und Debry zu suchen. Sie trifft unterwegs auf Tilio, der Isea gesteht, ihre Chatfreundin Tal zu sein … Natürlich ist Isea wütend! Doch Tilio lässt nicht locker, Isea zu begleiten, ihr bei der Suche nach Debry zu helfen. Doch die Roboterspürhunde sind den beiden bereits auf den Fersen …




Dieser Comic ist der Auftakt einer Science-Fiction-Trilogie. Roboter gehören zum Alltag der Menschen, wobei das Setting ländlich dem 19. Jahrhundert angepasst ist. Die Roboter arbeiten auf dem Feld, ernten Baumwolle, sind Haushaltsroboter, leben in Hütten bei den Feldern – es kommt das Feeling auf, das an die Sklavenzeit der Südstaaten erinnert, auch Schule, die Häuser und Plantagen sind dem nachempfunden. Bei diesem Abenteuer wird schnell klar, dass sich die gewohnten Machtverhältnisse zwischen Menschen und Robotern auflösen – Mensch und Roboter als Team, KI und Liebe ist in diesem Comic nicht ausgeschlossen. Jose Luis Munuera schafft es wunderbar die Gefühle der Protagonist:innen in Grafiken darzustellen. Ausdrucksvoll, mit vielen Details versehen, sind die Bilder ein Augenschmaus. Von der Totale zoomt er in die Nahaufnahmen, vom medium shot bis ins Detail des extreme close-up. Die bedrohlichen Situationen, Beklemmung, sind als solche stark fühlbar. Es sind die Details, die Freude, Geborgenheit, Angst, das Unheildrohende, das so gut in Szene gesetzt ist. Die Filmausschnitte aus Cyrano de Bergerac haben einen anderen Stil – wirken fast wie echte Filmszenen. Fazit: Wir können Maschinen lieben – das ist lange bewiesen. Aber sind Roboter in der Lage, uns zu lieben? Der Carlsen Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 10 Jahren. Passt; Allage! Eine empfehlenswerte, spannende Science-Fiction-Abenteuergeschichte, eine fein gezeichnete Fantasy Graphic Novel!



Hinter dem Pseudonym Béka verbirgt sich das französische Autorengespann Bertrand Escaich (Jahrgang 1973) und Caroline Roque (Jahrgang 1975). Gemeinsam schreibt es Jugendromane und verschiedene humoristische Comicreihen. Jose Luis Munuera, geboren 1972 im Süden von Spanien, wo er noch heute lebt. Mit «Die Potamoks» (geschrieben von Joann Sfar) gelang ihm ein von der Kritik begeistert aufgenommenes Debüt. Heute ist Munuera einer der gefragtesten Zeichner Frankreichs und zeichnet für die Funny-Erfolgsserien «Merlin» sowie «Spirou und Fantasio» und die Science-Fiction-Serien «Sillage» und «Nävis». 2012 erschien sein Einzelband «Im Zeichen des Mondes». Neben seinen regelmäßgen Beiträgen für «Spirou und Fantasio» erscheint bei Carlsen seine Serie «Die Campbells».



Beka, Jose Luis Munuera
Rostige Herzen 
Debry, Cyrano und ich, Band 1 von 3
Comic, Graphic Novel, Fantasy, Science-Fiction, Abenteuergeschichte, Französische Literatur, Kinderbuch 
Hardcover, 72 Seiten, 223 mm x 300 mm
Carlsen Verlag
Altersempfehlung: ab 10 Jahren




Graphic Novel, Comic, Grafisches  

Für die Fans von Comis / Graphic Novels und sonstigem Gezeichneten, wie Satire. Hier auf dieser Seite zusammengefasst.  Alle Altersgruppen. Graphic Novel, Comic, Grafisches







Kinder- und Jugendbücher - 10 bis13 Jahre





Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

  Ein atmosphärisch dichter und spannender Schweden-Krimi von Hans Rosenfeldt, bekannter Krimiautor und Drehbuchautor (skandinavische TV-Serie «Die Brücke», britische Fernsehserie «Marcella» über Netflix) erwartet uns mit dem Auftakt einer neuen Serie. Die Erwartungen waren hoch. Rosenfeldt hat geliefert. Die Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, wird zufällig zum Schauplatz eines Drogendeals. Wer hat die Drogen und das Geld, wer wird sie am Ende bekommen? Der einzige der durchblickt, ist der Leser – Dank Mehrperspektivität. Denn alle Protagonisten tappen im Dunkeln – wissen nichts voneinander. Ein komplexer und spannungsreicher Thriller! Weiter zur Rezension:    Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

Rezension - Kalte Füße von Francesca Melandri

  Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der «Rückzug aus Russland» hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt - auch in der Familie von Francesca Melandri, einer der wichtigsten Autorinnen Italiens. Ihr Vater hat ihn überlebt. Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Der Vater ist vor allem in der Ukraine gewesen. Sie tritt mit ihrem verstorbenen Vater in ein Zwiegespräch, wobei sie den Krieg damals mit dem Heutigen in der Ukraine vergleicht. Und es ist eine Abrechnung mit der italienischen Linken. Empfehlung, unbedingt lesen! Weiter zur Rezension:    Kalte Füße von Francesca Melandri 

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann . Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Die Grille in der Geige von Anna Haifisch

  Eines Sommers findet eine wandernde Grille im Wald eine alte Geige . «Wie praktisch!», ruft sie und zieht in das geräumige Instrument ein. Sie töpfert und zieht Nudeln und des Nachts zupft sie die Saiten, erfreut alle Insekten und Mäuse in der Umgebung mit ihrer Musik. Doch als ein bitterkalter Winter das Land überzieht, stürmen die Insekten das Heim der Grille , zerhacken es und zünden es an … Ein humorvolles Bilderbuch ab 4 Jahren – Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Grille in der Geige von Anna Haifisch 

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

Rezension - So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

  Am Fuße der Elk Mountains in Colorados strömt der Gunnison River an einer alten Pfirsichfarm vorbei. Hier lebt in fünfter Generation in den 1940ern die 17-jährige Victoria mit ihrem Vater, dem Onkel und ihrem Bruder Seth. In der Stadt begegnet sie Wilson Moon, und beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Dramatische Ereignisse zwingen Victoria, selbst das Leben in die Hand zu nehmen. Ein wenig schwülstig, doch gut lesbar, atmosphärisch, ein Familienroman, ein Coming-of-age – gute Unterhaltung … eine Hollywood-Geschichte. Die Pilcher-Fraktion wird begeistert sein!  Weiter zur Rezension:    So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

Rezension - Was danach kommt von Anika Suck

  Karmen passt einen Moment beim Autofahren nicht auf und verursacht einen Verkehrsunfall mit tragischem Ausgang – ein Kind ist tot. Es sind nur ein paar Sekunden, die Karmens Leben in seinen Grundfesten erschüttern. Denn im darauffolgenden Prozess muss sie sich einer Schuld stellen. Von der Presse Kindsmörderin getauft und von der Empörungsgesellschaft vorverurteilt, wird sie auch von ihrem sozialen Netz fallen gelassen. Am Ende muss Karmen selbst entscheiden, ob sie schuldig ist oder nicht. Mich konnte das Buch nicht überzeugen, da für mich die Darstellung der Geschichte absoluter Gerichts-Nonsens ist. Weiter zur Rezension:    Was danach kommt von Anika Suck  

Rezension - Wenn das Wasser steigt von Dolores Redondo

  1983 , der Polizist Noah Scott ist besessen davon, den Serienmörder Bible John zu erwischen. Er steht im Verdacht, Frauen, die aus Diskotheken verschwanden, nie wieder auftauchten, ermordet zu haben. Seit Jahren ist Noah an dem Fall dran, und er glaubt, den Täter identifiziert zu haben. Er folgt John Clyde und es gelingt ihm, auf seinem persönlichen Friedhof die Handschellen anzulegen – doch dann krampft sich etwas in seiner Brust zusammen und es wird schwarz vor seinen Augen … Ein spanischer literarischer Thriller vom Feinsten! Weiter zur Rezension:    Wenn das Wasser steigt von Dolores Redondo