Direkt zum Hauptbereich

Robilar – der Gestiefelte Kater von David Chauvel und Sylvain Guinebaud - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Robilar – der Gestiefelte Kater  


von David Chauvel und Sylvain Guinebaud

1- Mauu!!


Dieser Comic ist eine ziemlich gute Comicadaption des Märchens vom Gestiefelten Kater, prächtig auserzählt. Dem fetten Kater Robilar geht es gut. Verwöhnt vom Frauchen genießt er sein Leben. Eines Tages ist die Madame unterwegs in ihrer Kutsche, die fette Mieze auf dem Schoß, als ein Oger die Straße versperrt, die Kutsche zertritt. Robilar hats überlebt. Jetzt steht er allein in der Welt. Eine junge Frau interessiert sich für ihn, doch ein alter Mann geht dazwischen, will den Kater erschlagen, ihn häuten, um aus seinem Fell einen warmen Kragen machen, vom Fleisch einen Eintopf. Entkommen geht der Ärger weiter, als er an eine Straßenkatzengang auf Drogen gerät, die ihn verprügelt. Doch ein tumber Müllersohn hat mit ihm Mitleid mit dem lädierten Kater, nimmt ihn mit nach Hause. Die Müllerin ist eine garstige Frau, vor ihr muss er auf der Hut sein. Viel zu essen gibt es hier nicht, die Mäuse lachen den dicken Kater aus. Aber je mehr er abnimmt, umso agiler und stärker wird Robilar, aber er gewinnt auch an Härte und Bösartigkeit. Der einst Pummlige verwandelt sich zum Krieger, die Mäuse zittern, wenn er über den Mühlenhof geht. 







Sein einziger Freund ist der Müllersohn. Und als seine Eltern versterben, erbt er den Kater – die Brüder haben Mühle, Esel und Fuhrwerk erhalten. Der Dumme erbt, den Kater! Wie lustig! Doch was niemand weiß, Robilar kann sprechen, und er ist ein ziemlich schlauer, dreister Typ. Weil der Müllersohn als nett zu ihm war in seiner Not, will er ihn zum reichen Mann machen. Dazu braucht er den König, denn der hat eine Tochter zu vergeben. Nur, will soll er den verlumpten Jungen dem König vorstellen? Als Erstes benötigt Robilar Stiefel! Und er erfindet er ein Märchen um den berühmten Marquis von Carabiat, der fast ertrinkt, als gerade der König mit der Kutsche vorbeifährt. Alles scheint gut zu laufen, bis ... Aber wie das so ist mit Abenteuergeschichten; irgendwas Böses kommt immer dazwischen! Robilar sitzt mal wieder auf der Straße. Er sinnt auf Rache! Eine wundervolle Comicadaption! Ich freue mich auf den 2. Teil.



Der grimmsche Kater ist entstaubt und wird fast modern aufpoliert. Witzig und mit viel Tiefsinn wird das Märchen hier auserzählt. Die scharfsinnigen Dialoge machen Spaß! Aus der tristen Katze ist hier eine Person entstanden – eine mit Charakter und Gefühlen, wie es sich für eine gute Erzählung gehört. Freundschaft, Verrat, Liebe, Gewalt, Bosheit, Gier, Feigheit, Zutaten die eine Abenteuergeschichte benötigt. Aber die anderen Figuren stehen dem Kater in nichts nach. Der Oger ist ein Bösewicht, der König ein Vielfraß, seine Tochter verzogen, sein Kammerherr Jean Dormelon ist der Verschwörer im Schloss. Ein schräges, zynisches Volk, das sich hier herumtreibt, einschließlich der Bauern. Genauso tiefsinnig sind die Zeichnungen. Schaut man die ersten Bilder an, scheint es, dass Frauchen und Katze gleich geschminkt sind, dasselbe Gesicht tragen. Die Hauptcharaktereigenschaften der Figuren steht in ihren Gesichtszügen zu lesen. Das ist fantastisch gut gelungen! Der Comic kommt in frischen, hellen Farben mit viel Detail daher. Der Splitter Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 14 Jahren. Hier würde ich mich anschließen, denn die Märchenadaption ist wesentlich komplizierter und feinsinniger als das Original, das für die Graphic Novel lediglich als Gerüst dient. Scharfsinnige Dialoge und Zeichnungen, die für ein jugendliches und ein erwachsenes Klientel geschnitten sind.


Sylvain Guinebaud wird am 11. Mai 1973 in Boulogne-Billancourt geboren. Während seines Studiums der Bildenden Kunst in Paris macht er Bekanntschaft mit Stéphane Collignon und Fabrice Druet, die zu der Zeit bereits Comics zeichnen. Später ermöglicht ihm eine weitere Begegnung, seine Ambitionen als Comiczeichner in die Tat umzusetzen: mit dem Szenaristen Froideval bringt er das Album »Harkhanges« heraus, das 2002 bei Albin Michel erschien. Mit seinem zweiten Album löst er Philippe Briones bei der Serie »Die Legende der Drachenritter« (Band 3) ab, das von Ange getextet wurde und bei Soleil (in Deutsch bei Splitter) erschien. Gemeinsam mit Ange hat er des Weiteren die Serie »La Porte des Mondes« gezeichnet, die ebenfalls bei Soleil erschien.

David Chauvel wurde am 18. Dezember 1969 in Rennes geboren und war arbeitslos, als er V for Vendetta von Alan Moore und David Lloyd entdeckte. Eine Berufung war geboren: Comicautor oder gar nichts! Sein erstes Album, Black Mary (Glénat, 1993), nahm er im Alter von 20 Jahren mit Erwan Fagès auf, dann Rails (Delcourt, 1997) mit Fred Simon. Es folgten zahlreiche Serien wie Les Enragés (Delcourt) mit Erwan Le Saëc, Nuit noire (Delcourt) und Arthur (Delcourt) mit Jérôme Lereculey oder Octave (Delcourt) mit Alfred. Im Jahr 2005 wurde er Verleger bei Delcourt, startete die Serie 7 und veröffentlichte Werke wie L’Homme Gribouillé oder Come Prima, das 2014 in Angoulême den Preis für das beste Album gewann. Seitdem hat er auch die Serie Wollodrïn (Delcourt) mit Jérôme Lereculey und kürzlich La Route de Tibilissi (Delcourt, 2018) mit Alex Kosakowski geschrieben. Außerdem entwickelte er die Konzeptreihe WW2.2 (Dargaud, 2012-2013), eine alternative Geschichte rund um den Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 2019 erschien Band 1 der Serie Le Masque aux mille larmes (Dargaud; Die Maske der tausend Tränen Europe Comics, 2020) mit Roberto Ali. Schade, dass der Splitter Verlag keine Vita über ihn hat.


David Chauvel, Sylvain Guinebaud
Robilar – der Gestiefelte Kater 
1- Mauu!!
Originaltitel: Robilar ou le maistre chat t.1 - maou !
Übersetzung aus dem Französischen von Tanja Krämling
Comic, Kinderbuch, Märchenadaption Comicadaption, Märchen, Graphic Novel
Hardcover, 80 Seiten
Splitter Verlag, 2021
Altersempfehlung: 14 Jahre und älter


Graphic Novel, Comic, Grafisches  

Für die Fans von Comis / Graphic Novels und sonstigem Gezeichneten, wie Satire. Hier auf dieser Seite zusammengefasst.  Alle Altersgruppen. Graphic Novel, Comic, Grafisches 

Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Das Nest von Sophie Morton-Thomas

  Ein Küstenort in Großbritannien, wo das Marschland auf den Ozean trifft, wo Vögel die bessere Gesellschaft sind, lebt Fran eine ereignislose Routine. Sich um den Campingplatz kümmern, der mit Mobilheimen ausgestattet ist, ihren Sohn von der Schule abholen, Abendessen kochen. Mit Dom, ihrem Mann, läuft es nicht mehr so, ihre Schwester lebt mit ihrer Familie in einem Wagen, zahlt keine Miete, dem Schwager hatte sie den Entzug finanziert und jetzt trinkt er wieder, hat keine Arbeit. Freude findet Fran nur an den verschiedenen Vogelarten, die sie am Strand beobachten kann; sie hat auch ein Häuschen zur Beobachtung finanziert. Und nun entdeckt sie ein Nest mit einer seltenen Vogelart, hofft, dass die Jungen ausschlüpfen werden. Und verschwindet die Lehrerin … Ein leiser Thriller. Weiter zur Rezension:    Das Nest von Sophie Morton-Thomashttps

Rezension - Dunkle Sühne von Karin Slaughter

  Gesprochen von NinaPetri  Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 19 Stunden und 55 Minuten  Willkommen in North Falls - einer kleinen Stadt, in der jeder jeden kennt. Das glauben zumindest alle. Bis zum großen Feuerwerk am 4. Juli . Als in dieser Nacht zwei Teenager-Mädchen verschwinden, ist die Stadt in Aufruhr. Für Deputy Emmy Clifton wird der Fall zur Bewährungsprobe – beruflich und persönlich, ihr Vater ist der Sheriff der Kleinstadt. Eines der vermissten Mädchen ist die Tochter ihrer besten Freundin, und Emmy weiß, dass sie sie nach Hause bringen muss, um eine alte Schuld zu begleichen. Doch je tiefer Emmy in die Ermittlungen eintaucht, desto stärker wird ihr bewusst, dass hinter den vertrauten Gesichtern der Kleinstadt dunkle Abgründe lauern. Ein klasse Auftakt für eine Serie,  Copkrimi , Whodunnit , ein düsterer, stimmungsvoller literarischer Krimi aus den ländlichen Südstaaten, gut aufgebaute Charaktere, toxische Männlichkeit , Spannung, Familiendramen, Wendun...

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann . Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Interview mit Christina Clemm von Sabine Ibing

  © Sibylle Baier, Antje Kunstmann Verlag Christina Clemm arbeitet als Strafverteidigerin und als Nebenklagevertreterin von Opfern sexualisierter und rassistisch motivierter Gewalt. Deutschlands bekannteste Fachanwältin für Straf- und Familienrecht in Berlin und war Mitglied der Expertenkommission zur Reform des Sexualstrafrechts des BMJV, Aktivistin und politisch aktiv für Geflüchtete und von Gewalt Betroffene. Nach den neuesten Zahlen des BKA ist jede dritte Frau in Deutschland von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. In ihrem Buch «AktenEinsicht – Geschichten von Frauen und Gewalt» nimmt sie uns mit auf eine Reise in die Gerichtssäle der Republik, an die Tatorte, in die Tatgeschehen. Mit  «Gegen Frauenhass» zeigt sie die Mechanismen patriarchaler Gewalt und fordert, dass sich endlich etwas ändert. Hier mein Interview mit Christina Clemm. Weiter:   Interview mit Christina Clemm von Sabine Ibing

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Was danach kommt von Anika Suck

  Karmen passt einen Moment beim Autofahren nicht auf und verursacht einen Verkehrsunfall mit tragischem Ausgang – ein Kind ist tot. Es sind nur ein paar Sekunden, die Karmens Leben in seinen Grundfesten erschüttern. Denn im darauffolgenden Prozess muss sie sich einer Schuld stellen. Von der Presse Kindsmörderin getauft und von der Empörungsgesellschaft vorverurteilt, wird sie auch von ihrem sozialen Netz fallen gelassen. Am Ende muss Karmen selbst entscheiden, ob sie schuldig ist oder nicht. Mich konnte das Buch nicht überzeugen, da für mich die Darstellung der Geschichte absoluter Gerichts-Nonsens ist. Weiter zur Rezension:    Was danach kommt von Anika Suck  

Rezension - A GOOD GIRL’S GUIDE TO MURDER von Holly Jackson

Ein überraschend guter Jugendkrimi ab 14 Jahren! Für ein Schulprojekt will Pippa, genannt Pip, den Vermisstenfall «Andie Bell» rekonstruieren, wobei sie die Bedeutung der Printmedien und Social Media untersuchen will. Andie Bell war fünf Jahre zuvor in einer Nacht verschwunden. Ihr Freund Sal Singh wurde verdächtigt, denn es gabt einige Spuren, die zu ihm führten, die Medien fuhren sich auf ihn ein. Sal Singh hatt kurz darauf Suizid begonnen, sich an einem Baum aufgehängt. Für den gesamten kleinen Ort und für die Polizei war die Sache klar: Andie ist ermordet worden, Sal bringt sich um und gesteht somit den Mord. Pip will genau wissen, was damals geschah. Weiter zur Rezension:  A GOOD GIRL’S GUIDE TO MURDER von Holly Jackson

Rezension - Hase Hollywood und das Geheimnis des Drachenlandes von Stefan Rasch, Simon Rasch und Anja Abicht

  Ein mächtiges Kinderbuch! Schwer an Gewicht, eine lange witzige, fantasievolle Geschichte. Der Hase Hollywood und seine Freunde betreiben ein Gasthaus in einer einsamen Bucht am Ende der Welt. Eines Tages taucht ein gefürchteter Piratenkapitän bei ihnen auf und vergisst doch glatt seinen Seesack unter dem Tisch. Darin befindet sich alte Schatzkarte und ein geheimnisvoller rosa Glitzerball. Der Ball entpuppt sich als Ei, aus dem ein kleiner Drachen schlüpft. Und damit beginnt eine abenteuerliche Reise zur Schatzinsel, denn auf der Karte sind auch die Drachen verzeichnet, den das Hasen-Team zu seinen Eltern bringen möchte. Sehr feine Illustrationen, grundsätzlich eine gute Geschichte, aber grobe handwerkliche Fehler für den Kinderroman. Weiter zur Rezension:     Hase Hollywood und das Geheimnis des Drachenlandes von Stefan Rasch, Simon Rasch und Anja Abicht