Rezension
von Sabine Ibing
Morden für Anfänger:
Ratgeber für Krimischreiber und Krimileser
von Manfred Lukaschewski
Lasst eure Ermittler stets von einem Tötungsdelikt sprechen. Ob die vorliegende Tat als Mord gewürdigt werden wird, entscheidet nicht der Ermittler, auch nicht sein vorgesetzter Staatsanwalt, sondern einzig und allein das Gericht.
Hier spricht ein Mann aus der Praxis
Manfred Lukaschewski, geboren 1951 in Sachsen-Anhalt, Physikstudium an der Universität Rostock, dann bis zur Wiedervereinigung bei der Kriminalpolizei tätig, schloss an der Humboldt-Universität zu Berlin als Diplomkriminalist ein weiteres Studium ab, promovierte, und er ist ein versierter Kriminalist, heute im Ruhestand. Schon mit seinem »Kompendium der Kriminalistik«, das eigentlich für Kripobeamte gedacht war, erhielt er viel Aufmerksamkeit bei KrimiautorInnen. Der Autor schreibt, ihn ärgert es, wie realitätsfern in Krimis auf Papier und Leinwand die Polizeiarbeit dargestellt wird. Teamarbeit ist das Wichtigste. Eine feste »Mordkommission« gibt es auch nur in wenigen Metropolen. Er schildert in seinem Buch, wie Polizeiarbeit in der Realität abläuft. Fingerabdrücke, DNA – Auswertung und was alles schieflaufen kann. Hier erfährt man mehr.
Wer Leiter des Teams wird, entscheidet weniger der Dienstgrad, sondern die Erfahrung, schon daraus ergibt sich die logische Konsequenz, dass dafür ein Greenhorn nicht in Frage kommt. Wie sich letztendlich das Team zusammensetzt, entscheidet der zuständige Dienststellenleiter.
Kommissar und Rechtsmediziner bleiben im Bett
In Filmen und Büchern ist sofort der Kommissar am Tatort, wird aus dem Bett geklingelt, ebenso der Rechtsmediziner. Auch das ist ein Märchen. Manfred Lukaschewski räumt auf mit falschen Vorstellungen, Halbwahrheiten und das in einem humorvollen Plauderton.
In Deutschland ist man tatsächlich erst so richtig tot, wenn es amtlich bescheinigt ist. Und eben diese Bescheinigung kann nur ein Arzt ausstellen. Liebe Krimischreiber, lasst den Rechtsmediziner zu Hause oder besser in seinem Sezierkeller. Dass ein Rechtsmediziner am Tatort erscheint, kommt (auffallend oft) nur im gleichnamigen Film vor.
Erster Überblick zur Polizeiarbeit
Wer sich dafür interessiert, wie in der Realität Polizeiarbeit im Fall eines Tötungsdelikts abläuft, dem liegt hier ein spannendes Sachbuch vor. Pflichtlektüre für Krimischreiber, garantiert, zumindest für die Autoren, die keine Märchenlektüre entwickeln möchten. Ein kurzes Werk, das sicher noch ausbaubar ist. Der Umgang mit Waffen, Waffenarten und die Kriminaltechnik kommen mir ein wenig kurz, ebenso der Unterschied zwischen Ermittler und Verhörspezialisten, länderübergreifender Arbeit (Bundesländer, EU usw.) und eben genau die Schwierigkeit damit. Es ist genug Luft für einen zweiten Teil. Für einen ersten Überblick ist dieses Buch aber sehr tauglich, hat mir gut gefallen. Prima finde ich auch, dass der Autor den ganz normalen Polizisten ins Bild stellt. Denn der ist in der Regel der Erste am Tatort, nicht die Kripo.
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