Interview mit Fenna Williams, Frau Auerbach und Ute Mügge-Lauterbach
von Sabine Ibing
Heute bin ich im
Gespräch mit Fenna Williams, Frau Auerbach und Ute Mügge-Lauterbach, drei sehr interessanten Schriftstellerinnen.
S. I.: Fenna, ich habe
kürzlich deine Inselsammlerin gelesen. Reisen ist dein großes Hobby. Mich hat
es beeindruckt, welche Strapazen du aufnimmst, irgendwohin zu kommen. Ich
könnte nämlich nicht meinen Rucksack packen und deiner Route folgen. Welche
deiner Reisen war die schwierigste, um überhaupt je dort hinzugelangen und
welche die verrückteste?
F. W.: Ehrlich gesagt,
empfinde ich das Reisen selbst gar nicht als Strapaze – nur die (sich manchmal
über Jahre hinziehende) Planung davor. Und was das angeht, schießt ein Ziel
ganz sicher den Vogel ab – mit vier Jahren Vorbereitung: St. Helena, dieser
atemberaubend schöne Felsen im Südatlantik, auf den Napoleon verbannt wurde –
ohne Aussicht auf Wiederkehr. Zu dem Zeitpunkt, als ich das Eiland besuchen
wollte, gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder ab England 14 Tage mit dem
Postschiff hinzudampfen oder die Royal Air Force zu bitten, mich auf einem
ihrer Versorgungsflüge für die Falklandinseln ein Stück mitzunehmen. Diese
Flugzeuge müssen nämlich auf der Insel Ascension, diesem natürlichen
Flugzeugträger der Briten und US-Amerikaner, zum Tanken zwischenlanden. Dort
habe ich dann ein paar Tage gewartet, bis das Postschiff vorbeikam und mich
mitnahm. Von hier war ich dann aber immer noch zwei Nächte und einen Tag unterwegs,
bis St. Helena endlich in Sicht kam. Wenn ich daran denke, dass dies der
einzige Flug war, auf dem ich jemals von Flugbegleiterinnen in Kombatuniform
bedient wurde, was es vielleicht auch der verrückteste. Ich kam mir vor wie auf
einem Filmset für einen Katastrophenfilm.
S. I.: Dona Holstein
interessiert mich. Eine Sonderermittlerin die Fälle löst, die auf historischen
Tatsachen beruhen und in der Gegenwart zu mörderischen Problemen führen. Ein
literarischer Krimi. Was ist besonders an Dona Holsteins Team?
F. W.: Donau Holstein hat sich ein Geisterdorf
gekauft – von denen es übrigens überall in Europa viele gibt – das auf dem
Gebiet einer Kampfübungszone des Militärs lag und deshalb entmietet wurde. Sie
sammelt Menschen mit besonderen Fähigkeiten um sich, die sich weltweit Fällen
widmen, die von offiziellen Stellen als unlösbar aufgegeben wurden. Die hohe
Aufklärungsrate des Teams und seine besondere Schlagkraft beruht aber nicht nur
auf ihren zweibeinigen Ermittlern, sondern auch auf denen mit Flügeln oder vier
Beinen. Dona Holstein hat sich beim CIA, FBI und Scotland Yard über deren
Versuche mit Tieren schlau gemacht und wendet deren Methoden (die es alle
tatsächlich gibt) mit großem Erfolg an. Sie setzt das Husumer Protestschwein
Lametta zum Erschnüffeln von Heroin (und Trüffeln) ein oder bindet einem Falken
eine Kamera um, damit dieser als lautlose und unauffällige Drohne die Gegend
erkundet. Sie schickt Schlangen durch Häuser um DNS zu sammeln und lässt die
LeserInnen (hoffentlich) bis zur letzten Seite mitraten, wer der Mörder ist.
S. I.: Frau Auerbach,
Ihre sehr erfolgreiche Pippa Bolle hat ja was von Fenna, immer auf Reisen. Ob
in Schottland, der Altmark, Südfrankreich, England oder auf einer Havelinsel.
Die rothaarige, clevere Pippa hütet Häuser, wenn die Besitzer nicht zu Hause
sind und deckt einen Mord auf. Unblutig, cosy, eine neugierige schrullige
Ermittlerin – ziemlich englisch. Wie kommen Sie auf die Themen für Pippa und
warum fliest nie Blut?
F. A.: Für mich ist das Land, der Ort, die Landschaft,
in der ein Buch spielen soll, der wichtigste Protagonist. Ich halte mich deshalb
immer mehrere Wochen in den »Tatorten« auf, tauche ein in Kultur und das
alltägliche Miteinander. Dabei erfahre ich, welche Themen den Menschen dort
unter den Nägeln brennen, was ihnen am meisten Probleme bereitet. Ich führe
Interviews mit ExpertInnen der Gegend und lebe mit den Einheimischen, bis ich
endlich ein wenig vom Lebensgefühl verstehe, welches das Leben dieser
Landschaft prägt. Daraus ergibt sich nicht nur der Fall, vor dem Pippa Bolle im
Buch steht, sondern auch seine Lösung. In meinen Krimis steht die Aufklärung
des Rätsels im Vordergrund – trotzdem werden auch bei mir die Opfer nicht
totgestreichelt. Es gibt sogar recht bizarre Todesarten, wie eine brennende
Baumkuchenrolle oder der tiefe Fall in ein Gipsbecken. Aber ich schreibe nicht
für Voyeure, sondern für LeserInnen mit viel Fantasie für die eine kurze Skizze
völlig reicht.
S. I.: Frau Auerbach,
in wieweit sind Pippas Reisen für die Handlung im Roman wichtig, Pippa könnte
ja auch in einem Land bleiben. Oder ist es vielmehr ein persönliches Fernweh? –
Was verbindet Sie mit diesem Orten?
Frau Auerbach |
F. A.: Diese Frage habe
ich schon mit der letzten Antwort halb beantwortet. Es fehlt nur noch meine
eigene Verbindung zu den Orten, bei denen Pippa mit ihrer Aufgabe konfrontiert
wird.
Recherchereisen sind
das wunderbare Privileg einer Autorin, die mehr Ambiente in einen Roman
einbinden möchte, als durch das bloße Nennen von Sehenswürdigkeiten oder
Straßennamen zu erreichen ist. Jeder von uns hat ja Plätze, die er immer schon
einmal sehen, Länder die sie erleben wollte. Ich versuche durch Pippa meine
eigenen Vorlieben anderen schreibend nahe zu bringen. Mein großer Wunsch: Jedes
Buch wird wie eine Urlaubsreise empfunden und schafft Anreize, die Gegend und
vor allem ihre Menschen selbst zu erkunden. Gerade aus Schottland und
Südfrankreich melden mir immer wieder LeserInnen, dass sie erst durch Pippas
Fall auf die Idee kamen, die Reise dorthin anzutreten. Wenn ich davon höre,
freue ich mich. Dann habe ich das Gefühl: Ich habe etwas richtig gemacht. Ich
habe mein Ziel erreicht.
S. I.: Ute, du bist
hier Expertin für Schottland, Whisky und Shakespeare. Ihr drei habt alle diese
Leidenschaft. Was fasziniert euch an seinen Stücken? Oder war Shakespeare das
Pseudonym einer ganzen Gruppe?
U. M.-L.: Shakespeare ist ein Universum, in das ich gar
nicht häufig genug eintauchen kann. Seit ich mit 15 Jahren zum ersten Mal ›Hamlet‹
im Fernsehen sehen durfte – übrigens mit dem ganz jungen und gefährlich gut
aussehenden Ian McKellen in der Hauptrolle – bin ich süchtig. Selbst wenn ›Shakespeare‹
ein Sammelbegriff einer ganzen Gruppe wäre, würde mich das nicht kümmern. Die
Stücke sind da und mir eine Quelle unendlicher Freude, dafür könnte ich auch
die abstruseste Theorie akzeptieren. Allerdings ist heutzutage völlig klar,
dass es dieses Universalgenie tatsächlich gab. Leonardo da Vinci und sein
Wissen zweifelt auch niemand an. Warum also an Shakespeare herummäkeln, nur
weil er denken konnte, ohne einen Universitätsabschluss zu haben? Für mich
macht ihn das nur noch mehr zu meinem Helden.
Ute Mügge-Lauterbach |
S. I.: Kannst mir
jemand von euch dreien erklären, was an Schottland faszinierend ist? Dort ist
es kalt, es regnet viel, und wenn ich an das Nationalgericht Haggis denke …
F. W.: Ich übernehme mal. In allen Ländern, die durch
üppiges Grün faszinieren, muss es regnen. Viel regnen. Da trifft es sich
ausgesprochen gut, dass ich pluviophil bin, also eine Liebhaberin von Regen,
seinem Gesang, der Fruchtbarkeit, die er schenkt und der Kühle nach heißen
Tagen. Tatsächlich gibt es davon in Schottland sehr viel weniger, als
hierzulande kolportiert wird. Meistens bringt der Wind nur einen kurzen
Schauer, wäscht die Luft rein und hinterlässt danach Licht, dass die Landschaft
erst in voller Schönheit zeigt. Wer einmal in diesem Licht gebadet hat, will
das immer wieder erleben. Haggis habe ich noch nie gegessen – es sei denn die
vegetarische Variante zählt! Ich esse seit 40 Jahren kein Fleisch und fahre
erst seit 39 nach Schottland – aber das so oft es geht!
S. I.: Whisky – Bücher,
Seminare … das ist ja sehr weitreichendes Thema. Bitte eine kurze skurrile
Begebenheit zum Thema. Wer mag?
F. Auerbach: Gerne ich. Ebenso, wie ich selbst gerne dazu
lerne, gebe ich auch mein Wissen gerne mit Begeisterung weiter und versuche in den
Büchern so etwas wie eine Erlebnisinsel im Alltag zu schaffen. Reine Theorie
ist schnell vergessen, aber in Verbindung mit einem Gericht oder Getränk, einem
Lied, Buchzitat o.ä. bleibt auch sie in Erinnerung. Deshalb spielt der Genuss
oder ein Hobby in meinem Büchern immer eine große Rolle.
Eine witzige
Begebenheit dazu ergab sich im Amtszimmer eines Notars, der mir die
Eigentumsverhältnisse meines Hauses bestätigen sollte. Hinter seinem Schreibtisch
hing ein Foto von ihm und einem sehr kapitalen Hecht. Die Landschaft dahinter
kann mir vage bekannt vor und ich fragte, wo es aufgenommen wurde. Es stammte
aus Südfrankreich, einer Gegend, die das Herz eines jeden Anglers höher
schlagen lässt. Dann empfahl er mir ein Buch, in dem nicht nur diese
Landschaft, sondern auch das Angeln eine große Rolle spielen. Da dem Notar der
Titel nicht einfiel, begann er den Inhalt zu erzählen und so erfuhr ich, wie
ein passionierter Angler meinen
Anglerkrimi aus den Montagne Noire zusammenfasst. Tolles Gefühl. Als nach einer
Woche die schriftlichen Unterlagen der Sitzung bei mir eintrafen, prangte ein knalloranger
Zettel darauf: Grüße an Pippa!
S. I.: Ute, du
schreibst neben Romanen und Kurzgeschichten auch Filmscripts und Drehbücher.
Und du gibst Seminare, Coaching für Autoren. Kann man völlig ohne Planung
schreiben? Wie viele Romane kann man pro Jahr schreiben?
U. M.-L.: Das kann und muss jeder Autor, jeder Autorin
für sich herausfinden. Ich schaffe kaum mehr als einen im Jahr, da ich exzessiv
recherchiere und obendrein passionierte Schneckenschreiberin bin. Ich
überarbeite ein Kapitel mitunter mehr als 15 x – und dann habe ich das Gefühl,
mich an Schnelligkeit selbst überholt zu haben. Mein Ziel ist immer: Das
Lektorat darf keine Fehler finden, nur noch verschönern. Meine Arbeitsweise
setzt Recherche, Planung und ein ausuferndes Exposé plus Figurenbeschreibung
inklusive Backstories voraus. Wenn ich das alles erledigt habe, schreibt sich das
Buch wie auf Schienen. In meinem Fall ist das aber kein ICE, sondern ein Bummelzug,
bei dem jede Einzelheit der Landschaft noch zu erkennen ist.
F. A.: Ich finde es wichtig, wenn man an der Hauptfigur kleine Veränderungen bemerkt, die darauf hinweisen, dass sie durch die vergangenen Fälle dazugelernt hat, Fehler nicht wiederholt, die ihr am Anfang unterlaufen sind, Freundschaften beginnt, weiterführt und durchaus auch mal mit einem Knall beendet, wenn es zur Serie oder Reihe passt. Auf jeden Fall sollte die Figur sich ab und an Wünsche erfüllen, die in früheren Büchern oder Sendungen geäußert wurden – und sie sollte älter werden dürfen. Es sind eher die kleinen Dinge an einer Person, die sich verändern sollten, als »Freundin« oder »Freund« für den Leser oder die Zuschauerin sollte sie unbedingt die Stärken und Fehler behalten, durch die sie auf sich aufmerksam machte. Auf jeden Fall halte ich es so bei Pippa Bolle. In Bd. 1 war sie 38 Jahre alt und zog als Übersetzerin nach Berlin. Heute ist sie Mitte 40, glücklich geschieden und hat einen Haushüterservice, der sie in Bd. 8 endlich in ihre Traumstadt Venedig und zu ihren ›geschiedenen‹ Verwandten führt.
S. I.: Und Ute, was ist
das Drama eines Schriftstellers einer erfolgreichen langjährigen Serie. Kann er
einfach aufhören, wenn er keine Lust mehr hat, den Protagonisten sterben
lassen. Kann man heute noch 5-6 Jahre pausieren mit einer Serie?
U. M.-L.: Ich bin immer bereit auch Sympathieträger
sterben zu lassen – habe sogar mal einen
Hund erschießen lassen, um den dann alle Welt trauerte. Keinem meiner
»menschlichen Toten« wurde je so viel Mitgefühl zuteil… Aber ich würde nie so
weit gehen, einen Ermittler oder eine Detektiven sterben zu lassen, die mir
selber noch Freude bringen, während ich schreibe. Wenn ich keine Lust mehr auf
ihre Art zu ermitteln hätte, würde ich ihnen ein neues, glaubwürdiges
Betätigungsfeld schreiben, eine gute Ablösung schaffen oder auf eine lange
Reise schicken, bis ich wieder Spaß an der Figur habe. An jedem Buch muss man
mit Herzblut arbeiten, dann wird es auch seine LeserInnen finden. Genau aus dem
Grund bin ich auch sicher, dass man eine Serie oder eine Reihe für eine Weile
unterbrechen darf. Ich habe das auch selbst schon getan. Dann ist allerdings
wichtig, dass der Verlag mitspielt und noch einmal die Werbetrommel rührt, um
anzuzeigen: Es geht weiter!
S. I.: Fenna, du bist
Spezialistin für Exposés. Es gibt den Mythos: Maximal 3 Seiten! Wer dran
glaubt, den überfällt das Grauen. Wenn wir schon bei Grauen sind, warum
bekommen selbst sehr erfolgreiche Autoren beim Thema Exposé das Zittern?
F. W.: Für mich ist ein Exposé der Segen der
Schriftstellerei. Ich liebe es, mir auf diese Art über den Plot, den Subplot,
die Themen des zukünftigen Romans klar zu werden. Ich genieße es dabei mit der
Stimmung zu spielen, die dieses Buch den LeserInnen später vermitteln soll.
Lust auf mehr! Das soll das Exposé schon beim Lektor oder der Lektorin machen.
Deshalb gestalte ich es so, dass sie es nicht aus der Hand legen können oder
wollen. Ich stelle mir vor, was mich selber am Thema reizt und danach schaffe
ich eine Fibel des Geschehens, der Personen, der Atmosphäre, durch Bilder,
Sketsche, kurze Szenen, Figurenzeichnungen. Dabei ist es mir völlig
gleichgültig, ob ich schließlich drei Seiten oder 30 Seiten produziert habe, Hauptsache
ich habe einen aussagekräftigen Vorschlag für den Verlag und komme zum Ziel.
Ich
verstehe, wenn KollegInnen Angst davor haben, ihr Projekt in drei Seiten zu
quetschen, um Vorgaben Genüge zu tun, die so unnötig sind wie ein Kropf und
offenbar von Leuten vorgegeben, die keine Lust zum Lesen haben. Gerade bei
vielschichtigen Werken bleiben so zwangsläufig wichtige Aspekte hinter den
Erklärungsmöglichkeiten des Autors oder der Autorin zurück. Wenn ich ein
stimmiges, witziges, hirnvolles Titelbild schaffe und es vor ein ausuferndes
Exposé setze, wird jeder Lektor, jede Lektorin so klug – und so neugierig sein
– dies auch zu lesen, verstehen, warum es so präsentiert wurde und zufriedener
die Entscheidung für oder gegen das Buch treffen können.
S. I.: Nach Einhorn, Flamingo
und Lama folgt nun der Mops. Das Einhorn ist nicht ganz wegzustoßen. Könnt ihr
euch auf einen Favoriten einigen? Hat einer von euch einen Vorschlag für ein
neues Kulttier?
F.W.: Waschbären! Clever, lernfähig, putzig und sie
tragen obendrein eine Zorrobrille um die Augen, die sie als Banditen ausweist,
die nur die Bösen ärgern, aber den Guten lustige Stunden bereiten. Ganz
abgesehen davon: Waschbären sind genauso schnell zufriedenzustellen wie wir:
Genug essen, trinken, schlafen und anschließend das Programm wieder von vorn …
unser ideales Entspannungstier. Jedenfalls sieht das Dona Holstein so und hat
zwei Prachtexemplare in ihrem Geisterdorf …
S. I.: Fenna, auf
welche Insel würdest du mich gern mitnehmen?
F. W.: Capri! Du liebst den Süden, Capri liegt im Süden. Du
liebst Bücher. Capri hat mehr Literaten beherbergt, als jeder andere Insel die
ich kenne. Capri bietet Genuss der Sonderklasse bei Essen und Trinken. Ich
denke, wir zwei würden bei Insalata Caprese und kühlem moussierenden Rotwein dort
die Welt für einen Moment anhalten können, sie zurechtrücken und uns dabei auch
noch prächtig erholen. Und das Beste: Man kommt ganz leicht hin!
S. I.: Dann auf nach Capri! Der Koffer ist in 10 Minuten gepackt. - Frau Auerbach,
wessen Haus oder Wohnung würden Sie persönlich gern mal hüten?
F. A.: Das ist ja eine tolle Frage! Die bringt mich
wirklich auf Ideen … Mir fällt zu so gut wie jedem Land ein Haus ein, in das
ich länger einziehen würde. Aber jetzt, im Zeichen des Brexit, würde ich gerne
Downing Street No. 10 so lange hüten, bis ein Premierminister mit Hirn und Herz
für Europa gefunden ist …
S. I.: Ute, bist du ein
Happy End- Schreiber?
Bzw. was hältst du von Happy – Enden? Und
sind es nicht gerade die tragischen Geschichten, die in der Weltliteratur
erhalten bleiben, wie Madame Bovary, Romeo und Julia, Anna
Karenina usw? Ist es nicht die Tragik, die sie so unvergesslich macht?
U. M.-L.: Wenn man Kriminalromane schreibt, kann es kein
Happy End geben, denn das Böse lässt sich zwar aufklären, aber nicht
ungeschehen machen. Wenn man aber die Lösung des Rätsels, die Überführung des
Täters als »Gutes Ende« sieht, dann bin ich unbedingte Happy End-Schreiberin,
die die LeserInnen für ihre Ausdauer über die vielen Seiten hinweg mit einem
Erfolgserlebnis belohnen will. Wenn wir uns die Tragödien Shakespeares ansehen,
so hält auch er am Ende oder in einem eigenen Epilog nicht nur diese Belohnung
bereit, sondern lässt auch die ZuschauerInnen in eine Alltagswelt zurückkehren,
in dem er als Balsam für jede Düsternis bereitsteht. Die verfeindeten Familien
Capulet und Montague vereinen und befrieden sich über dem Grab der unglücklich liebenden
Romeo und Julia, statt ihren Hass weiterzutragen. Das ultimative Geschenk an
Leser und Zuschauer: Das Wissen, dass es nach und mit und durch das Lesen einer
besseren Weg, eine bessere Welt gibt – das ist echtes Happy End für mich.
S. I.: Und nun wollen
wir das Ganze mal auflösen. Ich bedanke mich bei einer wunderbaren Frau, einer
quietschhumorvollen, die unter verschiedenen Pseudonymen schreibt (eines davon
ist sogar im Pass als Künstlername eingetragen). Drum gibt es die Vita heute am
Ende.
Ute
Mügge-Lauterbach / Fenna Williams / Frau Auerbach ist freie Autorin und
Studienreise- und Seminarleiterin. Sie studierte Amerikanistik/Anglistik,
Lateinamerikanistik, Niederlandistik und Südafrikakunde – Schwerpunkt:
Linguistik und Literatur. Sie wollte nie etwas anderes tun, als lesen und
schreiben und das Gelesene und Geschriebene mit Verve und Begeisterung
weitergeben. Ihre denkwürdigsten Auslandsjobs waren Hundefängerin in Kanada,
Airport-Agent in Houston und Lyon und Assistentin im Brass Rubbing Centre von
Westminster Abbey, London. Ihre großen Leidenschaften sind neben dem Reisen und
dem Schreiben, Shakespeare und ein gutes Glas Single Malt Whisky. Neben Romanen und Kurzgeschichten schreibt
sie auch Filmscripts und Drehbücher, gibt Seminare, arbeitet als Autorencoach.
Und hier geht es zur Rezension von: Die Inselsammlerin
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