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Feinde von John Grisham - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing




Feinde 


von John Grisham

Gesprochen von Charles Brauer
Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 19 Std. und 51 Min.



Biloxi, im tiefen Süden von Mississippi: Keith Rudy und Hugh Malco wachsen in den Sechzigerjahren gemeinsam auf. Beide sind die Enkel kroatischer Einwanderer und träumen von einer Karriere als Profi-Baseballer. Bis sie sich auf den verschiedenen Seiten des Gesetzes wiederfinden: Keith hat Jura studiert, tritt in die Stapfen seines Vaters, wird Staatsanwalt. Hugh dagegen arbeitet für seinen Vater, den Boss der Dixie-Mafia. Eine tödliche Feindschaft entsteht, die vor Gericht ein dramatisches Finale findet. Ich bin ein großer Fan von John Grisham, aber dieses Mal konnte er mich nicht überzeugen.


Die Dixie-Mafia


Dicke Bücher schrecken mich nicht ab, von Grisham ist man das gewohnt - normalerweise sind sie spannend geschrieben. Dieser Gerichtsroman ist aufgebaut wie eine Reportage. Der Anfang ist spannend, doch je weiter man die Geschichte verfolgt, um so weniger kommt die erzählerische Komponente ins Spiel; es ist irgendwann nur noch das Abarbeiten von Sachinformation, was zäh dahinfließt. Das brachte mich auf die Idee, nachzuforschen, ob die Geschichte einem realen Hintergrund entspringt. Und richtig, es gab die Dixie-Mafia, auch «Maisbrot-Cosa Nostra» genannt, mit Sitz in Biloxi, Mississippi. Ein Netzwerk von Gangstern und Killern, die in den 1960er Jahren im gesamten Süden der Vereinigten Staaten dank eines korrupten Justizsystems freie Hand hatten, beginnend mit dem Betrieb illegaler Glücksspiel- und Prostitutionskneipen entlang des Biloxi Strip. Illegales Glücksspiel, Prostitution, Erpressung, Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Schmuggel, Raub bis hin zum Auftragsmord – sie schreckten vor nichts zurück. Der Sheriff von Harrison County, Leroy Hobbs, hielt seine Hand über die Truppe, wofür er fürstlich belohnt wurde. Die realen Strippenzieher waren der Anführer Mike Gillich Jr., ein Striplokalbesitzer, der als «Godfather of Biloxi» bekannt war und Kirksey Nix Jr. ein bekannter Gangsterboss. Die New York Daily News schrieb: «In den 1950er Jahren gab es in Biloxi 300 Lasterhöhlen, und das Laster begrüßte in der Stadt seinen kriminellen Cousin, die öffentliche Korruption.» Richter Sherry hatte sich vorgenommen, gegen diese Mafia vorzugehen. Am 16. September 1987 wurden er und seine Frau erschossen in ihrem Haus in Biloxi aufgefunden. Somit lehnt sich der Roman an die Geschichte der Dixie-Mafia an.


Im letzten Drittel fehlte für mich die erzählerische Kraft


Die örtlichen Politiker waren leicht zu kaufen und wurden immer wohlhabender. Alle verdienten gut, alle amüsierten sich prächtig, warum sollte man etwas dagegen tun? Die Leute, die zum Trinken und Spielen nach Biloxi kamen, wurden nicht dazu gezwungen.

Natürlich weicht die Geschichte von Grisham ein wenig ab, zwei Familiengeschichten werden verwoben: Der Vater von Keith Rudy, Jesse Rudy, ist Bezirksstaatsanwalt. Er ist hier das Mordopfer und Keith nimmt als Staatsanwalt die Jagd auf die Mörder seines Vaters auf. Eine Familiengeschichte über drei Generationen, die während der Zeit der Prohibition mit der Einwanderung der Kroaten beginnt. Während Jesses Eltern für eine gute Schulbildung ihres Sohns Jesse sorgen, der Jura studiert, macht Lance Malco als Club- und Barbesitzer das große Geld, lässt seinen Sohn einsteigen. Politiker, Polizei und Justiz sind bestechlich, so dass Verbrecher ein wahres Paradis vorfinden. Jesse Rudy will dem ein Ende setzen. Ermittlungen verlaufen im Sande, soweit Polizei und Justiz überhaupt täti werden. Inhaftierte werden einfach so freigelassen … Was hier passiert, ist unglaublich, und es gibt guten Einblick in das amerikanische Justizsystem und das Treiben am Golf von Mexiko  – somit kann man den Roman als Gesellschaftsroman bezeichnen. Das alles ist ziemlich breit ausgerollt und es war für mich anfänglich sogar spannend. Insgesamt hält sich Grisham an die historischen Eckdaten. Am Schluss habe ich mich durchgequält, weil es letztlich nur noch darum geht, wie Keith alles probiert, Hugh Malco den Auftrag zum Mord an Keiths Vater nachzuweisen, Lance und Hugh zu Fall zu bringen und ein Todesurteil durchzusetzen. Ab hier klingt die Geschichte wie ein ewig langer Zeitungsartikel. Im letzten Drittel fehlte für mich die erzählerische Kraft. Genau dadurch sind Keith Rudy und Hugh Malco letztendlich Randfiguren. Die Väter, Jesse, der Bezirksstaatsanwalt und Lance der Bar- und Bordellbesitzer sind die Hauptfiguren. Nach dem Tod von Jesse haben wir es mit dem detaillierten Abarbeiten von juristischen und polizeilichen Maßnahmen zu tun, um die Gangster zu Fall zu bringen – und das zieht sich zäh und formal. Allerdings zeigt es Interessantes zum US-Rechtssystem. Die Charakterzeichnung liegt auf dem Rechtssystem, weniger auf den Figuren.


Am 8. Februar 1955 wurde John Grisham in Jonesboro, Arkansas als eines von 5 Kindern geboren. Der Vater war Konstrukteur, weshalb die Familie öfter umziehen musste. Die Grishams lebten einige Zeit in Mississippi. John Grisham absolvierte das College, schloss sein Studium an der Mississippi State University 1981 erfolgreich ab und heiratete im selben Jahr Renee Jones. Während College- und Studienzeit war John ein begeisterter Baseballspieler.





John Grisham
Feinde
Originaltitel: The Boys From Biloxi 
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Bea Reiter, Imke Walsh-Araya
Gesprochen von Charles Brauer
Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 19 Std. und 51 Min.
Gerichtsroman, Gesellschaftsroman, Kriminalroman, Kriminalliteratur, Amerikanische Literatur 
Random House Audio, Audible, 2023
Heyne Verlag, 2023, 544 Seiten 



Das Bekenntnis von John Grisham

Ford County, Mississippi: Pete Banning ist einer der angesehensten Bürger der Stadt. An diesem Novembermorgen fährt er in die Stadt, betritt das Büro der Methodistenkirche und tötet den Pfarrer mit drei gezielten Schüssen aus seinem Armeerevolver. Die Gemeinde ist bestürzt. Was hat ihn dazu getrieben? Ein Justizthriller, Familienroman, historischer Roman, ein guter Genremix. Der Mörder schweigt und wird zum Tode verurteilt. Es geht zurück in die Geschichte von Pete, zum Pazifikkrieg, während des Zweiten Weltkriegs, die Kapitulation der USA gegen die Japaner auf der Bataan-Halbinsel, um den berüchtigten Bataan-Todesmarsch, das Todescamp O’Donnell. Und es geht um das, was nach der Hinrichtung von Pete auf die Familie zukommt. Mir gefällt mir der Roman in seiner Komplexität – 592 Seiten bzw. 20 Std. und 33 Min. Hörvergnügen.


Weiter zur Rezension:   Das Bekenntnis von John Grisham



Krimis und Thriller

Ich liebe Krimis und Thriller. Natürlich. Spannend, realistisch, gesellschaftskritisch oder literarisch, einfach gut … so stelle ich mir einen Krimi vor. Was ihr nicht oder nur geringfügig bei mir findet: einfach gestrickte Krimis und blutrünstige Augenpuler.
Krinis und Thriller

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