Direkt zum Hauptbereich

Die Kunst der Aquarellmalerei von Rabiyat Alieva -Rezension

Rezension

Sabine Ibing



Die Kunst der Aquarellmalerei 


von Rabiyat Alieva

Das große Watercolor-Grundlagenwerk: Beeindruckende Bilder malen – Alles zu Portrait, Landschaft 


Die Bilder von Alieva, Rabiyat sind wunderschön und farbgewaltig. Mit diesem Buch soll man angeblich lernen zu aquarellieren. Für diese Aussage bekommt das Buch von mir 0 Punkte! Denn es führt den Anfänger zu Frustration und wahrscheinlich zu Aufgabe des Malkastens. Letztendlich ist es wieder, wie so oft, lediglich eine Präsentation des Egos des Künstlers: Schaut mal, was ich kann!



Fangen wir von vorne an. Der Grundlagenteil zu Material, Farbtheorie, Perspektive bis hin zu Proportionen, die Besonderheit der Aquarellfarbe im Zusammenhang mit Wasser ist gut erklärt. Was hier allerdings fehlt, ist die Vielfalt der Aquarellfarbe. Bei den Farben werden nur Blöcke und Tuben genannt. Es gibt diverse Aquarellstifte, harte, die sich vermalen lassen, flüssige, Aquarellkreiden usw. Und alle modernen Möglichkeiten mit Nachfüllstiften, Pinsel, die Wasser transportieren, fehlen. Auch die Vermischung mit anderen Materialien, wie Farbstifte, Ölkreiden usw.


Jedes Motiv wird Schritt-für-Schritt erklärt und die hilfreichen Tipps führen einen sicher zum Erfolg. Aquarell-Mal-Spaß garantiert!


Der Einstieg beginnt mit einem Lavendelstrauß, mit dem ein Anfänger völlig überfordert ist. Gleiches gilt für Blumen und Bäume, die folgen. Wo sind hier die einfachen Tricks und Kniffs, mit denen man als Anfänger sich zunächst mit dem Material vertraut machen kann? Einfache Strukturen, einfache Formen? Wer noch nicht frustriert ist, macht bei der Landschaft weiter. Es beginnt mit einem kitschigen Sonnenuntergang. Das Bild eignet sich für Anfänger. Die Berge im Nebel verlangen schon mehr, aber mit Geschick bekommt man auch das hin. Beim dritten Bild, Landschaft mit See (siehe Cover), ist es dann für Anfänger sicher vorbei mit lustig. Die Steigerung folgt – der Wald – das ist gar nicht mehr im Rahmen eines Anfängers zu betrachten. Richtig heftig wird es beim Thema Wasser. Klasse, die Kulisse der Jachten im Hafen, fein detailliert! Mach das mal nach! Gleiches gilt für den detaillierten Sonnenuntergang mit Steg und Boot. 



Bevor sich jemand mit Stadtbildern beschäftigt, sollte er sich zunächst einmal mit Perspektive (was schon für die Landschaftsbilder gilt, hier nur angerissen wird) und architektonischer Gestaltung auseinandersetzen. Auch hier kann man mit ganz einfachen Übungen zu Stadtbilden beginnen. Für Anfänger empfehle ich, sich vor dem Gebrauch von Farbe mit dem Zeichnen grundsätzlich auseinanderzusetzen. Sehr fein sind alle Grundregeln in «EINFACH ZEICHNEN LERNEN – DER 30-TAGE-WORKSHOP von Mark Kistler» vom EMF Verlag erklärt. Das Stadtbild Prag verlangt Können und das Stadtbild München lässt den Anfänger stauen, den Pinsel weglegen. Dann lernen wir Schwupps,  ein Porträt zu zeichnen. Ein wenig Skelett, ein wenig die Augen und die Nase und den Mund und fertig ist der ausgebildete Porträtmaler. Als Vorlage drei hochklassige Porträts, mal schnell kopieren. Was mir völlig fehlt, ist Grundlagenwissen auszuprobieren: Nass-Technik, Trocken-Technik, üben, mit zu Stiften arbeiten, auch fehlen verschiedenen Arten des künstlerischen Ausdrucks – hier wird lediglich mit fotografischer Darstellung gearbeitet, also ein eindimensionales Darstellen des Aquarellierens, das aus dem vorletzten Jahrhundert stammt. Möglichkeiten der Moderne fehlen völlig. Auch Sketching wird ausgelassen. Das ganze also «Watercolor-Grundlagenwerk» zu nennen, ist ein Witz!



Wie gesagt, hier zeigt eine Künstlerin, was sie kann. Mehr ist das nicht. Ich weiß nicht, was den Verlagen bei solchen Büchern durch den Kopf geht? Entscheiden hier Menschen, die niemals einen Stift oder Pinsel in der Hand hatten? Didaktisch bekommt das Buch von mir 0 Punkte. Von wegen Grundlagen! Der Anfänger ist überfordert. Grundlagen werden so rein gar nicht gelehrt! Eigentlich sind die Themen in vier Bücher aufzunehmen, wenn man es richtig macht: Pflanzen, Landschaft, Stadtbild, Porträt. Das alles zusammenzubacken ergibt so keinen Sinn für Anfänger, schon gar nicht mit dieser Qualität der Vorlagen. Die Textqualität lässt zu wünschen übrig. Erstens in der Übersetzung und ganz wichtig, in der Didaktik. Anstatt verständlich zu vermitteln, wird geplauscht, angerissen. Die Schritt für Schritt Erklärungen sind in viel zu großen Sprüngen vollzogen und kaum erläutert. Was soll ein Anfänger damit anfangen? Der beißt bei solchen Büchern nur frustriert in den Pinsel. Mit Unerfahrenen kann man schöne Dinge malen, aber keine zeichnerisch perfekten Werke – Ausnahmen bestätigen immer die Regel. Die Annäherung an Material und einfache Strukturen stehen für den Einsteiger im Vordergrund. Einem Greenhorn kann ich «Das neue Aquarell-Praxis-Buch» vom EMF Verlag empfehlen. Mit dem hier wird man nur Frust schieben. Es ist legitim, wenn ein Verlag die Werke von berühmten Bloggern in Bücher druckt – aber bitte nennt das nicht Zeichenkurs für Anfänger! Für wen ist dieses Buch eine Bereicherung? Für Menschen, die gut zeichnen können und sich erstmals mit dem Aquarellieren beschäftigen möchten oder für Fortgeschrittene aus dem Bereich Watercolor. 


Nach ihrem Abschluss als Modedesignerin arbeitete Rabiyat Aliyeva zunächst in verschiedenen Bereichen des Designs, vom Illustrator bis zum creative Director. Trotz ihres beachtlichen Erfolgs in der Welt des Designs beendete sie ihre vielversprechende Karriere, um sich ganz auf ihre Kunst zu konzentrieren. In ihren Bildern vermittelt die Autodidaktin ihre Emotionen und Lebenserfahrung und versucht so, Menschen zu inspirieren. Rabiyat hat verschiedene Methoden und Techniken der Zeichenschulung absorbiert und gibt ihre Erfahrung, wie man in kurzer Zeit lernen kann, beeindruckende Aquarelle zu zeichnen, gerne an andere weiter.


Alieva, Rabiyat 
Die Kunst der Aquarellmalerei – das Grundlagenwerk 
Beeindruckende Bilder malen – Alles zu Portrait, Landschaft
Sachbuch, Kunst, Aquarellmalerei, Watercolor, Malkurs, Landschaftsmalerei
Hardcover, 28,1 x 22,5 cm, 240 Seiten
EMF Verlag, 2020



Kreative, künstlerische Seite

Auf dieser Seite stelle ich euch Bücher vor, die im weitesten Sinn mit Kreativität zu tun haben. Kunst und Kochen, das Schreiben hat eine eigene Seite erhalten.
Kreative, künstlerische Seite

Sachbücher

Hier stelle ich Sachbücher vor, die im Prinzip nichts mit Fachliteratur zu tun haben. Eben Sachbücher jeder Art, die ein breites Publikum interessieren könnte.
Sachbücher

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

  Ein atmosphärisch dichter und spannender Schweden-Krimi von Hans Rosenfeldt, bekannter Krimiautor und Drehbuchautor (skandinavische TV-Serie «Die Brücke», britische Fernsehserie «Marcella» über Netflix) erwartet uns mit dem Auftakt einer neuen Serie. Die Erwartungen waren hoch. Rosenfeldt hat geliefert. Die Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, wird zufällig zum Schauplatz eines Drogendeals. Wer hat die Drogen und das Geld, wer wird sie am Ende bekommen? Der einzige der durchblickt, ist der Leser – Dank Mehrperspektivität. Denn alle Protagonisten tappen im Dunkeln – wissen nichts voneinander. Ein komplexer und spannungsreicher Thriller! Weiter zur Rezension:    Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Kalte Füße von Francesca Melandri

  Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der «Rückzug aus Russland» hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt - auch in der Familie von Francesca Melandri, einer der wichtigsten Autorinnen Italiens. Ihr Vater hat ihn überlebt. Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Der Vater ist vor allem in der Ukraine gewesen. Sie tritt mit ihrem verstorbenen Vater in ein Zwiegespräch, wobei sie den Krieg damals mit dem Heutigen in der Ukraine vergleicht. Und es ist eine Abrechnung mit der italienischen Linken. Empfehlung, unbedingt lesen! Weiter zur Rezension:    Kalte Füße von Francesca Melandri 

Rezension - Die Grille in der Geige von Anna Haifisch

  Eines Sommers findet eine wandernde Grille im Wald eine alte Geige. «Wie praktisch!», ruft sie und zieht in das geräumige Instrument ein. Sie töpfert und zieht Nudeln und des Nachts zupft sie die Saiten, erfreut alle Insekten und Mäuse in der Umgebung mit ihrer Musik. Doch als ein bitterkalter Winter das Land überzieht, stürmen die Insekten das Heim der Grille, zerhacken es und zünden es an … Ein humorvolles Bilderbuch ab 4 Jahren – Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Grille in der Geige von Anna Haifisch 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann. Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Rezension - So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

  Am Fuße der Elk Mountains in Colorados strömt der Gunnison River an einer alten Pfirsichfarm vorbei. Hier lebt in fünfter Generation in den 1940ern die 17-jährige Victoria mit ihrem Vater, dem Onkel und ihrem Bruder Seth. In der Stadt begegnet sie Wilson Moon, und beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Dramatische Ereignisse zwingen Victoria, selbst das Leben in die Hand zu nehmen. Ein wenig schwülstig, doch gut lesbar, atmosphärisch, ein Familienroman, ein Coming-of-age – gute Unterhaltung … eine Hollywood-Geschichte. Die Pilcher-Fraktion wird begeistert sein!  Weiter zur Rezension:    So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

Rezension - Wenn das Wasser steigt von Dolores Redondo

  1983, der Polizist Noah Scott ist besessen davon, den Serienmörder Bible John zu erwischen. Er steht im Verdacht, Frauen, die aus Diskotheken verschwanden, nie wieder auftauchten, ermordet zu haben. Seit Jahren ist Noah an dem Fall dran, und er glaubt, den Täter identifiziert zu haben. Er folgt John Clyde und es gelingt ihm, auf seinem persönlichen Friedhof die Handschellen anzulegen – doch dann krampft sich etwas in seiner Brust zusammen und es wird schwarz vor seinen Augen … Ein spanischer literarischer Thriller vom Feinsten! Weiter zur Rezension:    Wenn das Wasser steigt von Dolores Redondo

Rezension - Was danach kommt von Anika Suck

  Karmen passt einen Moment beim Autofahren nicht auf und verursacht einen Verkehrsunfall mit tragischem Ausgang – ein Kind ist tot. Es sind nur ein paar Sekunden, die Karmens Leben in seinen Grundfesten erschüttern. Denn im darauffolgenden Prozess muss sie sich einer Schuld stellen. Von der Presse Kindsmörderin getauft und von der Empörungsgesellschaft vorverurteilt, wird sie auch von ihrem sozialen Netz fallen gelassen. Am Ende muss Karmen selbst entscheiden, ob sie schuldig ist oder nicht. Mich konnte das Buch nicht überzeugen, da für mich die Darstellung der Geschichte absoluter Gerichts-Nonsens ist. Weiter zur Rezension:    Was danach kommt von Anika Suck  

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim