Rezension
von Sabine Ibing
Der Leuchtturmwärter und ich
von Michael Morpurgo und Benji Davies
Ich habe es getan, weil es getan werden musste. Es ging um Menschenleben. Und damit hat sich die Sache.
Mitte der 1920-er,ist der fünfjährige Allen Williams auf einem Passagiersegelschiff von New York nach Liverpool unterwegs. Kurz vor dem Ziel tobt ein Sturm und in der Nacht fährt der Viermaster vor Puffin Island auf einen Felsen auf und zerbricht. Unter Einsatz des eigenen Lebens wagt sich der einsam wohnende Leuchtturmwärter Benjamin Postlethwaite aufs Meer und rettet durch mehrere Fahrten dreißig Passagiere aus dem eisigen Meer. Benjamin pflegt einen verletzten Papageientaucher und hat in seinem Leuchtturm ein Atelier, und Allen fühlt sich wohl bei dem Mann. Zum Abschied schenkt er dem Jungen ein selbstgemaltes Bild. Allen und seine Mutter waren auf dem Weg, um bei den Großeltern einzuziehen, ein gespanntes Verhältnis. Um ihn loszuwerden, wird der Junge aufs Internat geschickt, wo es auch nicht heimischer ist. Allerdings erkennt der Kunstlehrer seine künstlerische Begabung. Allen versinkt in seine Bücher, Seegeschichten, Seeabenteuer. Immer wieder muss er an das Ereignis denken, an den verschroben, liebenswürdigen Leuchtturmwärter. Er schreibt ihm viele Briefe, die aber unbeantwortet bleiben. Irgendwann entschließt sich Allen nach Abschluss seiner Schule, Benjamin zu besuchen – und er bleibt auf der Insel. Doch es herrscht Krieg, und Allen erhält den Einberufungsbefehl. Die Geschichte ist hier noch lange nicht zu Ende.
Der Leutturmwärter scheint die Ruhe selbst zu sein, was dem Jungen guttut, und er gibt ihm das Gefühl, willkommen zu sein. Die Zwischenkriegszeit, der Zweite Weltkrieg, die Welt ist aus dem Ruder, doch die Insel ist ein Rückzugsort, an dem die Ereignisse vorbeiziehen. Die großformatigen, emphatischen Illustrationen von Benji Davies begleiten das Buch, die den Leser sofort beeindrucken. Die bedrohliche Atmosphäre des Sturms und der Rettung fängt er wundervoll ein, wie auch die Entspannung, die Ruhe, die von dem Leuchtturmwärter und und seinem Heim ausgeht. Die teils doppelseitigen Grafiken in kräftigen Farben passen sich gut in die Geschichte ein, unterstreichen die Atmosphäre. Eine berührende Geschichte über eine lebensverändernde Freundschaft, einen verletzten Papageientaucher und den Mut, seinem Herzen zu folgen. Der Magellan Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren. Ich tendiere eher auf ab 9-10 Jahre. Meine Empfehlung.
Michael Morpurgo, geboren 1943 in St. Albans, England, ist einer der bekanntesten britischen Kinder- und Jugendbuchautoren. Nach dem Studium in London arbeitete er als Lehrer und rief 1976 das Wohltätigkeitsprojekt «Farms for City Children» ins Leben, das Kindern aus sozial schwachen Stadtgebieten ermöglicht, Zeit auf dem Land zu verbringen. 1999 wurden er und seine Frau in den Order of the British Empire aufgenommen. Seit 1982 ist er freier Schriftsteller und wurde u.a. mit dem renommierten «Whitebread Children’s Award» ausgezeichnet.
Benji Davies, geboren in Peterborough, Großbritannien, studierte Animation. Beim Studium lernte er, Geschichten mit Bildern zu erzählen und kreierte Kurzfilme, Musikvideos und Bilderbücher. Er arbeitet als Autor, Illustrator und Filmregisseur. Seine Bücher wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Frau und Tochter in London.
Der Leuchtturmwärter und ich
Originaltitel: The Puffin Keeper
Aus dem Englischen übersetzt von Hennings Ahrens
Kinderbuch, Bilderbuch, Abenteuer, Coming of Age
Gebunden, 120 Seiten, 15,8 x 22,0 cm
Magellan Verlag, 2021
Altersempfehlung: ab 9-10 Jahre (Verlag: ab 8 Jahren)
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