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Das Meer von Richard Hamblyn - Rezension

 

Rezension

von Sabine Ibing





Das Meer 

von Richard Hamblyn

Wie wir ihm seine Geheimnisse entlocken und es doch nie verstehen werden



Der Mensch versucht seit jeher, das Meer zu verstehen. Dieses Sachbuch ist eine geografische, literarische, historische, naturkundliche und kulturelle Betrachtung zum Thema Meer. Angefangen beim sagenumwobenen Atlantis und den Mythen der Antike, über das recht junge Phänomen des Strandurlaubs bis hin zu aktuellen geopolitischen Fragen, der Flüchtlingskrise im Mittelmeer und den Auswirkungen des Klimawandels, das Meer als Gegenstand in Literatur, Film, Kunst und Musik. Die Eroberung des Meers aus historischer Perspektive: Handel, Kolonialismus, das Meer als Nahrungsspender. Am Ende blickt der Autor auf die Zukunft der maritimen Welt. 





Das Buch beginnt mit einem Blick auf die Küsten, bei dem viel Literarisches eingestreut wird. Melancholie mit Blick auf das Meer, die Sehnsucht in die Ferne, Naturgewalten, Strandgutsammler, Schiffverkehr, der erste Tourismus. Weiter geht es zur Wissenschaft, der ersten Ozeanografie, deren Anfänge, Erkenntnisse bis zur heutigen Wissenschaft.




«Wellen entstehen meist durch die Reibung zwischen Wind und Wasser. Bläst der Wind über das Meer, bilden sich durch Strömungen der Wasseroberfläche kleine Kämme. Bei der so entstehenden Auf-und-ab-Bewegung wird kinetische Energie durch das Wasser übertragen, ein Vorgang, der durch die Entstehung einer Wellenreihe sichtbar wird.»




Wellen und Gezeiten und der Golfstrom und seine Bedeutung werden erklärt. Das Leben am Meer und an der Küste, Riesenkraken, Wale und Haie, die ersten Seefahrer und Entdecker, die Sprache des Meeres und der Seemänner und das Meer in der Musik und der Kunst gestaltet – ein weiter Focus, ein gehaltvolles, unterhaltsames und spannendes Buch im Stil der Reportage zur kulturgeschichtlichen Betrachtung des Meeres. Richard Hamblyn ist ein Berichterstatter – hier geht es nicht um Meinungen, sondern um Fakten. Was mir an diesem Buch sehr gut gefällt, ist die kulturgeschichtliche Weise der Herangehensweise: wie sahen die Menschen damals etwas, wie heute? Was hat sich warum verändert – und immer wieder wird Literatur aus Gedichten und Romanen in kurzen Zitaten mit eingeflochten, Mythen, Historisches. 




Richard Hamblyn, geboren 1965, ist Dozent am Department of English, Theatre and Creative Writing an der University of London. Als preisgekrönter Nature Writer und Historiker interessiert ihn vor allem die Frage, wie sich Wissenschaft und Kunst gegenseitig beeinflussen.




Das Meer von Richard Hamblyn
Wie wir ihm seine Geheimnisse entlocken und es doch nie verstehen werden
Aus dem Englischen übersetzt von Tobias Rothenbücher
Sachbuch, Meer, Meereswissenschaften, Meeresliteratur, Seefahrt, Ozeanografie
Hardcover, 272 Seiten
Knesebeck Verlag, 2022


Sachbücher

Hier stelle ich Sachbücher vor, die im Prinzip nichts mit Fachliteratur zu tun haben. Eben Sachbücher jeder Art, die ein breites Publikum interessieren könnte.
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