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Das Drehbuch. Praktische Filmdramaturgie von C.P. Hant - Rezension

Rezension

Sabine Ibing


Das Drehbuch. Praktische Filmdramaturgie 


von C.P. Hant


Am Anfang war die Idee.


Claus Peter Hant erklärt anschaulich wie ein Drehbuch entsteht, angefangen von der Struktur, über dramaturgische Elemente, Figurenbildung, Überarbeitung, Drehbuchformatierung und wie man das Drehbuch auf den Weg zum Film bringt. Und nichts anderes macht ein Schriftsteller in der Planung seines Manuskripts, wenn er ihm eine Struktur gibt. Eine Geschichte ist nichts anderes als die Chronik von Ereignissen (Plot), eine Kette von Zusammenhängen aus Ursachen und Wirkungen, die permanent zwischen aktiver Handlung und passivem sich Verhalten schwanken. 


C.P. Hant zu seinem Buch: «Die Ideen von Syd Field, Robert McKee und Linda Seger finden sich hier genauso wie die Gedanken zur Kinodramaturgie von John Truby, Richard Walter, Frank McAdams, Viki King, Thomas Schlesinger, Keith Cunningham, Christopher Vogler und anderen. Offbeat-, Kunst- und Experimentalfilme sind hier nicht das Thema. Es soll ausschließlich der dramaturgische Aufbau von Filmen erläutert werden, die geeignet sind, ein Massenpublikum zu erreichen. Lust am Geschichtenerzählen ist die einzige Voraussetzung, die meine Leserschaft mitbringen muss.»


Der Plot


  • Wer ist der Protagonist?
  • Was ist sein Ziel?
  • Welches ist die antagonistische Kraft?
  • Was ist ihr Ziel?
  • Wie seht der zentrale Konflikt der Geschichte aus?


Die Story Outline wird erklärt, der Dreiakter, konkrete Szenen mit Setting und die Grundvoraussetzung für eine Geschichte:


  • spannend sein
  • Gefühle auslösen
  • Erkenntnis vermitteln


Und dann geht es weiter zum Aufbau der Haupt-Protagonisten. Ausführlich wird nun der Dreiakter erklärt. Die Wichtigkeit der Nebenfiguren wird aufgezeigt ebenso dramaturgische Details wie Exposition, Szene, Dialog, Wendepunkte und einiges mehr. In einem weiteren Kapitel werden Mythen erklärt, mit dabei ist die Heldenreise, integriert in den Dreiakter. Am Ende geht es um die Formatierung eines Drehbuchs. Und es gibt eine Menge Literaturtipps und Adressen. Die Exposition, auch Setup genannt, hat die Aufgabe, die Hauptfiguren einzuführen, deren dramatische Absicht und gegenwärtige Situation klarzumachen, und Szenen und Sequenzen anzulegen, die all das bereits etablieren, was darauf folgt.


Ob nun Drehbuchautor oder Schriftsteller, die Planung eines Manuskripts funktioniert nach gleichen Regeln. Der Leser / Zuschauer durchläuft eine Abfolge von Erwartung – Handlung – Konflikt – neue Erwartung – neue Handlung – neuer Konflikt usw., die sich bis zum Schluss der Geschichte wiederholt. Während dieser Entwicklung verändern sich die Erwartungen des Helden, seine Handlungen benötigen zunehmend mehr Energie, und die Konflikte verstärken auf mehrfache Weise. 


Hant beschrieb erstmals den «Hook», was so viel bedeutet wie Angelhaken, womit seine dramaturgische Funktion präzise bezeichnet ist, auch point of attack, triggering incident, inciting incident genannt. Er wird in der Exposition gesetzt, um den Leser / Zuschauer zu fesseln. Es ist der Moment, der alles Folgende auslöst. Das «auslösende Moment» bringt das Leben des Protagonisten aus seinem Gleichgewicht – wie auch immer. Das Buch ist ein gutes Grundgerüst zur Dramaturgie, Grundwissen, um eine Geschichte zu planen.  –  Das Buch ist nicht mehr neu zu erwerben, aber im Antiquariat gibt es noch Angebote. 


Claus Peter Hant ein deutscher Film- und Buchautor. Filme von Claus Hant wurden für den Grimme-Preis nominiert und mit dem Goldenen Löwen, dem Cadrage Succes, Romy und dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Er war Mitarbeiter des American Film Institute sowie der Produktionsfirma Warner Brothers. Heute lebt er in Irland, Dublin.


C.P. Hant
Das Drehbuch. Praktische Filmdramaturgie
Sachbuch, Schreiben, Filmdramaturgie, Dramaturgie
Gebundene Ausgabe, 211 Seiten
Zweitausendeins, 1999


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