Direkt zum Hauptbereich

CRAFTBOOK - UHRZEIT LERNEN von Gabriele André, Wolfgang André und Anton - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing





CRAFTBOOK - UHRZEIT LERNEN 


von Gabriele André, Wolfgang André und Anton


Das Craftbook Band 21 «Uhrzeit» ist für alle Kinder ab dem Vorschulalter
 
Dies ist ein Mal-Bastel-Lernbuch, um die Urzeit zu erlernen. Auch für Eltern gibt es am Anfang einige kurze Begleittexte. Spielerisch die Uhrzeiten zu bestimmen, ist hier das Ziel. Neben den Übungen sind zeichnerische Erholungsaufgaben gesetzt, in Form von Ausmalbildern oder ein paar Bastelaufgaben. Wir basteln eine Uhr: Schnippeln, zusammensetzen und abgedruckten Urzeiten vom unteren Bildrand nachstellen. Hier hätte ich mir den Tipp gewünscht, die Zeiger mit einer metallenen Rundkopfklammer zu befestigen, denn sonst fliegt das Papier bei jedem Windstoß davon; vielleicht das dünne Papier vorher auf Pappe aufkleben. Die Schneiderichtung ist nach links gezeichnet – wäre geschickter gewesen, dies nach rechts anzugeben, denn im Text steht: Bewegungsrichtung der Uhrzeiger nach rechts … Nun gut. Es folgen lange Texte, bei denen mir nicht klar ist, sind sie für Eltern oder Kinder? Ein Absatz, bei dem das Kind mit du (immer Du / Deinem im Text – alte Rechtschreibreform, nicht sinnvoll für Kinder) angesprochen wird – der nächste beginnt mit «Dein Schützling» … Hier muss klar gekennzeichnet werden, welcher Text für Kinder gilt, welcher für Erwachsene. Vignetten wären hier sinnvoll. Bitte schön, was ist ein Schützling? 






Wichtig für Kinderbücher ist, das Wissen in nicht zu großen Textblöcken dargeboten wird, sondern dass die Texte lesepsychologisch sinnvoll und sachgerecht gegliedert sind; am besten mit anschaulicher Grafik aufgearbeitet. Das Buch ist ab 4 Jahren ausgeschrieben, was sowieso nicht passend ist. Sprache (Wortwahl und Grammatik) müssen altersgemäß sein. Selbst für 7-Jährige sind hier viel zu lange Sätze, viel zu kompliziert konstruiert. Texte über eine gesamte DIN A4-Seite! Ich habe mal bei einem Satz gezählt: 41 Worte in einem Satz! Vom Sprachgebrauch her klingen die Passagen obendrein recht altertümlich.






Nun geht es an Ausmalarbeiten, selbst eine Uhr malen. Die Figuren sind ansprechend und lustig. Prima, Darstellung von unterschiedlichen Uhren im Lauf der Geschichte: Antik, Wecker, Armbanduhren, Sanduhr, Digitales; die mit verschiedenartigen Zahlen und Ziffern besetzt sind. Aufgabe: «Verfasse eine kurze, lustige Geschichte, schreib sie auf.» Mit 4 Jahren? Das ist eigentlich etwas für die 2. Klasse +; und da sollte man die Uhr bereits kennen. Auf Uhren gibt es divergente Ziffern: arabische, römische, das wird gut dargestellt und erklärt. Malaufgaben, Uhrzeiten ablesen und aufschreiben seitenlang – ein wenig zu viel) oder in den Wecker die Zeiger zur angezeigten Uhrzeit einmalen; zum Ausmalen ein lustiger Römer. Puzzlestücke zuordnen. Ein Spiel zum Basten! Prima Idee: ein Dominospiel mit Uhrzeiten. Ausschneiden und los geht es. Auch die Brüche werden in die Übung eingebunden: halb, Viertel … Jede Menge witziger Ausmalseiten. 




Kann man mit dem Buch die Uhrzeiten lernen? Wahrscheinlich nein (zumindest nicht mit der Textbegleitung) – aber es ist ein interessantes Begleitmaterial ab 7 Jahren. Warum erst ab sieben? Weil man seitenlang komplexe Zahlen eintragen muss, wie 1:50 oder 11:10 – oder eine Geschichte aufschreiben. Neben der Theorie sind zum Lernen der Uhrzeit bekanntlich Lernspieluhren und Lernspiele hilfreicher, die schrittweise vorgehen, die visuelle und taktile Wahrnehmung ansprechen, Spielcharakter haben. In Kombination mit diesem Heft sollte das klappen. Dieses Buch will mit spielerischen Elementen in die Theorie auflockern, was sehr löblich ist und teilweise auch gelingt. Theoretisch sind viele Blätter klasse Kopiervorlagen, die man immer wieder benutzen könnte (wie es ja manche Bücher für den Privatgebrauch erlauben). Das wird aber auf der Impressumsseite ausgeschlossen.




Die Beschreibung zum Buch: «… fördert die Kreativität, insbesondere die Konzentration und erleichtert ebenso das Erlernen der motorischen Fähigkeiten. Die ausgewählten Bilder erwecken ein besonderes Interesse, erworbene Fähigkeiten des Zeichnens anzuwenden, um ideenreiche eigene Werke zu erschaffen. Der erlebte Moment der bemühten Tätigkeit ein schönes Bild nach der eigenen Vorstellung zu vollenden, beruhigt das Gemüt der Kleinen und steigert das Selbstwertgefühl. … Ausführende Tätigkeiten schaffen Freiraum für das geistige Wohlbefinden der Kleinen, welche auch deren Ideenreichtum im Schaffungsprozess fördert.» Puhh … komplizierter geht es nicht …  Dieses Buch ist vom Verlag für Volksschüler konzipiert … Ich bin bereits lange Großmutter – der Begriff war bereits bei meiner Einschulung abgeschafft (Wortschöpfung aus dem Nazireich), von daher ist dieser Begriff verwunderlich. Aber der Text von oben unterstreicht die hausbackene Sprache. In welcher Form in diesem Buch Kreativität gefördert wird (ausmalen) oder Konzentration, ist mir ein Rätsel. Jedes Lesen und Lernen fördert Konzentration. Und das muss mir mal einer erklären: «erworbene Fähigkeiten des Zeichnens anzuwenden» … welche denn? Über den Rest muss ich mich sicherlich nicht weiter auslassen. Kreativität und Selbstwertgefühl entsteht im Schaffen eigener Werke! Nicht beim Ausmalen. Aber natürlich malen Kinder gern etwas aus! Die Figuren sind ansprechend, witzig und machen Spaß! Nimmt man die Texte heraus, ist das ein nettes Übungsbuch, das man begleitend zu Spieluhr und haptischen Spielen verwenden kann. Der Widerspruch der Altersangabe ab 4 Jahren löst sich im Buch selbst auf, da es sich hier an Schulkinder richtet. Man fragt sich, was für ein Lektor hier am Werk war … zumindest keiner, der etwas von Sprache versteht, und einer, der so gar nichts von Kinderbüchern versteht.


Die Autorin Gabriele André, geb. 1966 und Wolfgang André, geb. 1965, sind ein Autorenehepaar aus Österreich, das heute in Kroatien wohnt. Sie schreiben Krimis und Abenteuer-Thriller, sowie kreative Beschäftigungsbücher für Kinder. Wolfgang André war 22 Jahre als Polizist in Wien tätig, heute malt er Cartoons und schreibt Romane. 




Gabriele André, Wolfgang André, Anton Hackner
CRAFTBOOK - Uhrzeiten lernen
Das Craftbook Band 21 «Uhrzeit» ist für alle Kinder ab dem Vorschulalter
Kinderbuch, Ausmalen, Basteln, Uhrzeit lernen, Kinder- und Jugendliteratur
Taschenbuch‎ 100 Seiten, 21.5 x 1.2 x 30.3 cm
tredition  Verlag, 2023
Altersempfehlung: ab 4 Jahren (Verlag) – von mir: ab 7 Jahren







Bilderbücher, Kinderbücher Vor- und Grundschule 5 - 10 Jahre






Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Zappenduster von Hubertus Becker

Wahres aus der Unterwelt Kurzgeschichten aus der Unterwelt: »Alle Autoren haben mehr als zehn Jahre ihres Lebens im Gefängnis verbracht.« 13 Geschichten von 6 verschiedenen Autor*innen. Diverse Schreibstile, vermischte Themen, aber das Zentralthema ist Kriminalität. Knastgeschichten, Strafvollzug, die Erzählungen haben mir unterschiedlich gut gefallen – zwei davon haben mich beeindruckt, die von Sabine Theißen und Ingo Flam. Weiter zur Rezension:  Zappenduster von Hubertus Becker 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension -MENSCH!: Eine Zeitreise durch unsere Evolution von Susan Schädlich, Michael Stang und Bea Davies

  Die Entstehungsgeschichte der Menschheit als spannende Comic-Sachgeschichte präsentiert – lehrreich und humorvoll verpackt! Woher kommen wir? Wer waren unsere Vorfahren? Und ab wann lernten sie, mit Werkzeugen umzugehen? Diese Graphic Novel nimmt uns mit auf eine Zeitreise durch die Evolution der Menschen, indem wir ihnen sozusagen hautnah begegnen. Wissenschaft meets Comic, Historische Fiction – Sachkinderbuch ab 10 Jahren, über die Evolution der Menschen – klasse gemacht! Empfehlung auch als Unterrichtsmaterial! Weiter zur Rezension:    MENSCH!: Eine Zeitreise durch unsere Evolution von Susan Schädlich, Michael Stang und Bea Davies

Rezension - Spanischer Totentanz von Catalina Ferrera

Der erste Barcelona-Krimi, »Spanische Delikatessen«, von Calina Ferrera hatte mir als Hörbuch gefallen: leichte Story mit Lokalkolorit, feiner Humor, spannende Geschichte. Leider konnte mich der zweite Band nicht überzeugen. Weder Spannung noch ein Gefühl für die Stadt kam auf. Touristische Beschreibungen und Restaurantbesuche lähmen eine durchschaubare Kriminalgeschichte, die die Mossos d’Esquadra auf den Cementiri de Montjuïc und die Zona Alta führt. Weiter zur Rezension:    Spanischer Totentanz von Calina Ferrera

Rezension - In der Ferne von Hernan Diaz

  Anfang der 1850er Jahre, Håkan Söderström lebt zu einer Zeit in Schweden, in der die Menschen täglich ums Überleben kämpfen. Auszuwandern ins gelobte Land Amerika scheint eine Chance. So schickt der Vater die ältesten Jungen los. Zusammen mit seinem großen Bruder Linus steigt Håkan auf das Schiff nach England. Von dort soll es nach Nujårk, New York, weitergehen, doch im Hafen von Portsmouth verlieren sich die Brüder. Håkan fragt sich durch: Amerika! Doch der Bruder erscheint nicht auf dem Schiff – denn Håkan sitzt auf dem nach Buenos Aires. Das kapiert er zu spät, steigt in San Francisco aus. New York ist sein Ziel. Fest entschlossen, den Bruder zu finden, macht er sich zu Fuß auf den Weg, entgegen dem Strom der Glückssucher und Banditen, die nach Westen drängen. Sprachlich ausgefeilt, eine spannender, berührender Anti-Western, ein Drama mit einem feinen Ende. Die Epoche der Besiedlung Amerikas, Kaliforniens, wird hautnah eingefangen. Empfehlung! Weiter zur Rezension:  In der Ferne v

Rezension - Ist Oma noch zu retten? von Marie Hüttner

  Ein herrlich spaßiger, spannender Kinderkrimi! Mit Papa und seiner neuen Flamme in die Berge zum Wandern oder zu Oma Lore. Keine Frage! Bei der fetzigen Lore ist es immer lustig. Jetzt sitzt Pia aber seit über einer Stunde auf dem Bahnhof, ohne dass Oma sie abgeholt hat. Sehr seltsam. Omas Haus ist nicht weit entfernt; und so macht sich Pia mit ihrem Rollkoffer auf den Weg. Niemand öffnet die Tür! Durch ein offenes Fenster gelangt sie hinein. Doch Oma bleibt verschwunden. Die Detektivarbeit beginnt … Ein Pageturner, ein Kinderroman, eine waschechte Heldenreise, ein rasanter Abenteuerroman und nervenkitzelnder Kinderkrimi ab 8-10 Jahren. Unbedingt lesen!  Weiter zur Rezension:   Ist Oma noch zu retten? von Marie Hüttner

Rezension - Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

  Eine fantasievolle poetische Gutenachtgeschichte, eine Bilderbuch-Reise über das, was in der Nacht geschieht. Eine Tochter fragt den Papa: «Was ich dich schon immer mal fragen wollte ..... Was passiert eigentlich, wenn ich schlafe?» Und der Papa beginnt zu erzählen. Es beginnt um neun Uhr. Stunde um Stunde verändert sich die Nacht und zeigt uns ihr wahres, ihr traumgleiches Antlitz: Statuen spielen verstecken, Telefone rufen sich gegenseitig an, der Wal im Schwimmbad traut sich an die Wasseroberfläche, die Laternen trinken aus Pfützen… Ist das möglich, was Papa erzählt? Oder will er uns einen Bären aufbinden? Eine wunderschöne Gutenachtgeschichte ab 4 Jahren, die zu herrlichen Träumen einlädt. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

Rezension - Young Agents: Operation «Boss» von Andreas Schlüter

Offiziell gibt es sie gar nicht. Jeder Insider würde ihre Existenz leugnen. Und doch leben sie unter uns: Die Young Agents, europäische, jugendliche Geheimagenten, ausgebildet an einer EU-Agentenschule, fast unsichtbar, denn wer achtet schon auf Kinder? Sie sind im Alter zwischen 11 und 14 Jahren, leben bei ihren Familien und gehen ganz normal zur Schule. Der zwölfjährige Billy, ein Agent aus Deutschland, ist der Icherzähler dieser Geschichte. Gleich am Anfang erklärt er, man soll sich das nicht so vorstellen wie bei 007, James Bond, denn wir befinden uns ja in der Realität. Aber genau das ist es letztendlich! Ein Plotaufbau nach James Bond, eine Heldenreise in drei Akten, beginnend mit einem nervenzerreißenden Intro, in dem der Agent hoher Gefahr ausgesetzt wird – sehr spannend geschrieben  – und mit Action pur geht es weiter, Seite für Seite. Ein Pagemaker zum Entspannen für Jugendliche ab 11 Jahren. Mir fehlte ein wenig Ruhe und Atmosphäre. Wer auf American-Hero-Storys steht, fü

Rezension - Unser Deutschlandmärchen von Dincer Gücyeter

  Eine türkische Familiengeschichte, die mit der Urgroßmutter und der Großmutter einleitend beginnt. Die nächste Generation wandert nach Deutschland aus – das gelobte Land, wo Milch und Honig fließt. Der Traum, den viele «Gastarbeiter» träumten: Arbeiten, viel Geld verdienen, nach Hause zurückkehren und ein Haus bauen. Und dann wurden aus den Gästen Einwohner. In Deutschland die Türken – in der Türkei die Deutschen – entwurzelt, nirgendwo wirklich zu Hause. Eine Familie, die sich bemüht hat, sich zu integrieren. Ein Zwiegespräch zwischen Sohn und Mutter – zwei völlig verschiedene Generationen, aber auch eine Abrechnung mit der deutschen Gesellschaft und eine mit dem Heimatland und dem Machismo, mit der Erniedrigung der Frauen. Ein hervorragender Gesellschaftsroman, ein Bildungsroman über Migration, Rassismus und Misogynie – meine Empfehlung! Weiter zur Rezension:     Unser Deutschlandmärchen von Dincer Gücyeter

Rezension - Ein Freund wie kein anderer von Oliver Scherz und Barbara Scholz

Die Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die einige Krisen überwinden muss. Ein illustriertes spannendes Kinderbuch zum Vorlesen, ebenso für Erstleser geeignet. Ein Erdhörnchenkind und ein Wolf freunden sich an, haben manches Abenteuer zu bestehen und ihre Freundschaft wird auf die Probe gestellt. Weiter zur Rezension:    Ein Freund wie kein anderer von Oliver Scherz und Barbara Scholz