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Chief Joseph von François Corteggiani und Gabriel Andrade - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing





Chief Joseph 


von François Corteggiani und Gabriel Andrade

Die wahre Geschichte des Wilden Westens



Gegen Ende des 19. Jahrhunderts leben die Nez Percé im Wallowa-Tal, ein Gebiet im Osten von Oregon, das plötzlich für Siedler Begehrlichkeiten weckt, da man hier Gold vermutet; andere interessieren sich für das fruchtbare Land. Die Stämme gehen in Verhandlungen, sollen das Land ihrer Väter verlassen, ins Lapwai-Reservat von Idaho umsiedeln. 






Chief Joseph weiß, dass sie keine Chance gegen die Weißen haben, da immer mehr kommen und immer mehr. Bei einem Treffen der Stammesführer spricht er sich dafür aus, dem Dekret nachzukommen, die anderen Stämme wollen kämpfen. Jedoch haben während der Abwesenheit von Joseph ein paar seiner wütenden Krieger ein Massaker an einer Familie angerichtet und es gibt nun kein Zurück mehr. Es folgen harte Kämpfe und letztendlich ist die Übermacht der Weißen zu groß. Joseph will seinen Stamm nach Kanada bringen, auf keinen Fall ins Reservat; sie wollen sich nicht die Freiheit nehmen lassen. Unter der Führung von Chief Joseph entschließen sie sich für einen gefahrvollen Weg, bei dem knapp 800 Menschen, Frauen, Kinder und Alte, in Begleitung von tausenden Pferden von Idaho, Wyoming und Montana über schmale Pfade der Rocky Mountains ziehen. Verbissen ist ihnen die amerikanische Armee auf der Spur, man versucht sie einzukesseln, doch immer wieder entwischt die Gruppe durch List. Kämpfe mit den Soldaten ebnen den Weg. 




Nach vier Monaten, über 2000 Kilometern, endet der Marsch der Nez Percé kurz vor der kanadischen Grenze mit einer Niederlage für den Stamm bei einem letzten Kampf. Erst ein bis zwei Tagesritte (40 Meilen) vor der kanadischen Grenze muss Chief Joseph am 5. Oktober 1877 in den Bear Paw Mountains vor General Oliver Otis Howard und Oberst Miles kapitulieren, da seine Leute nur unter Zurücklassung der Verwundeten, alten Frauen und Kinder hätten fliehen können. Etwa 430 Nez Percé gingen in Gefangenschaft. Etwa 50 Leute entkamen in der Nacht vor der Kapitulation nach Kanada, vor allem White Bird, der Chief Josephs Verhalten ablehnte. Insgesamt fanden etwa 200 Nez Percé bei der Lakota-Gruppe von Sitting Bull im kanadischen Exil Zuflucht. Chief Joseph trat nun in Verhandlungen, um eine Rückkehr aus dem Reservat in den Norden zu bewirken, so zum Beispiel 1879 vor dem Kongress. Er erreichte nichts. Erst 1885 wurde ein Teil der Nez Percé an den Columbia-Flussin Idaho verlegt, der andere Teil nach Colville in Washington.

Wenn der weiße Mann in Frieden mit den Indianern leben will, so kann er das. Gebt allen Menschen das gleiche Gesetz. Gebt allen Menschen die Möglichkeit, zu leben und sich zu entwickeln. Alle Menschen wurden vom großen Geist erschaffen und alle sind Brüder. Chief Joseph


Chief Joseph oder Hinmaton-Yalatkit (auch Hinmuuttu-yalatlat) - «Donner-der-den-Berg-herunter-rollt» oder Hinmatóoyalahtq'it - «Donner-der-zu-höheren-Gebieten-wandert», oder Heinmot Tooyalakekt, wurde am 3. März 1840 geboren, als Kind von katholischen Missionaren erzogen, starb am 21. September 1904 im Reservat, «an gebrochenem Herzen», wie sein Arzt diagnostizierte. Er war der Häuptling der Wal-lam-wat-kain, auch als Wallowa bezeichnet, zugehörig zum Stamm der Nez-Percé-Indianer aus dem Wallowa-Flusstalim im nordöstlichen Oregon. Er war der Führer des Stammes mit rund 1000 Stammesmitgliedern mit über 200 Kriegern, galt als intelligent und als kluger Taktiker und man gab ihm den Spitznamen «indianischer Napoleon». Joseph forderte beim amerikanischen Staat auch immer wieder im Kongress, beim Präsidenten, die Gleichstellung aller Einwohner Amerikas ein. Er ist leider nicht so bekannt wie Sitting Bull oder Tecumseh und andere, darum freut es mich besonders, dass man mit diesem Comic auch Chief Joseph ein Denkmal gesetzt hat. Zeichnerisch hat Gabriel Andrade Jr. die Graphic Novel sehr fein umgesetzt im typischen Comic Stil, atmosphärisch dicht. Erzählerisch bleiben die Figuren auf Abstand. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Tiefe in den Persönlichkeiten gewünscht, das bleibt mir zu oberflächlich. Alles in allem aber ein guter Comic aus der Serie «Die wahre Geschichte des Wilden Westens». Prima Idee, US-Geschichte, die Besiedlung Amerikas als Graphic Novel zu präsentieren.





Als 20-Jähriger ging Corteggiani 1973 nach Paris. Bevor er sich 1974 beruflich dem Medium Comic zuwandte, arbeitete er nach seinem Abitur als Werbezeichner. Anfänglich bei Spirou, wechselte er später zum Magazin Pif Gadget. Ursprünglich war er als Zeichner tätig, schrieb später Szenarios für andere Zeichner. 1979 begann er eine Zusammenarbeit mit Pierre Tranchand, aus der Chafouin et Baluchon, Bastos und Zakusky (Bastos et Zakousky), Mandarine (Marine) und Smith & Wesson (Smith et Weston) entstanden. Nach dem Tod von Jean-Michel Charlier übernahm Corteggiani im Jahr 1990 die Reihe Die Jugend von Blueberry (La Jeunesse de Blueberry) als Texter. Er zog um nach Carpentras, da das Internet die Kooperation distanzenüberwindend ermöglichte. 2004 wurde er Chefredakteur des wiederaufgelegten Magazins Pif Gadget.





Gabriel Andrade Jr. ist nicht nur ein begnadeter Zeichner, sondern auch ein ausgezeichneter Musiker. Als seine Vorbilder nennt er Milo Manara, Moebius, Paolo Eleutieri Serpieri und die Manga von Katsuhiro Otomo und CLAMP. Auf Deutsch liegen von ihm vor: Crossed Plus One Hundred (nach einem Szenario von Moore; als Crossed + Einhundert bei Panini), Crossed: Badlands bei PaniniS, Die Hard – Year One (Die Hard – Das erste Jahr), Ferals und Über (Über – Das letzte Aufgebot), ebenfalls alle bei Panini.





François Corteggiani , Gabriel Andrade
Chief Joseph 
Die wahre Geschichte des Wilden Westens 5
Originaltitel: ‎ Veritable histoire du Far West 5
Farben Piky Hamilton
Historischer Berater Farid Ameur
Westerncomic, Comic, Nez-Percé-Indianer, Hinmaton-Yalatkit, Wal-lam-wat-kain, USA, US-Geschichte, Besiedlung Amerikas, Bear Paw Mountains, General Oliver Otis Howard 
Hardcover, 56 Seiten, 32.4 x 23 cm
Splitter-Verlag, 2024



Indians! von Tibure Oger

1922, irgendwo in Amerika. White Wolf, ein ehemaliger Häuptling der Chippewa, sitzt als Zirkusattraktion vor Publikum und erzählt aus seinen Erinnerungen. Es sind Geschichten aus einem langen Leben, das bald sein Ende finden wird. Geschichten aus 400 Jahren Kolonialismus, von einseitigen Kriegen und zweischneidigen Verträgen, von Heldenmut und von Habgier. Geschichten vom wackeren Kampf der First Nations gegen den Mord an ihrem Volk und von ihrer scheinbar unausweichlichen Niederlage. Tiburce Oger hat für «Indians!» sechzehn herausragende Künstlerinnen und Künstler der Neunten Kunst versammelt, um eine Chronik der Eroberung des Westens zwischen 1540 und 1889 zu erschaffen: Die bittere Kehrseite des amerikanischen Traums, die Auslöschung von Kulturen der indigenen Völker. Sehr guter Comic, der in kleinen Graphic Novels aus der Sicht der Ureinwohner die Geschichte ins rechte Licht rückt.

Weiter zur Rezension:   Indians! von Tibure Oger


Graphic Novel, Comic, Grafisches  

Für die Fans von Comis / Graphic Novels und sonstigem Gezeichneten, wie Satire. Hier auf dieser Seite zusammengefasst.  Alle Altersgruppen. Graphic Novel, Comic, Grafisches

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