Direkt zum Hauptbereich

Blödes Bild von Johanna Thydell und Emma AdBåge - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Blödes Bild 

von Johanna Thydell und Emma AdBåge


Manchmal nerven Geschwister – manchmal ist man von sich selbst genervt – manchmal findet man alles nur blöd, den ganzen Tag lang. Minze ist sauer! Alles gelingt ihrem Bruder besser.

… dass Max drei Jahre älter ist, sagt Mama immer. Aber das macht es kein bisschen besser. DREI JAHRE. Das holt sie niemals auf! Nicht wie drei große Schritte oder drei Löffel Müsli oder drei Felder beim Mensch-ärgere-Dich-nicht.




Max sitzt am Tisch, verrät nicht, was er dort malt, hält die Hand davor, damit Minze es nicht abmalt. Aber sie hat keine Idee, was sie malen könnte. Mist! Sie läuft herum, macht dies und das, überlegt. Draußen fällt Schnee! Den malt sie jetzt. Weißes Blatt, weißer Schnee. Blödes Bild! Und obendrauf ein blöder Bruder, der alles besser weiß. Und blöde Katze, die dann auch noch die Vase umwirft und das Bild durchnässt. Minze steigert sich immer weiter in ihre Wut hinein, platzt. Sie regt sich ab, föhnt das nasse Bild. Dann geht es wieder los mit einem Missgeschick – sie ist wieder sauer und elendig traurig – bis großer Bruder …




Ein wundervolles Bilderbuch, eine zauberhafte Geschwistergeschichte. Ideenfindung, Kreativität, Selbstzweifel, Geduld, Durchhaltevermögen, man hat es nicht leicht als kleiner Geschwisterteil. Warum kann man das alles nicht, was die Großen können oder die Erwachsenen. Eigentlich will man kreativ sein, aber es fällt einem nichts ein – wie blöd! Und wenn man etwas probiert, dann kommt nichts dabei raus, es wird auch noch verhunzt! Selbstzweifel – ich kann nichts – andere sind besser. Wut über die eigene Unfähigkeit und Missgeschicke. Auch damit muss man lernen, sich auseinanderzusetzen, nicht aufzugeben, Geduld zu haben. Geschwister können nerven – aber gleichzeitig können sie ausgleichen und unterstützen, dem anderen Geschwisterteil eine Freude machen. Ein facettenreiches Kinderbuch.

Die Grafik ist schnörkellos, zurückhaltend – mit Zeichenstift in wenigen Strichen wohltemperiert, der Hintergrund ist weiß. Zarte Farben beleben das Wesentliche. Die Mimik der Kinder ist mit kurzer Strichführung ausdrucksstark und kann von bereits kleinen Kindern gelesen werden. Die Steigerung von Wut und Frust ist neben der Mimik in der Gesichtsfarbe zu erkennen. Grafisch klasse gelöst. Die Altersempfehlung 3-6 Jahre finde ich passend.

Johanna Thydell, 1980 geboren, hat eine ganze Reihe erfolgreicher Jugendromane verfasst. Gleich ihr erstes, 2003 erschienenes Buch, »An der Decke leuchten die Sterne«, wurde mit dem renommierten August Prize ausgezeichnet, auch »Blödes Bild!« war für diesen Preis nominiert. Thydells erstes Bilderbuch, »Ein Schwein im Kindergarten«, hat sich in Schweden über 60.000 Mal verkauft und ist in 16 Ländern erschienen.
Emma AdBåge, 1982 geboren, hat Illustration studiert. Sie ist Autorin und Illustratorin zahlreicher Kinderbücher. Inspirieren lässt sie sich bei ihrer Arbeit von Kindern, ihrer Sprache und ihren Einfällen.


Johanna Thydell und Emma AdBåge 
Blödes Bild
Bilderbuch
Originaltitel: Dumma Teckning!
Übersetzt aus dem Schwedischen von Maike Dörries
Altersempfehlung: 3-6 Jahre
Antje Kunstmann Verlag, gebundene Ausgabe 32 Seiten, 2019

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

  Ein atmosphärisch dichter und spannender Schweden-Krimi von Hans Rosenfeldt, bekannter Krimiautor und Drehbuchautor (skandinavische TV-Serie «Die Brücke», britische Fernsehserie «Marcella» über Netflix) erwartet uns mit dem Auftakt einer neuen Serie. Die Erwartungen waren hoch. Rosenfeldt hat geliefert. Die Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, wird zufällig zum Schauplatz eines Drogendeals. Wer hat die Drogen und das Geld, wer wird sie am Ende bekommen? Der einzige der durchblickt, ist der Leser – Dank Mehrperspektivität. Denn alle Protagonisten tappen im Dunkeln – wissen nichts voneinander. Ein komplexer und spannungsreicher Thriller! Weiter zur Rezension:    Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

Rezension - Kalte Füße von Francesca Melandri

  Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der «Rückzug aus Russland» hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt - auch in der Familie von Francesca Melandri, einer der wichtigsten Autorinnen Italiens. Ihr Vater hat ihn überlebt. Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Der Vater ist vor allem in der Ukraine gewesen. Sie tritt mit ihrem verstorbenen Vater in ein Zwiegespräch, wobei sie den Krieg damals mit dem Heutigen in der Ukraine vergleicht. Und es ist eine Abrechnung mit der italienischen Linken. Empfehlung, unbedingt lesen! Weiter zur Rezension:    Kalte Füße von Francesca Melandri 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Die Grille in der Geige von Anna Haifisch

  Eines Sommers findet eine wandernde Grille im Wald eine alte Geige . «Wie praktisch!», ruft sie und zieht in das geräumige Instrument ein. Sie töpfert und zieht Nudeln und des Nachts zupft sie die Saiten, erfreut alle Insekten und Mäuse in der Umgebung mit ihrer Musik. Doch als ein bitterkalter Winter das Land überzieht, stürmen die Insekten das Heim der Grille , zerhacken es und zünden es an … Ein humorvolles Bilderbuch ab 4 Jahren – Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Grille in der Geige von Anna Haifisch 

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann . Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

Rezension - Was danach kommt von Anika Suck

  Karmen passt einen Moment beim Autofahren nicht auf und verursacht einen Verkehrsunfall mit tragischem Ausgang – ein Kind ist tot. Es sind nur ein paar Sekunden, die Karmens Leben in seinen Grundfesten erschüttern. Denn im darauffolgenden Prozess muss sie sich einer Schuld stellen. Von der Presse Kindsmörderin getauft und von der Empörungsgesellschaft vorverurteilt, wird sie auch von ihrem sozialen Netz fallen gelassen. Am Ende muss Karmen selbst entscheiden, ob sie schuldig ist oder nicht. Mich konnte das Buch nicht überzeugen, da für mich die Darstellung der Geschichte absoluter Gerichts-Nonsens ist. Weiter zur Rezension:    Was danach kommt von Anika Suck  

Rezension - So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

  Am Fuße der Elk Mountains in Colorados strömt der Gunnison River an einer alten Pfirsichfarm vorbei. Hier lebt in fünfter Generation in den 1940ern die 17-jährige Victoria mit ihrem Vater, dem Onkel und ihrem Bruder Seth. In der Stadt begegnet sie Wilson Moon, und beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Dramatische Ereignisse zwingen Victoria, selbst das Leben in die Hand zu nehmen. Ein wenig schwülstig, doch gut lesbar, atmosphärisch, ein Familienroman, ein Coming-of-age – gute Unterhaltung … eine Hollywood-Geschichte. Die Pilcher-Fraktion wird begeistert sein!  Weiter zur Rezension:    So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

Rezension - Die Lotsin von Mathijs Deen

  Was geschah auf dem Forschungsschiff? Kaum hat vor Helgoland eine Übung des niederländischen, deutschen und dänischen Grenzschutzes begonnen, geht bei der Küstenwache ein Notruf ein. Eine Klimaforscherin , die mit einem US-Forschungsschiff auf dem Weg von Grönland nach Kiel war, wird vermisst. Xander Rimbach , Ermittler der Bundespolizei See , geht an Bord. Zunächst weist alles auf einen Suizid hin. Rimbach drückt aber das Bauchgefühl, dass hier ordentlich gemauert wird. Irgendetwas stimmt nicht auf diesem Schiff. Ein literarischer Krimi, Kriminalliteratur vom Feinsten. Weiter zur Rezension:    Die Lotsin von Mathijs Deen