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Alle zählen von Kristin Roskifte - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Alle zählen 


von Kristin Roskifte


Siebeneinhalb Milliarden Menschen leben zusammen auf unserem Planeten. Jeder Einzelne hat seine persönliche, einzigartige Geschichte. Alle zählen. Und einer von ihnen bist du! Jeder zählt – also beginnen wir zu zählen! Es beginnt ganz einfach: Ein Mensch (Kind) liegt in einem Bett.


Ein Mensch. Er liegt im Bett und zählt seine Herzschläge. Er fragt sich, wie viele Menschen in diesem Augenblick dieselben Sterne sehen wie er.




Auf der nächsten Seite sind es zwei, und «einer von ihnen sagt etwas, an das sich der andere für den Rest seines Lebens erinnern wird.» Es sind poetische, philosophische Elemente in diesem Buch enthalten, die sehr berühren, aber auch Spaß, Empathie und Beobachtung. Dort sehen drei Sieger auf dem Podest, aber nur einer jubelt und einer scheint so gar nicht zufrieden. Woran erkennst du das? Mimi und Gestik lesen. Unter jedem Bild befindet sich eine Aufgabenstellung. Wer von ihnen hat Angst, wer ist einsam, wer freut sich? Bis zur Zahl 30 geht es Seite um Seite fort. Situationen aus dem Leben – Riesenrad fahren, Schulunterricht, Wartezimmer, Mehrfamilienhaus, Gefängnis, Beerdigung, ein Park, ein Verein für Rosagekleidete – zählen und schauen, suchen, herausfinden. 



Nun wird es wimmelig! Fünferschritte bis 100, dann immer schneller 1000 und zum Schluss unzählbat der Blick aus dem All: 7 500 000 000! Zu jedem Bild gibt es eine Menge zu erzählen, die einzelnen Geschichten im Bild. Humorvoll, traurig, zum Nachdenken, zum darüber reden und was passiert danach? Hier werden keine Aufgaben gegeben, wie suche ... sondern die Autorin stellt Behauptungen auf: «Zwei müssen eine Entscheidung treffen. Einer wird sehr bald unzufrieden sein», oder eine Fußballmannschaft: «Einem verursacht es Bauchkneifen, in die Schule zu gehen.» Interpretiert man die Mimik der Kinder, gibt es drei Möglichkeiten, vielleicht sogar vier von elf. Welcher ist es und warum? Die Autorin lässt viel Raum offen und hütet sich, in die Stereotype zu fallen. Kann sein, dass es das schwarze Kind ist, kann sein, dass es einer der drei anderen Kinder ist. Kristin Roskifte öffnet den Raum der eigenen Interpretation. Wie kommt du darauf, hast so etwas schon erlebt? 



Die Darstellungen konzentrieren sich auf die bunt illustrierten Personen und das, was sie tun, ihre Gestik, ihre Mimik. Der Hintergrund ist weiß, nur zarte, hellblaue Striche geben ein wenig mehr Orientierung zum Geschehen. Je höher die Zahl steigt, umso bunter wird das Blatt, um so wimmliger. Der Gerstenberg Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 5 Jahren. Das halte ich für angemessen, denn es geht letztendlich nicht um das zählen lernen. Hier wird Empathie angesprochen, lernen, andere zu lesen, sich Gedanken um andere Menschen zu machen, denn ALLE ZÄHLEN! Leider gibt es seitens des Verlags keine Infos zur Autorin.


Kristin Roskifte ist eine norwegische Illustratorin und Bilderbuchautorin. Für das Buch «Alle zählen» wurde sie 2019 vom Nordischen Rat für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Die Jury lobte die Bilder im Buch und beschrieb den Text als «poetisch und humoristisch».


Kristin Roskifte
Alle zählen
Originaltitel: Alle sammen teller
Aus dem Norwegischen übersetzt von Maike Dörries
Bilderbuch, Kindersachbuch, Kinderbuch
Gebunden, 64 Seiten, 24,5 x 34 cm
Gerstenberg Verlag, 2021
Altersempfehlung: ab 5 Jahren


Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
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