Direkt zum Hauptbereich

3 2 1 Anna und Oma zählen mit von Mari Kanstad Johnsen - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



3 2 1 Anna und Oma zählen los 


von Mari Kanstad Johnsen


Anna ist in den Sommerferien bei ihrer Oma und sie freut sich auf eine Reise. Doch Oma will zu Hause bleiben bei Saxophonmusik und Malen ... Oh, neee. Dann möchte Anna wenigstens das Kuschelkanienchen haben. «Sooooooo süß.» Mit irgendetwas muss man doch nach den Ferien bei den anderen protzen können! Doch das kostet 50 Kronen! Oma schlägt ihr einen Deal vor. Anna könne ihren Sommerjob übernehmen: In 5 Nachbarhäusern Haustiere und Pflanzen betreuen, während die Besitzer im Urlaub sind: 1 Schlange, 2 Kaninchen, 3 Vögel, 4 Tomaten und 5 Fische. Der Lohn: für jedes Haus 10 Kronen. Aufgeregt stürzt sich Anna in das Abenteuer. «Jajaja, babyleicht», sagt sie.




Doch das alles ist nicht so einfach! Da sind in Haus Nr. 2 gleich 2 hungrige Kaninchen, die 2-mal am Tag 2 Mohrrüben bekommen; in Haus Nr. 3 gibt es 3 Vögel, die 3 Körnerknödel brauchen, usw. Anna macht sich Notizen und auf den Weg. Oma liegt derweil gemütlich im Garten oder malt Bilder. Die Schlange lebt, abhaken. Uppps, die Kaninchen sind aus dem Stall abgehauen! Kann man ja verstehen. Die armen Vögel sollten auch herumfliegen dürfen! Am Ende hat Anna alles geschafft – und sie ist geschafft. Da kommt ihr eine Idee! Einfacher wäre es, wenn man alle Tiere und Pflanzen in ein Haus zusammenlegt. Kurze Wege für Anna und alle haben Gesellschaft. Ob das eine gute Idee war?



Am letzten Tag kontrolliert Oma die Arbeit und bekommt einen großen Schreck! Oma muss die Schlange zum Tierarzt fahren und alles in Ordnung bringen, einige Dinge ersetzen; das alles ist nicht billig. Anna möchte ihren Lohn ausgezahlt haben. Doch Oma rechnet gegen: sie hat 238 Kronen ausgegeben! Anna ist stinkwütend! Genau das hat Mari Kanstad Johnsen herrlich in einer comicartigen Bildabfolge aufs Papier gebracht. Kein Kaninchen, kein Urlaub, nur harte Arbeit! Doch Rettung naht!



Die Grafiken von Mari Kanstad Johnsen erinnern ein wenig an den Karikaturisten Jean-Jacques Sempé. Der frische Stil – in Richtung Cartoon, hat mir sehr gut gefallen! In Mischtechnik, Aquarell, Tempera, Zeichenstift, mit dem Computer nachbearbeitet ist dies ein herrliches Farbenspiel. Detailreich gibt es jede Menge Dinge zu entdecken, Finessen, die enorm spaßig sind. Die künstlerische Oma mit Baskenmütze, barfuß in Flip-Flops, ist keine Kaffeemützenoma; schon gar nicht ist sie die Ichkannallesverstehen-Oma. Die Körpersprache von Anna spricht Bände! Es ist ein ziemlich lustiges Abenteuerbuch, denn Anna erlebt eine Menge. So manches geht hier drunter und drüber – schau genau hin. Die Texte sind kurz – aber das Kinderbuch hat immerhin 74 Seiten; 74 herrliche Grafiken, denn die erzählen das Detail der Geschichte. Verantwortung übernehmen, was heißt das? Einen Job übernehmen, was bedeutet das? Haben wir es hier mit einer grantigen Oma zu tun, die den Arbeitslohn verweigert? Das Bilderbuch verbirgt eine Menge Zündstoff. Der Beltz und Gelberg Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 5 Jahren. Das passt. Ein rundum geniales Bilderbuch, das ich unbedingt empfehle! Viel Spaß!



Mari Kanstad Johnsen, die in an der Kunsthochschule in Stockholm studierte, lebt und arbeitet in Oslo und gehört in Norwegen zu vielversprechendsten jungen Kinderbuchillustrator:innen. Ihre Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet. Über dieses, ihr erstes Bilderbuch, schrieb die Norwegische Presse: «Wie ein frischer Wind unter den Kinderbüchern über das Rechnen! Auch wenn sie das Buch 145 -mal lesen müssen, und das werden Sie bestimmt, gibt es jedes Mal neue Details zu entdecken..» Klassekampen Bokmagasinet



Mari Kanstad Johnsen
3, 2, 1 - Anna und Oma zählen los
Aus dem Norwegischen übersetzt von Friederike Buchinger
Bilderbuch, Kinderbuch, Kinder- und Jugendliteratur
Hardcover, 74 Seiten
Beltz und Gelberg Verlag, 2022
Altersempfehlung: ab 5 Jahren






Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Das Nest von Sophie Morton-Thomas

  Ein Küstenort in Großbritannien, wo das Marschland auf den Ozean trifft, wo Vögel die bessere Gesellschaft sind, lebt Fran eine ereignislose Routine. Sich um den Campingplatz kümmern, der mit Mobilheimen ausgestattet ist, ihren Sohn von der Schule abholen, Abendessen kochen. Mit Dom, ihrem Mann, läuft es nicht mehr so, ihre Schwester lebt mit ihrer Familie in einem Wagen, zahlt keine Miete, dem Schwager hatte sie den Entzug finanziert und jetzt trinkt er wieder, hat keine Arbeit. Freude findet Fran nur an den verschiedenen Vogelarten, die sie am Strand beobachten kann; sie hat auch ein Häuschen zur Beobachtung finanziert. Und nun entdeckt sie ein Nest mit einer seltenen Vogelart, hofft, dass die Jungen ausschlüpfen werden. Und verschwindet die Lehrerin … Ein leiser Thriller. Weiter zur Rezension:    Das Nest von Sophie Morton-Thomashttps

Rezension - Dunkle Sühne von Karin Slaughter

  Gesprochen von NinaPetri  Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 19 Stunden und 55 Minuten  Willkommen in North Falls - einer kleinen Stadt, in der jeder jeden kennt. Das glauben zumindest alle. Bis zum großen Feuerwerk am 4. Juli . Als in dieser Nacht zwei Teenager-Mädchen verschwinden, ist die Stadt in Aufruhr. Für Deputy Emmy Clifton wird der Fall zur Bewährungsprobe – beruflich und persönlich, ihr Vater ist der Sheriff der Kleinstadt. Eines der vermissten Mädchen ist die Tochter ihrer besten Freundin, und Emmy weiß, dass sie sie nach Hause bringen muss, um eine alte Schuld zu begleichen. Doch je tiefer Emmy in die Ermittlungen eintaucht, desto stärker wird ihr bewusst, dass hinter den vertrauten Gesichtern der Kleinstadt dunkle Abgründe lauern. Ein klasse Auftakt für eine Serie,  Copkrimi , Whodunnit , ein düsterer, stimmungsvoller literarischer Krimi aus den ländlichen Südstaaten, gut aufgebaute Charaktere, toxische Männlichkeit , Spannung, Familiendramen, Wendun...

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann . Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

Interview mit Christina Clemm von Sabine Ibing

  © Sibylle Baier, Antje Kunstmann Verlag Christina Clemm arbeitet als Strafverteidigerin und als Nebenklagevertreterin von Opfern sexualisierter und rassistisch motivierter Gewalt. Deutschlands bekannteste Fachanwältin für Straf- und Familienrecht in Berlin und war Mitglied der Expertenkommission zur Reform des Sexualstrafrechts des BMJV, Aktivistin und politisch aktiv für Geflüchtete und von Gewalt Betroffene. Nach den neuesten Zahlen des BKA ist jede dritte Frau in Deutschland von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. In ihrem Buch «AktenEinsicht – Geschichten von Frauen und Gewalt» nimmt sie uns mit auf eine Reise in die Gerichtssäle der Republik, an die Tatorte, in die Tatgeschehen. Mit  «Gegen Frauenhass» zeigt sie die Mechanismen patriarchaler Gewalt und fordert, dass sich endlich etwas ändert. Hier mein Interview mit Christina Clemm. Weiter:   Interview mit Christina Clemm von Sabine Ibing

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Was danach kommt von Anika Suck

  Karmen passt einen Moment beim Autofahren nicht auf und verursacht einen Verkehrsunfall mit tragischem Ausgang – ein Kind ist tot. Es sind nur ein paar Sekunden, die Karmens Leben in seinen Grundfesten erschüttern. Denn im darauffolgenden Prozess muss sie sich einer Schuld stellen. Von der Presse Kindsmörderin getauft und von der Empörungsgesellschaft vorverurteilt, wird sie auch von ihrem sozialen Netz fallen gelassen. Am Ende muss Karmen selbst entscheiden, ob sie schuldig ist oder nicht. Mich konnte das Buch nicht überzeugen, da für mich die Darstellung der Geschichte absoluter Gerichts-Nonsens ist. Weiter zur Rezension:    Was danach kommt von Anika Suck  

Rezension - A GOOD GIRL’S GUIDE TO MURDER von Holly Jackson

Ein überraschend guter Jugendkrimi ab 14 Jahren! Für ein Schulprojekt will Pippa, genannt Pip, den Vermisstenfall «Andie Bell» rekonstruieren, wobei sie die Bedeutung der Printmedien und Social Media untersuchen will. Andie Bell war fünf Jahre zuvor in einer Nacht verschwunden. Ihr Freund Sal Singh wurde verdächtigt, denn es gabt einige Spuren, die zu ihm führten, die Medien fuhren sich auf ihn ein. Sal Singh hatt kurz darauf Suizid begonnen, sich an einem Baum aufgehängt. Für den gesamten kleinen Ort und für die Polizei war die Sache klar: Andie ist ermordet worden, Sal bringt sich um und gesteht somit den Mord. Pip will genau wissen, was damals geschah. Weiter zur Rezension:  A GOOD GIRL’S GUIDE TO MURDER von Holly Jackson

Rezension - Hase Hollywood und das Geheimnis des Drachenlandes von Stefan Rasch, Simon Rasch und Anja Abicht

  Ein mächtiges Kinderbuch! Schwer an Gewicht, eine lange witzige, fantasievolle Geschichte. Der Hase Hollywood und seine Freunde betreiben ein Gasthaus in einer einsamen Bucht am Ende der Welt. Eines Tages taucht ein gefürchteter Piratenkapitän bei ihnen auf und vergisst doch glatt seinen Seesack unter dem Tisch. Darin befindet sich alte Schatzkarte und ein geheimnisvoller rosa Glitzerball. Der Ball entpuppt sich als Ei, aus dem ein kleiner Drachen schlüpft. Und damit beginnt eine abenteuerliche Reise zur Schatzinsel, denn auf der Karte sind auch die Drachen verzeichnet, den das Hasen-Team zu seinen Eltern bringen möchte. Sehr feine Illustrationen, grundsätzlich eine gute Geschichte, aber grobe handwerkliche Fehler für den Kinderroman. Weiter zur Rezension:     Hase Hollywood und das Geheimnis des Drachenlandes von Stefan Rasch, Simon Rasch und Anja Abicht