Ein Schweizer Krimi aus dem Tessin hatte mich gereizt. Nach 50 Seiten habe ich abgebrochen, nochmal weiter hinten 3 Seiten gelesen. Es wird sprachlich nicht besser. Wenn ich einen Roman nach so kurzer Zeit abbreche, liegt es immer an der Sprache. Drei Ehepaare, ein Paar und zwei Männer gehen auf eine Wanderung in die Tessiner Alpen (verschiedene Gruppen). Hoch über der Leventina treffen sie an einer Berghütte aufeinander, in der sie übernachten wollen, die aber geschlossen ist, vom Hüttenwart keine Spur. Es beginnt es zu schneien, ein Abstieg ins Tal ist zu gefährlich. Also brechen die Wanderer die Tür auf.
Seit er einen fortgeschrittenen Managementkurs besucht hat, hält er seine Tür immer offen und demonstriert, wachsam wie eine Eule, bloß am Tag – seine stetige Bereitschaft, seine Untergebenen zu empfangen, die er auf moderne Weise als Mitarbeiter bezeichnet. Diese nutzen aber die Gelegenheit nur selten, auch weil in der Regel diejenigen, die es versuchen, viele Händedrücke bekommen und wenige konkrete Antworten.
Ich habe mich vor der ersten Seite an nicht wohlgefühlt. Lange, verschachtelte Sätze, teils gefüllt mit Adjektiven erschweren das Lesen. Und es sind umständliche Beschreibungen, hölzern, teilweise unpassend, Sätze, die mich mit dem Kopf schütteln ließen. Hier fehlt für mich jeglicher Sprachrhythmus. Den Inhalt will ich nicht groß bewerten, denn ich habe ja nur 50 Seiten gelesen. Hier sind einige Kerle unterwegs, die unermüdlich untereinander mit Machtgehabe beschäftigt sind, Frauen die sich ducken. Die Dialoge sind überzogen und unbeholfen, sodass die Charaktere unglaubwürdig wirken. Frauen haben ein «angespanntes, aber niedliches Lächeln», werden als unfähig und dumm von den Männern dargestellt.
Reto, der gerade die Karte studiert, merkt im ersten Moment nicht, dass er beobachtet wird. Als er sich umdreht, erreicht ihn der Schatten einer dicken Wolke, und mit dem Schatten auch die Erkenntnis einer Begegnung, die er hätte vermeiden wollen.
Arthos erweckt Vertrauen in ihr. Außerdem, falls er ihren unschuldigen Verrat entdecken würde, würde es Markus, der im Klatsch seinen Lebenssinn gefunden hat, sicher nicht wagen, ihr einen Mangel an Zurückhaltung vorzuwerfen.
Nach einer Wartezeit, die er damit verbraucht hat, Ärger zu sammeln, hat der Anblick von Erikas Kopf, der vom Pfad hervorragt, den Effekt einer Nadel auf einem Luftballon.
Neben einem hölzernen Ausdruck gibt es viele Doppler, also Inhalte im nächsten Satz wiederholt werden oder Überschreibungen; Dinge die der Leser aus dem Subtext lesen sollte, werden groß und breit erklärt. Diesem Text fehlt oft präzise Sprache! Ein alpines Bergsteigererlebnis. Das hatte mich gereizt, weil ich mir sicher war, in diesem Krimi schöne Vignetten zu finden, Beschreibungen der Bergwelt. Davon ist nicht ein Satz eingebunden. Man steht morgens auf, setzt sich ins Auto, fährt zum Parkplatz an der Seilbahn (wer ist wohl zuerst da?), nimmt den Aufstieg. Schon wird Pause gemacht, geschaut, welche Frau das lobenswerteste Vesper gepackt hat, und gleich darauf steht man vor der Hütte. Über der Leventina – einen besseren Einstieg, um hier atmosphärisch in den Roman einzusteigen, gibt es nicht. Das wurde leider verpasst. In den ersten Seiten kommen eine Menge Hauptpersonen ins Spiel, die teilweise gar nicht eingeführt werden, plötzlich werden sie auf das Papier hineingebeemt, sind da, man weiß nichts mit ihnen anzufangen. Man bekommt keinen Draht zu den hölzernen Protagonisten, Spannung baut sich nicht auf. Ich habe ein wenig geblättert, hier kommt nichts mehr. Es ist anstrengend, das Taschenbuch zu halten. Die feste Verleimung am Buchrücken zwingt den Leser, mit Kraft die Seiten auseinanderzudrücken – das ist unangenehm. Dies ist keine Rezension, sondern lediglich die Erklärung für den Abbruch. Tut mir leid, es war nicht mein Krimi.
Elda Pianezzi
Höhenfieber über der Leventina
Originaltitel: 2745 m s.l.m.; Salvioni arti 2010
Aus dem Italienischen übersetzt von Claudia Tassone
Krimmi, Tessin
288 Seiten, Taschenbuch, PUR-Klebebindung
Antium Verlag, 2020
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