Direkt zum Hauptbereich

Zu Gast auf Mallorca von Thomas Niederste-Werbeck - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing




Zu Gast auf Mallorca

 von Thomas Niederste-Werbeck

Sehnsuchtsorte, Originalrezepte und Geheimtipps


Der Anfang: Mallorca berührt. Hat mich immer begeistert! Nicht erst, seit ich hier wohne. Diese Naturschönheit des Südens, wo hochalpine Gebirgszüge nur einen Steinwurf vom weiten Flachland entfernt liegen. Jede Seite hat ihr eigenes faszinierendes Gesicht.

Bei Mallorca denken viele Menschen automatisch an den Ballermann. Doch das ist nur ein kleiner Punkt auf der Insel, der eigentlich nicht erwähnenswert ist. Wenn man die Insel ganz betrachtet, gibt es hier ziemlich viele schöne Orte, liebenswerte Landschaften, Rückzugsorte, eine gehobene Gastronomie, sowie einfache, traditionelle Speisen – eine Insel die es Wert ist besucht zu werden – landschaftlich und kulinarisch. Thomas Niederste-Werbeck führt uns mit diesem Buch über die Insel, zeigt uns Flecken zum Verweilen, Restaurants, bzw. Hotel-Restaurants.

RE­ST­AU­RANT NENI IM BI­KI­NI HO­TEL
© CALLWEY VERLAG

DO­RA­DE MIT ZI­TR­O­NEN­GRAS IM QUIN­CE
© CALLWEY VERLAG 

Zunächst wird das jeweilige Haus beschrieben, seine Geschichte, seine Spezialitäten, mancher Gastwirt kommt zu Wort. Oder es gibt gleich mehrere Häuser zu einem Fixpunkt. Rechts dazu befinden sich jeweils auf der Seite die Infos zu Adresse, Öffnungszeiten, Webpage – sowie ein «Geheimtipp» eines Gastronoms, der aus einem Ausflugsziel, oder einem allgemeinen Tipp besteht. Danach folgen je ein paar Rezepte aus diesen Lokalitäten.




Aus jeder Seite spricht die Liebe und die Begeisterung von Thomas Niederste-Werbeck für diese Insel. Mallorca begeistert mit wundervollen Buchten mit türkis-blauem Wasser und weißen Stränden. Viele der Restaurants befinden sich in antiken Häusern oder es sind typisch mallorquinische Bauten, Fincas weit ab vom Touristenrummel. Köche einer neuen Generation, die auf die Wurzeln zurückgreifen, sich auf das Wesentliche besinnen, auf das Saisonale. Genussküche, Landhausküche in genießerischem Ambiente, fernab von Pauschaltourismus.





Einige der 70 Rezepte sollte man nachkochen! Andere entstammen der Sterneküche, man benötigt ziemlich viele Zutaten und jede Menge Einzelarbeiten stehen an, dass es sich für mich nur lohnen würde, wenn ich mindestens 10 Freunde zu Gast hätte. «Gefüllter Seeigel» – der Salat sieht klasse aus – der Seeigel wird auch nur befüllt, wofür man auch andere Schälchen nehmen kann. Die Zutaten sind eigentlich gut und einfach. Nur: 10 Gramm Kimchi (eingelegter Kohl) ohne Moto? Dafür werde ich nicht extra Kimchi ansetzen. Was ist Moto? Beim Googeln werde ich auch nicht viel schlauer, stelle aber fest, dass Kimchi in Verbindung mit Moto wohl eine scharfe Chilisoße ist und diese wohl hier gemeint ist. «Carpaccio vom Kalbskopf mit Garnelen und Spargel» – Bitteschön, woher soll ich einen Kalbskopf mit Wangen herbekommen? Das Rezept ist gut, man kann es sicherlich auch mit anderen dünn geschnittenen Fleischscheiben abändern. Es gibt einige Rezepte, die verdammt aufwenig sind. Andere sind charmant und einfach, die muss man ausprobieren! «Orangenkuchen», «Fisch in Chraime», «Burrata mit gerösteter Aubergine» (obwohl – hier werden zuvor frische Tomaten in Öl gebacken, danach getrocknet – die gibt es fertig zu kaufen, sage ich mir …), «Tintenfisch nach galizischer Art», «Coca mit gerösteter Paprika» (ähnlich einer Pizza). «Distelpilz mit Kichererbsen-Tempeh-Zuckerschotenund pochiertem Ei» – Was bitte sind Distelpilze? Finde das mal heraus! Irgendwann stößt man die lateinische Bezeichnung. Damit geht es dann ganz einfach: Es sind braune Kräuter-Seitlinge. Na bitte, die hatte ich der Optik nach schon als Alternative im Kopf! Erbsencreme, «Ratatouille mit Ziegenkäse», «Spargel-Carbonara» (ganz ohne Pasta), «Vitalbrot mit Avocado und pochiertem Ei», Tomatenreis im Tontopf, «Pan amb oli» (Ich liebe dieses katalanische, geröstete Brot mit Tomatenmatsch und Olivenöl!) – ländliche, einfache Küche, auch gut nachzukochen. Es gibt einige leckere Ideen. Ein hochwertiger Band der Reiseliteratur im Mix mit Rezepten – schon der Leineneinband spricht für sich.

BÜFFEL-MO­ZA­REL­LA MIT MAN­GO UND RU­CO­LA
© CALLWEY VERLAG



TER­RASSE VOR DEM EL OLI­VO
© Callwey Verlag

Die Fotos von Janne Peters laden ein. All die beschriebenen Landschaften und Lokale laden ein, Mallorca zu besuchen – das Buch ist ein Augenschmauss. Die aufwendigen Gerichte muss man auch nicht nachkochen  – man sollte sie vor Ort genießen. Dieses Buch ist eine Mischung aus Reiseführer, Gastronomieführer und Kochbuch. Ideal zur Vorbereitung einer Reise, zur Nachbereitung in der eigenen Küche.

GE­BA­CKE­NE AU­BER­GI­NE MIT SA­FR­AN­JO­GHURT
© CALLWEY VERLAG

Thomas Niederste-Werbeck ist Experte für Design und gutes Essen. Als Kreativdirektor und Chefredakteur wurden unter seiner Federführung Zeitschriften wie Architektur & Wohnen, Salon, Häuser und Dogs entwickelt und erfolgreich geführt. Mallorca kennt und liebt er seit seiner Jugend. 2016 verlegte er teilweise seinen Wohnsitz nach Mallorca und gründete in Artà sein neues Designstudio.

Janne Peters ist Fotografin aus Leidenschaft. Mit viel Liebe zum Detail und der jeweiligen Stimmung fängt sie ein, was sie selbst fasziniert. Seit über 20 Jahren arbeitet Janne Peters für Magazine wie Salon, Der Feinschmecker, AD und Elle Decoration und konzentriert sich dabei vor allem auf die Food-, Still- und Interiorfotografie.


Thomas Niederste-Werbeck 
Fotos:  Janne Peters
Zu Gast auf Mallorca
Sehnsuchtsorte, Originalrezepte und Geheimtipps
Kochbuch, Restaurantführer, Reiseführer, Reiseliteratur, Mallorcastyle, Mallorcafood, Mallorcarestaurants, Mallorcatraveltips
240 Seiten, Leineneinband
Callwey Verlag, 2020






Kulinarische Bücher 

Kochbücher, Backbücher und alles rund um Lebensmittel findet sic kompakt auf dieser Seite. Auch Genussromane, soweit ich welche lese. Schleckermäulchen also hierher klicken:

Sachbücher

Hier stelle ich Sachbücher vor, die im Prinzip nichts mit Fachliteratur zu tun haben. Eben Sachbücher jeder Art, die ein breites Publikum interessieren könnte.
Sachbücher

Das besonder Buch zum Verschenken

Leseverrückte freuen sich fast über jedes Buch. Aber manchmal möchte man nicht einfach ein Buch schenken, sondern jemanden eine besondere Freude machen: Der Mutter, der/dem Liebsten, dem Biertrinker, dem Reiseverrückten, dem Kunstkenner, dem Koch und / oder Genießer der guten Küche. Manchmal soll es mehr als schlicht ein Buch sein ... einfach mal reinschauen!
Das besonder Buch zum Verschenken

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann . Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Rezension - Die Grille in der Geige von Anna Haifisch

  Eines Sommers findet eine wandernde Grille im Wald eine alte Geige . «Wie praktisch!», ruft sie und zieht in das geräumige Instrument ein. Sie töpfert und zieht Nudeln und des Nachts zupft sie die Saiten, erfreut alle Insekten und Mäuse in der Umgebung mit ihrer Musik. Doch als ein bitterkalter Winter das Land überzieht, stürmen die Insekten das Heim der Grille , zerhacken es und zünden es an … Ein humorvolles Bilderbuch ab 4 Jahren – Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Grille in der Geige von Anna Haifisch 

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Kalte Füße von Francesca Melandri

  Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der «Rückzug aus Russland» hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt - auch in der Familie von Francesca Melandri, einer der wichtigsten Autorinnen Italiens. Ihr Vater hat ihn überlebt. Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Der Vater ist vor allem in der Ukraine gewesen. Sie tritt mit ihrem verstorbenen Vater in ein Zwiegespräch, wobei sie den Krieg damals mit dem Heutigen in der Ukraine vergleicht. Und es ist eine Abrechnung mit der italienischen Linken. Empfehlung, unbedingt lesen! Weiter zur Rezension:    Kalte Füße von Francesca Melandri 

Rezension - Dunkle Sühne von Karin Slaughter

  Gesprochen von NinaPetri  Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 19 Stunden und 55 Minuten  Willkommen in North Falls - einer kleinen Stadt, in der jeder jeden kennt. Das glauben zumindest alle. Bis zum großen Feuerwerk am 4. Juli . Als in dieser Nacht zwei Teenager-Mädchen verschwinden, ist die Stadt in Aufruhr. Für Deputy Emmy Clifton wird der Fall zur Bewährungsprobe – beruflich und persönlich, ihr Vater ist der Sheriff der Kleinstadt. Eines der vermissten Mädchen ist die Tochter ihrer besten Freundin, und Emmy weiß, dass sie sie nach Hause bringen muss, um eine alte Schuld zu begleichen. Doch je tiefer Emmy in die Ermittlungen eintaucht, desto stärker wird ihr bewusst, dass hinter den vertrauten Gesichtern der Kleinstadt dunkle Abgründe lauern. Ein klasse Auftakt für eine Serie,  Copkrimi , Whodunnit , ein düsterer, stimmungsvoller literarischer Krimi aus den ländlichen Südstaaten, gut aufgebaute Charaktere, toxische Männlichkeit , Spannung, Familiendramen, Wendun...

Rezension - Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

  Ein atmosphärisch dichter und spannender Schweden-Krimi von Hans Rosenfeldt, bekannter Krimiautor und Drehbuchautor (skandinavische TV-Serie «Die Brücke», britische Fernsehserie «Marcella» über Netflix) erwartet uns mit dem Auftakt einer neuen Serie. Die Erwartungen waren hoch. Rosenfeldt hat geliefert. Die Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, wird zufällig zum Schauplatz eines Drogendeals. Wer hat die Drogen und das Geld, wer wird sie am Ende bekommen? Der einzige der durchblickt, ist der Leser – Dank Mehrperspektivität. Denn alle Protagonisten tappen im Dunkeln – wissen nichts voneinander. Ein komplexer und spannungsreicher Thriller! Weiter zur Rezension:    Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

Rezension - Was danach kommt von Anika Suck

  Karmen passt einen Moment beim Autofahren nicht auf und verursacht einen Verkehrsunfall mit tragischem Ausgang – ein Kind ist tot. Es sind nur ein paar Sekunden, die Karmens Leben in seinen Grundfesten erschüttern. Denn im darauffolgenden Prozess muss sie sich einer Schuld stellen. Von der Presse Kindsmörderin getauft und von der Empörungsgesellschaft vorverurteilt, wird sie auch von ihrem sozialen Netz fallen gelassen. Am Ende muss Karmen selbst entscheiden, ob sie schuldig ist oder nicht. Mich konnte das Buch nicht überzeugen, da für mich die Darstellung der Geschichte absoluter Gerichts-Nonsens ist. Weiter zur Rezension:    Was danach kommt von Anika Suck  

Rezension - Aggie und der Geist von Matthew Forsythe

  Aggie freut sich darauf, endlich in ihr eigenes Haus einzuziehen – bis sie feststellt, dass dort bereits ein Geist wohnt. Das Zusammenleben läuft mehr schlecht als recht; nirgendwo hat sie ihre Ruhe. Also stellt Aggie Regeln auf. Doch der Geist hält sich leider nicht gerne an Regeln, bricht sie alle. Aggie fordert ihn völlig entnervt zu einem Wettkampf in Tic-Tac-Toe heraus – wer gewinnt, bekommt das Haus. Ein herrliches Bilderbuch an 4 Jahren, das mit viel Humor geschrieben ist und eine Menge Diskussionen zum Zusammenleben bietet. Weiter zur Rezension:    Aggie und der Geist von Matthew Forsythe