Rezension
von Sabine Ibing
Zeichnen mit Watercolor Effekt
von Katharina Konte
Menschen, Tiere und Natur – alle Motive Schritt für Schritt
Mit Stift und Pinsel! In „Zeichnen mit Watercolor“ werden filigrane Zeichnungen mit farbigen Aquarell-Akzenten verschönert und dadurch zum Leben erweckt. Die atemberaubende Symbiose aus Zeichnung und Watercolor-Effekt findet in verschiedenen Motivwelten, von Mensch über Tier bis Natur, ihren Höhepunkt. (Verlagsbeschreibung)
Vielleicht verstehen die Autorin und ich unter Zeichnen verschiedene Dinge. Ich probiere mal zu erklären, was ich darunter verstehe. Wenn ich ein Ding, einen Menschen, eine Landschaft zeichnen will, dann muss ich den Raum verstehen, die Erde ist rund, jedes Ding wirft einen Schatten. Perspektive, Raumaufteilung, Vordergrund, Hintergrund – Licht und Schatten. Dinge, die man verstehen muss, wahrnehmen, bevor man zeichnet. Das braucht man diesen Doodels nicht. Eindimensional, die Draufsicht auf ein Ding, das schwarz konturiert wird, dann ausgemalt, wie Malen nach Zahlen, nur dass man die Konturen selbst zeichnen muss, werden hier gezeigt. Man kennt das aus dem Kindermalbuch, von Mandalas … Die Beispiele wirken auf mich wie die Vorlagen von Window-Colors. Klar, da die Farben flüssig vom Fenster herunterlaufen würden, malt man mit schwarzer Konturenfarbe die Umrisse, füllt sie bunt. Aber das würde ich nicht als Zeichnen bezeichnen!
Zu diesem Buch. Es beginnt mit dem Material: Bleistift, Zeichenstift, Feder, Watercolor – eben Aquarellfarben, Pinsel. Und dann geht es los. Vormalen mit dem Bleistift, Linien mit dem schwarzen Zeichenstift nachziehen, anmalen mit Aquarellfarbe. Ich würde es sogar gelten lassen, wenn es als ein erstes gegenständliches Gebilde zur Anschauung dienen würde. Aber das geht weiter bis zum bitteren Ende. Tiere, Blätter, Blüten – keine ganze Pflanze – lediglich ein Blatt oder eine Blüte. Am Ende kommen noch ein paar Girly-Köpfe. Die Blattrippen krakseln von der Mitte nach außen - eben das tun sie in der Natur so nicht, sie haben Schwung, Verästelungen, gehen nicht bis zum Rand! Hier wirkt es hart, stakelig. Die Blüten sind schlicht scheußlich. Zeichnen bedeutet, Dimension eines Gegenstandes zu erfassen, ihn in einen Raum zu stellen. Eine Kugel ist nicht einfach ein Kreis, und schwebt auch nicht auf einem weißen Blatt Papier, sie hat Schatten auf der Oberfläche und gibt Schatten. Sonst wäre sie eben ein Kreis. Zeichnen lebt von der Lebendigkeit der Striche, eine lockere Hand, ein lockerer Pinsel / Stift von dick nach dünn eine Kontur ziehen, keine Pflanze wächst rund oder gerade – dazu benötigt man Lockerungsübungen. Vordergrund und Hintergrund, räumliches Denken – ganz wichtig, wenn man Blüten malen möchte – all das kommt hier nicht vor, weil wir uns von der ersten bis zur letzten Seite im Kindermalbuchbereich bewegen.
Wer wirklich zeichnerisches Gestalten in Verbindung mit Aquarellfarbe lernen möchte, mit allen Grundlagen, dem empfehle ich das Buch »Das neue Aquarell Praxis Buch von Anita Hörskens« vom gleichen Verlag. Was in diesem Buch gezeigt wird, läuft unter der Kunstrichtung Doodel. Das sind diese kleinen, süßen Zeichnungen, mit denen man alles Mögliche verziert: Glückwunschkarten, Geschenkanhänger, T-Shirts, Turnschuhe, Kaffeebecher usw. Filigran und atemberaubend ist das hier nicht! Natürlich hat auch das Doodle seine Berechtigung, aber dann würde ich es immer in diesem Kontext – zeigen, kleine Zeichnungen, als Verzierung – aber auch die sind meist differenzierter, räumlicher.
Katharina Konte
Zeichnen mit Watercolor Effekt
Menschen, Tiere und Natur – alle Motive Schritt für Schritt
künstlerisches Gestalten
EMF, 128 Seiten
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