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Weils einfach gesünder ist von Alexander Herrmann - Rezension

Rezension 

von Sabine Ibing



Weil's einfach gesünder ist 


von Alexander Herrmann

Über 70 Genuss-Rezepte vom Frühstück bis Abendessen


Alexander Herrmann führt das Buch mit Oma Herta ein, die recht gesund gelebt hat, 104 Jahre alt wurde, am Morgen einen Sauerkrautsaft und Körnerbrot zu sich nahm, mittags wenig aß, vom Kuchen am Nachmittag den Quarkteig löffelte, aber nicht den Boden nicht anrührte, keine Nudeln mochte, abends nichts zu sich nahm, nur ein Glas Rotwein. Eine Grandame. Herrmann selbst praktiziert das intermittierende Fasten, indem er zwischen zwei Mahlzeiten 16 Stunden nichts isst. Was ist gesund? Obst und Gemüse; einheimische Superfoods wie Rosenkohl, Grünkohl, Rote Beete, Chicorée, Mangold, Him- und Heidelbeeren, fermentiertes Gemüse; Gemüse mit Bitterstoffen wie Artischocke und Endiviensalat. Dann geht es weiter mit Makronährstoffen und Fetten, Gewürze dürfen in der Küche nicht fehlen  – und gleich geht es weiter mit den Rezepten. 



«Der Start in den Tag» beginnt mit Getränken wie Ingwer-Mango-Shot; Smoothies oder Grüntee mit Vanillebutter; Birnenporridge mit Hanfsamen; Buchweizenknäckebrot mit Heidelbeer-Schoko-Joghurt; Hafer-Beeren-Pancaes, wobei die ersten Gewürze erklärt werden wie z. B. Matchapulver, Jiaogulan, Safran, Kurkuma. Hier finde ich persönlich sehr wenig, was mir als Frühstück gefallen würde. Eins ist dabei: Weizenkeim-Pancakes mit Walnüssen, Roter Beete und Granatapfel. Dabei auch die berühmte «Goldene Milch» mit viel Ingwer und Kurkuma, die ich mir allerdings lieber mit Joghurt plus Wasser oder richtiger Milch oder selbstgemachter Mandelmilch bereite, auch ohne irgendwelchen Sirup. Die gekauften Milchersatzprodukte sind mit viel zu süß und stecken eben voller ungesunder Nebenstoffe.




Unter «Hauptmahlzeiten» findet man Spaghetti mit Paprika-Haselnuss-Pesto, oder Trofie mit Avokadopesto, Pistazien und geschmolzenen Tomaten; Blumenkohlpizza und Fachwissen über Getreide und Hülsenfrüchte. Dazu natürlich auch Rezepte mit Buchweizen und Dinkel, Linsen und Co., Ofengemüse; auch Hähnchenbrust, gezupftes Huhn, Frikadelle, Rinderhüftsteak mit Knoblauch, Lauch im Speckmantel, Fisch. Das letzte Kapitel heißt «Kleine Gerichte». Hier finden wir eine Champignon-Kartoffelsuppe mit Walnussplätzchen; Kichererbsensuppe mit Kardamom, Curry und Rote-Beete- Relish; Karotten-Orangen-Tatar mit Gewürzmayonnaise und Arganöl, serviert auf Brotchips; Rote-Beete-Tampura mit Meerrettich-Tofudip; Brenessel-Tempura mit Orangendip; Gebratener Radicchiosalat mit blauen Essigtrauben; Petersilien-Mousseline (aus pürierten Kartoffeln) mit Fetabröseln und roten Zwiebeln; Gefüllte Aprikosen mit Ziegenkäse, roten Zwiebeln und Brotbröseln. 



Die Rezepte sind ausgewogen und alltagstauglich, einfach zum Nachkochen, es gibt Informationen zu Nährstoffen und deren Wirkungsweisen im Körper. Insgesamt liegen Rezepte mit Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide im Vordergrund; Fleisch, Fisch, Molkereiprodukte und Eier sind eher nachrangig, sehr viel Vegetarisches und das ein oder andere ist vegan. Das gefällt mir gut. Es werden die verschiedensten Öle benutzt – die schnell auch mal ranzig werden, wenn man sie der riesigen Auswahl zu Hause stehen hat – aber man kann sie ja flexibel auswechseln. Die kleinen Gerichte am Ende waren mir sehr sympathisch, in der großen Mitte bin ich nur bei dem ein oder anderen Rezept fündig geworden – obwohl ich Rote Beete, Hülsenfrüchte und das ein oder andere Getreide gern mag. Die lackierte Entenbrust mit Sanddorn, Safranhonig und Kürbis werde ich garantiert mal probieren und auch die Pastagerichte. Den Kohl-Möhrensalat, leicht angeschmort, haben wir ausprobiert, wobei ich die Sellerie und den Liebstöckel (mag ich nicht) gegen Porree ausgetauscht habe – war sehr lecker. Die meisten Gewürze hat man zu Hause, alle Zutaten sind leicht zu besorgen. Beim Register am Ende wird mit Schlagworten gearbeitet, was Sinn ergibt, da die Rezepte querbeet an Zutaten gestaltet sind. Aber man mus sich an das System gewöhnen: Sucht man das Rinderhüftsteak oder die Fleischpflanzerl (Frikadellen), bitte unter Rindfleisch nachsehen. Pasta findet man nicht unter Pasta, doch aber unter Nudeln, der jeweiligen Nudelsorte oder unter dem Schlagwort Pesto bzw. Avocado – eben der Zutat.



Unser Kohl-Möhrensalat aus dem Buch


Alexander Herrmann zählt zu den bekanntesten deutschen Spitzenköchen. Mit seinem Gourmet-Restaurant in «Wirsberg» (Franken) und dem «Imperial» in Nürnberg spielt der Zwei-Sterne-Koch in der kulinarischen Spitzenklasse, sein Wirtshaus-Konzept «Fränkness» in Nürnberg holt die bodenständigeren Genießer ab. So oder so versteht er es, die Menschen mit seiner Küche und seinem Humor zu begeistern – sei es in seinen Restaurants, im Fernsehen bei «The Taste», in seinen Kochbüchern oder bei seinen Live-Bühnenshows, mit denen er durch Deutschland tourt.


Alexander Herrmann
Weil's einfach gesünder ist
Kochbuch, gesunde Ernährung, Sachbuch
Hardcover, 224 Seiten
Dorling Kindersley Verlag, 2021



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