Direkt zum Hauptbereich

Robert räumt auf von Anna Schindler und Katrin Dageför - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Robert räumt auf 


von Anna Schindler und Katrin Dageför


Ein Mädchen erzählt uns eine unglaubliche Geschichte: witzig, rasant eine über das Aufräumen und Saubermachen. Aber vielleicht kennst du bereits Robert den Roboter, weil du ihn rausgeschmissen hast – oder weil er nun bei dir wohnt. Ganz von vorn: Wie immer herrscht leichter Familienkrach, weil die Kinder ihr Spielzeug nicht wegräumen, nicht das Zimmer aufräumen. Als hätte man nichts Besseres zu tun! Wie schön wäre es, jemanden zu haben, der aufräumt und mit einem spielt, wenn die Eltern die Wohnung putzen. Und siehe da, plötzlich steht diese Blechtonne auf Füßen vor der Tür.




Pling, Täck, Schepper!», macht es. Dann klappt er den Schirm zu und verschwindet in seinem Kopf. Als ich die Haustür öffne, läuft das Dingsda hinter mir her.

Gleich macht sich das Dingens dran, die Schuhe zu sortieren und aufzuräumen. Es pariert aufs Wort. Die Familie tauft den Blecheimer Robert. Der ist klasse, räumt das Kinderzimmer auf, spült das Geschirr und putzt das Badezimmer, kocht, serviert, wäscht und bügelt. Mama und Papa haben plötzlich wieder Zeit zum Spielen und Vorlesen. Das ist großartig.




Doch so ein Computer ist lernfähig, braucht keine Befehle mehr. Er weiß, was zu tun ist: aufräumen! Nico braucht eine Weile, bis er seine Burg aus den vielen Einzelteilen aufgebaut hat. Am nächsten Tag will er mit den Rittern spielen. Von wegen, Robert hat bereits die Steine auseinandergenommen, sortiert in die Kiste gepackt. Er räumt die Teller vom Tisch, bevor sie ganz leer sind. Die Familie sperrt sich nun auf den Balkon ein, hier können sie in Ruhe essen. Auf dem Spielplatz frist er die Sandkuchen aller Kinder samt Schaufeln. Robert muss weg. Der fliegende Robert ...

Eine Geschichte über das Aufräumen und Putzen. Warum müssen wir aufräumen und saubermachen? Gemeinsam macht es mehr Spaß, so das Fazit. Aber was ist Ordnung? Eine geordnete Unordnung ist erlaubt. Die Burg auf dem Wohnzimmerboden, mit der man am nächsten Tag spielen will, das begonnene Puzzle, die angefangene Bastelarbeit, die Hose über dem Stuhl, die ich morgen wieder anziehen will. Menschliche Logik lässt Ausnahmen zu, weil sie auf einem Erfahrungsschatz und dem sozialen Miteinander basiert. Der Mensch besteht aus Zwischentönen, er kann beleidigen, Witze erzählen, usw., was einem Roboter, der auf Zahlenlogik aufgebaut ist, fernliegt. Aufgegessen, Teller weg. Die menschliche Regel lautet: Erst wenn alle fertig sind, wird abgeräumt. Zusammensitzen vor den leeren Tellern und Kommunikation ist wichtig für den sozialen Menschen und während es Essens spricht man nicht. Mensch und Maschine – wo fängt es an, wo hört es auf. Haben wir vielleicht einen Saug-Roboter zu Hause, ein Haussystem, eine Alexa? Wir steuern auf eine Zeit der Roboter zu und darum sollten sich bereits keine Kinder mit dem Thema beschäftigen. Eine mathematische Auseinandersetzung und eine ethische.




Das Thema ist witzig und ansprechend aufgezogen, für Kinder ab 3 Jahren von der Edition Pastorplatz empfohlen. Das ist ok, aber ich tendiere eher zu 4 bei der Textlänge und inhaltlichem Verständnis. Insgesamt finde ich das Buch gut. Nur warum musste der Hausandroide aussehen wie eine Mülltonne? Das ist wohl Geschmack, da hätte ich mir eher etwas Realistisches gewünscht, ein modernes Design. Gut wiederum ist, dass Robert nicht wie ein menschlicher Androide aussieht, für Kinder muss dies klar unterscheidbar sein. Für mich sind ein paar Dinge unlogisch: Im Kinderzimmer isst Robert Papier, also ein Müllvernichter, dachte ich. Im Sandkasten wird er plötzlich vermenschlicht, meint, der Kuchen sieht lecker aus, und er isst Sandkuchen samt Förmchen und Schaufeln. Genau das ist völlig absurd. Ein Roboter hat keine Gefühle und er «isst» nicht wahllos, sondern vernichtet, worauf er programmiert ist. Auf dem Recyclinghof frisst er plötzlich alles Gelbe. Nächste Unlogik. Die letzten Seiten haben mich inhaltlich ein wenig irritiert. Eine Doppelseite mehr im Haus hätte ich mit gewünscht, um die menschliche «Unlogik» gegen Computerlogik zu stellen, um das zu festigen. Katrin Dageför arbeitet mit Mischtechnik, Zeichnungen, die computeranimiert sind. Es gibt viele Details zu sehen, die zum Sprechen auffordern, zum Vergleich mit dem eigenen Haushalt. Die Farben sind bunt, aber gedeckt, was mir bei der Detailfülle gefallen hat. Fazit: Ein empfehlungswertes Bilderbuch mit kleinen Abstrichen.


Geboren im Jahr 1966, wuchs Anna Schindler mit vier Geschwistern und in einem Haus voller Bücher im Odenwald auf. Persönliche Begegnungen mit Astrid Lindgren und Michael Ende beeindruckten sie nachhaltig. Mit 14 Jahren kam sie in die Schweiz und blieb im Appenzellerland hängen. Sie schrieb Geschichten, ein Theaterstück und hielt Lesungen. Seit 2015 ist sie als Autorin ganz in die Welt der Kinder- und Bilderbücher eingetaucht.
Katrin Dageför lebte ein Jahr in Montreal, danach ging sie nach Krefeld, um Grafik-Design zu studieren. Zehn Jahre arbeitete sie in Hamburg in verschiedenen Werbeagenturen als Art-Direktorin und arbeitet heute als freie Illustratorin.


Anna Schindler, Katrin Dageför 
Robert räumt auf
Edition Pastorplatz, 2020,
34 Seiten, im Format 21 x 27 cm, Hardcover 
ab 3 Jahren

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Nur noch kurz ein kleiner Furz! von Jonny Leighton und Mike Byrne

Kinder lieben Pupsbücher! Wie ist das eigentlich mit den Tieren? Wie pupsen die? Auf einer urkomischen Reise durch das Reich der Flatulenz beobachten Elefant und Maus die unterschiedlichsten Fürze. Und so lernt die Maus, dass Pupsen die normalste Sache der Welt ist! Witzig gestaltet, den Text in Reimform gebracht, macht dieses Bilderbuch Spaß! Lustiges Bilderbuch ab 3 Jahren, Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Nur noch kurz ein kleiner Furz! von Jonny Leighton und Mike Byrne

Rezension - Chronisch gesund statt chronisch krank von Dr. med. Bernhard Dickreiter

Von der Schulmedizin bis heute ignoriert: Die wahren Ursachen der chronischen Zivilisationskrankheiten – und was man dagegen tun kann Noch nie hat es so viele chronisch Kranke gegeben wie heute: Arthrose, Diabetes, Alzheimer, Rückenleiden, Krebs, Burnout usw. Der Internist, Reha-Experte und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter ist überzeugt, dass diese Patienten selbst aktiv etwas dagegen unternehmen können. Sein Standpunkt: Wir müssen alles dafür tun, damit es den Zellen in unserem Organismus gut geht. Jede Zelle ist von einer organtypischen Umgebung eingeschlossen, in die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Dort zieht die Zelle ihre Nährstoffe, den Sauerstoff, und hier entsorgt sie ihre Abfallstoffe. Ist die Zellumgebung nicht gesund, werden wir krank. Die Schulmedizin bekämpft meist nur Symptome: Schmerzen – Schmerztablette. Die Ursachen werden oft nicht hinterfragt, bzw. operabel versucht zu beheben: neues Knie, neue Hüfte usw. Dickreiter geht ganzheitlich vor. ...

Abbruch - Alles Gute von Eva Rossmann

  Alles Gute von Eva Rossmann Abbruch! Wir beide kamen nicht zusammen. Der Anfang konnte mich nicht begeistern, ich fühlte mich eher wie in einem Kochbuch, nicht wie in einem Krimi. Peter Gruber hat Eine App gegen die Spaltung der Gesellschaft geschrieben, «LISA wünscht ALLES GUTE», die Millionen User hat und damit ist er reich geworden, aber er hat den größten Teil in eine Stiftung gesteckt und etwas für seine Nichte bereitgelegt. Weil er sich bedroht fühlt, verabredet er sich mit der Journalistin Mira Valensky. Gruber erscheint nicht, ist plötzlich spurlos verschwunden. Freiwillig untergetaucht – wenn ja warum? Oder was immer auch passiert ist … Ich habe versucht, zu verstehen, was das für eine App ist. Man kann damit Menschen per Strichmännchen «Alles Gute» wünschen? Und damit soll Gruber Millionen verdienen, weil die User dafür bezahlen? Peter Gruber, ein ehemaliger Lehrer, der vor heutigen politischen Tendenzen warnt, die an die 1930er Jahre erinnern, plädiert für mehr Freundl...

Rezension - #Erstkontakt von Bruno Duhamel

  Doug, ein ehemaliger Fotograf lebt von der Öffentlichkeit zurückgezogen in den schottischen Highlands. Niemand liked seine Fotos, er ist frustriert, darum hat er seit 17 Monaten nichts veröffentlicht. Doch dann fotografiert er durch Zufall am See vor seiner Haustür ein seltsames Wesen – und teilt den Schnappschuss im sozialen Netzwerk «Twister». Danach geht er duschen, kommt zurück, kann es nicht fassen: «150.237 Personen haben auf ihren Post reagiert; 348.069 mal geteilt». Sofort bereut er seinen Post. Er ahnt, was nun geschehen wird, er hat Büchse die Pandora geöffnet … Ein herrlicher Comic, Graphic Novel, fast ein Cartoon, nimmt mit schwarzem Humor Social Media und Aktivist:innen diverser Gruppen auf die Schippe. Weiter zur Rezension:    #Erstkontakt von Bruno Duhamel

Rezension - Entführung im Drachenwald von Barbara van den Speulhof und Kurzi Shortriver

Theos bester Freund ist der Drache Kokolo, aber das darf keiner wissen. Denn Drachen gibt es ja gar nicht. Mitten in der Nacht klopft Kokolo an Theos Fensterscheibe: Sie müssen schnell etwas unternehmen denn der fiese Adler Malo hat eins der Babys von Tante Xenna Drachen entführt!  Werden sie noch rechtzeitig kommen? Lesenlernen mit einem Comic, kurze Texte, für Leseanfänger konzipiert. Eine spannende Graphic Novel ab 6 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Entführung im Drachenwald von Barbara van den Speulhof und Kurzi Shortriver

Rezension - Italien: Food. People. Stories von Haya Molcho & Söhne

  Haya Molcho begibt sich mit ihren Söhnen auf eine italienische Reise von Triest bis nach Sizilien, wobei sie lokale Produzent:innen und Köch:innen besuchen, die über die unterschiedlichsten Facetten der italienischen Kochkunst erzählen und uns ihre liebsten Rezepte verraten. Im zweiten Teil der kulinarischen Reise gibt es italenische Rezepte der Familie, typisch Neni. Levantinische Küche trifft auf italienische Originalrezepte; dabei auch traditionelle italienische Gerichte im Original. Reiseliteratur, Kulinarisches mit vielen Rezepten, Italienische Küche, Levante-Küche – Empfehlung. Weiter zur Rezension:   Italien: Food. People. Stories von Haya Molcho & Söhne

Rezension - Mäc Mief und die stinkbesonderen Unterhosen von Carola Becker, Ina Krabbe

  Wer hat die Superschaf-Unterhose geklaut? Finn ist sauer! Jemand hat seine stinkbesonderen Unterhosen von der Leine gestohlen. Sein Freund Mäc Mief muss den Dieb aufspüren, denkt sich Finn. Das schottische Schaf Mäc Mief liebt nichts mehr, als auf seiner Weide zu stehen und in Ruhe saftiges Gras zu fressen. Aber für seinen Lieblingsmenschen Finn geht die Spürnase auf die Suche. Gemeinsam mit seiner Freundin, Hütehund Bonnie, versuchen sie a la Sherlock Holms und Watson der Unterhosenbande auf die Spur zu kommen.  Weiter zur Rezension:    Mäc Mief und die stinkbesonderen Unterhosen von Carola Becker, Ina Krabbe

Rezension - Demon Copperhead von Barbara Kingsolver

  Gesprochen von Fabian Busch Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 20 Std. und 39 Min. Ein Trailer in den Wäldern Virginias. Das Land der Tabakfarmer und Schwarzbrenner, der «Hillbilly-Cadillac»-Stoßstangenaufkleber an rostigen Pickups, aufgegeben von sämtlichen Superhelden und dem Rest der Nation. Hier kommt Demon Copperhead zur Welt. Seine Teenie-Mutter ist frisch auf Entzug, der Vater tot. Ein starker Charakter mit großer Klappe und einem zähen Überlebenswillen schlägt sich durch: Er lebt in Armut mit einer Junkie-Mutter, ein gewalttätiger Stiefvater kommt dazu, es folgen Pflegefamilien mit Gewalt, Missbrauch, Kinderarbeit. Aufwärts geht es mit Comiczeichnen, Football; weiter geht es mit Drogensucht durch Oxi und Meth, erste Liebe und unermesslicher Verlust. Ein Bildungsroman, der berührt, kraftvoll erzählt. Empfehlung. Weiter zur Rezension:  Demon Copperhead von Barbara Kingsolver 

Rezension - Romina Casagrande Feuer auf den Bergen

  Mächtig sind die Berge, hart ist das Leben der Landwirte an der Grenze zwischen Italien und Österreich. Luce lebt in den späten Siebzigern mit ihrem Vater und Bruder versteckt im Wald. Nachts riskieren die Männer auf alten Schmugglerpfaden ihr Leben, doch die Welt verändert sich schnell. – Der Junge mit dem Wolfshund, der sich Hase nennt, der mit dem Auto verunfallte, will nicht zurück nach Hause. Er glaubt, er kann im Wald überleben; bloß nicht in ein Heim gesteckt werden. Zunächst klappt das Überleben in einer Höhle, doch im Winter wird es schwierig; er bricht in eine alte Hütte ein. Luces Familie gehört dieses Haus. Sie greifen greift ihn auf – und er darf bei ihnen bleiben. Guter Heimatroman zum Thema Freiheitskampf für Tirol. Weiter zur Rezension:    Feuer auf den Bergen von Romina Casagrande