Direkt zum Hauptbereich

Pronto! von Gennaro Contaldo - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Pronto! 


von Gennaro Contaldo

Die schnelle italienische Küche


Die italienische Küchenphilosophie, so lehrt uns Gennaro Contaldo, bringt durch schlichte, frische Zutaten, einfache, wohlschmeckende Gerichte zustande. Frisch – einfach – schnell - lecker  – genau darum ist die italienische Küche so beliebt, besonders zur Sommerszeit, denn die schnelle italienische Küche muss nicht ausschließlich aus Pasta und Pizza bestehen. 90 Rezepte, je in maximal 40 Minuten zubereitet, eingeteilt in Salate, Suppen, Pasta, Risottos, Fisch, Fleisch, Gemüse und Desserts. Am Anfang der Kapitel beschreibt Contaldo Grundlegendes zum Thema: Wie gelingt mir gutes Risotto?

Foto: © Kim Lightbody, ars vivendi

Gennaro Contaldo kennt man als Mentor von Jamie Oliver. In Großbritannien ist er als Fernsehkoch und Kochbuchautor bekannt. An Italiens Amalfi-Küste begann er bereits mit acht Jahren in Küchen zu arbeiten, wanderte Ende der Sechziger nach Großbritannien aus und arbeitete in diversen Londoner Restaurants, bevor er für Fernsehshows entdeckt wurde. Gleich zu Beginn finden wir eine Liste von 40 Basiszutaten, die man im Vorrat haben sollte, wobei meiner Meinung nach einige der Kühlschrank- und Frischezutaten dann doch wohl lieber bei Bedarf eingekauft werden sollten. Salate, Ricotta, Fleischwaren usw. gehört sicher nicht zum Standartvorrat. Frisch muss alles sein! So die anfänglichen Worte. Und genau das halten die Rezepte nicht immer ein. Salat mit dicken Bohnen, Artischocken, Ruccula und Parmesan – ein leckeres Rezept, das ich mit frischen Zutaten ausprobiert habe. Die Rezeptvorlage lautet: TK-Bohnen und Artischocken in Öl eingelegt. Was natürlich eine leckere Alternative ist.

Foto: © Kim Lightbody, ars vivendi

Schwarzer Reis kommt hin und wieder in den Rezepten vor. Der aus ursprünglich China stammende Reis, der mittlerweile auch in Italien angebaut wird, ist wirklich eine Delikatesse, die sich anzuschaffen lohnt. Auch den Erbsen-Burrata-Salat mit Sonnenblumkern-Crostini kann ich nur empfehlen. Bei den Suppen geht es recht deftig zu, das Übliche, das man von italienschen Eintöpfen kennt. Auch bei der Pasta und Risotto fand ich keine neuen Ideen. Das war alles ok., keine Frage, aber altbekanntes Traditionelles.

Foto: © Kim Lightbody, ars vivendi
Rochen mit Kirschtomaten und Bauernbrot – es gibt ein paar wunderbare Fischrezepte zu finden, einfach und schnell zubereitet. Hähnchen-Saltimbocca mit Fentina, den man sich im Feinkostladen besorgen muss, bzw. man sucht sich einen anderen passenden Schinken. Die Fleischrezepte sind wieder traditionell. Ich liebe Frittata – besonders die mit Erbsen, die ich allerdings mit frischem Gemüse zubereite – auch hier sind TK-Produkt empfohlen. Vor den Süßspeisen am Ende gibt es noch die traditionellen Rezepte für Salsa (Tomatensoße) und Pesto  falls sie jemand noch nicht kennt.


Foto: © Kim Lightbody, ars vivendi

Was mich stört, ist immer wieder der Hinweis auf den Feinkosthändler zu Wurstwaren, Nudeln, Reissorten, Zwiebeln usw. Es wird ein sardisches Brot empfohlen, «pane carasau», das garantiert nicht jeder italienische Feinkosthändler zur Hand hat. Die Rezepte sind gut und schnell zubereitet, einfach erklärt. Wer bereits schon vier italienische Kochbücher besitzt, wird keine neue Inspiration finden. Wer in die italienische Küche einsteigen möchte, ist gut bedient. Die großen Eingangsworte schnell, frisch und einfach sind allerdings nicht unbedingt stimmig. Schnell und einfach wird durch den Feinkosthandel gebremst. Pane Carasau, Castelluccio-Linsen, Fentina, div. Wurstwaren, schwarzer Reis, div. Nudelsorten, Safran, Dolcelatte usw. sind nicht einfach auf die Schnelle zu besorgen. Bei uns in der Schweiz findet man Bresaola und Safran in jedem Supermarkt, auch gibt es viele italienische Feinkostläden, doch auch die führen nicht alles. In ¨Deutschland und Österreich wird man wesentlich mehr Schwierigkeiten beim Einkauf haben. Zwei Möglichkeiten: Kreativ die Zutaten durch andere ersetzen oder teuer im Internet bestellen – was dann nicht besonders ökologisch ist. Was mir auf jeden Fall gefehlt hat, sind frische, junge Ideen. Auch die italienische Küche kennt eine moderne, kreative Umsetzung ihrer traditionellen Rezepte – die haben mir komplett gefehlt.

Resümee: Ein traditionelles, solides Kochbuch der italienischen Küche für schnelle leckere Rezepte. Bei den Zutaten genau hinsehen – wie man sie ev. ersetzen kann – bzw. frühzeitig Feinkostware bestellen. Ein solides Werk für alle, die mit der italienischen Küche beginnen wollen. Alte Hasen finden hier nichts Neues.


Gennaro Contaldo 
Pronto! Die schnelle italienische Küche
Sachbuch, Kochbuch, italienische Küche
192 Seiten
ars vivendi, 2019







Sachbücher

Hier stelle ich Sachbücher vor, die im Prinzip nichts mit Fachliteratur zu tun haben. Eben Sachbücher jeder Art, die ein breites Publikum interessieren könnte.
Sachbücher

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Zappenduster von Hubertus Becker

Wahres aus der Unterwelt Kurzgeschichten aus der Unterwelt: »Alle Autoren haben mehr als zehn Jahre ihres Lebens im Gefängnis verbracht.« 13 Geschichten von 6 verschiedenen Autor*innen. Diverse Schreibstile, vermischte Themen, aber das Zentralthema ist Kriminalität. Knastgeschichten, Strafvollzug, die Erzählungen haben mir unterschiedlich gut gefallen – zwei davon haben mich beeindruckt, die von Sabine Theißen und Ingo Flam. Weiter zur Rezension:  Zappenduster von Hubertus Becker 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension -MENSCH!: Eine Zeitreise durch unsere Evolution von Susan Schädlich, Michael Stang und Bea Davies

  Die Entstehungsgeschichte der Menschheit als spannende Comic-Sachgeschichte präsentiert – lehrreich und humorvoll verpackt! Woher kommen wir? Wer waren unsere Vorfahren? Und ab wann lernten sie, mit Werkzeugen umzugehen? Diese Graphic Novel nimmt uns mit auf eine Zeitreise durch die Evolution der Menschen, indem wir ihnen sozusagen hautnah begegnen. Wissenschaft meets Comic, Historische Fiction – Sachkinderbuch ab 10 Jahren, über die Evolution der Menschen – klasse gemacht! Empfehlung auch als Unterrichtsmaterial! Weiter zur Rezension:    MENSCH!: Eine Zeitreise durch unsere Evolution von Susan Schädlich, Michael Stang und Bea Davies

Rezension - Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

  Eine fantasievolle poetische Gutenachtgeschichte, eine Bilderbuch-Reise über das, was in der Nacht geschieht. Eine Tochter fragt den Papa: «Was ich dich schon immer mal fragen wollte ..... Was passiert eigentlich, wenn ich schlafe?» Und der Papa beginnt zu erzählen. Es beginnt um neun Uhr. Stunde um Stunde verändert sich die Nacht und zeigt uns ihr wahres, ihr traumgleiches Antlitz: Statuen spielen verstecken, Telefone rufen sich gegenseitig an, der Wal im Schwimmbad traut sich an die Wasseroberfläche, die Laternen trinken aus Pfützen… Ist das möglich, was Papa erzählt? Oder will er uns einen Bären aufbinden? Eine wunderschöne Gutenachtgeschichte ab 4 Jahren, die zu herrlichen Träumen einlädt. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

Rezension - In der Ferne von Hernan Diaz

  Anfang der 1850er Jahre, Håkan Söderström lebt zu einer Zeit in Schweden, in der die Menschen täglich ums Überleben kämpfen. Auszuwandern ins gelobte Land Amerika scheint eine Chance. So schickt der Vater die ältesten Jungen los. Zusammen mit seinem großen Bruder Linus steigt Håkan auf das Schiff nach England. Von dort soll es nach Nujårk, New York, weitergehen, doch im Hafen von Portsmouth verlieren sich die Brüder. Håkan fragt sich durch: Amerika! Doch der Bruder erscheint nicht auf dem Schiff – denn Håkan sitzt auf dem nach Buenos Aires. Das kapiert er zu spät, steigt in San Francisco aus. New York ist sein Ziel. Fest entschlossen, den Bruder zu finden, macht er sich zu Fuß auf den Weg, entgegen dem Strom der Glückssucher und Banditen, die nach Westen drängen. Sprachlich ausgefeilt, eine spannender, berührender Anti-Western, ein Drama mit einem feinen Ende. Die Epoche der Besiedlung Amerikas, Kaliforniens, wird hautnah eingefangen. Empfehlung! Weiter zur Rezension:  In der Ferne v

Rezension - Zeiten der Auflehnung von Aram Mattioli

  Aram Mattioli erzählt zum ersten Mal den langanhaltenden Widerstand der First Peoples in den USA - vom First Universal Races Congress (1911) über die Red Power-Ära und die Besetzung von Wounded Knee (1973) bis hin zu den Protesten gegen die Kolumbus-Feierlichkeiten (1992). Die American Indians waren dabei nie nur passive Opfer, sondern stellten sich dem übermächtigen Staat sowohl friedlich als auch militant entgegen.  Schwer verdaulich, wie die Native Americans noch im 20. Jahrhundert entrechtet und diskriminiert wurden. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Zeiten der Auflehnung von Aram Mattioli

Rezension - Ist Oma noch zu retten? von Marie Hüttner

  Ein herrlich spaßiger, spannender Kinderkrimi! Mit Papa und seiner neuen Flamme in die Berge zum Wandern oder zu Oma Lore. Keine Frage! Bei der fetzigen Lore ist es immer lustig. Jetzt sitzt Pia aber seit über einer Stunde auf dem Bahnhof, ohne dass Oma sie abgeholt hat. Sehr seltsam. Omas Haus ist nicht weit entfernt; und so macht sich Pia mit ihrem Rollkoffer auf den Weg. Niemand öffnet die Tür! Durch ein offenes Fenster gelangt sie hinein. Doch Oma bleibt verschwunden. Die Detektivarbeit beginnt … Ein Pageturner, ein Kinderroman, eine waschechte Heldenreise, ein rasanter Abenteuerroman und nervenkitzelnder Kinderkrimi ab 8-10 Jahren. Unbedingt lesen!  Weiter zur Rezension:   Ist Oma noch zu retten? von Marie Hüttner

Rezension - Spanischer Totentanz von Catalina Ferrera

Der erste Barcelona-Krimi, »Spanische Delikatessen«, von Calina Ferrera hatte mir als Hörbuch gefallen: leichte Story mit Lokalkolorit, feiner Humor, spannende Geschichte. Leider konnte mich der zweite Band nicht überzeugen. Weder Spannung noch ein Gefühl für die Stadt kam auf. Touristische Beschreibungen und Restaurantbesuche lähmen eine durchschaubare Kriminalgeschichte, die die Mossos d’Esquadra auf den Cementiri de Montjuïc und die Zona Alta führt. Weiter zur Rezension:    Spanischer Totentanz von Calina Ferrera

Rezension - Unser Deutschlandmärchen von Dincer Gücyeter

  Eine türkische Familiengeschichte, die mit der Urgroßmutter und der Großmutter einleitend beginnt. Die nächste Generation wandert nach Deutschland aus – das gelobte Land, wo Milch und Honig fließt. Der Traum, den viele «Gastarbeiter» träumten: Arbeiten, viel Geld verdienen, nach Hause zurückkehren und ein Haus bauen. Und dann wurden aus den Gästen Einwohner. In Deutschland die Türken – in der Türkei die Deutschen – entwurzelt, nirgendwo wirklich zu Hause. Eine Familie, die sich bemüht hat, sich zu integrieren. Ein Zwiegespräch zwischen Sohn und Mutter – zwei völlig verschiedene Generationen, aber auch eine Abrechnung mit der deutschen Gesellschaft und eine mit dem Heimatland und dem Machismo, mit der Erniedrigung der Frauen. Ein hervorragender Gesellschaftsroman, ein Bildungsroman über Migration, Rassismus und Misogynie – meine Empfehlung! Weiter zur Rezension:     Unser Deutschlandmärchen von Dincer Gücyeter

Rezension - Ein Freund wie kein anderer von Oliver Scherz und Barbara Scholz

Die Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die einige Krisen überwinden muss. Ein illustriertes spannendes Kinderbuch zum Vorlesen, ebenso für Erstleser geeignet. Ein Erdhörnchenkind und ein Wolf freunden sich an, haben manches Abenteuer zu bestehen und ihre Freundschaft wird auf die Probe gestellt. Weiter zur Rezension:    Ein Freund wie kein anderer von Oliver Scherz und Barbara Scholz